
(Rom) Kardinal Gerhard Müller, der vormalige Präfekt der römischen Glaubenskongregation, meldete sich in einem Interview der Tageszeitung La Verità erneut zu den Aufsehen und Ärgernis erregenden Aussagen von Papst Franziskus zu homosexuellen Verbindungen und der faktischen Anerkennung der Homosexualität zu Wort. „Immer wenn die Feinde der Kirche, die Atheisten und die LGBT-Aktivisten, Gesprächspartner oder Interpreten des Petrusnachfolgers sind, besteht die Möglichkeit, daß das Ergebnis das Gegenteil des Erhofften ist. Entweder führt der Papst Homosexuelle zurück auf den Weg des Glaubens, oder sie verzerren seine Worte zu ihren Gunsten und verwirren dadurch Katholiken“, so der Kardinal.
Frage: Eminenz, welche Meinung haben Sie sich zu den Aussagen des Papstes zum Thema eingetragene Partnerschaften gemacht, so wie sie durch den soeben vorgestellten Dokumentarfilm „Francesco“ präsentiert und diskutiert werden?
Kardinal Müller: Immer, wenn die Feinde der Kirche, die Atheisten und die LGBT-Aktivisten, Gesprächspartner oder Interpreten des Nachfolgers des Petrus sind, besteht die Möglichkeit, daß das Ergebnis das Gegenteil des Erhofften ist. Entweder führt der Papst Homosexuelle zurück auf den Weg des Glaubens, oder sie verzerren seine Worte zu ihren Gunsten und verwirren dadurch Katholiken, die dem Papst treu bleiben wollen. Kein Katholik kann die Unterweisung in der Lehre der Kirche in der Interpretation von Kirchengegnern ernst nehmen. Es ist völlig irrelevant, was sie von ihren Gesprächen mit dem Papst erzählen oder wie er in ihren Videos oder Interviews erscheint. Vom Gesichtspunkt der theologischen Wissenschaft stellen solche privaten pastoralen Spekulationen keinen locus theologicus dar. Sie haben für einen Katholiken keinerlei Autorität, auch dann nicht, wenn der Papst dadurch „Prozesse anstoßen“ will. Der Glauben kommt von der Offenbarung Gottes und nicht vom manipulativen „wording and framing“ von theologischen und politischen Influencern. Die Glaubenslehre zu Ursprung, Sinn und Grenzen der Autorität des Papstes in Glaubensfragen sind ganz klar vom Konzil von Florenz und besonders vom Ersten und Zweiten Vatikanischen Konzil definiert. Die doktrinelle und pastorale Autorität des Papstes kommt nicht aus der spezifischen Persönlichkeit des Amtsinhabers auf dem Thron des Petrus. Das sehen wir beim Fischer Simon, den Christus zum Petrus macht kraft seines göttlichen Auftrags. Seine Macht, die von allen gläubigen Katholiken Gehorsam verlangt, besteht ausschließlich darin, offensichtlich zu machen, was der himmlische Vater ihm offenbart hat, d. h., daß Jesus nicht irgendein Prophet oder ein Moralmodell ist, sondern der Sohn Gottes (Mt 16,16). Jesus ist aber nicht „Gottessohn“ in einem übertragenen, metaphorischen Sinn, so wie wir durch Annahme Kinder der Gnade sind (s. Röm 8,16). Er ist der Sohn der allerheiligsten Dreifaltigkeit, er hat uns den Vater offenbart (Mt 11,27), und ihm ist als Sohn alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben. Die Apostel und ihre Nachfolger lehren nur das, was Jesus sie gelehrt hat (Mt 28,20). Ein blinder Gehorsam aller, wie er sich im Personenkult gegenüber den Führern in totalitären Systemen zeigt, ist das Gegenteil des Gehorsams der Religion als Bestandteil des übernatürlichen Glaubens, der sich direkt an Gott richtet, der weder betrügt noch betrügen kann (Lumen gentium, 25),
Frage: Aber von den Umständen und der möglichen Falschdarstellung des Papstes einmal abgesehen bleibt die Erklärung zur Möglichkeit eines Rechtsschutzes für eingetragene Partnerschaften. Das ist ein politisches, nicht nur ein theologisches Thema.
