(Rom) Das Amt für die liturgischen Feiern des Papstes veröffentlichte den Kalender für die Zelebrationen des Papstes bis zum Zweiten Sonntag nach Ostern. Für die Tage des Triduum Sacrum werden alle Zelebrationen von der Chrisammesse im Petersdom am Vormittag des Gründonnerstags bis zum Apostolischen Segen Urbi et Orbi am Ostersonntag um 12 Uhr mittags genannt. Nicht angeführt ist die Messe vom Letzten Abendmahl am Abend des Gründonnerstags, mit der das Triduum Sacrum liturgisch beginnt. Der Kalender wurde in der Mittwochsausgabe des Osservatore Romano abgedruckt (siehe Bild unten).
Vatikanisten spekulieren über „spektakuläre“ Fußwaschung 2015
Unter Vatikanisten wurden bereits Wetten abgeschlossen, wem Papst Franziskus in diesem Jahr „spektakulär“ die Füße waschen werde.
Die Messe am Abend des Gründonnerstags ist von konstitutiver Bedeutung für die Katholische Kirche und inhaltlich von konzentrierter Dichte. Es wird der Fußwaschung gedacht, die der Herr an den Aposteln vornahm. Ein Zeichen dafür, daß die apostolische Sukzession immer ein demütiges Dienen sein muß. Um dies zum Ausdruck zu bringen, wuschen Päpste Kardinälen und Bischöfen die Füße als direkte Nachgereihte.
Das ist aber nur ein Element. Am selben Abend wird der Einsetzung des Allerheiligsten Altarsakraments gedacht und, damit untrennbar verbunden, der Einsetzung des Weihepriestertums durch Jesus Christus. Diese doppelte Einsetzung bildet den Mittelpunkt der Gründonnerstagsliturgie und ist auf das Engste mit der Kirche als geweihtem Sakralraum verbunden. Das verlangt, daß die Heilige Messe in Coena Domini von den Oberhirten in ihrer Bischofskirche mit dem gläubigen Volk zelebriert wird. 2014 rief eine Initiative katholischer Medien die Bischöfe auf, an diesem Abend ihre Kathedralen nicht zu verlassen, um an anderen Orten zu zelebrieren.
Diese Initiative hatte einen Grund und mußte gleichzeitig wegen dieses Grundes ins Leere fallen, da es der Papst selbst war, der seine Bischofskirche, die Lateranbasilika verließ. Einige medienaffine Bischöfe kündigten an, dem päpstlichen „Vorbild“ folgen zu wollen.
Achsenverschiebung weg von der heiligen Eucharistie hin zur Fußwaschung
2013 besuchte Papst Franziskus ein Jugendgefängnis bei Rom. Er zelebrierte dort unter Ausschluß des gläubigen Volkes in einer Mehrzweckhalle und wusch jungen Gefangenen die Füße, darunter auch Mädchen und Moslems. Eine menschlich sympathisch wirkende, liturgisch aber höchst umstrittene Geste. Ungeklärt ist bis heute, ob der Papst ebenso undifferenziert die Heilige Kommunion spendete. Das Presseamt des Heiligen Stuhls nahm dazu nicht Stellung.
2014 wiederholte Papst Franziskus „seinen“ Weg und zelebrierte die Missa in Coena Domini in einer Behinderteneinrichtung bei Rom. Dort wusch er er Behinderten die Füße. Wiederum unter Ausschluß des gläubigen Volkes, aber nicht der Öffentlichkeit. Die Medien berichteten eifrig über den päpstlichen Ausflug, während die Bischofskirche von Rom, die Lateranbasilika im zweiten Jahr hintereinander verwaist blieb. Damit verfestigte Franziskus eine Achsenverschiebung in der Wahrnehmung weg von der heiligen Eucharistie hin zur Fußwaschung, die zudem einer Umdeutung unterworfen wurde. Damit stellt sich auch die Frage nach dem eucharistischen Verständnis.
