Frage an Papst Franziskus: Ist Abtreibung nicht auch eine Todesstrafe, die abgeschafft gehört?

Die Auslieferung der Kirche an die Plutokraten


Die katholische Kirche ist die größte Gemeinschaft der Welt und sie ist ein Bollwerk für die Kultur des Lebens und das Lebensrecht ungeborener Kinder – dann kam Papst Franziskus
Die katholische Kirche ist die größte Gemeinschaft der Welt und sie ist ein Bollwerk für die Kultur des Lebens und das Lebensrecht ungeborener Kinder – dann kam Papst Franziskus

José Arturo Quar­ra­ci­no, eme­ri­tier­ter Pro­fes­sor der Phi­lo­so­phie an der Uni­ver­si­dad del Sal­va­dor in Bue­nos Aires und Nef­fe von Kar­di­nal Anto­nio Quar­ra­ci­no, Erz­bi­schof von Bue­nos Aires und Pri­mas von Argen­ti­ni­en, der ab 1992 den Auf­stieg des Jesui­ten Pater Jor­ge Mario Berg­o­glio mög­lich gemacht hat­te, ver­öf­fent­lich­te im ver­gan­ge­nen Sep­tem­ber ein Gebet für die Bekeh­rung von Jor­ge Mario Berg­o­glio. Nun legt er den Fin­ger in eine ande­re gro­ße Wun­de des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats, die Demon­ta­ge der Kir­che als Boll­werk der Kul­tur des Lebens und der nicht ver­han­del­ba­ren Werte.

Ist Abtreibung nicht die vorgeburtliche Todesstrafe, die abgeschafft werden sollte?

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Von José Arturo Quarracino*

Jor­ge Mario Berg­o­glio ver­ur­teilt die Abtrei­bung als Ver­bre­chen, jeden­falls den Wor­ten nach, aber in den mehr als zehn Jah­ren sei­nes Pon­ti­fi­kats hat er in der Pra­xis weg­ge­schaut und die vor­ge­burt­li­che Todes­stra­fe aus sei­ner offi­zi­el­len öffent­li­chen Agen­da gestri­chen: kein „Tag für die Unge­bo­re­nen“, kei­ne Syn­ode, die sich mit dem Pro­blem befaßt, kein Apo­sto­li­sches Schrei­ben, in dem er die Abschaf­fung der Abtrei­bungs-Todes­stra­fe for­dert, wie er es hin­ge­gen bei der im Straf­ge­setz­buch vor­ge­se­he­nen Todes­stra­fe tut. Viel­mehr beruft er Abtrei­bungs­be­für­wor­ter in offi­zi­el­le vati­ka­ni­sche Gre­mi­en. Das ist jesui­ti­sche Heu­che­lei in höch­ster Ausprägung.

Am 10. Okto­ber ver­öf­fent­lich­te Don Jor­ge Mario Berg­o­glio auf sei­nem offi­zi­el­len X‑Account @Pontifex (vor­mals Twit­ter) eine Erklä­rung, in der er die Anwen­dung der Todes­stra­fe in der Welt als Bedro­hung für das Leben und als für die Gerech­tig­keit untaug­li­ches Mit­tel ver­ur­teilt, das den Durst nach Rache schürt: „Das Recht auf Leben ist dort bedroht, wo die Todes­stra­fe prak­ti­ziert wird. Die Todes­stra­fe kann nicht für eine angeb­li­che staat­li­che Gerech­tig­keit her­hal­ten, da sie weder abschreckt noch den Opfern Gerech­tig­keit ver­schafft, son­dern nur Rache schürt“.

José Arturo Quarracino

Es ist nicht das erste Mal, daß der Bischof von Rom öffent­lich und offi­zi­ell die Anwen­dung der Todes­stra­fe ver­ur­teilt hat. Er tat dies am 1. August 2018 und änder­te dabei sogar den Wort­laut von Absatz 2267 des Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che, wobei er sich auf­fal­lend als die Kir­che selbst wahr­nimmt: „Des­halb lehrt die Kir­che im Licht des Evan­ge­li­ums, daß ‚die Todes­stra­fe unzu­läs­sig ist, weil sie gegen die Unan­tast­bar­keit und Wür­de der Per­son ver­stößt‘, und setzt sich mit Ent­schie­den­heit für deren Abschaf­fung in der gan­zen Welt ein“. In Wirk­lich­keit ist die­se Leh­re der Kir­che die Mei­nung und das Wort von Berg­o­glio.1