Kardinal Müller: Die Verwirrung, die manchmal bewußt erzeugt wird, besteht in der Verwechslung der natürlichen und sakramentalen Verbindung zwischen Mann und Frau in der Ehe mit den persönlichen Problemen, die einige Individuen durch eine erotisch-sexuelle Anziehung zu Personen des gleichen Geschlechts haben. Ein laizistischer Staat bezieht sich in seinen Normen nicht auf eine übernatürliche Offenbarung oder eine bestimmte Religion, sondern auf das Naturrecht, das sich in der Vernunft artikuliert. Die Kirche, als Hüterin auch der anthropologischen natürlichen Wahrheit, muß dem Anspruch des Staates oder ideologischer Organisationen wie jenen der LGBT entgegentreten, die nach ihren Launen die Ehe zwischen Mann und Frau als soziale Konstruktion relativieren. Päpste und Bischöfe sollten in der heutigen Medienwelt lernen, sich klar und unmißverständlich auszudrücken, sodaß sich die pastorale Sorge für einige Personen in schwierigen Situationen nicht für Mißbrauch eignet, die die Anthropologie untergraben, deren ontologische und moralische Prinzipien der Vernunft und der Offenbarung entspringen.
Frage: Einige Bischöfe haben gesagt, daß das, was der Papst sagt, ein Irrtum gegenüber dem vorherigen Lehramt ist wie zum Beispiel der Note der Glaubenskongregation von 2003, in der man zu sagen scheint, daß keine rechtliche Anerkennung möglich ist. Stimmt das?
Kardinal Müller: Zuallererst muß der Papst in voller Übereinstimmung mit der Offenbarung bleiben, so wie sie durch die Heilige Schrift und die apostolische Tradition bewahrt und bezeugt ist. Dann muß er auch förmlich alle dogmatischen Entscheidungen der Konzilien und der Päpste anerkennen, die ihm vorausgegangen sind. Weder der regierende Papst noch seine Vorgänger können ihre subjektiven Sichtweisen dem Glauben der ganzen Kirche auferlegen, egal ob in der Politik, der Kindererziehung oder der Kulinarik. So sind zum Beispiel die politischen Urteile über das Verhalten von Kaiser und Papst im Mittelalter an jene Zeit gebunden und nicht verbindlich für den geoffenbarten Glauben. Man kann und man muß viele Formen des Denkens oder des Verhaltens einzelner Päpste kritisieren, ohne aber die göttliche Mission und die daraus folgende Macht des Papstes als Nachfolger des Petrus in Frage zu stellen. Jesus hat aus Simon den Petrus gemacht und auf ihm seine Kirche erbaut. Zugleich hat Jesus, das wahre Haupt der Kirche, ihn hart kritisiert, weil er ihn während der Passion verleugnet hat. Die Heiligen Hieronymus, Augustinus und Thomas von Aquin haben in ihren Kommentaren zum Brief an die Galater Paulus für seine Ehrlichkeit gelobt, wegen der scharfen Kritik, die er an Petrus übte, aber umgekehrt auch Petrus, wegen der Demut, mit der er diese brüderliche Zurechtweisung akzeptierte. In dieser Situation hat Petrus der Einheit der Kirche einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Die Ausübung des Primats der Kirche von Rom muß sich diese beiden Grundsätze der Apostel immer vor Augen halten, die mit dem Blut ihres Martyriums der Kirche von Rom den Primat in der Gemeinschaft der östlichen Bischofskirchen erworben haben.
