
(Valletta) Papst Franziskus besuchte am vergangenen Wochenende Malta. Seit 2004 gehört der Inselstaat im Mittelmeer als kleinstes Land zur EU. Auf dem Rückflug sprach Franziskus vor allem über Migranten und den Ukrainekonflikt – mit altbekannten, aber auch einigen interessanten Aussagen.
Am Samstag traf sich Franziskus mit den Staatsvertretern und dem Diplomatischen Corps. Abends fand dann eine Gebetsvigil auf der Insel Gozo statt. Gestern, Sonntag, besuchte das Kirchenoberhaupt die Paulus-Grotten von Rabat, in denen sich laut Überlieferung der Apostel Paulus aufhielt. Diese Grotten wurden dann von den Christen als Friedhof genützt. Die Bestattungen brachen erst mit der Eroberung der Inseln durch nordafrikanische Muslime im Jahr 870 ab. Durch die islamische Eroberung wurden die Inseln unbewohnt. Erst im 11. Jahrhundert, wenige Jahrzehnte vor der Rückeroberung durch die Normannen, begann vom damals auch islamisch besetzten Sizilien die Wiederbesiedlung der Insel.
Anschließend folgte gestern ein Pontifikalamt im Freien und am Nachmittag eine Begegnung mit Migranten.
Auf Malta verwendete Franziskus das Papamobil, das unter Johannes Paul II. eingeführt wurde. Allerdings trägt das Gefährt auch im zehnten Jahr des derzeitigen Pontifikats noch das Wappen von Benedikt XVI. Spötter, wie sie nicht nur unter den Vatikanisten zu finden sind, meinten, daß Franziskus dadurch die Phantasien der „Benevakantisten“ befeuere. Als „Benevakantisten“ werden von ihnen Katholiken genannt, die Benedikt XVI. noch immer für den legitimen Papst halten. Die Anspielung auf den Sedisvakantismus, laut dem der Stuhl Petri derzeit unbesetzt sei, ist offensichtlich und läßt erkennen, daß die Zuschreibung unfreundlich gemeint ist.

Auf dem Rückflug gab Franziskus wieder eine fliegende Pressekonferenz, bei der er von seinen Knieproblemen sprach. Vor zwei Wochen habe er „nichts machen können“. Die Genesung sei langsam, aber es gehe schon besser.
Der Papst wiederholte bei dieser Gelegenheit die globalistische Migrationsagenda, deren Hauptapologet er seit dem Beginn seines Pontifikats ist und die 2018 im globalen Migrationspakt ihren Niederschlag gefunden hat:
„Die Migranten sind immer aufzunehmen!“
Woraus er dieses Postulat ableitet, sagte das Kirchenoberhaupt nicht. Zugleich offenbarte Franziskus eine eigenwillige Sicht der europäischen Geschichte, wenn er rundweg meinte:
„Wir vergessen, daß Europa von den Migranten gemacht wurde, nicht wahr?“
Er beharrte erneut darauf, daß „alle EU-Staaten“ Migranten aufnehmen müßten. Dafür gelte es einen Verteilungsschlüssel zu finden. Im Aufnahmezentrum auf Malta habe er von den Migranten „schreckliche“ Geschichten gehört von „Lagern“ – das Kirchenoberhaupt gebrauchte den deutschen Begriff, um offenbar die Erinnerung an Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg zu wecken –, die es an der libyschen Küste für Migranten gebe, die in Europa abgewiesen und zurückgeschickt würden. „Das scheint kriminell“, so Franziskus, von dem eine solches Urteil gegenüber Verbrechen wie der Tötung ungeborener Kinder bisher vermieden wurde. Das Kirchenoberhaupt stellte zudem die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auf eine Ebene mit den Wirtschaftsmigranten, die nach Europa drängen. Franziskus erwähnte dabei nur jene ukrainischen Flüchtlinge, die in den Westen kommen. Die ukrainischen Flüchtlinge seit 2014 in Rußland, die es für die westlichen Staatsführungen nicht zu geben scheint, fanden auch beim Papst keine Aufmerksamkeit.
Jordi Antelo Barcia von der öffentlich-rechtlichen spanischen Rundfunkanstalt RNE sprach Franziskus auf einen Besuch der Ukraine an und berichtete über die in den vergangenen Stunden verbreiteten Meldungen von angeblichen Greueltaten russischer Truppen in der Stadt Butscha nahe Kiew, die nach dem Abzug der russischen Einheiten entdeckt worden seien. Moskau verlangte als Reaktion die Einberufung des Weltsicherheitsrates, um sich über die Verbreitung solcher „Fake News“ zu beschweren. Russische Medien fordern von der Staatsführung in Moskau, einmal besetzte Gebiete nicht mehr zu räumen, „wenn der Westen die Räumung zur Verbreitung solcher antirussischer Propaganda mißbrauche“. Die Wahrheit über Butscha wird man, wie es scheint, wenn überhaupt, erst nach dem Krieg in Erfahrung bringen können.
