Papst Franziskus schickt einen Visitator in die Diözese Fréjus-Toulon

Erwarteter Paukenschlag gegen die Tradition


Bischof Dominique Rey von Fréjus-Toulon gerät immer mehr in die traditionsfeindliche Schußlinie Roms. Das Bild zeigt ihn, als er für die internationale Wallfahrt Populus Summorum Pontificum ad Petri Sedem im Petersdom ein Pontifikalamt im überlieferten Ritus zelebrierte. Rechts im Bild Abbé Claude Barth, der geistliche Assistent der Wallfahrt.
Bischof Dominique Rey von Fréjus-Toulon gerät immer mehr in die traditionsfeindliche Schußlinie Roms. Das Bild zeigt ihn, als er für die internationale Wallfahrt Populus Summorum Pontificum ad Petri Sedem im Petersdom ein Pontifikalamt im überlieferten Ritus zelebrierte. Rechts im Bild Abbé Claude Barth, der geistliche Assistent der Wallfahrt.

(Paris) Es geht Schlag auf Schlag. Der Hei­li­ge Stuhl hat über das Dik­aste­ri­um für die Bischö­fe eine Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on der Diö­ze­se Fré­jus-Tou­lon ange­ord­net. Der Grund ist mit einem Adjek­tiv benannt: Bischof Domi­ni­que Rey ist „tra­di­ti­ons­ver­bun­den“.

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Die Diö­ze­se in der Pro­vence ist unter ihrem Bischof zu einem Aus­nah­me­bis­tum gewor­den. Im Ver­hält­nis zur Grö­ße über­trifft sie seit vie­len Jah­ren alle ande­ren fran­zö­si­schen Diö­ze­sen bei wei­tem. Obwohl sie nur zwei Pro­zent der Katho­li­ken Frank­reichs umfaßt, berei­ten sich in Fré­jus-Tou­lon zehn Pro­zent aller Semi­na­ri­sten auf das Prie­ster­tum vor.

Grund dafür ist, daß Bischof Domin­que Rey bei­de For­men des Römi­schen Ritus gleich­be­rech­tigt behan­delt. Der über­lie­fer­te Ritus hat in sei­ner Diö­ze­se einen festen Platz. Die Semi­na­ri­sten wer­den in bei­den For­men aus­ge­bil­det. Zudem för­dert er die Nie­der­las­sung von tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Ordens­ge­mein­schaf­ten. Eini­ge wur­den sogar von ihm in sei­ner Diö­ze­se kir­chen­recht­lich kon­sti­tu­iert, unter ande­rem ein alt­ri­tu­el­les Bene­dik­ti­ner­klo­ster und ein biri­tu­el­ler Missionsorden.

Das alt­ri­tu­el­le Bene­dik­ti­ner­klo­ster, das Mön­che in der Diö­ze­se Fré­jus-Tou­lon gegrün­det haben und aufbauen

Die­se Tat­sa­chen sind in Frank­reich und in Rom eini­gen ein Dorn im Auge. Ernannt wur­de der heu­te 70jährige Msgr. Rey bereits im Hei­li­gen Jahr von Papst Johan­nes Paul II. Unter Bene­dikt XVI., der ihn sehr schätz­te und per­sön­lich zum Syn­oda­len der Bischofs­syn­ode über die Neue­van­ge­li­sie­rung ernann­te, konn­te er sich ent­fal­ten. Unter Fran­zis­kus aber schlug der Wind um. Den­noch presch­te Bischof Rey noch 2017 vor und erklär­te als damals ein­zi­ger Diö­ze­san­bi­schof, daß Prie­ster der Pius­bru­der­schaft in allen Kir­chen sei­ner Diö­ze­se Trau­un­gen durch­füh­ren können. 

Dann erließ Papst Fran­zis­kus im Som­mer 2021 jedoch sein berüch­tig­tes Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des. Im Juni 2022 schockier­te Rom dann mit einem Ver­bot an Bischof Rey, die bereits fixier­ten Dia­ko­nats- und Prie­ster­wei­hen zu spen­den. Katho​li​sches​.info schrieb damals zu einem Bild, das einen lächeln­den Papst Fran­zis­kus zeigt, der Bischof Rey die Hand schüt­telt: „Das Lächeln täuscht“.

Die Vor­wür­fe, die gegen Bischof Rey im ver­gan­ge­nen Jahr laut wur­den, ähneln den Kli­schees, die zum ste­reo­ty­pen anti­kon­ser­va­ti­ven und anti­tra­di­tio­na­li­sti­schen Reper­toire gehö­ren. Mit dem Ver­bot war klar, daß der Bischof, sei­ne Diö­ze­se und sein blü­hen­des Prie­ster­se­mi­nar von Rom ins Visier genom­men wur­den. Wer auf Ruhe hoff­te, ver­kennt die Dyna­mik, die tra­di­ti­ons­feind­li­che Kräf­te antreibt. Es heißt, sie brau­chen Fein­de wie das täg­li­che Brot, und gäbe es kei­ne, müß­ten sie wel­che erfinden.

