
(Buenos Aires/Rom) Die argentinische Staatsanwaltschaft für Sexualdelikte hat einen internationalen Haftbefehl gegen Bischof Gustavo Zanchetta erlassen.
Staatsanwältin Maria Soledad Filtrin Cuezzo spricht von „schwerwiegendem sexuellen Mißbrauch“ von zwei Opfern durch den ehemaligen Bischof von Oran und nunmehrigen Mitarbeiter der Römischen Kurie. Erschwerend sei , so die Staatsanwältin, daß die Taten unter Ausnützung eines Vertrauensverhältnisses von einem hochrangigen Kirchenvertreter begangen wurden.
Der internationale Haftbefehl wurde erlassen, nachdem Bischof Zanchetta auf wiederholte Telefonanrufe und E‑Mails an die Kontaktadressen, die von ihm im vergangenen August freiwillig angegeben wurden, nicht reagiert hatte.
Die Staatsanwaltschaft hatte sich im vergangenen Juni nach der Anklageerhebung gegen die Aufhebung der Reisebeschränkungen ausgesprochen, die es Msgr. Zanchetta untersagten, Argentinien zu verlassen, wohin er auf Aufforderung der Staatsanwaltschaft zurückgekehrt war. Die zuständige Gerichtsbehörde erklärte aber die Versicherung des Bischofs, jederzeit bei Bedarf nach Argentinien zurückzukehren und sich den Justizbehörden zur Verfügung zu stellen, für glaubhaft. Dieser verließ Argentinien noch im Juni und kehrte in den Vatikan zurück. Dort ist er vorerst für die argentinischen Behörden unerreichbar.
Die Gerichtsbehörde ordnete am 12. November die Eröffnung des Hauptverfahrens an. Deshalb wurde versucht, Bischof Zanchetta zu kontaktieren, um ihn vorzuladen. Bisher erfolglos.
In einem psychiatrischen Gutachten heißt es, der Bischof sei „eine Persönlichkeit mit psychopathischen Merkmalen (Manipulationsindikatoren, oberflächlichen Emotionen, mangelndem Einfühlungsvermögen)“. Er weise aber weder eine Psychose noch eine andere psychische Störung auf, die seine Realitätswahrnehmung verändere. Es gehe ihm aber um Machtausübung über andere, was auch das gezeigte Verhalten und sozial verwerfliche Handlungen einschließen könne.
Gustavo Oscar Zanchetta war im Juli 2013 von Papst Franziskus zum Bischof von Oran, einem Suffraganbistum der Erzdiözese Salta, ernannt worden. Die Ernennung verwunderte, da Zanchetta als Generalvikar seines Heimatbistums Quilmes, Verwaltung und Finanzen zerrüttet hatte.
Vier Jahre später, verschwand Zanchetta Ende Juli 2017 über Nacht aus Oran. Über seinen Verbleib gab es im Bistum keine Nachrichten. Papst Franziskus emeritierte Zanchetta am 1. August 2017 „auf eigenen Wunsch“. Im Dezember 2017 tauchte er plötzlich in hoher Position in der Apostolischen Güterverwaltung des Vatikans wieder auf. Das verwunderte erst recht, nachdem Zanchetta gleich zwei Bistümer durch schlechte Verwaltung zerrüttet zurückgelassen hatte.
Langsam wurde aber die wirklichen Gründe seines fluchtartigen Abtauchens bekannt. Hochrangige Priester seines Bistums hatten sich an den Apostolischen Nuntius und an Rom gewandt und ein homosexuelles Doppelleben des Bischofs gemeldet. Auf seinem Handy waren anstößige Bilder gefunden worden. Zudem klagten der Regens des Priesterseminars und die Generalvikare, daß der Bischof eigene Seminaristen sexuell korrumpierte.
Der Vatikan reagierte auf erste Medienberichte mit dem Hinweis, nichts davon gewußt zu haben. Im Frühjahr 2019 tauchten aber Eingaben aus dem Bistum Oran auf, die bereits aus dem Jahr 2015 stammten. In Rom wußten man demnach Bescheid, ohne einzugreifen. Selbst als es dem Bischof in Argentinien „zu heiß“ wurde, und er über Spanien in den Vatikan ging, nahm ihn Franziskus dort mit offenen Armen auf und setzte ihn auf einen hochrangigen Posten. Erst als die Medien die wirklichen Hintergründe und zum Beleg einige Dokumente enthüllten, teilte der Vatikan mit, Zanchetta habe sein Amt ruhend gestellt. In der Fastenzeit 2019 nahm er jedenfalls noch mit den hochrangigen Kureinmitarbeitern und Papst Franziskus an den Fastenexerzitien teil.
Man wird sehen, wie Santa Marta nun mit dem internationalen Haftbefehl gegen Zanchetta umgehen wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Ein argentinischer McCarrick??
Gustavo Zanchetta gehört also zur ersten Garde. Daraus lässt sich immerhin schließen, dass der amtierende Papst seinen argentinischen Landsmann persönlich gut kennt und wohl auch schätzt. Immerhin hat ihn Bergoglio nach Bekanntwerden der Vorwürfe zu sich in den Vatikan geholt, ihm einen Posten verschafft und wohnt mit ihm im vatikanischen Gästehaus Casa Santa Martha „unter einem Dach“. Vielleicht frühstückt er sogar gemeinsam mit dem Papst? Dazu sollte man einmal den allseits bekannten deutschen Vatikanisten Andreas Englisch fragen. Der kennt sich da besonders gut aus. Hat darüber sogar mal etwas in einem seiner Bücher geschrieben. Ob er auch mit dem Papst auf Fernost-Reise ist?
Jedenfalls alles sehr suspekt was da im Staate St. Marta abgeht!