(Rom/Washington) US-Präsident Joe Biden organisiert einen Klimagipfel, an dem neben Bill Gates auch Papst Franziskus teilnimmt. Ende März gab das Weiße Haus bekannt, daß Biden rund 40 Staats- und Regierungschefs der Welt zum Climate Leaders Summit lädt. Der virtuelle Gipfel nahm heute mittag seine Arbeiten auf und endet morgen.
Zu den Rednern der hochkarätigen Runde gehört neben Papst Franziskus auch Bill Gates, der zwar weder Staats- noch Regierungschef ist, aber wie ein solcher behandelt wird. Auch Rußlands Staatspräsident Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jingpin nehmen an der Eröffnungssitzung teil. Während Papst Franziskus heute spricht, wird Gates morgen das Wort ergreifen.
Biden will mit dem Gipfel auf die „dringende Notwendigkeit“ eines entschlossenen Engagements im Kampf gegen den Klimawandel reagieren und dieses verstärken. Hintergrund ist die Absicht, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wie es von der für 1.–12. November geplanten UNO-Klimakonferenz COP 26 in Glasgow beschlossen werden soll. Seit der COP 21, die 2015 in Paris tagte, unterstützt Papst Franziskus die globalistische Klimaagenda, unter anderem am 8. Dezember 2015, dem Fest Mariä Empfängnis, mit umstrittenen Projektionen auf die Fassade des Petersdoms.
Papst Franziskus sitzt heute virtuell im Kreis von Joe Biden, Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, Großbritanniens Premierminister Boris Johnson, Italiens Ministerpräsident und Ex-EZB-Präsident Mario Draghi und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aus Lateinamerika sind die Präsidenten von Kolumbien, Brasilien, Argentinien, Mexiko und Chile dabei. Geladen sind auch der türkische Staatspräsident Erdogan, Südafrikas und Südkoreas Präsidenten sowie die Regierungschefs von Japan und Kanada.
Anwesend sind ebenso UN-Generalsekretär Antonio Guterres und der saudische König Salman bin Abdulaziz, aber auch Vorstandsvorsitzende internationaler Großkonzerne wie Allianz, Citigroup und Bank of America sowie der Internationale Währungsfonds, die Weltbank und die NATO.
Liest man Agenturberichte, wird Bill Gates zum Teil fast verstohlen erst ganz zum Schluß erwähnt, so bei der weltgrößten spanischsprachigen Agentur EFE. Angeführt wird er mit den Worten: „Dazu gehört unter anderem auch der Gründer der Breakthrough-Energy-Organisation, Bill Gates“. Das klingt unscheinbar, fast bescheiden, doch der Schein trügt. Gates hat überall die Hände im Spiel und wird auf einer Ebene mit den mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt geführt. Gastgeber Joe Biden macht es möglich.
Klimaschutz, aber nicht Lebensschutz
Derselbe Joe Biden hat gerade über sein Gesundheitsministerium einen Vorschlag vorlegen lassen, zwei zentrale Maßnahmen seines Vorgängers Donald Trump zum Schutz des Lebens rückgängig zu machen. Die Abtreibungsfinanzierung aus Steuermitteln soll ausgeweitet werden und die Pharmaunternehmen sollen abgetriebene Kinder für Forschungszwecke und Experimente verwenden dürfen. Das ist die Agenda von Planned Parenthood, dem weltgrößten Abtreibungskonzern, zu dem vor allem Vizepräsidentin Kamala Harris enge Kontakte unterhält.
Konkret geht es um das 1970 von Richard Nixon eingeführte Title X Family Planning Program. Die Gelder aus diesem Bundesprogramm, dem einzigen in diesem Bereich, dürfen nicht zur Durchführung oder Unterstützung von Abtreibung verwendet werden. Abtreibung soll kein Instrument der Familienplanung sein, weshalb eine strikte Trennlinie gezogen wurde. Joe Biden erteilte am 28. Januar, nur wenige Tage nach seiner Angelobung, dem Gesundheitsministerium den Auftrag, die „Einschränkungen“ zu Title X zu überprüfen mit der Absicht, sie aufzuheben.
Trump führte im Februar 2019 eigens die Protect Life Rule ein, um das Abtreibungsfinanzierungsverbot besser abzusichern. Damit wurde Empfängern von Mitteln aus dem Title-X-Programm untersagt, Patienten an Abtreibungsärzte oder die Abtreibung unterstützende Einrichtungen und Organisationen weiterzuleiten. Ein Bundesberufungsgericht bestätigte am 24. Februar 2020 diese Absicherung. Zudem wurden Abtreibern zusätzliche Auflagen gemacht.
Erzbischof Joseph Naumann von Kansas City, Vorsitzender des Pro-Life-Komitees der Amerikanischen Bischofskonferenz, bezeichnete Bidens Pläne als „eine schreckliche Politik“. Damit würde die Abtreibung in ein Programm eingeführt, das sich auf die Zeit vor der Schwangerschaft bezieht.
Das Gesundheitsministerium hatte am 15. April gemäß Bidens Auftrag einen Vorschlag veröffentlicht. 30 Tage besteht die Möglichkeit zu Stellungnahmen. Erzbischof Naumann machte davon bereits am 16. April Gebrauch und forderte Biden „mit Nachdruck“ auf, seinen Vorschlag zurückzuziehen und das Title-X-Programm so zu belassen, wie es vom Gesetzgeber bei seiner Einführung gewollt war, nämlich als Maßnahme, die „völlig von der Abtreibung getrennt ist“.
Am vergangenen Freitag gab das National Institutes of Health bekannt, daß im Auftrag des Gesundheitsministeriums alle Forschungsanträge, die eine Verwendung von Gewebe abgetriebener Kinder vorsehen, erneut geprüft werden. Damit könnten in der Ära Trump bereits abschlägig beschiedene Anträge doch noch zugelassen werden.
Marjorie Dannenfelser, die Vorsitzende der Lebensrechtsorganisation Susan B. Anthony List beschuldigte Joe Biden, „es eilig damit zu haben, seine Verbündeten der Abtreibungsindustrie zu belohnen und die Fortschritte zum Schutz des Lebens, die unter der Regierung Trump-Pence erreicht wurden, wieder zunichte zu machen“.
Tara Sander Lee vom Charlotte Lozier Institute machte darauf aufmerksam, daß bei keinem wichtigen Impfstoff oder Pharmakum wegen der Verwendung von fötalen Stammzellen der Durchbruch gelungen sei. „Es gibt überlegene und ethisch unbedenkliche Alternativen, die von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt verwendet werden, ohne ein unschuldiges Leben auszubeuten. Alle Wissenschaftler sollten den Vorstoß der Regierung zurückweisen, die versucht, die wegen der Pandemie herrschende Angst auszunützen, um die Verwendung fötalen Gewebes abgetriebener Kinder auszuweiten.“
Im Zuge der Präsidentschaftswahlen und der Angelobung Bidens wurde nachdrücklich auf sein katholisches Glaubensbekenntnis verwiesen. Der US-Präsident präsentiert sich in seinem Arbeitszimmer den Kameras mit einem Bild im Hintergrund, das ihn zusammen mit Papst Franziskus zeigt. Wie läßt sich das lebensfeindliche Vorgehen damit vereinbaren? Während Biden Seite an Seite mit Papst Franziskus gegen Windmühlen kämpft, indem er verhindern will, daß sich das Klima ändert, fördert er zugleich die Tötung ungeborener Kinder. Hat Papst Franziskus dazu nichts zu sagen?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: state.gov (Screenshot)