Päpstlicher Aktionismus
Die vatikanischen Medien paßten sich bereitwillig dem päpstlichen Aktionismus an und berichteten 2014 schon im Vorfeld, der Papst werde Behinderten „unterschiedlichen Glaubens, Volkszugehörigkeit und Alters“ die Füße waschen.
Die Lücke im heute vom Osservatore Romano veröffentlichten Kalender der päpstlichen Zelebrationen legt nahe, daß Papst Franziskus für die Messe vom Letzten Abendmahl auf der Suche nach einem exklusiven, aber medienträchtigen Kontext für die demütige Fußwaschung ist. Unter den Vatikanisten gibt bereits einige hochquotierte Vorstellungen. Wegen der vatikanischen Geheimhaltung auch ziemlich irritierende.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AciPrensa/Osservatore Romano/Pagina Catolica
Meines Wissens wurde früher immer Priestern durch den Papst die Füße gewaschen – und das ist auch alleine so logisch, das Jesus eben den Aposteln die Füße wusch.
Es geht hier nicht einmal um mann oder Frau, sondern um Priester oder Laie – das ist in diesem Zusammenhang der entscheidende Punkt.
Nun hat aber bereits Benedikt XVI. im Jahr 2006 dies aufgelöst, indem er erstmalig Laien-Männern die Füße wusch. das war damals so spektakulär, dass sogar der „Spiegel“ darüber einen Artikel schrieb:
http://www.spiegel.de/fotostrecke/papst-kreuzweg-karfreitag-mit-benedikt-xvi-fotostrecke-13360.html
Man muss folglich die Aktionen des F. hier fair einordnen: er setzt fort, was Benedikt hier angezettelt hat. Leider haben die voreingenommenen Traditionalisten aufgrudn ihrer Benedikt-Blindheit und aufgrund ihrer Frauenabwertung nicht erfasst, dass Benedikt nicht anders als F. bereits den Sinn des Ritus total entstellt hatte, denn wie gesagt: Es geht hier nicht um Mann oder Frau, sondern um Kleriker oder Laie.
Auch der Laienmann war nicht im Abendmahlssaal!
In dem von Ihnen verlinkten SpÃegel-Bericht heißt es wörtlich: „Papst Benedikt XVI. wäscht am Gründonnerstag die Füße von zwölf k a t h o l i s c h e n Laien“.
Da ist ja wohl noch ein kleiner Unterschied zwischen “ katholischen“ und „kirchenfernen“ Laien. In diesem Fall handelte es sich nämlich um eine Muslima.
Und außerdem ich zu beachten, wie wunderbar auf einmal Bischof Franz von Rom zum Füsseküssen knien kann.
Haben Sie nicht weitergelesen? Ich zitiere für Sie auch noch den Rest:
„Anders als seine Vorgänger wusch der Papst in der Lateran-Basilika in Rom nicht zwölf Priestern die Füße, sondern wählte der Kirche nah stehende Laien für das Zeremoniell aus.“
Es hat im übrigen niemand behauptet, dass es deshalb oaky sei, Nichtkatholiken die Füße zu waschen.
Bitte bleiben wir doch in der logischen Gedankenreihe: Wenn es bei dem Zeremoniell traditionell darum ging, 12 Priestern (als Apostenachfolgern) die Füße zu waschen, dann war es schon ein Traditionsbruch, nun plötzlich Laien dafür einzusetzen. Fängt man so erst einmal an, stürzt ein tabu nach dem andern um – bis wir dann auch eben Muslimen die Füße waschen…
Auch ein logischer Gedanke scheint es zu sein, dass die Jünger Jesu bevor ihnen die Füße gewaschen wurden, noch KEINE von ihm eingesetzten Priester waren.
Man kann hier hinter dem Komma suchen, wie man will, meiner Meinung nach wäre Papst Benedikt nicht so weit gegangen wie Papst F.
Es ist in gewöhnlichen Pfarren nicht unüblich, dass wenn es denn eine Fußwaschung am Gründonnerstag gibt, diese an Katholiken, normalerweise Pfarrangehörigen gemacht wird.