Franziskus bedankte sich jedenfalls beim Journalisten für die Butscha-Nachricht, „die ich noch nicht kannte“, und wiederholte, daß Krieg „immer grausam“ sei: „Es ist der Geist des Kain“. Er selbst und das vatikanische Staatssekretariat seien bereit, „alles zu tun, was getan werden kann“, um zum Frieden beizutragen. Zudem bestätigte der Papst seine grundsätzliche Bereitschaft, die Ukraine zu besuchen. Zugleich erwähnte er die Bemühungen um ein zweites Treffen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill, für das an einen Begegnungsort „im Nahen Osten“ gedacht werde.
Franziskus enthüllte, mit allen Konfliktseiten in Kontakt zu stehen. Rußlands Präsidenten habe er Ende 2021 gehört, den ukrainischen Präsidenten bisher zweimal. Vor allem lasse er sich alle „zwei, drei Tage“ von Elisabetta Piqué informieren, die sich derzeit in der Ukraine aufhalte. Piqué, die Rom-Korrespondentin der argentinischen Tageszeitung La Nacion, ist eine persönliche Freundin des Papstes aus Buenos Aires. Derzeit hält sie sich, offenbar im päpstlichen Auftrag, in Odessa auf.
Als der Journalist des US-amerikanischen Jesuitenmagazins America darauf beharrte, von Franziskus wissen zu wollen, was dieser Putin sagen würde, falls es zu einem Gespräch komme, betonte der Papst, daß er „nicht doppelzüngig“ spreche. Er sage allen Seiten das gleiche und alles, was er den verschiedenen Seiten sage, sei öffentlich. Franziskus antwortete aus gläubiger Sicht verkürzt als „Politiker auf dem Papstthron“:
„Ich denke, daß sich hinter Ihrer Frage auch ein Zweifel über gerechte oder ungerechte Kriege verbirgt. Jeder Krieg entsteht aus einer Ungerechtigkeit, immer. Weil es das Muster des Krieges ist, ist es nicht das Muster des Friedens. Zum Beispiel Investitionen, um Waffen zu kaufen. Sie sagen mir: Aber wir brauchen sie, um uns zu verteidigen. Und das ist das Muster des Krieges. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, atmeten alle auf und sagten: ‚Nie wieder Krieg: Frieden!‘, und es begann eine Welle der Friedensarbeit, sogar mit dem guten Willen, keine Waffen zu bauen, alle, auch keine Atomwaffen, damals, nach Hiroshima und Nagasaki. Es herrschte viel guter Wille. 70, 80 Jahre später haben wir das alles vergessen. Und so setzt sich das Muster des Krieges durch.“
Die Menschen könnten nur mehr in dem „Muster des Krieges“ denken, „weil wir es nicht mehr gewöhnt sind, mit dem Muster des Friedens zu denken“. Als er 2014 das Gefallenendenkmal in Redipuglia besuchte, habe er geweint: „An den Gräbern sollte man weinen“. Es gebe ein politisches Problem, so Franziskus: Als die Regierungschefs sich versammelten, um der Landung in der Normandie zu gedenken, könne er sich nicht erinnern, daß einer von ihnen von den 30.000 jungen Soldaten gesprochen habe, die auf dem Schlachtfeld zurückgeblieben waren.
„Das stimmt mich nachdenklich und bereitet mir Schmerz. Ich bin traurig über das, was heute geschieht. Wir lernen nicht. Möge der Herr uns gnädig sein, uns allen. Wir sind alle schuldig!“
Mit dem letzten Satz meinte Franziskus offensichtlich nicht alle Menschen. Natürlich sind nicht alle Menschen schuld am Ukrainekonflikt. Er sagte damit verklausuliert, daß alle Seiten mitschuldig sind, daß es zum Krieg gekommen ist. Nicht nur Rußland sei schuld daran. Eine Wahrheit, die im Westen nicht so gerne gehört wird.
Vom Papst würde man sich dennoch mehr erwarten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: vatican.va (Screenshots)
Alle sind gleich, alle sind schuld, und dann auch wieder keiner, da der Krieg immer ganz abstrakt aus einer Ungerechtigkeit entsteht. Das Böse existiert nicht. Es gibt keinen Teufel.
Alle sind schuld. Wo bleiben Gebet, Buße und Umkehr von den Sünden, der Gottlosigkeit, die die Ursachen auch dieses schlimmen KOnfliktes sind? Keine Rede davon. Er selber befördert ja Sünden- wer bin ich daß ich urteile usw usw.- und läßt häretische Bischöfe wie Marx, Bätzing etc. gewähren. Viele Dubia, wenig Gewißheit.