Frage: Ein Teil der katholischen Welt hält es für ausreichend, wenn man eine eingetragene homosexuelle Verbindung nicht „Ehe“ nennt, also keinen Bezug zur Familie herstellt. Ist auch unter diesen Umständen aus Ihrer Sicht eine Anerkennung eingetragener Partnerschaften nicht möglich?
Kardinal Müller: Die christlichen Gläubigen sind keine Sophisten und spielen nicht nominalistisch mit den Worten. Die Ehe ist im Wortsinn und der Sache nach gemäß der Schöpfungsordnung und der Erlösung eine Lebensbund zwischen einem Mann und einer Frau. Jede Form des Zusammenlebens von Personen gleichen Geschlechts (zum Beispiel Ordensgemeinschaften) oder unterschiedlichen Geschlechtes hat einen religiösen oder moralischen Wert. Man kann es aber nicht „Ehe“ nennen, und jede sexuelle Verbindung außerhalb der Ehe ist objektiv eine schwere Sünde. Das können auch jene Theologen nicht ändern, die stolz darauf sind, „progressiv“ zu sein und sich auf eine angebliche Nähe zu Papst Franziskus berufen. Historisch ist es bereits vorgekommen, daß sogar Päpste in Glaubensfragen schwankten oder schwerwiegend gefehlt haben. Deshalb ist die Unfehlbarkeit in Glaubens- oder Moralfragen nur dann gegeben, wenn der Papst dem Glauben der ganzen Kirche eine offenbarte Glaubenslehre verkündet. Er kann dem ihm geoffenbarten Glauben der Kirche aber nicht seine persönlichen Wertungen oder bestimmte philosophische oder theologische Theorien auferlegen, weil die Offenbarung in ihrer konstitutiven Wirklichkeit mit dem Tod des letzten Apostels definitiv abgeschlossen ist. Päpste und Bischöfe sind Zeugen der ein für allemal erhaltenen Offenbarung Gottes in Jesus Christus und nicht Empfänger einer neuen Offenbarung, die über Christus hinausgeht oder Christus sogar zu einer Vorstufe einer höheren Gotteserkenntnis reduziert. Hinter dem pseudointellektuellen Gerede vom „Paradigmenwechsel“ steckt nur eine getarnte Häresie, die das Wort Gottes verfälscht. Der Papst und die Bischöfe haben keine neue öffentliche Offenbarung empfangen, die Teil des Depositum fidei ist. Früher haben uns die Protestanten fälschlich beschuldigt, wir würden den Papst über Christus stellen. Heute verteidigen wir mit gutem Grund die wahre Lehre vom Papsttum gegen bestimmte Katholiken, die eine Sicht seiner politisch-religiösen Macht der Vergangenheit verabsolutieren und seine göttliche Mission, „das beständige und sichtbare Fundament der Einheit des Glaubens und der Gemeinschaft“ der Bischöfe und ihrer Ortskirchen relativieren.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Genau so ist‘s, wie Kardinal Gerhard Ludwig Müller es sagt. Der vormals stillos entlassene Glaubenspräfekt besitzt eine Haltung, die ein guter Papst und Pontifex selbstverständlich auch haben müsste. Er stand und steht felsenfest für eine klare, am Evangelium Jesu Christi und an der verbindlichen Lehre der Kirche ausgerichtete Linie, die im gegenwärtigen Pontifikat nur noch schwer zu erkennen ist.
So ist denn auch erklärbar, warum Franziskus ihm das Amt des obersten Glaubenshüters genommen hat, ein Amt, das im Auftrag und natürlich stets auch in Übereistimmung mit dem Papst auszuüben ist. Doch wenn der jetzige Inhaber des Petrus-Amtes zunehmend Verunsicherung statt Sicherheit, Zweifel statt Klarheit, Verwirrung statt Ordnung, Zwietracht statt Einheit verursacht, wäre jedes gedeihliche Miteinander unmöglich. Daher: man entlässt. Was denn auch geschah.
