(Sarajewo) Kardinal Stanislaw Dziwisz, emeritierter Erzbischof von Krakau und einflußreicher Kirchenmann in Polen, wurde wegen seines Badeurlaubs in Dalmatien von der in deutschem Besitz befindlichen polnischen Boulevardpresse durch den Kakao gezogen. Von der Adriaküste reiste er weiter in die Herzegowina und pilgerte nach Medjugorje.
Kardinal Dziwisz, der im vergangenen April sein 82. Lebensjahr vollendete, wurde 1963 vom damaligen Krakauer Weihbischof Karol Wojtyla zum Priester geweiht. Als Msgr. Wojtyla zum Erzbischof von Krakau ernannt wurde, berief er 1966 Dziwisz zu seinem Sekretär. Als solcher blieb dieser auch nach Wojtylas Wahl zum Papst 1978 bis zum Tod von Johannes Paul II. 2005 an dessen Seite.
Benedikt XVI. ernannte Dziwisz im Juni 2005 zum Erzbischof von Krakau. 2006 kreierte er ihn zum Kardinal mit der Titelkirche Santa Maria del Popolo, in deren Augustinerkonvent bereits Martin Luther während seines Rom-Aufenthaltes 1510/1511 sein Quartier hatte. Mit Vollendung des 77. Lebensjahres wurde Dziwisz von Papst Franziskus als Erzbischof von Krakau emeritiert.
Der Kardinal verbrachte zunächst einen Badeurlaub auf der kroatischen Halbinsel Klek im südlichen Dalmatien, ein Gebiet, das historisch zur Seerepublik Ragusa (heute Dubrovnik) gehörte. Die polnische Boulevardzeitung Fakt, die zu Ringier Axel Springer Media gehört, veröffentlichte eine anklagende, untergriffige Foto-Reportage von diesem Aufenthalt, da es gegen den Kardinal Vorwürfe wegen seines Umgangs mit Fällen von sexuellem Mißbrauch durch Priester während seiner Amtszeit als Erzbischof von Krakau gibt. Kardinal Angelo Bagnasco war von Papst Franziskus nach Polen geschickt worden, um die Angelegenheit zu untersuchen. Dies gab die Apostolische Nuntiatur in Polen nach Abschluß der Untersuchung Ende Juni bekannt.
Wegen dieser Bekanntgabe setzte Fakt den Kardinal und seinen Strandurlaub „unkleidsam“ auf die Titelseite. Kardinal Dziwisz war in Begleitung seiner engsten Mitarbeiter in Kroatien: „Die Gruppe hatte Spaß daran, den Tag mit Sonnenbaden, Schwimmen im Meer und Wandern zu verbringen“, so Fakt. Ein eigener Koch sei aus Polen mitgereist.
Die Wallfahrt nach Medjugorje
Im Anschluß daran pilgerte Kardinal Dziwisz am 3./4. Juli „mit einer Gruppe von Priestern des Erzbistums Krakau“ nach Medjugorje. Der katholischen polnischen Nachrichtenagentur KAI sagte der Kardinal:
„An diesem außergewöhnlichen Ort vertrauen wir dem Schutz Unserer Lieben Frau, der Königin des Friedens, die ganze Welt, unsere Heimat, die Kirche in Polen und alle unsere Anliegen an, die jeder von uns in seinem Herzen trägt. Es war auch eine Wallfahrt und ein Gebet, zur Vergeltung für all die Untreue und den Mißbrauch gegenüber Gott und den Menschen.“
Anlaß für die Wallfahrt, so KAI, sei „auch der 40. Jahrestag der ersten Erscheinungen Unserer Lieben Frau in Medjugorje“ gewesen.
