Bischof Peric von Mostar: „Maria ist in Medjugorje nicht erschienen“


Tomislav Vlasic (Mitte) mit den "Sehern" in der Pfarrkirche von Medjugorje
Tomislav Vlasic (Mitte) mit den "Sehern" in der Pfarrkirche von Medjugorje

(Sara­je­wo) Am 11. Febru­ar ernann­te Papst Fran­zis­kus einen Son­der­ge­sand­ten für Med­jug­or­je. Seit­her wird eine bal­di­ge Ent­schei­dung Roms erwar­tet. Der zustän­di­ge Orts­bi­schof erklär­te die Grün­de, wes­halb er das Phä­no­men der angeb­li­chen Mari­en­er­schei­nun­gen für nicht echt hält.

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Der pol­ni­sche Bischof Hen­ryk Hoser, den Papst Fran­zis­kus nach Med­jug­or­je ent­sand­te, hat nicht über die Echt­heit des Phä­no­mens zu befin­den, son­dern Vor­schlä­ge zu „pasto­ra­len“ Fra­gen zu unter­brei­ten. Dabei geht es, soweit erkenn­bar, um die seel­sorg­li­che Betreu­ung der Gläu­bi­gen, die nach Med­jug­or­je pil­gern. Wahr­schein­lich geht es auch dar­um, wie unter Med­jug­or­je-Anhän­gern Ent­täu­schung, Erschüt­te­rung und Abwen­dung von der Kir­che ver­hin­dert wer­den kön­nen, falls Rom die Über­na­tür­lich­keit des Phä­no­mens nicht aner­ken­nen und damit die Ableh­nung bestä­ti­gen wür­de, die von den Orts­bi­schö­fen bereits seit den 80er Jah­ren ver­tre­ten wird.

Zustän­di­ger Orts­bi­schof für Med­jug­or­je ist seit 1993 Msgr. Rat­ko Peric, der Bischof von Mostar-Duv­no. Er ist bereits der zwei­te Orts­bi­schof, der mit dem Phä­no­men Med­jug­or­je befaßt ist. Wie schon sein Vor­gän­ger, Bischof Pavao Zanic, lehnt auch Bischof Peric die Echt­heit der „Erschei­nun­gen“ ab.

Die Rolle des Ex-Priesters Tomislav Vlasic

1981 behaup­te­ten sechs Kin­der in dem klei­nen her­ze­go­wi­ni­schen Ort, daß ihnen die Got­tes­mut­ter Maria erschie­nen sei. Einer der Haupt­grün­de, wes­halb die Orts­bi­schö­fe, die Über­na­tür­lich­keit bezwei­feln, hat mit Tomis­lav Vla­sic zu tun. Der Fran­zis­ka­ner war der See­len­füh­rer der „Seher“, denen die Got­tes­mut­ter seit­her – wie errech­net wur­de – an die 40.000 Mal erschie­nen sein soll.

Der 1969 zum Prie­ster geweih­te Vla­sic hat­te in den 70er Jah­ren ein Ver­hält­nis mit einer Ordens­frau. Als die­se schwan­ger wur­de, schick­te er sie zur Ent­bin­dung ins Aus­land, um die Sache geheim­zu­hal­ten. 1981 nahm Vla­sic in Rom an einem Tref­fen der Cha­ris­ma­ti­schen Bewe­gung teil. Die Ordens­frau Brie­ge McKen­na pro­phe­zei­te ihm dort, im Zen­trum einer gro­ßen maria­ni­schen Bewe­gung ste­hen zu wer­den. Das war einen Monat, bevor die „Erschei­nun­gen“ in Med­jug­or­je began­nen. Als erste Nach­rich­ten von dort ein­lang­ten, ver­ließ Vla­sic ohne Erlaub­nis sei­ner Obe­ren sei­ne Seel­sor­ge­stel­le, um nach Med­jug­or­je zu über­sie­deln, wo er zum geist­li­chen Füh­rer der „Seher“ wur­de. Wei­te­re Akte des Unge­hor­sams soll­ten fol­gen. Wäh­rend Anhän­ger von Med­jug­or­je in der „Pro­phe­zei­ung“ von McKen­na eine Bestä­ti­gung der Echt­heit sehen, sieht Bischof Peric dar­in das genaue Gegen­teil. Vla­sic habe die Aus­sa­ge McKen­nas „selbst ver­wirk­li­chen“ wol­len und das Phä­no­men Med­jug­or­je erst „kon­stru­iert“. Er sei kei­ne Rand­fi­gur, son­dern spie­le eine zen­tra­le Rol­le in der Ent­ste­hungs­pha­se des Phä­no­mens Medjugorje.