Da kann man sich letztlich nur noch fragen: Wem dient das alles? Wer steckt dahinter? – Ist es jener, dessen Namen der amtierende Papst nahezu inflationär und bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Mund führt? Ist das nicht schauerlich?
Es ist sehr wohl möglich, aus der Vernunft, dem Naturrecht, wie Müller es nennt, die Unnatürlichkeit der Homosexualität herzuleiten. In der Geschichte der Gesetzgebung steht das Naturrecht gegen das positive Recht. Das Naturrecht ist göttlich gegebenes Recht. Das positive Recht ist eine Rechtsauslegung zugunsten spezieller Situationen. Genau dies hat Papst Benedikt in seiner Rede vor dem Bundestag dargelegt.
Wie dem auch sei, ist meiner Ansicht nach noch nicht einmal Kardinal Müller von der „verworfenen Erkenntnis“ (Hosea 4) verschont, die die Bibel anspricht. Sein Blick geht in die Richtung, in die die Priester und Bischöfe mit Gefallen schauen.
Ich tue es nicht gern, aber ich schütte Wasser in den Wein über das allgemeine Lob betr. Kardinal Mülller als „Fels in der Brandung“.
Er akzeptiert folgende fürchterliche Irrtümer:
– die Religionsfreiheit
– den pervertierten Traditionsbegriff (veränderlich, sich der Zeit und den Umständen anpassend)
– das Ökumenismusdekret (implizit die verschiedene Wertigkeit der kirchlichen Dogmen)
– Die Irrlehre das die Kirche mit den Moslems und Juden zum selben Gott betet.
– Die Todsünde der katastrophalen Religionstreffen in Assisi (Todsünde gegen das 1.Gebot)
Das sind nur die krassesten Fakten, die zu einem apokalyptischen Glaubensabfall, zur massenweisen Flucht aus kirchlichen Ämtern und zum kompletten Erliegen der Mission geführt haben.
Wer den Unterschied zwischen objetiv und subjektiv kennt, weiss das man subjektiv über Personen wie Kardinal Müller etc. niemals urteilen darf, aber objektiv sind diese mitschuldig.
@Jan, Sie beurteilen – oder verurteilen? – im Dämmerlicht des Konzils, dessen Beschlüsssen z.B. auch der charismatische Erzbischof Lefebvre zunächst zugestimmt, dann in Teilen aber abgelehnt hatte.
Die von Ihnen aufgelisteten fünf Punkte kann man aber auch einfach nur pragmatisch sehen:
– Religionsfreiheit per se würde auch den Christen überall auf der Welt die Ausübung ihres Glaubens ermöglichen.
– In angemessener Weise darf/soll sich auch die (liturgische) Sprache dem Sprachempfinden der jeweiligen Zeit angleichen, d.h. Schwülstigkeiten und Unverständliches soll vermieden werden bzw. in einer angemessenen Sprachform übersetzt werden dürfen.
– für Katholiken haben natürlich alle Dogmen die gleiche Wertigkeit, aber längst nicht alle Glaubenswahrheiten sind dogmatisiert.
– Juden und Moslems beten durchaus zu ein und demselben Gott, zu dem auch Jesus gebetet hat: „den allmächtigen Vater, Schöpfers des Himmels und der Erde“, der aber nur für Christen und durch Jesus Christus als der Dreifaltige Gott erkannt wird und nur von Christgläubigen angebetet wird.
– Wenn der tiefe Sinn des Gebetstreffens in Assisi darin liegen sollte, den christlichen Glauben auch den Mitgliedern der anderen großen Weltreligionen als den erhabensten, sinnvollsten und vollkommensten zu präsentieren, ist das sicher noch keine Todsünde.
Sorry. Statt vom „Dämmerlicht des Konzils“ zu reden resp. zu schreiben, hätte ich wohl besser die Vokabeln „Irrlicht“ oder sogar „Zwielicht“ verwenden sollen. Wäre wohl zutreffender gewesen. Bitte um Nachsehen.