Am 27. Febru­ar 2019 bekräf­tig­te Jor­ge Mario Berg­o­glio in einer Video­bot­schaft an die Teil­neh­mer des 7. Welt­kon­gres­ses gegen die Todes­stra­fe in Brüs­sel (Bel­gi­en) offi­zi­ell die For­de­rung nach der welt­wei­ten Abschaf­fung der Todes­stra­fe. Er dach­te dabei nicht nur an die Mög­lich­keit für jeden Ver­ur­teil­ten, sein Ver­bre­chen zu bereu­en und sein Leben zu ändern, son­dern bekräf­tig­te auch, daß „das mensch­li­che Leben ein emp­fan­ge­nes Geschenk ist, das wich­tig­ste und pri­mä­re Geschenk, die Quel­le aller ande­ren Geschen­ke und aller ande­ren Rech­te“, wes­halb „es geschützt wer­den muß“, aus­nahms­los. In die­ser Argu­men­ta­ti­on wies er dar­auf hin, daß „die Todes­stra­fe daher eine schwe­re Ver­let­zung des Rechts auf Leben dar­stellt, das jeder Mensch hat“.

Am 10. Okto­ber 2020 wie­der­hol­te er sei­nen Auf­ruf zur Abschaf­fung der Todes­stra­fe, wie­der­um auf sei­nem offi­zi­el­len X‑Account: „Alle Chri­sten und Men­schen guten Wil­lens sind heu­te auf­ge­ru­fen, nicht nur für die Abschaf­fung der Todes­stra­fe zu kämp­fen, son­dern auch für die Ver­bes­se­rung der Lebens­be­din­gun­gen in den Gefäng­nis­sen und die Ach­tung der Men­schen­wür­de der Per­so­nen, denen die Frei­heit ent­zo­gen ist.“[5].

Er tat dies auch am 31. August 2022 als Gebets­an­lie­gen im Welt­wei­ten Gebets­netz des Pap­stes, indem er dar­um bat, daß „die Todes­stra­fe in allen Län­dern gesetz­lich abge­schafft wer­de, weil sie die Wür­de jeder mensch­li­chen Per­son ver­letzt“, denn „das Gebot ‚Du sollst nicht töten‘ bezieht sich sowohl auf die Unschul­di­gen als auch auf die Schuldigen“.

Zusam­men­ge­faßt: Fünf star­ke offi­zi­el­le Inter­ven­tio­nen von Papst Berg­o­glio gegen die Todes­stra­fe welt­weit, basie­rend auf dem Prin­zip, daß jedes Men­schen­le­ben eine höch­ste Wür­de hat, die nicht igno­riert oder ver­letzt wer­den darf, auch nicht das eines Kri­mi­nel­len. Fünf star­ke offi­zi­el­le Erklä­run­gen, die direkt die Abschaf­fung der Todes­stra­fe forderten.

Aber im Fall der Abtrei­bung ist die Sache plötz­lich eine ande­re: Es gab in all den Jah­ren kei­ne offi­zi­el­le Ver­ur­tei­lung der Abtrei­bung durch Papst Berg­o­glio, abge­se­hen von sei­nen umständ­li­chen per­sön­li­chen Kom­men­ta­ren in Inter­views, in Pres­se­kon­fe­ren­zen auf der päpst­li­chen Ebe­ne und abge­se­hen von sei­nen zwei berühm­ten rhe­to­ri­schen Fra­gen zur Abtrei­bung: „Ist es rich­tig, ein mensch­li­ches Leben aus­zu­lö­schen, um ein Pro­blem zu lösen? Ist es rich­tig, einen Kil­ler anzu­heu­ern, um ein Men­schen­le­ben aus­zu­lö­schen? Abtrei­bung ist, wie Berg­o­glio selbst sagt, vor­ge­burt­li­cher Mord, der den größ­ten aller Völ­ker­mor­de auf dem Pla­ne­ten dar­stellt: 72 Mil­lio­nen Kin­der wer­den jähr­lich vor ihrer Geburt getö­tet. Das bedeu­tet, daß im Durch­schnitt jeden Monat 6.004.800 Kin­der auf der Welt abge­trie­ben, sprich ermor­det wer­den. Das ent­spricht 200.160 Kin­dern pro Tag und 8.300 pro Stun­de, d. h. 139 Kin­der pro Minu­te wer­den im Mut­ter­leib getötet.