Zur wei­te­ren Lebens­ge­schich­te von Vla­sic nur soviel: 1984 wur­de er aus Med­jug­or­je ent­fernt und grün­de­te eine eige­ne Med­jug­or­je-Gemein­schaft. 2008 wur­de von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ein Ver­fah­ren gegen ihn ein­ge­lei­tet wegen zwei­fel­haf­ter Leh­ren, Mani­pu­la­ti­on der Gewis­sen, zwei­fel­haf­tem Mysti­zis­mus, Unge­hor­sam und Ver­sto­ßes con­tra sex­t­um. 2009 wur­de er von Papst Bene­dikt XVI. lai­siert und ver­tre­te heu­te eine Son­der­leh­re aus Chri­sten­tum und New Age.

„Es handelt sich nicht um echte Erscheinungen der Jungfrau Maria“

Bischof Peric unter­sag­te sei­nen Prie­stern jede Wer­bung für die „Erschei­nun­gen“ und erin­ner­te an die Unter­su­chun­gen der Diö­ze­se und des Hei­li­gen Stuhls. Von 1982–1984 ermit­tel­te eine diö­ze­sa­ne Kom­mis­si­on, von 2010–2012 eine Kom­mis­si­on der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on. „Wir den­ken, daß alles in die Hän­de von Papst Fran­zis­kus über­ge­ben wur­de. Die Posi­ti­on der Diö­ze­se wäh­rend die­ser gan­zen Zeit war klar und ent­schlos­sen: Es han­delt sich nicht um ech­te Erschei­nun­gen der Hei­li­gen Jung­frau Maria“, so Bischof Peric.

„Obwohl manch­mal gesagt wird, daß die Erschei­nun­gen der ersten Tage echt sein könn­ten, denen dann aus ande­ren, vor­wie­gend nicht-reli­giö­sen Grün­den ein Über­bau hin­zu­ge­fügt wur­de, hat die diö­ze­sa­ne Kurie auch die Wahr­heit über die­se ersten Tage unter­sucht. Wir haben den Hei­li­gen Stuhl und beson­ders die Päp­ste, Johan­nes Paul II., Bene­dikt XVI. und Fran­zis­kus, immer genau informiert.“

Bischof Peric führt eine Rei­he von Punk­ten auch  gegen die Echt­heit „der ersten Tagen der ‚Erschei­nun­gen‘ an, wes­halb wir zutiefst über­zeugt sind, von dem was wir sagen“.

An erster Stel­le nennt er eine „zwei­deu­ti­ge Figur“, eine weib­li­che Gestalt, die „sich ganz anders ver­hält als die wirk­li­che Jung­frau“ Maria.

„Sie lacht selt­sam. Bei bestimm­ten Fra­gen ver­schwin­det sie und kehrt dann wie­der. Sie gehorcht den ‚Sehern‘, und man weiß nicht, wie lan­ge sie erscheint.“

Die „Erscheinung wird nicht begründet“

Ivan Dra­gice­vic, einer der „Seher“, erklär­te, am ersten Tag ein „Zit­tern“ in den Hän­den der Erschei­nung wahr­ge­nom­men zu haben. „Was für ein Zit­tern?“, fragt der Bischof. „Die­se Wahr­neh­mung läßt star­ke Zwei­fel auf­kom­men, die im Gesamt­kon­text zur tie­fen Über­zeu­gung füh­ren, daß es sich nicht um eine ech­te Erschei­nung der Jung­frau Maria han­del­te, wenn auch gesagt wird, sie habe sich am vier­ten Tag als sol­che vorgestellt.“

Der Bischof ver­weist zudem auf die „selt­sa­men“ Bot­schaf­ten von Med­jug­or­je. Es gebe kei­nen „Zweck“ der Erscheinungen.

„Die Erschei­nung wird nicht begrün­det, auch gibt es kei­ne spe­zi­fi­sche Bot­schaft für die ‚Seher‘, oder die Patres, die Gläu­bi­gen der Pfar­rei oder die Welt, außer der Ein­la­dung, an die gan­ze Erschei­nung zu glauben.“

Der Bischof nennt auch die Häu­fig­keit der Erschei­nun­gen als Grund für „ern­ste Zwei­fel“. Anlaß für „größ­te Zwei­fel“ sei, daß die Got­tes­mut­ter „genauso­oft erscheint, wie die ‚Seher‘ es wol­len und wo und wann sie es wol­len“. Man­chen erschei­ne sie täg­lich, ande­ren wöchentlich.