@Aquilinus
1) Die Sprache eines Dogmas ist entscheidend. Dazu hat die Katholische Kirche unter der Leitung des Heiligen Geistes die lateinische Sprache ausgewählt. Diese ist unveränderlich und in ihrem Ausdruck klar, unmißverständlich und zugleich dem alltäglichen Gebrauch entzogen. Hier ist die universelle Sprache aller Zeiten, jene Sprache, in der das Urteil über unseren Herrn Jesus Christus durch Pontius Pilatus dokumentiert worden sein mußte, die den ganzen Weg der Kirche vom Abendmahlssaal nach Rom, zum Ewigen Rom abbildet. Nur in dieser Sprache kann die Kirche definieren (definire-in Grenzen setzen!). Keine andere Sprache ist für die Ausbildung der formellen Logik so entscheidend und einzigartig wie die lateinische.
Sie ist unter allen indoeuropäischen Sprachen die einzige, die keine Aspekte in der Grammatik kennt, Tempus, Kasus, Genus, das ist alles bis ins einzelne definiert. Eine lateinische Grammatik aus dem 19. Jahrhundert („Kühner-Stegmann“ oder „Menge“) etwa haben immer noch dieselbe Gültigkeit und dieselben Erkenntnisse, während im Griechischen schon der eine oder andere Aspekt, etwa in der Verwendung des Aorists, möglich ist. Daher hat trotz überwältigendem Anteil der griechischen Philosophie und der griechischen Patristik sich die Katholische Kirche für das Latein entschieden.
Das ist in etwa das sprachliche Kreuz, um das sich alles dreht, so wie es etwa die Karthäuser erkannt haben („Volvatur mundus, dum stat crux!“). Der Höhepunkt der gesamten Philosophie war und ist die lateinisch verfaßte Scholastik. Deshalb macht Papst Franziskus einen großen Bogen um das Latein!
2) Juden und Moslems beten nicht denselben Gott an. Gott hat im Judentum einen Namen (Schem), es ist JHWH, der „Ich bin“ (Joh 8,45sqq.!). Luther irrte in der Übersetzung „Ehe Abraham ward, bin ich!“. Es muß heißen Ehe Abraham war – ich bin.
Im Griechischen steht nämlich das Personalpronomen ebenso wie im Lateinischen verbatim. Der „Ich bin“ ist ein grundsätzlicher anderer als ein AL-Lah, ein Weg. Der muslimische Gott ist immer ein prozessualer Gott, der keine Definition, keine absolute Eigenschaft besitzt. Daher ist Glaube an sich immer Weg, der Weg ins Paradies, egal wie!
Das Konzil mag zwar vom mosaischen Glauben etwas verstanden haben, vom Islam dagegen verstand es nichts, gar nichts! Monsigneur Lefebvre verstand hier viel mehr. Und der Rhein, der in den Tiber floß, war eben nicht der Nil, Euphrat, Tigris, Ili. Zwischen Neuem Testament und Altem Testament besteht sprachlich trotz des Systemwechsels von semitischer zu indogermanischer Sprache eine viel größere Ähnlichkeit als zu irgendeiner Sure des QUran! Die monotheistische Uroffenbarung („Gott“, „Schöpfung“, „Fall“, „Heil“) ist eben auch „EL“, „Adonaj“ zugeordnet. Einen Sündenfall per se kennt der Islam nicht! Es gibt im Gottesbild zwischen Judentum und Islam eine unüberbrückbare Differenz, die nur wir Christen im Lichte der vollen Offenbarung verstehen, und das hat eben das Zweite Vatikanische Konzil vermasselt!
Danke verehrter Aquilinus für die Erläuterungen.
Anmerkend möchte ich noch ergänzen:
Die Religionsfreiheit – politisch – ist absolut nachvollziehbar, denn ein Staat denkt an alle seine Mitbewohner und kann die Religion frei ausüben lassen.