Auf das Wei­he­ver­bot vor acht Mona­ten folgt nun eine Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on. Eine Ankün­di­gung, die Ken­ner der Mate­rie erschreckt. Unter Papst Fran­zis­kus bedeu­tet der Ablauf in ande­ren Fäl­len, daß nach dem Visi­ta­tor die Eme­ri­tie­rung von Bischof Rey fol­gen könnte.

Bischof Domi­ni­que Rey mit Dom­her­ren sei­nes Dom­ka­pi­tels. Msgr. Marc Ail­let (nicht im Bild), seit 2008 tra­di­ti­ons­freund­li­cher Bischof von Bayon­ne, ist seit 2003 Ehren­ka­no­ni­ker von Fréjus-Toulon.

Die Visi­ta­ti­on soll bereits am kom­men­den Mon­tag, dem 13. Febru­ar, begin­nen und vor­aus­sicht­lich „meh­re­re Wochen“ dau­ern, wie der fran­zö­si­schen Rund­funk mel­de­te. Zum Apo­sto­li­schen Visi­ta­tor wur­de der neue Erz­bi­schof von Dijon, Msgr. Antoine Hérouard, ernannt, der von Msgr. Joël Mer­cier, dem ehe­ma­li­gen Sekre­tär der römi­schen Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, unter­stützt wird.

Offi­zi­ell heißt es, der Visi­ta­tor soll „die Arbeit ver­tie­fen und fort­set­zen, die Kar­di­nal Jean-Marc Ave­li­ne bei sei­nem brü­der­li­chen Besuch, der 2021 auf Wunsch Roms statt­fand, gelei­stet hat“. Kar­di­nal Ave­li­ne, der Erz­bi­schof von Mar­seil­le, hat­te in sei­nem Bericht an Rom vor allem das Prie­ster­se­mi­nar ins Faden­kreuz genom­men. Mit dem Ergeb­nis jenes Besu­ches begrün­de­te Rom dann im Juni 2022 das Ver­bot, sechs Dia­ko­ne und vier Prie­ster zu wei­hen. Unter Ver­weis auf Visi­ta­to­ren­be­rich­te erfolg­ten dann Eme­ri­tie­run­gen, auch dann, wenn die Visi­ta­to­ren nichts der­glei­chen emp­foh­len hat­ten. In Rom ist von einem „ein­ge­spiel­ten Ablauf“ die Rede, bei dem das Ergeb­nis schon feststehe.

Doch nicht nur das Prie­ster­se­mi­nar der Diö­ze­se Fré­jus-Tou­lon stört, son­dern auch die Grün­dung und Auf­nah­me von neu­en Ordens­ge­mein­schaf­ten, kurz­um eben alles, was mit dem beson­de­ren und tra­di­ti­ons­freund­li­chen Kurs der Diö­ze­se zu tun hat. Das wird natür­lich so nicht gesagt.

In einer heu­te mit­tag ver­öf­fent­lich­ten Erklä­rung sagt die Diö­ze­se Fré­jus-Tou­lon, daß sie die Nach­richt einer Visi­ta­ti­on „in einem Kli­ma des Ver­trau­ens“ auf­nimmt und „alle Gläu­bi­gen und Kle­ri­ker der Diö­ze­se ein­lädt, die­sen Besuch in ihrem Gebet mit­zu­tra­gen, damit er die erwar­te­ten Früch­te für das Wohl unse­rer Diö­ze­se tra­gen kann“.

Die Orts­kir­che habe die ver­gan­ge­nen Mona­te genutzt, wie es wei­ter heißt, „um dar­über nach­zu­den­ken, wie ver­schie­de­ne Berei­che der Kir­chen­füh­rung ver­bes­sert wer­den kön­nen“. Ob das den Zorn der Fein­de der Tra­di­ti­on besänf­ti­gen kann, darf bezwei­felt wer­den. Auch die Tat­sa­che, daß Bischof Rey die Pasto­ral­be­su­che in sei­ner Diö­ze­se erhöht und die „Moda­li­tä­ten zur Über­wa­chung der ver­schie­de­nen in der Diö­ze­se auf­ge­nom­me­nen Gemein­schaf­ten ver­bes­sert“ und seit Sep­tem­ber „mehr als 100 Prie­ster zu einem per­sön­li­chen Tref­fen emp­fan­gen“ hat, dürf­te wenig beeindrucken.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Twitter/​Monastère Saint-Benoît/­MiL (Screen­shot)

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