Bischof Joseph Strickland von Tyler im Visier von Santa Marta


Bischof Joseph Edward Strickland, einer der akzentuiertesten Bischöfe in den USA, ist ins Visier des Vatikans geraten.
Bischof Joseph Edward Strickland, einer der akzentuiertesten Bischöfe in den USA, ist ins Visier des Vatikans geraten.

(Washing­ton) Kaum wagt ein Bischof, eine deut­li­che­re Spra­che zu spre­chen, wird er des „Kul­tur­kamp­fes“ bezich­tigt und von der „Barm­her­zig­keit“ von Papst Fran­zis­kus ein­ge­holt. Gegen Msgr. Joseph E. Strick­land, Bischof von Tyler im Staat Texas, wur­de vom Vati­kan eine Unter­su­chung durch­ge­führt, die nun abge­schlos­sen ist. Was wird mit Bischof Strick­land geschehen?

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Wie in ande­ren Fäl­len ( z. B. Ciu­dad del Este oder Alben­ga-Impe­ria) wur­de für die Unter­su­chung die Form einer Apo­sto­li­schen Visi­ta­ti­on gewählt. In den genann­ten Diö­ze­sen folg­te auf die Visi­ta­ti­on die Abset­zung oder fak­ti­sche Abset­zung der tra­di­ti­ons­freund­li­chen Bischö­fe. Ähn­li­ches befürch­ten Gläu­bi­ge nun auch für die Diö­ze­se Tyler.

„Strick­land ist ein weit­hin belieb­ter, aber pola­ri­sie­ren­der Bischof, der von vie­len Kon­ser­va­ti­ven in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten als Ver­fech­ter des Kul­tur­kamp­fes ange­se­hen wird, weil er das unge­bo­re­ne Leben, die Ehe, die über­lie­fer­te latei­ni­sche Mes­se und die katho­li­sche Recht­gläu­big­keit stand­haft ver­tei­digt“, so CNA.

Der heu­te 64jährige Msgr. Strick­land wur­de 2012 von Papst Bene­dikt XVI. zum Bischof für den Osten von Texas ernannt. Im Gegen­satz zu Johan­nes Paul II. und erst recht zu Fran­zis­kus hat­te Bene­dikt XVI. dank der Bera­tung durch Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke häu­fig eine sehr gute Hand bei Bischofs­er­nen­nun­gen in den USA.

Die klare Sprache von Bischof Strickland

Die deut­li­che Spra­che, die Bischof Strick­land ver­wen­det, hebt ihn aus dem Kreis der Bischö­fe her­vor, brach­te ihm aber auch viel Kri­tik ein. Neben pro­gres­si­ven Stim­men, die den Inhalt sei­ner Stel­lung­nah­men ableh­nen, fin­den sich auch kon­ser­va­ti­ve Bischö­fe unter den Kri­ti­kern, wel­che sei­ne akzen­tu­ier­te Wort­wahl für einen US-Bischof nicht für geeig­net hal­ten. Eini­ge Beispiele: 

Am ver­gan­ge­nen 13. Mai traf Bischof Strick­land auf Twit­ter die auf­se­hen­er­re­gen­de Fest­stel­lung, daß Papst Fran­zis­kus das Glau­bens­gut unter­gra­be. Wört­lich schrieb der Bischof durch­aus begründet:

„Erlau­ben Sie mir eine Klar­stel­lung bezüg­lich ‚Patrick Coff­in hat die Authen­ti­zi­tät von Papst Fran­zis­kus in Fra­ge gestellt‘. Wenn das stimmt, bin ich nicht ein­ver­stan­den. Ich glau­be, daß Papst Fran­zis­kus der Papst ist, aber es ist Zeit für mich zu sagen, daß ich sein Pro­gramm, das Glau­bens­gut zu unter­gra­ben, ableh­ne. Fol­ge Jesus nach.“

Am 14. Mai schrieb er eben­falls auf Twit­ter:

Bischof Strick­land zu Papst Fran­zis­kus, dem er zum Vor­wurf mach­te, „das Depo­si­tum Fidei zu untergraben“

„Eine Rich­tig­stel­lung… wie Bischof Schnei­der erklärt hat, befin­det sich die FSSPX [Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X.] nicht im Schis­ma. Die FSSPX hält die Tra­di­ti­on wei­ter­hin für die Welt­kir­che auf­recht. Die Eucha­ri­stie der FSSPX wird von der katho­li­schen Kir­che als gül­tig ange­se­hen. Wir müs­sen uns dem eucha­ri­sti­schen Ant­litz Jesu zuwenden.“

Am 17. Mai über­nahm der Bischof einen Hin­weis des Moral­theo­lo­gen John Haas. Die­ser hat­te die Aus­sa­ge von Papst Bene­dikt XVI. als „pro­phe­tisch“ bezeich­net, mit der er die Gen­der-Ideo­lo­gie „die ulti­ma­ti­ve Rebel­li­on gegen Gott“ nannte.

