(Paris) Es geht Schlag auf Schlag. Der Heilige Stuhl hat über das Dikasterium für die Bischöfe eine Apostolische Visitation der Diözese Fréjus-Toulon angeordnet. Der Grund ist mit einem Adjektiv benannt: Bischof Dominique Rey ist „traditionsverbunden“.
Die Diözese in der Provence ist unter ihrem Bischof zu einem Ausnahmebistum geworden. Im Verhältnis zur Größe übertrifft sie seit vielen Jahren alle anderen französischen Diözesen bei weitem. Obwohl sie nur zwei Prozent der Katholiken Frankreichs umfaßt, bereiten sich in Fréjus-Toulon zehn Prozent aller Seminaristen auf das Priestertum vor.
Grund dafür ist, daß Bischof Dominque Rey beide Formen des Römischen Ritus gleichberechtigt behandelt. Der überlieferte Ritus hat in seiner Diözese einen festen Platz. Die Seminaristen werden in beiden Formen ausgebildet. Zudem fördert er die Niederlassung von traditionsverbundenen Ordensgemeinschaften. Einige wurden sogar von ihm in seiner Diözese kirchenrechtlich konstituiert, unter anderem ein altrituelles Benediktinerkloster und ein biritueller Missionsorden.
Diese Tatsachen sind in Frankreich und in Rom einigen ein Dorn im Auge. Ernannt wurde der heute 70jährige Msgr. Rey bereits im Heiligen Jahr von Papst Johannes Paul II. Unter Benedikt XVI., der ihn sehr schätzte und persönlich zum Synodalen der Bischofssynode über die Neuevangelisierung ernannte, konnte er sich entfalten. Unter Franziskus aber schlug der Wind um. Dennoch preschte Bischof Rey noch 2017 vor und erklärte als damals einziger Diözesanbischof, daß Priester der Piusbruderschaft in allen Kirchen seiner Diözese Trauungen durchführen können.
Dann erließ Papst Franziskus im Sommer 2021 jedoch sein berüchtigtes Motu proprio Traditionis custodes. Im Juni 2022 schockierte Rom dann mit einem Verbot an Bischof Rey, die bereits fixierten Diakonats- und Priesterweihen zu spenden. Katholisches.info schrieb damals zu einem Bild, das einen lächelnden Papst Franziskus zeigt, der Bischof Rey die Hand schüttelt: „Das Lächeln täuscht“.
Die Vorwürfe, die gegen Bischof Rey im vergangenen Jahr laut wurden, ähneln den Klischees, die zum stereotypen antikonservativen und antitraditionalistischen Repertoire gehören. Mit dem Verbot war klar, daß der Bischof, seine Diözese und sein blühendes Priesterseminar von Rom ins Visier genommen wurden. Wer auf Ruhe hoffte, verkennt die Dynamik, die traditionsfeindliche Kräfte antreibt. Es heißt, sie brauchen Feinde wie das tägliche Brot, und gäbe es keine, müßten sie welche erfinden.
Auf das Weiheverbot vor acht Monaten folgt nun eine Apostolische Visitation. Eine Ankündigung, die Kenner der Materie erschreckt. Unter Papst Franziskus bedeutet der Ablauf in anderen Fällen, daß nach dem Visitator die Emeritierung von Bischof Rey folgen könnte.
Die Visitation soll bereits am kommenden Montag, dem 13. Februar, beginnen und voraussichtlich „mehrere Wochen“ dauern, wie der französischen Rundfunk meldete. Zum Apostolischen Visitator wurde der neue Erzbischof von Dijon, Msgr. Antoine Hérouard, ernannt, der von Msgr. Joël Mercier, dem ehemaligen Sekretär der römischen Kleruskongregation, unterstützt wird.
Offiziell heißt es, der Visitator soll „die Arbeit vertiefen und fortsetzen, die Kardinal Jean-Marc Aveline bei seinem brüderlichen Besuch, der 2021 auf Wunsch Roms stattfand, geleistet hat“. Kardinal Aveline, der Erzbischof von Marseille, hatte in seinem Bericht an Rom vor allem das Priesterseminar ins Fadenkreuz genommen. Mit dem Ergebnis jenes Besuches begründete Rom dann im Juni 2022 das Verbot, sechs Diakone und vier Priester zu weihen. Unter Verweis auf Visitatorenberichte erfolgten dann Emeritierungen, auch dann, wenn die Visitatoren nichts dergleichen empfohlen hatten. In Rom ist von einem „eingespielten Ablauf“ die Rede, bei dem das Ergebnis schon feststehe.
Doch nicht nur das Priesterseminar der Diözese Fréjus-Toulon stört, sondern auch die Gründung und Aufnahme von neuen Ordensgemeinschaften, kurzum eben alles, was mit dem besonderen und traditionsfreundlichen Kurs der Diözese zu tun hat. Das wird natürlich so nicht gesagt.
In einer heute mittag veröffentlichten Erklärung sagt die Diözese Fréjus-Toulon, daß sie die Nachricht einer Visitation „in einem Klima des Vertrauens“ aufnimmt und „alle Gläubigen und Kleriker der Diözese einlädt, diesen Besuch in ihrem Gebet mitzutragen, damit er die erwarteten Früchte für das Wohl unserer Diözese tragen kann“.
Die Ortskirche habe die vergangenen Monate genutzt, wie es weiter heißt, „um darüber nachzudenken, wie verschiedene Bereiche der Kirchenführung verbessert werden können“. Ob das den Zorn der Feinde der Tradition besänftigen kann, darf bezweifelt werden. Auch die Tatsache, daß Bischof Rey die Pastoralbesuche in seiner Diözese erhöht und die „Modalitäten zur Überwachung der verschiedenen in der Diözese aufgenommenen Gemeinschaften verbessert“ und seit September „mehr als 100 Priester zu einem persönlichen Treffen empfangen“ hat, dürfte wenig beeindrucken.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Twitter/Monastère Saint-Benoît/MiL (Screenshot)