„Wir sind gekommen, um für unser Land zu beten und für alle, die anders denken und unsere Sicht der Kirche und der Welt nicht teilen.“
Zu Medjugorje sagte Kardinal Dziwisz:
„Es ist ein Ort des großen Gebets und der Bekehrung durch Gebet, Beichte und Buße. Es sind nicht so sehr die Erscheinungen, die wichtig sind, sondern die Tatsache, daß es ein Ort der Begegnung mit der Muttergottes ist und die Möglichkeit, durch ihre Fürsprache um Gnaden zu bitten. Es ist faszinierend, wie viele Menschen sich hier bekehren. Kurioserweise wird ihren Offenbarungen weniger Aufmerksamkeit geschenkt, sondern mehr dem Thema der geistlichen Erneuerung und der persönlichen Bekehrung.“
Er habe, so der Kardinal, in seiner Zeit, als er an der Seite von Johannes Paul II. im Vatikan arbeitete, das Geschehen in Medjugorje „genau verfolgt“.
„Medjugorje war im Leben von Johannes Paul II. sehr gegenwärtig, aber er respektierte auch die Position der Ortsbischöfe, die diesem Ort mit großer Distanz gegenüberstanden. Das hat sich nun geändert. Der jetzige Bischof der Diözese Mostar hat die Einstellung zu diesem einzigartigen Ort geändert, an den die Menschen mit den Nöten ihres Herzens und ihres Gewissens kommen. Hier habe ich mit Menschen gesprochen, die ihre Erfahrungen teilen und den Wert von Gebet und Beichte betonen. Wie viele Menschen, wie viele Männer beten hier den Rosenkranz. Es war eine große Erfahrung für mich.“
Dem fügte der Kardinal noch hinzu:
„Wir sind mit vielen Anliegen gekommen, und jetzt, nachdem wir gebetet haben und hier waren, können wir mit mehr Hoffnung in die Zukunft schauen.“
Die „Normalisierung“ von Medjugorje ist bereits Realität
Während die Frage einer Anerkennung von Marienerscheinungen immer mehr in den Hintergrund tritt, arbeitet Rom auf die Anerkennung als Gebetsstätte hin. Faktisch ist dieser Schritt bereits vollzogen. Papst Franziskus entsandte den polnischen Erzbischof Henryk Hoser nach Medjugorje, der die Leitung der Pfarrei übernahm. Im Mai wurde Medjugorje im Zuge einer von Papst Franziskus gewollten Gebetsoffensive zur Beendigung der „Corona-Pandemie“ unter die 30 weltweit bedeutendsten Marienheiligtümer eingereiht. Kirchenrechtlich verfügt die Pfarrkirche von Medjugorje noch nicht über diesen Status, was aber nur mehr eine Frage der Zeit sein dürfte.
Papst Franziskus ging zunächst hart gegen das „Offenbarungsspektakel“ an, bei dem Maria wie die „Leiterin eines Postamtes“ auftrete, und nannte dabei am Beginn seines Pontifikats ausdrücklich Medjugorje. Dann änderte er schrittweise seinen Kurs. Anstoß dazu war die Entscheidung der Vollversammlung der Glaubenskongregation im Frühjahr 2015, die von den sechs Sehern behaupteten Marienerscheinungen nicht anzuerkennen, aber Medjugorje zu einer internationalen Gebetsstätte zu machen. Bis sich Franziskus von dieser als „administrative Lösung“ bekanntgewordenen und als Kompromiß gedachten Variante überzeugen ließ, mit der er den seit Jahrzehnten tobenden „Heiligen Krieg“ (Paolo Rodari) um Medjugorje beenden will, sollten weitere zwei Jahre vergehen. Ein nicht unwesentlicher Aspekt dabei war, daß Kardinal Vinko Puljic, Erzbischof von Sarajevo und Mitglied der Päpstlichen Untersuchungskommission, die von Papst Benedikt XVI. beauftragt war, das Phänomen Medjugorje zu studieren, Franziskus die „Empfehlung“ gab, zu Medjugorje eine Entscheidung nur zu „administrativen“ Aspekten zu treffen, nicht aber zu den „Erscheinungen“ und „Botschaften“.
Im Sommer 2016 sickerte erstmals die vatikanische Absicht durch, für Medjugorje einen päpstlichen Verwalter zu bestellen und den Ort ohne Anerkennung des Erscheinungsphänomens zum Heiligtum zu erheben.
