
(Rom) „Der Papst wußte seit Jahren“, was Msgr. Gustavo Oscár Zanchetta tat, sagt ein Opfer des ehemaligen Bischofs der Diözese San Ramón de la nueva Orán in Argentinien. Das Opfer reagiert empört auf die Nachricht, daß Bischof Zanchetta, der als Sexualstraftäter verurteilt ist, der Hausarrest gewährt wurde.
Am vergangenen 4. März war der ehemalige Bischof von Orán wegen des sexuellen Mißbrauchs von zwei Seminaristen zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und in den Strafvollzug überstellt worden. Nach nur vier Monaten öffnen sich bereits wieder die Gefängnistore. Dem Bischof wurde die Verbüßung im Hausarrest gewährt, den er in einer kirchlichen Einrichtung verbringen wird.
Der Fall Zanchetta geriet im Sommer 2017 in die Schlagzeilen, als der Bischof über Nacht sein Bistum verließ und verschwand. Die Folge waren zahlreiche Gerüchte, die ihn zunächst mit der Mißwirtschaft in Verbindung brachten, die in der Diözesen herrschte. Auch in seinem Heimatbistum Quilmes war Zanchetta bis zu seiner Bischofsernennung für die Finanzen zuständig gewesen und hatte diese zerrüttet hinterlassen.
Ein halbes Jahr nach seinem mysteriösen Abgang aus Orán tauchte Zanchetta wieder auf, nunmehr in Rom, wo er von Papst Franziskus eine ranghohe Position in der Apostolischen Güterverwaltung APSA erhielt, was sehr erstaunte. Es hieß, der Bock sei, nachdem er die Finanzen zweier Diözese in Unordnung gebracht hatte, erneut zum Gärtner gemacht worden. Wie war das möglich?
Damals wurde offensichtlich, daß Msgr. Zanchetta ein Protegé von Papst Franziskus war. Zanchetta hatte noch vor seiner Bischofsernennung mit dem damaligen Kardinal Bergoglio in der Argentinischen Bischofskonferenz eng zusammengearbeitet. Nur wenige Monate nach der Wahl von Papst Franziskus erfolgte Zanchettas Beförderung. Die Ernennung zum Bischof von Orán wurde von Franziskus im Juli 2013 während seines Aufenthalts in Brasilien zum Weltjugendtag bekanntgegeben.
Homosexueller Mißbrauchstäter
2018 kamen dann ganz andere Hintergründe für Zanchettas Flucht aus Argentinien ans Tageslicht. Auf seinem Handy war homo-pornographisches Material gefunden worden. Dann überschlugen sich die Enthüllungen. Er hatte als Bischof seine eigenen Seminaristen homosexuell zu korrumpieren versucht und einige mißbraucht. Es wurde ein Schreiben aus dem Jahr 2015 bekannt, das vom damaligen Regens des Priesterseminars, den beiden Generalvikaren des Bistums Orán und anderen hochrangigen Diözesanpriestern unterzeichnet war. Das Schreiben war ein Hilferuf an Rom um Schutz vor dem eigenen Bischof. Der Regens und die unterzeichneten Prälaten berichteten entsetzt vom sexuellen Fehlverhalten des Bischofs und der Notwendigkeit, die Seminaristen vor dem eigenen Bischof zu schützen.
Damit wurde auch bekannt, daß Papst Franziskus seit 2015 über die perversen Umtriebe Zanchettas unterrichtet, aber untätig geblieben war. Das bestätigte die Aussagen des ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, der im August 2018 enthüllt hatte, in seiner Funktion als Nuntius Papst Franziskus im Juni 2013 von dem homosexuellen Doppelleben von Kardinal Theodore McCarrick informiert zu haben. Papst Franziskus hingegen rehabilitierte den Kardinal und machte ihn zum starken Mann in der Kirche der USA. McCarrick wurde zum maßgeblichen Berater von Papst Franziskus, wenn es um die Vereinigten Staaten und die dortigen Bischofsernennungen ging. Erst als die New York Times im Juli 2018 McCarricks Doppelleben enthüllte, reagierte Franziskus mit dem Hinweis, nichts von allem gewußt zu haben.
So konnte sich auch Zanchetta im Vatikan verschanzen in der Hoffnung, wegen seines Aufenthalts im Ausland von der argentinischen Justiz nicht belangt zu werden. Es kam jedoch anders. Die argentinische Staatsanwaltschaft beharrte auf der Strafverfolgung und stellte Ende 2019 einen internationalen Haftbefehl aus. Schließlich stellte sich Zanchetta. Das Verfahren zog sich über drei Jahre hin. In dieser Zeit war der Bischof immer auf freiem Fuß. Von seiner Aufgabe in der Apostolischen Güterverwaltung wurde er schließlich „freigestellt“, nachdem die Medien deutliche Kritik geübt hatten.