Als „schwer­wie­gend“ bezeich­net es der Bischof, daß den „Sehern“ erlaubt wor­den sei, auf den Schlei­er der Got­tes­mut­ter zu tre­ten und „ihren Kör­per zu berühren“.

„Die­se Geschich­ten, den Kör­per der Jung­frau zu berüh­ren und auf ihren Schlei­er tre­ten zu kön­nen, weckt die Über­zeu­gung, daß es sich um etwas Unwür­di­ges, Unech­tes und Skan­da­lö­ses han­delt. Das ist nicht die katho­li­sche Jung­frau“, so der Bischof.

Msgr. Peric unter­streicht, daß ange­sichts der Unter­su­chun­gen durch die Diö­ze­se, ein­schließ­lich der Unter­su­chun­gen der ersten sie­ben Tage der angeb­li­chen Erschei­nun­gen, man guten Gewis­sens sagen könne:

„Die Jung­frau hat sich in Med­jug­or­je nicht gezeigt!“

„Nun hoffen wir auf eine Entscheidung von Franziskus“

1998, so der Bischof, ant­wor­te­te die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on dem Bischof Gil­bert Aubry von Saint-Denis de la Reuni­on (Frank­reich), der wis­sen woll­te, was von dem Phä­no­men zu hal­ten sei und wie er sich bezüg­lich Wall­fahr­ten nach Med­jug­or­je ver­hal­ten sol­le. Kar­di­nal Tar­cis­io Ber­to­ne, damals Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on, ant­wor­te­te ihm, daß die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on die Erklä­rung von Zadar von 1991 der Bischö­fe des ehe­ma­li­gen Jugo­sla­wi­en respek­tie­re. In der Erklä­rung stell­ten die Bischö­fe fest, daß es auf­grund der Unter­su­chun­gen es nicht mög­lich sei, einen über­na­tür­li­chen Ursprung des Phä­no­mens festzustellen.

Papst Bene­dikt XVI. ernann­te eine inter­na­tio­na­le Unter­su­chungs­kom­mis­si­on, die ab 2010 unter dem Vor­sitz von Kar­di­nal Camil­lo Rui­ni das Phä­no­men unter­such­te und alle „Seher“ prüf­te. Der Schluß­be­richt wur­de 2014 Papst Fran­zis­kus übergeben.

„Nun hof­fen wir auf eine Ent­schei­dung von Fran­zis­kus“, so Bischof Peric.

Die­ser ord­ne­te sei­nem Son­der­ge­sand­ten Hoser an, sei­nen Auf­trag inner­halb Som­mer 2017 abzuschließen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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2 Kommentare

  1. Nicht viel neu­es, was Bischof Peric hier sagt. Er bestä­tigt nur das, was sein Vor­gän­ger Bischof Zanic schon beur­teilt hat. Schon damals hat das Ordi­na­ri­at die „Erschei­nun­gen“ nicht als wahr befun­den. Damals hat die „Gos­pa“ gesagt, dass wenn der Bischof nicht anfängt an die Bot­schaf­ten zu glau­ben, dann wird er mit einem zwei­fa­chen Gericht gerich­tet. Ein­mal von ihrem Sohn und ein­mal von ihr. 

    Hof­fen wir das die höch­ste irdi­sche Instanz die Gescheh­nis­se um Med­jug­or­je end­lich als unwahr beur­teilt, wie sie es schon längst hät­te getan sol­len. Weil die Bot­schaf­ten sind sicher nicht von oben. Wenn sie aber nicht von oben sind, dann sind sie ent­we­der vom Men­schen (Fran­zis­ka­ner) oder von jeman­dem ande­ren. Über den ande­ren hat schon Papst Bene­dikt XIV gesagt: „Böse Gei­ster emp­feh­len oft­mals das Gute, um das Bes­se­re zu ver­hin­dern und Men­schen zu bestimm­ten Hand­lun­gen zu ermu­ti­gen, die angeb­lich einen beson­de­ren Akt der Tugend dar­stel­len, nur um die Unvor­sich­ti­gen spä­ter um so leich­ter täu­schen zu können.“

  2. Die­je­ni­gen, die fest zu Med­ju ste­hen und dar­an glau­ben, wer­den sich sicher nicht von irgend­wel­chen „Emp­feh­lun­gen oder War­nun­gen“ beein­drucken lassen.…

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