Dort kann man aus organisatorischen Gründen nicht 12 Priestern die Füße waschen, das ist klar. Aber für den Papst sollte es ja organisatorisch möglich sein 12 Katholiken aufzutreiben die sich für diesen rein symbolischen Akt hergeben.
Es wird wohl wieder eine reine, öffentlichkeitswirksame Beschau werden, die der amtierende Papst heuer plant.
Ich schätze es könnten Homosexuelle und Wiederverheiratete sein denen er die Füße wäscht, aber was weiß man schon.
Die eigentliche Bedeutung dieses Aktes geht sowieso verloren, bei diesem Papst unter dem die christliche Spiritualität völlig veroberflächlicht wurde.
@ dhmg
Jesus hatte die Zwölf schon lange zuvor berufen und mit dem letzten Abendmahl ja eingesetzt!
Die Laien, die Benedikt einlud, waren z.T. Familienväter, fürs Priesteramt also nach menschlichem Ermessen eindeutig verloren und zur Ehe berufen.…
Ob Benedikt selbst so weit gegangen wäre, ist unerheblich – mit einer solchen Geste legt man Hemmschwellen tiefer…
Selbstverständlich weiß ich das, aber Priester waren sie erst durch die Fußwaschung. Es scheint mir sowieso egal, wie man es dreht und wendet, Papst F. ist meines Erachtens hier wie sonst auch einen Schritt zu weit gegangen. Er wird sich auch heuer beim Kreuzweg nicht verneigen oder sich wie beim Fronleichnamsumzug vertreten lassen unter fadenscheinigen Ausreden. Das macht gemeinsam mit dem Medienspekakel am Gründonnerstag ein sehr, sehr schlechtes Bild.
Hemmschwellen tiefer legen – das denke ich nicht. Nur weil Benedikt Laien-Katholiken anstatt Priestern die Füße gewaschen hat, legt er nicht die Hemmschwelle tiefer. Wie gesagt, in normalen Pfarren werden ebenfalls Laien(Pfarrgemeinderäten z.bsp) am Gründonnerstag die Füße gewaschen, das ist keine Häresie oder Tabubruch in meinen Augen. Schwerer wiegt für mich was F. tut.
Es macht für mich eine ganz schlechte Symbolik, wenn er ausgerechnet Gefangenen die Füße wäscht. Sind das also seine Jünger – die Gesetzesbrecher? Ohne über diese Menschen urteilen zu wollen, es geht hier nur um die Symbolik.
Sollte auch dieses Jahr eine „spektakulär“ traditionsferne Fusswaschung stattfinden, so würde schlicht dasjenige fortgesetzt, was Mario Palmaro und Alessandro Gnocchi mit „Deformation des Evangeliums im Lichte der Welt“ bezeichnet haben.
Wie im Artikel bereits erklärt wurde:
Unser Herr und Gott Jesus Christus hat Seinen Jüngern die Füsse gewaschen und nicht „irgendjemandem“
Warum?
Weil die Fusswaschung NICHT von der Einsetzung des allerheiligsten Altarsakramentes zu trennen ist.
Er wählte denn auch NUR die zwölf Apostel zur Teilnahme aus, die mit ihm im Glauben und in der Liebe geeint waren, ( ausser dem Verräter Judas Iskariot)
An diesem Abend setzte sie unser Herr und Gott Jesus Christus als Priester des Neuen und Ewigen Bundes ein und stiftete denn auch das allerheiligste Altarsakrament.Die Fusswaschung am Gründonnerstag hat mit der Beauftragung der Apostel für ihren Dienst zu tun und NICHT mit der Barmherzigkeit der Kirche gegenüber den Sündern!
Ein selbstverliebter Narziß, dieser Bergogliaccio, die Diagnose, die er vor Weihnachten den Kurialen gestellt hat, trifft vollinhaltlich auf ihn selber zu.
Projektion nannte das Sigmund Freud, und so jemand, den seine eigenen Oberen schon vor Jahrzehnten als „verrückt“ einstuften, wählten die Kardinäle zum „Papst“!