Was aber macht das Konzil ? Hier wird aktiv gefordert alle Religionen gleichzusetzen und katholische Staaten wurden gezwungen den Primat des Katholischen zu streichen. Kirchliche Selbstabschaffung !
Assisi hat ganz in dem Sinne der Selbstabschaffung alle Religionen auf eine Stufe erhoben.
Kreuze wurden verhüllt, eine Buddah Statue stand auf dem Tabernakel (der bewohnt war!)
Das war Unterwerfung unter den Irrtum, den die anderen Religionen nach katholischer Auffassung darstellen.
Natürlich eine Todsünde gegen das erste Gebot.
Vor allem sollte man Schriften des Konzils und Handlungsweisen der Kleriker nach dem beurteilen was sie sagen und was sie tun und nicht was sie gemeint haben könnten.
@Christoph Rhein
1) Ihrer kurzen prägnanten Ausführung zu Latein als Sprache der Kirche ist selbstverständlich überzeugend und sozusagen zustimmungspflichtig. Ohne Latein gäbe es die „Una Sancta Catholica et Apostolica Ecclesia“ nicht. Dass das Latein infolge des letzten Konzils als verbindliche Kirchensprache de facto an den Rand gedrängt wurde, war folgenschwer, wie wir bis zur Stunde allenthalben leider erleben müssen. Unter sinnvoller Einbeziehung der Volkssprache hätte Latein als generelle liturgische Sprache unbedingt erhalten bleiben müssen.
2) Juden als unsere älteren Geschwister im Glauben zu erkennen und anzunehmen, ist für mich eine pure Selbstverständlichkeit. Eine glaubensbedingte Geschwisterlichkeit zum Islam könnte ich erkennen, wenn Islam-Gläubige als Mitglieder einer monotheistischen Religion in Gott als erstes den allmächtigen Schöpfer und zugleich als den liebenden, gerechten und verzeihenden Vater sehen würden. Ist das so im Koran, den ich zugegebenermaßen zu wenig kenne, verankert? Gott ist sicher mehr als nur „Al-Lah“ – ein Weg.
Danke sehr für Ihre Antwort!
Bitte um Entschuldigung für meinen orthographischen Fehler gleich im ersten Satz. Ist beim Korrigieren passiert.
Die Frage, die Sie bezüglich Juden und Moslems aufwerfen, muss trotz substanzieller Unterschiede in beiden Fällen im Theoretischen stehenbleiben.
Zunächst: Das nachchristliche Judentum ist das Pharisäertum des Evangeliums. Die Kontinuität zwischen dem vorchristlichen und dem nachchristlichen Judentum ist daher nicht so linear gegeben, wie es viele Christen annehmen. Tatsache ist, dass mit Johannes dem Täufer beginnend seither viele Juden Christus den erwarteten Messias erkannt haben. Diese Bewegung hält seit 2000 Jahren an.
Problematischer ist die Sache bei den Moslems. Der Islam ist ohne das Christentum, jüdischen Einfluss und den Monophysitenstreit nicht denkbar. Die Entstehung ist aber ganz anders als beim Judentum. Der Erfolg der christlichen Missionstätigkeit blieb bei Muslimen bis in unsere Tage ziemlich bescheiden.
Gemeinsam ist beiden, und das ist das Problematische, dass sie zwar Monotheisten sind, was aber noch nichts über dessen Qualität aussagt, denn beide lehnen Jesus den Christus ab. Mehr noch: Für das pharisäische nachchristliche Judentum und den Islam ist die Ablehnung des Gottessohnes ein Wesensmerkmal. Obwohl Juden und Moslems eigentlich, die einen mehr die anderen weniger, in einer wesentlich besseren Ausgangsposition sind als die Heiden und Atheisten, sind sie zugleich in einer schlechteren Position. Während die anderen den Christus nicht kennen, lehnen diese ihn ausdrücklich ab.