Was hat der Stell­ver­tre­ter Chri­sti zur Abschaf­fung der vor­ge­burt­li­chen Todes­stra­fe gesagt und getan? Nichts. Er spricht über den Kli­ma­wan­del und schreibt Apo­sto­li­sche Schrei­ben zu die­sem The­ma, aber in mehr als zehn Jah­ren des Pon­ti­fi­kats gibt es kein päpst­li­ches Doku­ment zu die­sem Völ­ker­mord, der viel schlim­mer ist als das Umwelt­pro­blem, das Dra­ma der Migran­ten, das psy­cho­lo­gi­sche Ungleich­ge­wicht der LGBT-Per­so­nen, die sich in der Kir­che nicht „will­kom­men“ füh­len, die Stär­kung des Femi­nis­mus in der Kir­che usw. usw. usw.

Alle Argu­men­te, die er gegen die Todes­stra­fe für das Men­schen­le­ben vor­ge­bracht hat, gel­ten auch für die Abtrei­bung, die im wesent­li­chen die Anwen­dung der Todes­stra­fe auf Unschul­di­ge (sie haben kein Ver­bre­chen began­gen) und völ­lig Wehr­lo­se (sie kön­nen nicht aus dem Mut­ter­leib ent­kom­men) bedeu­tet. Aber in der öffent­li­chen poli­ti­schen Agen­da von Papst Berg­o­glio exi­stiert die Abtrei­bung nicht, eben­so­we­nig wie in dem syn­oda­len Zir­kus, der von mit­tel­mä­ßi­gen, unter­wür­fi­gen und ser­vi­len Kle­ri­kern zusam­men­ge­stellt und gelei­tet wird, die in ihren „Gesprä­chen mit dem Geist“ (wer weiß, wel­cher, der Hei­li­ge ist es sicher nicht) in weni­ger als einer Woche her­aus­ge­fun­den haben wol­len, daß „Homo­se­xua­li­tät Teil der von Gott gewoll­ten Natur“ sei, wie ein schlei­mi­ger luxem­bur­gi­scher Kar­di­nal-Papa­gei behauptet.

Aber es ist nicht nur so, daß Don Berg­o­glio-Fran­zis­kus die Fra­ge der vor­ge­burt­li­chen Todes­stra­fe von der offi­zi­el­len öffent­li­chen Agen­da des Hei­li­gen Stuhls gestri­chen hat. In Wirk­lich­keit hat er sie begün­stigt und tole­riert, indem er einer­seits die fin­ster­sten und grau­sam­sten Abtrei­bungs­be­für­wor­ter emp­fing und för­der­te wie Bill Clin­ton, Bill Gates, Geor­ge und Alex­an­der Sor­os, Joe Biden, Nan­cy Pelo­si, Emma­nu­el Macron, Pedro Sán­chez, usw. und ande­rer­seits die Bischö­fe neu­tra­li­sier­te und dis­qua­li­fi­zier­te, die die kano­ni­schen Stra­fen ange­wandt haben oder anwen­den woll­ten, die für „katho­li­sche“ Abtrei­bungs­be­für­wor­ter vor­ge­se­hen sind.

