
(Rom) In Frankreich gibt es ein berühmtes gallisches Dorf, die letzte Bastion gegen das cäsarische Rom, das Kinderherzen höher schlagen läßt und den meisten vertrauter ist als die reale Geschichte der Antike. In Frankreich gibt es eine Diözese, die sich von allen anderen unterscheidet, da ihr Bischof sie traditionsfreundlich leitet. Solche „gallische“ (nicht gallikanische) Bistümer gab es am Beginn des Pontifikats von Franziskus mehrere. Von ihnen ist kaum noch etwas übriggeblieben. Und auch diese eine Diözese in Frankreich ist nun ins Visier von Santa Marta geraten.
Fréjus-Toulon ist die „gallische“ Diözese Frankreichs. Während das berühmte gallische Dorf von René Goscinny und Albert Uderzo im äußersten Norden der Bretagne angesiedelt ist, liegt die Diözese Fréjus-Toulon an der Mittelmeerküste, in der Provence.
Seit dem Jahr 2000 wird die Diözese von Msgr. Dominique Rey geleitet. Der Kirchenrechtler gehört selbst der Gemeinschaft Emmanuel an.
Die zahlenmäßig kleine Diözese im äußersten Süden umfaßt lediglich zwei Prozent der Katholiken des Landes, stellt aber zehn Prozent aller französischen Seminaristen. Die Relevanz dieser Zahlen wird noch deutlicher, wenn man sie der allgemeinen Entwicklung gegenüberstellt. In Frankreich ist die Gesamtzahl der Diözesanpriester in der Nachkonzilszeit, seit 1965, auf ein Fünftel geschrumpft.
Dabei gehört die felsige Küstengegend und ihr Hinterland historisch nicht zu den Gebieten, die im 20. Jahrhundert noch als „katholisch“ beschrieben werden konnten. Revolution, freimaurerische Kirchenfeindlichkeit und Sozialismus hatten einen Kahlschlag verursacht, weshalb die Küste der Provence Ende der 40er Jahre als „religiös indifferent“ eingestuft wurde.
Als Papst Benedikt XVI. 2011 die Bischofssynode für die Neuevangelisierung einberief, wählten die französischen Bischöfe als ersten Vertreter einen progressiven Bischof zum Synodalen, der vor allem für seinen Dialog mit den Freimaurern bekannt war. Benedikt XVI. aber ernannte Bischof Rey zum Synodalen, weil er dessen Beitrag für wichtig hielt. Msgr. Rey hatte in seinem Bistum eine Reihe von Initiativen zur Neuevangelisierung ergriffen, die sich durchwegs im Rahmen einer rechtgläubigen Lebendigkeit bewegten. Dazu gehört, daß er die birituelle Fradernidad St. José Custodia (FSJC), eine dem heiligen Josef geweihte Ordensgemeinschaft aus Chile, als Missionare in seine Diözese berief. Er brachte den Nachweis, daß Mission und Neuevangelisierung in der Rechtgläubigkeit und der Tradition möglich sind.
Bischof Rey war 2017 auch ein Vorreiter mit seinem Dekret, das es Priestern der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) erlaubt, in allen Kirchen der Diözese Trauungen durchzuführen.
In seiner Diözese gibt es das altrituelle Benediktinerkloster Saint-Benoit. Entsprechend positiv beurteilte Bischof Rey das Motu proprio Summorum Pontificum, als Rom die Diözesanbischöfe dazu befragte. (Die Mehrheit der Französischen Bischofskonferenz äußerte sich hingegen negativ darüber.) Kurzum eine ganze Reihe wertvoller Initiativen, die von ihm ins Leben gerufen, in die Diözese eingeladen und jedenfalls aktiv gefördert wurden.
Deshalb fehlte es auch nicht an Neidern und Mißgünstigen. „Gallische“ Diözesen stören. Sie wirken auf andere Bischöfe und progressive Theologen, besonders Liturgiker, wie eine permanente Provokation. Ihr Erfolg treibt einige zur Weißglut. Das zeigte sich am Beginn des Pontifikats von Franziskus bereits in der Diözese Ciudad del Este in Paraguay, bald darauf im Bistum Albenga-Imperia in Italien. In beiden betätigte sich Franziskus durch seine Interventionen als Zertrümmerer. Vom Orden der Franziskaner der Immakulata und anderen Gemeinschaften wie der Priesterbruderschaft der heiligen Apostel und der Familia Christi ganz zu schweigen.
Priesterweihen ausgesetzt
Nun ordnete Franziskus an, die Priesterweihen im Bistum Fréjus-Toulon auszusetzen.
Zwangsläufig erinnert das sehr an den Fall von Ciudad del Este. Es ist also davon auszugehen, daß weitere Schritte gegen die Diözese und den Bischof folgen könnten, bis hin zu dessen Absetzung. Wie schlecht Franziskus Diözesanbischöfe behandeln kann, erlebte Msgr. Rogelio Ricardo Livieres Plano von Ciudad del Este. Franziskus setzte seinen argentinischen Landsmann nicht nur kurzerhand, sondern geradezu hinterrücks ab. Bischof Livieres wurde nach Rom gelockt, damit zu Hause in der Diözese vollendete Tatsachen geschaffen werden konnten. In Rom ließ ihn Franziskus vor den verschlossenen Türen des Vatikans stehen. Der ein Jahr später zu früh verstorbene Bischof schrieb noch Worte, die untrennbar auf dem derzeitigen Pontifikat lasten: „Papst Franziskus wird seine Entscheidung einmal vor Gott verantworten müssen“.