Bischof Strickland zur Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX)
Bischof Strick­land zur Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. (FSSPX)

Am 20. Mai über­nahm Bischof Strick­land eine Aus­sa­ge von Kar­di­nal Robert Sarah, dem ehe­ma­li­gen Prä­fek­ten der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung. Die­ser hat­te gesagt: „Der Westen hat sei­ne christ­li­chen Wur­zeln ver­leug­net. Ein Baum ohne Wur­zeln stirbt.“ Bischof Strick­land ergänzte:

„Amen, Euer Emi­nenz… den­ken wir dar­an, wir sind die Reben, Er ist der Wein­stock. Sind die Reben vom Wein­stock getrennt, ver­wel­ken sie schnell…“

Am 26. Mai reagier­te Bischof Strick­land auf Bischof Georg Bät­zing, den Vor­sit­zen­den der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, der behaup­tet hat­te, die mei­sten deut­schen Katho­li­ken wür­den den Syn­oda­len Weg unter­stüt­zen, wes­halb es kei­ne Schis­ma­ge­fahr gebe:

„Die­ser Bischof glaubt, daß die mei­sten deut­schen Katho­li­ken nicht an die katho­li­sche Leh­re glau­ben. Es wäre so trau­rig, wenn er recht hat. Beten Sie für die deut­schen Katho­li­ken, die glau­ben und somit wirk­lich katho­lisch sind. Sie müs­sen sich wie Scha­fe füh­len, die von ihren Hir­ten ver­las­sen wurden.“

Am 30. Mai ließ er erneut Kri­tik an Papst Fran­zis­kus anklin­gen, indem er die Stel­lung­nah­me eines Dia­kons über­nahm, der nach dem Inter­view von Fran­zis­kus im Sen­der Telemun­do den Kate­chis­mus zitier­te: „Das mensch­li­che Leben ist vom Augen­blick der Emp­fäng­nis an abso­lut zu ach­ten und zu schüt­zen. Schon im ersten Augen­blick sei­nes Daseins sind dem mensch­li­chen Wesen die Rech­te der Per­son zuzu­er­ken­nen, dar­un­ter das unver­letz­li­che Recht jedes unschul­di­gen Wesens auf das Leben“ (KKK, 2270), und die Fra­ge stell­te: „Was hat Papst Fran­zis­kus in einem Inter­view mit Telemun­do über das unge­bo­re­ne Kind gesagt?“

Bischof Strick­land schrieb dazu:

„Amen, Dia­kon, vie­len Dank…“

Am 2. Juni zitier­te er erneut Kar­di­nal Robert Sarah mit den Wor­ten: „Die von der UNO geför­der­ten ‚Grund­wer­te‘ beru­hen auf einer Ableh­nung Got­tes“, und schrieb dazu:

„Amen, Euer Emi­nenz… Wenn wir Gott ableh­nen, leh­nen wir das Leben, die Freu­de und das mensch­li­che Wohl­erge­hen ab…“

Am 3. Juni warn­te er in Anspie­lung auf die im Juni statt­fin­den­den Homo-Ver­an­stal­tun­gen namens Gay Pri­de (auf deutsch Homo-Stolz, bes­ser Homo-Hoch­mut):

Bischof Strick­land ver­öf­fent­licht lau­fend schö­ne Bilder

„Ein Rat für Katho­li­ken: Ver­fal­len Sie die­sen Juni nicht (into pri­de) in Hochmut.“

Am 11. Juni schrieb US-Prä­si­dent Joe Biden auf Twit­ter, der am Wei­ßen Haus in Washing­ton eine gro­ße Homo-Fah­ne anbrin­gen hat­te las­sen, daß das Wei­ße Haus, „das Haus des Vol­kes, euer Haus, eine kla­re Bot­schaft an das Land und die Welt sen­det: ‚Ame­ri­ca is a nati­on of pri­de‘ “. Bischof Strick­land ant­wor­te­te ihm auf Twit­ter:

„Ich fürch­te, Sie haben recht, Herr Prä­si­dent, aber den­ken Sie dar­an: Hoch­mut kommt vor dem Fall…“

Am 16. Juni nahm er an einer Süh­ne­pro­zes­si­on in Los Ange­les teil gegen die Ent­schei­dung des Base­ball­teams Los Ange­les Dod­gers, die anti­ka­tho­li­sche Drag-Queen-Grup­pe Sisters of Per­pe­tu­al Indul­gence ein­zu­la­den. Die Grup­pe besteht aus Schwu­len, die sich in lächer­li­cher Kostü­mie­rung als Ordens­frau­en ver­klei­den und offen Got­tes­lä­ste­rung betreiben.