Am 4. März 2022 erfolgte die Verurteilung zu viereinhalb Jahren Gefängnis wegen des sexuellen Mißbrauchs von Seminaristen, erschwerend, weil diese in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Bischof standen. Zanchetta mußte aber nur für eine Woche ins Gefängnis. Kaum im Gefängnis angekommen, erfolgte „aus Gesundheitsgründen“ seine Verlegung in eine Privatklinik.
Am 8. Juli wurde seinem Antrag stattgegeben, die Gefängnisstrafe im Hausarrest verbüßen zu dürfen – zwar nicht in dem von ihm genannten Privathaus, dafür aber in einer kirchlichen Einrichtung, einem Altenheim für Priester. Diese Einrichtung wird vom Diözesanpriester Diego Calvisi geleitet, der das Verfahren gegen Zanchetta unterstützt hatte und auch den Opfern zur Seite stand. Die Justiz will offensichtlich sicherstellen, daß Zanchetta einer gewissen Aufsicht unterliegt, die man durch Don Calvisi gewährleistet sieht.
Die Opfer, aber auch viele Gläubige der Diözese Orán sehen im Hausarrest den jüngsten Affront ihres protegierten ehemaligen Bischofs. Zanchetta war von Franziskus dem Bistum, wo man wenig begeistert war, vorgesetzt worden. Das Bistum Orán hatte unter Bergoglianern in der argentinischen Kirche den Ruf eines „konservativen“ Bistums. Mit der Entsendung seines Protegés scheint Franziskus zweierlei bezweckt zu haben: den ihm nahestehenden Prälaten zu befördern und zugleich eine konservative Diözese umzubauen.
Ähnliches tat Franziskus im Mai 2018, als er seinen Hauptgegenspieler in Argentinien, Erzbischof Héctor Rubén Aguer, emeritierte und einen seiner engsten Vertrauten, seinen Ghostwriter Victor Manuel Fernández, zum neuen Erzbischof von La Plata ernannte, dem wichtigsten Bistum des Landes nach Buenos Aires. Franziskus „beseitigte“ seinen konservativen Gegenpart im argentinischen Episkopat, beförderte seinen Protegé und nahm einen Richtungswechsel in der Erzdiözese La Plata vor. Solche strategischen Mehrzweck-Schachzüge scheinen Franziskus zu faszinieren.

„Drei Seminaristen sind geblieben … und warten seit drei Jahren geweiht zu werden“
Die Journalistin Silvia Noviasky von El Tribuno de Salta interviewte ein Opfer von Zanchetta, das sie M. C. nannte. Der ehemalige Seminarist geht über das Strafurteil hinaus:
„Es geht um viel Geld und Vetternwirtschaft: Der Papst wußte seit Jahren, was gemacht wurde.“
Einer der beiden ehemaligen Seminaristen, wegen dessen Mißbrauchs Zanchetta verurteilt wurde, hatte schon zuvor erklärt, „keinen klaren Kopf zu bekommen“ und kaum zu schlafen, seit er davon erfahren mußte, daß dem Bischof Hausarrest gewährt wurde und Zanchettas Anwalt nun auch in einer kirchenrechtlichen Voruntersuchung aktiv ist.
Der junge Mann, mit dem Silvia Noviasky sprach, prangerte „Komplizenschaften“ an, die noch heute Zanchetta decken würden. Dabei verwies er auf Papst Franziskus, den er beschuldigte, sich trotz der frühen Warnungen taub gestellt zu haben, und auf den derzeitigen Bischof von Orán, Msgr. Luis Scozzina.
Er selbst habe durch die Kirche keine Unterstützung erhalten:
„Wir müssen allein etwas überwinden, das uns für das Leben gezeichnet hat.“
Die meisten der Seminaristen, die Zanchetta mißbrauchte oder homosexuell zu korrumpieren versuchte, haben, wie auch der Interviewte, das Priesterseminar verlassen:
„Es gibt drei, die weitergemacht haben und auf die Ordination warten, die sie aber nie bekommen werden, weil sie als Zeugen für uns aufgetreten sind. Drei Jahre sind vergangen und sie warten immer noch auf die Priesterweihe.“
Die Nachricht vom Hausarrest für Zanchetta habe in ihm „Ohnmacht, Unbehagen und Unruhe erzeugt“:
„Ich denke, die Richter haben nicht berücksichtigt, was in dem psychologischen Gutachten über ihn steht, nämlich daß er manipulativ ist, daß er die Realität nicht so wahrnimmt, wie sie ist, sondern wie er sie haben will. Ihm wurde Hausarrest in einem Kloster gewährt, in das Kinder und ältere Menschen gehen, die gefährdet sind. Es ist etwas, was die Justiz nicht beachtet, daß der Ort, an dem Zanchetta sein wird, ein Ort ist, an den manipulierbare Menschen gehen können.“
Auf die Frage, ob er auch gegen den Hausarrest wäre, wenn Zanchetta mit niemandem Kontakt hätte, sagte M. C.:
„Ja, denn der Prozeß fand in Orán, einer kleinen Stadt, statt, in der wir uns alle kennen und in der wir uns alle gegenseitig Gefallen schulden, weil wir uns kennen oder die Geheimnisse des jeweils anderen kennen. Diese Gefälligkeiten von Leuten mit viel Macht haben Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, sodaß er vom ersten Tag seiner Verurteilung an eine gute Zeit hatte. Er ist nie wirklich ins Gefängnis gegangen, sondern war eine Woche lang im Gefängnis und danach in einer Privatklinik. Man wirft der Kirche und Scozzina [nunmehr Bischof von Orán] vor, sich um einen Gefangenen zu kümmern, für den sie nicht zuständig sind.“
Auf die kanonische Beschwerde haben die Opfer vom Heiligen Stuhl nie eine Antwort erhalten. Sie wissen nicht, ob ein Verfahren eingeleitet wurde oder nicht. Auf Nachfrage gebe es nur den allgemeinen Verweis auf das „päpstliche Geheimnis“.