Das Papsttum in seiner tiefsten Erniedrigung, zum Spielball seiner Eskapaden verkommen. Ein Nero im weißen Gewand, der seine Brüder „mordet“, um den Feinden der Kirche zu gefallen.
Quousquetandem.…
Gestern habe ich folgenden interessanten Bericht auf „Beiboot Petri“ gelesen, in dem der Umgang Bs. mit den Medien sehr genau beleuchtet wird. Demnach muß er sich völlig im klaren darüber sein, was er so von sich gibt und man kann ihm keineswegs mangelnde Intelligenz unterstellen oder es an einem irgendwie plumpen aber gutmütigen Wesen festmachen. Überträgt man diese Analyse auch auf seine Art zu segnen, Kreuzzeichen usw., dann hat das mit Schlampigkeit nichts tun, sondern gehört insgesamt (inklusive Frauenfüße küssen) zu seiner Agenda.
http://beiboot-petri.blogspot.de/2015/01/franziskus-und-die-medien.html#more
Der letzte Satz dieser Analyse bringt es auf den Punkt:
… und sie erreicht die Feinde Gottes, die sich bei ihrem Feldzug zum Verderben der Seelen auf ihn stützen können. Mission accomplished.
Verzeihen Sie – aber das nützt uns doch nichts, in diese Richtung zu denken!
Auch die subtileren Entgleisungen seiner Vorgänger haben die Feinde Gottes erreicht und „accomplished the mission“…
Nur wird bei diesem flegenhalften und zugleich populistischen Gehabe gewissermaßen ein anderer „Kundenkreis“ bedient.
es ist und bleibt mir ein Rätsel, dass man bei Benedikt einfach nicht sehen will, dass er in vieler Hinsicht sogar massiv mit der Tradition gebrochen hat – zum Beispiel hier am Gründonnerstag. Was war denn seine Botschaft?
Die „mission“ war: die Laien werden in den Abendmahlssaal drapiert, als hätten auch sie den formellen priesterlichen Dienst als Berufung empfangen. Und genau diese Mission lag auch überall in der Luft und auch viele Tradis haben sie förmlich verschluckt – s. die plötzliche Suche nach glaubensrettenden Laien in der Geschichte…
Dass man dann auch noch weiter geht und Frauen bzw. Nicht-Katholiken einlädt ist doch nur logische Folge.
Benedikt hat das alles stilvoll durchgezogen, „distinguished“, und sehr sehr ästhetisch – es nutzt nichts. Bis hin zu seinem Rücktritt, der eigentlich der Todesstoß des Papsttums war, stand wohl auch das alles auf seiner Agenda?!
ja @ zeitschnur, Sie haben völlig recht. Wenn wir nicht zu den Wurzeln vordringen, kommen wir schnell zu falschen Schlüssen.
@zeitschnur
Aber es ist doch auch nicht zu übersehen, daß die Medien, Kirchengegner, „Wir sind Kirche“, die Küngs … sich auf Benedikt wie reißende Wölfe gestürzt haben und nun um Franziskus einen Tanz veranstalten wie um das Goldene Kalb.
Ich laß jetzt einfach mal meine Gedanken fließen und greife dazu nur mal das Fußküssen heraus (nicht an irgendeiner Frau zelebriert, sondern speziell an einer muslimischen), immer mit der Frage, was will der Künstler uns damit sagen, wie kommt das an im katholischen, islamischen, atheistischen Milieu? Zunächst einmal hat es schon etwas Erotisches, wenn ein Mann (s)einer Frau die Füße küsst. In diesem Fall wäscht und küsst nicht nur ein zölibatärer Priester, sondern der, der den höchsten Rang in der kirchlichen Hierarchie einnimmt, einer jungen Muslimin den Fuß. Man müßte jetzt tatsächlich mal eine Frau und einen Mann befragen, die in dieser Kultur aufgewachsen sind und mit denen man sich ehrlich unterhalten kann, wie z. B. Sabatina James oder Hamed abdel-Samad, wie so etwas rüberkommt. Ein „Ungläubiger“ und dazu noch der höchste Vertreter (in ihren Augen wohl aller Christen), nimmt den Fuß einer muslimischen Frau und küßt ihn anschließend noch. Ich habe mal irgendwo gelesen von einer gebildeten muslimischen Frau hier im Westen, wie sie abends ihren Mann empfängt, wenn dieser von der Arbeit kommt. Sie wäscht ihm die Füße und reicht ihm die Puschen, das ist ein abendliches Ritual, das er von ihr erwartet. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, daß dieser stattgefundene Gründonnerstags-Vorgang Achtung vor unserer Religion bei den „Rechtgläubigen“ hervorgerufen hat, sondern eher das Gegenteil. Was bleibt hängen bei denen, die von unserer katholischen Tradition überhaupt keine Ahnung haben und nur solche Bilder sehen?