Im Februar 2017 erfolgte die Ernennung von Erzbischof Henryk Hoser zum päpstlichen Sondergesandten für Medjugorje. Der damals noch amtierende Bischof von Mostar, Msgr. Ratko Perić, bekräftigte seine ablehnende Haltung. Im April 2017 schuf Franziskus mit einem Motu proprio die Voraussetzungen, Medjugorje, ohne diesen Ort namentlich zu nennen, zu einer internationalen Gebetsstätte zu machen.
Im Mai 2017 ließ Franziskus noch einmal seine negative Haltung zum Erscheinungsphänomen Medjugorje erkennen. Wenn er dennoch eine „behutsame“, „pädagogische“ Lösung anstrebt, dann aus Rücksicht auf jene ihm nahestehenden Teile der Kirche, die wie Kardinal Christoph Schönborn, der Erzbischof von Wien, eine wohlwollende Position gegenüber Medjugorje einnehmen und darauf drängen, zumindest die Millionen von Gläubigen, die seit 40 Jahren in den herzegowinischen Ort pilgern, nicht vor den Kopf zu stoßen.
Im August 2017 folgte dann der Paukenschlag, der ankündigte, daß Franziskus eine Entscheidung getroffen hatte. Der von ihm zum Kardinal erhobene albanische Jesuit Ernest Simoni konnte beim Jugendfestival in Medjugorje verkünden, daß Papst Franziskus seine „Meinung zu Medjugorje geändert“ habe. Damit war zwar nicht gemeint, was die vor Ort anwesenden Gläubigen vielleicht zu verstehen meinten, doch ein entscheidender Schritt in Richtung Anerkennung als Gebetsstätte getan.
2018 ernannte Franziskus Erzbischof Hoser zum Sondervisitator mit allen Vollmachten, der somit vor drei Jahren die Leitung der Pfarrei Medjugorje übernahm und das Phänomen Medjugorje vatikanischer Kontrolle unterstellte. Im Oktober desselben Jahres erschien ein Gesprächsbuch mit Franziskus, in dem der Papst noch einmal eine durch die Drucklegung verspätete Breitseite auf das „Erscheinungsspektakel“ abfeuerte. In Medjugorje, so Franziskus, wirke Gott nicht wegen, sondern trotz der Seher Wunder.
Unter Hosers Führung erlaubte Franziskus im Mai 2019 offizielle Wallfahrten nach Medjugorje. Damit stand der „Normalisierung“ von Medjugorje kaum mehr etwas im Wege. Letzte Hindernisse wurden im Juli 2020 mit der Emeritierung von Msgr. Ratko Perić, dem zuständigen Ortsbischof von Mostar, und der Exkommunikation von Tomislav Vlašić, dem ehemaligen Franziskaner, der in der Frühphase des Erscheinungsphänomens von 1981 bis 1983 maßgeblichen Einfluß darauf hatte, aus dem Weg geräumt.
Mit der Einreihung von Medjugorje beim päpstlichen Gebetsmarathon gegen Corona unter die weltweit bedeutendsten Marienheiligtümer wurde im Mai die formale Anerkennung als internationale Gebetsstätte im Sinne des Motu proprio von 2017 vorweggenommen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Fakt/Adam Walanus/Pixabay (Screenshots)
Das dort zur Muttergottes gebetet wird ist segensreich.
Als Erscheinungsort ist Medjugorje höchst zweifelhaft, Fachleute bezeichen es als ausgemachten Schwindel.
Man kann das leicht prüfen, wenn man sich die Aussagen der angeblichen Gottesmutter ansieht.
Ich empfehle den Vortrag von Dr. Hesse über „Wunder/Erscheinungen/Botschaften“
Aber Gebete zur Muttergotte helfen immer.
Ich denke die Schlacht zwischen der Mutter Gottes von La Salette und der Mutter Gottes von Medjurgorje wird die Mutter Gottes von La Salette gewinnen. Ich war in Medjurgoje und in La Salette nicht. Aber ich liebe die Mutter Gottes von La Salette und ich mag die Botschaften der Mutter Gottes von Medjurgorje nicht denn dann kann ich ja mir gleich das Gequatsche einer nachkonziliaren Pastoralreferentin reinziehen.
Per Mariam ad Christum,