Schlim­mer noch, der Pon­ti­fex und Jesu­it hat die Abtrei­bung bereits als De-fac­to-Dok­trin sei­ner „syn­oda­len Kir­che“ insti­tu­tio­na­li­siert und beken­nen­de Befür­wor­ter und För­de­rer des vor­ge­burt­li­chen Völ­ker­mords zu Funk­tio­nä­ren des Vati­kans beför­dert, unter ande­rem die ame­ri­ka­ni­sche Wirt­schafts­wis­sen­schaft­le­rin Maria Maz­zuca­to (durch Beru­fung an die Päpst­li­che Aka­de­mie für das Leben und die Päpst­li­che Aka­de­mie für Sozi­al­wis­sen­schaf­ten), den argen­ti­ni­schen Juri­sten Euge­nio Raúl Zaffaro­ni (durch Beru­fung an das Insti­tut Fray Bar­to­lo­mé de las Casas zur Erfor­schung und För­de­rung der sozia­len Rech­te, Migra­ti­on und Kolo­nia­lis­mus) und den argen­ti­ni­schen Arzt Hugo Juri, ehe­ma­li­ger Rek­tor der Natio­na­len Uni­ver­si­tät von Cór­do­ba und akti­ver Abtrei­bungs­be­für­wor­ter, durch Ernen­nung zum Rek­tor einer ande­ren berg­o­glia­ni­schen Erfin­dung, der „Uni­ver­si­tät der Sin­ne“, die von einer ande­ren Aus­ge­burt vor sei­ner Wahl zum Papst, den Scho­las Occur­ren­tes, betrie­ben wird und die sich in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren der Auf­ga­be gewid­met hat, jedem argen­ti­ni­schen und latein­ame­ri­ka­ni­schen Abtrei­bungs­un­ter­stüt­zer, der ihren Weg kreuz­te, Mikro­pho­ne in die Hand zu drücken und Pro­fes­su­ren zu ver­lei­hen: dem Phi­lo­so­phen Dario Szta­jn­sz­ra­j­ber, der Schrift­stel­le­rin Lui­sa Valen­zue­la, dem Psy­cho­ana­ly­ti­ker Mas­si­mo Recal­ca­ti, dem Erzie­her Car­los Skli­ar, dem Phi­lo­so­phen Rober­to Espo­si­to und dem Prie­ster Hugo Muji­ca. Sie alle haben kei­nen wirk­li­chen und kon­kre­ten Bezug zum christ­li­chen Glau­ben und zur christ­li­chen Leh­re, was so weit geht, daß der erste von ihnen in einem Zei­tungs­in­ter­view erklärt hat, daß er „ger­ne mit Gott schla­fen wür­de“ (Details zu die­sen Gestal­ten und ihrer Abtrei­bungs­hal­tung fin­den sich hier: Scho­las Occur­ren­tes orga­ni­siert Klas­sen mit Abtrei­bungs­be­für­wor­tern und Gen­der-Ideo­lo­gen).

Das ist das Niveau der Dozen­ten und Funk­tio­nä­re der „syn­oda­len Kir­che“ von Fran­zis­kus: Agno­sti­ker, Athe­isten, Anti-Katho­li­ken, Abtrei­bungs­be­für­wor­ter, Gen­der-Ideo­lo­gen, Got­tes­lä­ste­rer, Befür­wor­ter der Homo­se­xua­li­tät usw.

Es ist schwie­rig oder fast unmög­lich, in der Geschich­te der katho­li­schen Kir­che ein sol­ches Aus­maß an Heu­che­lei und Ver­rat an unse­rem Herrn Jesus Chri­stus zu fin­den wie das des amtie­ren­den Bischofs von Rom, des För­de­rers und Beschüt­zers all des ideo­lo­gi­schen Mülls, den die glo­ba­li­sti­sche, räu­be­ri­sche und völ­ker­mor­den­de Finanz­plu­to­kra­tie her­vor­zu­brin­gen ver­moch­te, die in Don Jor­ge Mario ihren Kaplan und Pos­sen­rei­ßer gefun­den hat, der in der Lage ist, die Pro­sa des inter­na­tio­na­len Geld-Impe­ria­lis­mus in „Poe­sie“ zu ver­wan­deln (Baro­ness Lynn Fore­ster de Roth­schild dixit).

Offen­sicht­lich hat der Bischof von Rom auf­ge­hört, den Leh­ren des hei­li­gen Igna­ti­us von Loyo­la zu fol­gen, um tole­rant den von der glo­ba­li­sti­schen Finanz­plu­to­kra­tie geför­der­ten welt­wei­ten vor­ge­burt­li­chen Geno­zid zu beglei­ten. Berg­o­glio erfüllt sei­nen Auf­trag, die Sor­os und ihre Agen­ten kön­nen unge­stört abtrei­ben, die „syn­oda­le Kir­che“ schweigt.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL


1 Fran­cis­co: Dis­cur­so del San­to Pad­re Fran­cis­co con motivo del XXV Ani­ver­sa­rio del Cate­cis­mo de la Igle­sia Cató­li­ca, 11 de octub­re de 2017, in: L’Osservatore Roma­no, 13. Okto­ber 2017, S. 5

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