Wie in Ciudad del Este ging auch der jetzigen Entscheidung zu Fréjus-Toulon eine Apostolische Visitation voraus. Der Erzbischof von Marseille, dem der Bischof der kleinen Diözese erst seit 2002 als Suffragan untersteht, sollte die „Aufnahmepolitik“ für Priesteramtskandidaten prüfen.
Auch eine gewisse Mißgunst anderer traditionsverbundener Gemeinschaften trug auf ungeschickte Weise dazu bei, unnötige Abfälligkeiten in die Welt zu setzen.
Bischof Rey selbst war es, der am 2. Juni die schockierende römische Entscheidung mit einem kurzen Kommuniqué bekanntgab. Gründe für die Aussetzung der Priesterweihen wurden nicht genannt. Der Bischof teilte aber soviel mit, daß Erzbischof Jean-Marc Aveline, Erzbischof von Marseille und Metropolit dieser Kirchenprovinz, in den vergangenen Monaten „auf Ersuchen des Heiligen Stuhls eine brüderliche Visitation“ durchgeführt hatte. Dabei ging es darum, „von einem römischen Dikasterium“, mutmaßlich der Kleruskongregation, aufgeworfene Fragen bezüglich „der Umstrukturierung des Priesterseminars und der Aufnahmepolitik der Diözese“ zu klären.
Im Klartext heißt das, daß es eine Eingabe gibt, mit der – von wem auch immer – die Diözese Fréjus-Toulon in Rom angeschwärzt wurde. Rom nimmt die Eingabe als Anlaß oder Vorwand, einen Apostolischen Visitator zu schicken. Als direkte Konsequenz der Visitation entschied Santa Marta dann, „die für Ende Juni geplanten Diakonen- und Priesterweihen zu verschieben“.
Betroffen davon sind sechs Kandidaten für das Diakonat und vier Kandidaten für das Priestertum. Wann die Weihen nachgeholt werden können, ist nicht bekannt. Vorerst gilt eine „Verschiebung“ auf unbestimmte Zeit. Damit hängen auch künftige Kandidaten, die sich in Fréjus-Toulon auf das Priestertum vorbereiten, in der Schwebe. Bischof Rey sagte dazu:
„Wir nehmen diese Entscheidung mit Trauer und Zuversicht zugleich auf, denn wir sind uns der Prüfung bewußt, die es vor allem für diejenigen darstellt, die sich auf die Priesterweihe vorbereiten. Wir verpflichten uns, sie im Gebet zu unterstützen und sie auf ihrem Weg weiter zu begleiten. Ich ermutige jeden von Ihnen, auch für unsere Diözese zu beten, bis die Situation zum Wohle aller geklärt ist.“
Ein blühendes Priesterseminar
Die Diözese Fréjus-Toulon verfügt über eines der blühendsten Priesterseminare des Landes. Im aktuellen Studienjahr werden dort fast 70 Priesteramtskandidaten ausgebildet. Nicht wenige französische Diözesen verfügen nur mehr auf dem Papier über ein Priesterseminar. Auch eine andere Zahl zeigt die Berufungsstärke der Diözese: Die Diözese Fréjus-Toulon kann auf den jüngsten Klerus unter Frankreichs Diözesen zählen. Das Durchschnittsalter der Priester liegt deutlich unter dem Durchschnitt, auch unter jenem von Paris.
Böswillige Neider behaupten seit Jahren, das Erfolgsrezept von Bischof Rey sei, daß er „jeden“ aufnehme. Man kennt dieses intrigante Vorgehen aus anderen Diözesen. Die Realität ist jedoch eine andere. Die rechtgläubige und traditionsfreundliche Haltung von Bischof Rey, sein Eifer in der Glaubensverkündigung und der Neuevangelisierung ziehen Kandidaten an, aus anderen französischen Diözesen und auch aus anderen Ländern. Diese entscheidende Tatsache wird von Kritikern weder gerne gesehen noch eingestanden. Wer Priester werden will, weil er berufen ist, will es rechtgläubig tun. Er will nicht in einem progressiven, gar priesterfeindlichen Klima umerzogen werden. Das führt zu einer Fluchtbewegung von progressiven Diözesen in die „gallischen“ Diözesen. Diese ziehen sich deshalb gleich doppelt den Zorn der Neider und Heterodoxen zu, wegen ihrer Rechtgläubigkeit und weil sie damit auch noch Erfolg haben.
Während Papst Benedikt XVI. die Franziskaner der Immakulata und Bischof Rey schätzte und förderte, unterstützt Santa Marta die Neider und Mißgünstigen. Entsprechend feindselig sind die Anklagen, die gegen die Diözese Fréjus-Toulon in Umlauf sind: Es werde dort ein „traditionalistisches“, „rückwärtsgewandtes“, „vorkonziliares“ Kirchenverständnis gepflegt.
Der Diözese Fréjus-Toulon stehen schwere Zeiten bevor. Der Kampf von Santa Marta gegen die Tradition geht weiter.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: frejustoulon.fr/VaticanMedia (Screnshoots)
Herr im Himmel .….
Was müssen wir denn noch alles ertragen?
Der Rhein floß nicht nur in den Tiber, sondern auch in den Rio de la Plata. Ich habe es selbst erlebt, wie Prediger nach dem Konzil sich auf dessen Geist beriefen und Neues vekündeten. Die haben noch immer nicht begriffen, daß sie die Kirche zerstören.