Und wie wirkt dieses Vorbild in die katholische Kirche hinein? Sehen sich Priester jetzt evtl. durch Druck von außen auch genötigt, an Frauen die Fußwaschung vorzunehmen?
Und wenn Erzbischof Gänswein sagt, daß B. die Medien sehr geschickt nutzt, dann weiß er doch um die Wirkung seines Tuns.
Das sind jetzt einfach so meine Gedanken, die mir durch den Kopf gehen.
Auf mich, das muß ich an dieser Stelle aber auch ehrlich sagen, hat dieses Füßewaschen (noch vor dem Hinzuziehen von weiblichen und Laienfüßen) aber schon immer befremdlich und irgendwie unangenehm gewirkt.
Noch ein Nachtrag:
Als Jesus damals in das Haus eines Pharisäers zum Essen eingeladen war und die Sünderin ihre Tränen über seine Füße vergoß und diese mit ihren Haaren trocknete und sie küßte, muß man sich das sicherlich so vorstellen, daß sie bitterlich geweint hat aus Reue über ihre Sünden und die Tränen in Strömen liefen.
Und was macht hier der Stellvertreter Christi auf Erden. Das exakte Gegenteil. Er begibt sich zu einer Sünderin ins Gefängnis, zu einer Heidin, die dazu eventuell überhaupt keine Reue über ihre Sünden empfindet, welche auch immer das gewesen sein mögen. Es hat nur noch gefehlt, daß er heulend seine Tränen über ihre Füße verteilt hätte. B. hat in meinen Augen mit dieser Aktion gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen; zuallererst hat er Jesus komplett lächerlich gemacht, indem er dessen Handeln völlig verdrehte.
Das Ritual am Gründonnerstag bezieht sich jedoch nicht auf die Szene mit Jesus und der Sünderin (war das auch „erotisch“ bei ihr?), sondern auf das letzte Abendmahl. Dort hat Jesus aber in der Tat den Zwölfen die Füße gewaschen.
Im Orient war dies ein übliches Ritual vor Gastmählern, weil die Leute ja barfuß oder allenfalls in Sandalen gingen, also staubige Füße hatten und so einfach gereinigt wurden – meist von den Dienern des Gastgebers. Damit war sicher kein erotisches Signal verbunden! Andererseits kann man aus nahezu allem ein erotisches Spiel machen. Aber so fangen wir am besten nicht an, wenn wir unbefangen bleiben wollen!
Diesmal machte es aber Jesus selbst.
Ihre „unangenehmen“ Gefühle wird wohl auch Petrus gehabt haben, denn er will Jesus ja daran hindern, dies zu tun, wohl weil er das als unstatthaft empfindet, dass der Herr dem Diener die Füße wäscht. Das berichtet das Johannes-Evangelium im 13. Kapitel.
Die Sache ist also nicht ganz einfach!
Und die ganze „erotische“ Dimension würde ich mal außen vor lassen. Im katholischen Glaben werden unendliche viele Gesten gemacht, die „erotisch“ missdeutet werden könnten – wie wirkt es auf andere, wenn mir ein Zölibatär eine Hostie auf die Zunge legt, die ich in einer gewissen Weise sogar ekstatisch entgegennehme, denn es IST DER HERR, der „zu mir eingeht“ (Dominus est.. qui intrat sub tectum meum)? Wie wirkt es, wenn er mir mit heiligem Öl ein Zeichen auf die Stirn macht? Wie wirkt es, wenn er mir die Hände auflegt? Etc.