„Ich bin überrascht, daß Zanchetta noch nicht in den Laienstand zurückversetzt wurde, es gibt Beispiele wie Rosi und Lamas, die zurückversetzt wurden, und warum behält Zanchetta seine Würde als Bischof bei?“
M. C. versuchte auf Nachfrage der Journalistin selbst eine Antwort darauf zu geben:
„Es gibt viel Vetternwirtschaft, und das kommt von Papst Franziskus, der einige Dinge predigt, aber andere tut, obwohl er schon vor Jahren alles wußte, was getan wurde. Es gab Beweise, Fotos…
Es gibt auch eine vom Papst unterzeichnete Anordnung, diese kanonische Voruntersuchung in Orán durchzuführen. Iniesta [Zanchettas Anwalt] wirft finanzielle Fragen auf, verlangt Rechnungen von den Priestern, die gegen Zanchetta interveniert oder ausgesagt haben. Sie unterstellen diesen Priestern, die ausgesagt haben, Kinder zu haben, und versuchen auf diese Weise, einen kanonischen Prozeß gegen sie anzustreben und zu verurteilen, um sie mundtot oder unglaubwürdig zu machen. Mit dieser Untersuchung will man von Zanchetta ablenken, andere Schuldige suchen, um Zanchettas Image aufzupolieren.“
„Der Täter bekommt alles gezahlt. Und das Opfer… ?“
Es gebe zudem noch andere Priester, die als Mißbrauchstäter schuldig wurden:
„Einigen wird der Prozeß gemacht, anderen nicht [M. C. nennt den Namen eines Priesters]. Ein Priester bekommt zwei Anwälte, das Opfer keinen. Der Junge, der diesen Priester angezeigt hat, wurde nicht einmal gefragt, ob er Unterstützung braucht. Er tut sein Bestes und wird mit einem Pflichtverteidiger vor Gericht erscheinen. Wie kann es sein, daß die Diözese die Anwälte des Täters bezahlt, während das Opfer mit einem Pflichtverteidiger vor Gericht erscheinen muß, weil ihm das Geld fehlt?
Wie kann es sein, daß die Kirche von Komplizenschaft unbelastet sein soll, aber für alle Kosten Zanchettas aufkommt, für seinen Aufenthalt im Kloster, in der Privatklinik, die Anwälte… ?“
Zanchettas Anwalt, der nun auch kirchenrechtlich aktiv ist, habe alles getan, um Zanchetta vor dem Gefängnis zu bewahren, was mit dem Hausarrest schließlich doch noch gelungen sei. In der ganzen Zeit habe der Anwalt in einem Fünf-Sterne-Hotel gewohnt, so M. C.
Der jetzige Bischof von Orán helfe Zanchetta, aber nicht den Opfern. Das sei „nicht in Ordnung“, so M. C.
Silvia Noviasky hatte bereits im vergangenen März, kurz nach Zanchettas Verurteilung, ein Interview mit einem der beiden mißbrauchten Seminaristen geführt, der aussagte:
„Zanchetta hat sich immer damit gebrüstet, ein Freund des Papstes zu sein, daß der Papst ihn angerufen hat, oder daß er ihn angerufen und ihm von uns erzählt hat. Wenn er aus Rom zurückkam, sagte er: ‚Ich war beim Papst, ich war im Bett des Papstes‘.“
Wörtlich: „Estuve con el Papa, estuve en la cama del Papa.“
„Als wollte er sagen: ‚Er [Papst Franziskus] ist ein sehr enger Freund von mir, der mir sehr nahesteht.‘ “
Text: Giuseppe Nardi
Bild: El Tribuno de Salta (Screenshots)
… kann‘s kaum erwarten, bis die deutschen Medien gegen Bergoglio so vorgehen, wie sie sich – ohne Beweise – gegen Benedikt ins Zeug gelegt haben!
Schlangenbrut!
Ich habe keine Kenntnisse, aber mein Bauchgefühl lässt mich dem Opfer glauben – das ist doch schrecklich, ist die Kirche schon soweit?