(Rom) Die jüngsten Aussagen von Papst Franziskus zu Medjugorje sorgen unter Katholiken für ein Wechselbad der Gefühle und schaffen dennoch keine Klarheit. Das katholische Kirchenoberhaupt stellte sich auf dem Rückflug aus Fatima am vergangenen Samstag wie gewohnt den Fragen der mitfliegenden Journalisten. Dabei kam Franziskus auch auf den Abschlußbericht der sogenannten Ruini-Kommission zu Medjugorje zu sprechen. Riccardo Cascioli (Chefrededakteur von Il Timone und Nuova Bussola Quotidiana) spricht von einer „Bombe“, die der Papst „auf die Millionen von Gläubigen“ abgefeuert habe, die seit 35 Jahren in den herzegowinischen Ort gepilgert sind.
Der Papst bot erstmals einen Spalt Einblick in das Ergebnis der Arbeit, die von der internationalen Expertenkommission geleistet wurde, die sein Vorgänger, Benedikt XVI., 2010 eingerichtet hatte. Die Leitung war vom deutschen Papst Kardinal Camillo Ruini übertragen worden. Diese Kommission habe „eine sehr, sehr gute Arbeit“ geleistet, so Franziskus am Abend des 13. Mai.
Papst: „Ich glaube nicht an eine Briefträger-Madonna“
Wird es eine Anerkennung der von sechs „Sehern“ behaupteten Marienerscheinungen in der Herzegowina geben? Klarheit herrscht auch nach den Franziskus-Worten nicht, dafür wissen Verehrer des Phänomens in dem kleinen Bergdorf nicht mehr so recht, wo ihnen der Kopf steht.
Franziskus sagte, daß zu den „ersten Erscheinungen“, jene von 1981, „weitere Untersuchungen“ notwendig sind. Über die Tausenden von „Erscheinungen“, die bis zum heutigen Tag im Gange sind, meinte das Kirchenoberhaupt lapidar, daß es sich um eine Sache „auf persönlicher Ebene“ handle. Mit anderen Worten, dazu gebe es so starke Zweifel, daß sie für eine kirchliche Anerkennung nicht näher in Betracht zu ziehen seien.
Wörtlich sagte der Papst generell zur Frage:
„Ich glaube an die Gottesmutter, unsere gute Mutter, nicht an die Büroleiterin eines Telegraphenamtes, die jeden Tag zu einer bestimmten Stunde ihre Botschaften absendet.“
Der Papst ließ damit erstmals eine sich abzeichnende Entscheidung durchblicken. Der Großteil des Phänomens von Medjugorje scheint, laut seinen Angaben, für eine kirchliche Anerkennung nicht in Frage zu kommen. Der verbleibende Rest, den Franziskus als die „frühen“ Erscheinungen bezeichnete, ohne eine genau zeitliche Abgrenzung vorzunehmen, sei weiteren Untersuchungen zu unterziehen.
Franziskus hielt sich daher auch nicht bei der Frage nach der Echtheit auf, sondern ging in seinen Ausführungen gleich auf die „pastorale“ Betreuung der Gläubigen über. Das sei der „Kern“, sprich, die wichtige Frage.
Karmeliter: „Papst sollte bestimmte Ausdrücke für sich behalten“
Die Reaktionen blieben nicht aus. Die Tageszeitung Avvenire der Italienischen Bischofskonferenz erreichten zahlreiche Protestschreiben. Eines davon, das eines Priesters, wurde veröffentlicht. Der Kamelitenpater Giustino Zoppi schreibt darin über Medjugorje, geht aber zu einer grundsätzlichen Kritik über:
„Ich würde es vorziehen, wenn der Heilige Vater bestimmte Ausdrücke für sich behalten würde wie den der ‚Briefträger-Madonna‘, die sicher nicht die Gottesmutter beleidigen, aber jene beleidigen, die an die Botschaften von Medjugorje glauben. Es handelt sich jedenfalls weder um häretische noch um negative Botschaften, auch wenn es sich nicht um Offenbarungen, sondern nur um die Wiedergabe einfacher, innerer Aussagen handeln sollte. Sie schaden jedenfalls nicht. Was mir hingegen wehtut, ist, daß Ihre Zeitung diese Ausdrücke verstärkt und überhaupt alle Aussagen des Papstes ohne jede kritische Betrachtung und ohne die Fähigkeit, jenen eine Stimme zu geben, die sich nicht dem päpstlichen Denken anpassen.“
Diese Kritik an der Tageszeitung dürfte die Redaktion zur Veröffentlichung dieses und nicht anderer Protestbriefe veranlaßt haben. Entsprechend schob die Redaktion dem stark gekürzten Brief von Pater Zoppi, wie die Redaktion selbst ausführte, eine fünfmal so lange Erwiderung nach. Darin heißt es, daß durch die Veröffentlichung seines Briefes die darin geäußerte Anschuldigung gegen die Zeitung bereits widerlegt sei. Gleichzeitig führt der Avvenire aus, daß es wegen Medjugorje im Internet massiv „rumore“. Häufig sei unter den „Anhängern von Medjugorje zu hören: Wenn eine Entscheidung zwischen Papst Franziskus und Medjugorje verlangt werde, stehe die Entscheidung bereits fest, nämlich für Medjugorje.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Der Papst hat hier – vielleicht mehr intuitiv – sehr Recht.