Die Kri­ti­ker von Bischof Strick­land empör­ten sich dar­auf, daß er gegen das „kirch­li­che Pro­to­koll“ ver­sto­ßen habe. Das Erz­bis­tum Los Ange­les hat­te die Ein­la­dung des Drag-Queen-Kol­lek­tivs ver­ur­teilt, die Süh­ne­pro­zes­si­on aber weder „gebil­ligt noch genehmigt“.

Am 21. Juni übte Msgr. Strick­land Kri­tik am Instru­men­tum labo­ris, dem Arbeits­do­ku­ment des für den kom­men­den Okto­ber ange­setz­ten ersten Teils der Syn­oda­li­täts­syn­ode, das ver­klau­su­liert eine Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät, die Spren­gung des Wei­he­sa­kra­ments durch Ein­füh­rung des Frau­en­dia­ko­nats und die Auf­he­bung des prie­ster­li­chen Zöli­bats durch Zulas­sung ver­hei­ra­te­ter Prie­ster for­ciert. Bischof Strick­land schrieb dazu:

„Es ist eine Far­ce, daß die­se Din­ge über­haupt zur Dis­kus­si­on gestellt wer­den. Ich bete, daß alle, die Jesus Chri­stus wirk­lich ken­nen, sich nicht von die­sem Weg täu­schen las­sen. Das Evan­ge­li­um heißt alle zur Umkehr und Hei­lig­keit will­kom­men. Wenn es kei­ne Umkehr gibt, blei­ben die Hin­der­nis­se für die Hei­lig­keit bestehen.“

Pro­gres­si­ven Kir­chen­krei­sen soll auch die Zusam­men­ar­beit von Bischof Strick­land mit dem kana­di­schen katho­li­schen Nach­rich­ten­por­tal Life­Si­te ein Dorn im Auge sein, bei dem er ein wöchent­li­ches Video­for­mat gestaltet.

Rom schickt Visitatoren

Am Sams­tag, dem 24. Juni, berich­te­ten erste Medi­en über eine von Rom durch­ge­führ­te Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on der Diö­ze­se Tyler. Der gest­ri­ge Tweet von Bischof Strick­land kann als Reak­ti­on dar­auf ver­stan­den werden:

Kathe­dra­le von Bischof Strickland

„Ver­folgt zu wer­den, weil man die Wahr­heit sagt, ist eine Ehre, die jeder Christ bereit sein soll­te, auf sich zu neh­men. Es bedeu­tet, mit Jesus Chri­stus zu gehen, der die fleisch­ge­wor­de­ne Wahr­heit ist. Wenn wir Jesus ken­nen, ist es ein­fa­cher, sei­ne Wahr­heit zu sagen, egal wel­che Kräf­te sich uns ent­ge­gen­stel­len. Der Wider­stand ist vor­über­ge­hend, Jesus ist ewig.

Laut EWTN führ­ten die Visi­ta­to­ren Msgr. Gerald Kica­nas, eme­ri­tier­ter Bischof von Tuc­son, und Bischof Den­nis Sul­li­van von Cam­den in New Jer­sey ver­gan­ge­ne Woche eine Rei­he von Gesprä­chen mit Prie­stern und Lai­en der Diö­ze­se. Das letz­te Gespräch fand am Sams­tag mit Bischof Strick­land selbst statt. Im Mit­tel­punkt der Befra­gung stan­den die Nut­zung Sozia­ler Netz­wer­ke wie Twit­ter durch Bischof Strick­land und Aspek­te der Diözesanverwaltung.

Im Prie­ster­se­mi­nar der Diö­ze­se Tyler, die nur 125.000 Katho­li­ken zählt, berei­ten sich 21 Semi­na­ri­sten auf das Prie­ster­tum vor. Das ist deut­lich mehr als im Durch­schnitt. Im deut­schen Sprach­raum kön­nen die Diö­ze­sen nur mehr davon träu­men. Das Bis­tum ver­fügt auch über intak­te Finan­zen in einer Zeit, in der eini­ge US-Bis­tü­mer wegen enor­mer Scha­den­er­satz­zah­lun­gen an Opfer von sexu­el­lem Miß­brauch vor dem Bank­rott stehen.

Über dem Bis­tum Tyler hängt nun das Damo­kles­schwert der „Barm­her­zig­keit“ von Papst Franziskus.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Youtube/​Twitter/​Wikicommons (Screen­shot)

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