Das führt die Frage nach der theoretischen Geschwisterlichkeit in die Sackgasse, die nur durch die Bekehrung und das Bekenntnis zu Jesus Christus überwunden werden kann.
In einem hat Kardinal Müller nicht recht. Der laizistische Staat bezieht seine Rechtsgrundlagen ausschließlich aus dem contrait social. Es ist alle Konvention und Usus. Das unterscheidet den laizistischen Staat vom unabhängigen Staat. Der unabhängige Staat bezieht seine Rechtsquellen aus allen Bereichen der menschlichen Natur, er ist als ganzheitlicher Staat an alle Quellen gebunden. Das Grundmodell für diese Art von Staat ist die Civil Religion in den USA („One nation under God“) und monotheistisch-christlich gesehen die Bundesrepublik Deutschland in ihrem Grundgesetz („Im Bewußtsein vor Gott…“). Darauf hat auch schon Papst Benedikt XVI hingewiesen.
Verehrter Rodulfus, ich habe mir zu Ihrem Beitrag – ohne freilich ein „studierter“ Theologe zu sein – ein paar sonntägliche Gedanken gemacht:
Als Christen haben wir Anteil an der biblischen Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Diese Geschichte hat ihren Ursprung in der Erschaffung des Menschen, erlebt ihren ersten Bruch mit dem Sündenfall, den zweiten mit der Kreuzigung Christi, die zunächst ebenfalls als Sündenfall erscheint, dann aber zum Weg des Heils wird. Diese Heilsgeschichte wird mit der verheißenen Wiederkunft Christi ihre Vollendung finden. Was alles dazwischen liegt, können wir den Schriften des Alten und des Neuen Testaments sowie der Kirchenlehrer entnehmen. Israel ist und bleibt dabei stets Gottes auserwähltes Volk des Alten Bundes – auch in der Zerstreuung. Denn Gott ist treu!
Das Volk des Neuen Bundes bilden alle, die in Jesus Christus den verheißenen Messias erkannt haben und sich zu Ihm bekennen – Judenchristen und Heidenchristen damals genannt. Und heute? Alle, wirklich alle Menschen sind eingeladen (jetzt auch via Internet), sich in das Gottesvolk einzugliedern. Voraussetzung ist jedoch immer das Bekenntnis zu Jesus, den Christus, und damit einhergehend die Taufe im Namen + des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.
Das gilt a priori für das Judentum. Die Voraussetzungen sind heute mehr denn je gegeben: Mit der offiziellen Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 haben die Juden aller Welt wieder ein geographisches Zentrum und mit Jerusalem dank des soeben abgewählten amerikanischen Präsidenten wieder (und hoffentlich irreversibel) ihre einstige „Hauptstadt“ zurückerhalten und damit zugleich ihren religiösen Mittelpunkt. Bleibt ihnen als auserwähltes Volk nur noch dies eine: In Jesus Christus den ihren verheißenen Messias erkennen. Spätestens am Tag der vorausgesagten sichtbaren Wiederkunft des Menschensohnes wird das ohne Wenn und Aber geschehen.
Dann erst wird auch der primäre geschwisterliche Status von Juden und Christen aller Welt offenbar werden, darüber hinaus auch die Geschwisterlichkeit aller Menschen gleich welcher Herkunft, nicht zuletzt auch mit den Menschen muslimischen Glaubens, die man erst dann als echte Geschwister bezeichnen kann, wenn sie die Gottheit Jesu Christi akzeptieren. Übrigens: Nach christlicher Lehre können Muslime nicht per se als „jüngere Geschwister“ bezeichnet werden. Denn mit Jesus Christus und mit dem Tod der Apostel ist die Offenbarungsgeschichte Gottes abgeschlossen. Und Mohammed hat seine Lehre bekanntlich erst rund 600 Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung gegründet.