Einzelne Botschaften sind schon hâretisch genug, um das ganze Medjugorie zu verwerfen.
Heisst es nicht :
„deine Rede sei Ja ja oder nein nein,alles andere ist von Übel“ ?
Villeicht sollten alle wieder mal mehr Bibel lesen,vom Papst bis zu den Botschaftsgläubigen,da könnte man sich viel Streiterei ersparen.
Na ja, hier ist Bergoglio ausnahmsweise kein Vorwurf zu machen. Was die Befindlichkeit der M.-
Gläubigen betrifft,so ist Bergoglio in diesem Punkt „katholischer“ als der Karmeliter: entweder diese vielen Botschaften treffen zu oder nicht, wenn man sie verwirft, befinden sich die Gläubigen in einem Irrtum, den man konsequenterweise bekämpfen muss. Die Sprache muss sich an der Wahrheit orientieren. Dass Bergoglio einmal klare Worte gesprochen hat, spricht mehr für als gegen ihn. Auch die Differenzierung, was die Urerscheinungen anbelangt, ist klug gewesen.
Das bezieht sich nicht darauf, dass man nicht differenzieren soll, sondern darauf, dass man nicht schwören soll. Und zwar deshalb, weil man sich stets wahrheitsgemäß äußern soll, so dass es nicht nötig ist, Gott zum Zeugen anzurufen dafür, dass eine Aussage der Wahrheit entspricht.
Was der Papst hier sagt, ist durchaus denkbar, dass nämlich Erscheinungen in einem frühen Stadium authentisch waren, die Seher danach aber manipuliert wurden. Das wiederum spricht freilich gegen diejenigen, die manipuliert haben, wie gegen diejenigen, die sich so lange manipulieren ließen, den Betrug folglich zunehmend selbst wollten.
Ich meinte etwas anderes:
Aussagen,die von der Dreifaltigleit selbst oder der Muttergottes stammen sollen sind entweder von A bis Z richtig oder falsch,es gibt kein „Jein“ !
Und wenn nur eine Kleinigkeit nicht stimmte stimmt alles nicht,das ist doch gar nicht so schwer.
Das steht mehrfach so in der Bibel,wenn es um Propheten geht,leider kann ich im Moment keine konkrete Stelle zitieren.
Man muß es sich doch so vorstellen:
der Heilige Geist,der da sprechen soll ist absolut rein,da kann nicht ein Fleckchen getrübt sein !
Noch ein weiteres Kriterium:
Botschaften,die jahrelange Streitereien und Verwirrung auslösen können nicht vom Himmel stammen sondern vom „Verwirrer“.
„An ihren Früchten.…“
Steht alles in der Heiligen Schrift,mehr braucht man nicht um wahr oder falsch zu unterscheiden.
Ich bin erstaunt über diese Beurteilung. Medjugorje ist mit Sicherheit keine echte, übernatürliche Erscheinung. Allerdings scheinen mir 99% aller Botschaften der „Gospa“ unbedenklich, weil banal, überflüssig und sich permanent wiederholend.
Das Problem liegt genau in dem restlichen einem Prozent. Hier muss man genau hinschauen, und in der überwältigendem Fülle der Botschaften genau diese problematischen Botschaften finden, beurteilen – und letztlich verwerfen. Denn diese Botschaften widersprechen klar dem Evangelium und der überlieferten Lehre der Kirche. Einige wenige Botschaften sind klar häretisch, andere in problematischer Weise mehrdeutig.
Deshalb ist es auch nicht notwendig, den Rest der „Botschaften“ einer genaueren Bewertung zu unterziehen, da der Betrug in den wenigen falschen Botschaften umso klarer zum Ausdruck kommt. Damit ist der Betrug bewiesen, und die Botschaften sind im Ganzen komplett und ohne Bedenken zu verwerfen.
Wer der Botschaft des Evangeliums und der Lehre der Kirche folgt, kann nicht in die Irre gehen. Er meide deshalb falsche Erscheinungen und Wundersucht, die der Papst vollkommen korrekt kritisiert und verwirft.
Am Beispiel Medjugorjes sieht man gut, warum die Kirche Erscheinungen gegenüber immer vorsichtig agiert hat und selbst in kirchlich bestätigten Fällen betont, dass das Befolgen irgendwelcher Erscheinungen und Privatoffenbarungen nicht zum Heile notwendig sind.
Es kann natürlich auch in der Absicht des Papstes liegen, durch Beschränkung auf die ersten sieben Erscheinungen überhaupt ein abschließendes Urteil abgeben zu können. Wenn diese ersten Phänomene so sind, dass zB die Botschaften auch im Rahmen echter Erscheinungen hätten ergehen können, könnte man so formal zu einer „Anerkennung“ gelangen.
Inwieweit es seriös ist, um einer pastoralen Lösung willen die überwältigende Mehrheit von behaupteten Botschaften zu ignorieren, wage auch ich zu bezweifeln.
Papst Franziskus überrascht immer wieder. Seine differenzierte, im Kern ablehnende Sichtweise, gegenüber Medjugorie halte ich für sachgemäß. Er belegt damit einmal mehr eine innere Unabhängigkeit, die einer Kritik an gewissen Stellungnahmen oder Positionen insofern entgegensteht, als das man ihn nicht ohne Weiteres einer bestimmten, von eigenen Motiven geleiteten innerkirchlichen Strömung zuordnen kann.