Nein – so wollen wir erst gar nicht anfangen!
Das Problem bei F. ist, dass er – wie Benedikt – den Sinn verfremdet hat, bloß noch viel krasser: Während Benedikt immerhin gläubige Laien, die sich darauf einstellen konnten, nahm, missbrauchte F. für seine Aktion Gefangene, deren Glauben ungewiss ist und die sich in ihrer Lage nicht so frei entscheiden können, mitzumachen wie ein Freier.
Also insgesamt eine neurotische und zwanghafte Szene!
Nach den Rubriken ist die Fußwaschung in den Pfarreien an (unbescholtenen) erwachsenen katholischen Männern zu vollziehen. Papst Franziskus tat in allem das genaue Gegenteil: er küsste einer straffällig gewordenen, nicht erwachsenen, nichtchristlichen Frau die Füße.
Dabei toppt er nebenbei den Herrn Jesus Christus, der ja nur gewaschen und nicht geküsst hat.
Franziskus ist eben noch barmherziger und überhaupt großartiger als der Unser Herrgott!
Muss einem da nicht jemand in den Sinn kommen, der seit seinem Sturz aus dem höchsten Himmel Gott auf jegliche und pervertierte Weise nachäfft, um Ihn zu übertrumpfen und auszustechen?
Das Ritual der Fußwaschung scheint nicht so ganz eindeutig zu sein. Ich habe hier was Interessantes gelesen:
https://books.google.de/books?id=iEbpBQAAQBAJ&pg=PA103&lpg=PA103&dq=fu%C3%9Fwaschung+ritual+rubrik&source=bl&ots=OqUQeZXIEY&sig=sdmAeyDVwVERqpYgR9pAcF4ST48&hl=de&sa=X&ei=evnLVMaRD9T5atq3gpgJ&ved=0CDMQ6AEwAw#v=onepage&q=fu%C3%9Fwaschung%20ritual%20rubrik&f=false
Das Ritual wurde im 16. Jh eingeführt und vom Kaiser bzw. dem österreichischen Kaiser un den Bayerischen Königen an greisen vollzogen. Wobei 12 Greise als Apostel verkleidet wurden und vom kaiser/König die Füße symbolisch gewaschen bekamen. eebenso allerdings wusch die kaiserin/Königin 12 ausgewählten GreisINNEN symbolisch die Füße.
Ächz!
Was heißt das im Klartext?
Wenn nun jeder Laie dazu verwendet werden kann, gibt es tatsächlich keinen Grund, nicht auch Frauen mit einzubeziehen – und es wurde ja auch genauso geamcht, bereits im 16. Jh, als reines Demuts- und Inversionsritual verstanden.
Will man aber den Abendmahlssaal „nachspielen“, kann es nur ein Priester sein, der anderen Priestern die Füße wäscht. In Rom war daher immer der Papst (als Stellvertreter Christi) dazu verpflichtet, Priestern (als nicht nur gespielten, sondern echten „Aposteln“) die Füße zu waschen.
Wir merken aber schon, dass der Brauch, 12 Männern in den Gemeinden die Füße zu waschen in sich keinen Sinn hat. Im 16. Jh waren es immerhin Laien, die als Laien anderen Laien die Füße wuschen und das Geschlecht war wurscht.
Man muss sich also schon entscheiden, was man eigentlich meint oder will.
Und in der Tat wusch Jesus sogar dem Judas die Füße…
Es ist wirklich keine einfache Sache!
Und noch etwas Interessantes:
http://u01151612502.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Fu%C3%9Fwaschung
Das Ritual der Fußwaschung ist tatsächlich variabel.
Dass man es schon vor Jahrhunderten durch den Bischof an Armen und Alten vollzog, wirft ein ganz anderes Licht auf das Zeremoniell:
Es geht um die Umkehrung der Hierarchie, eben weil der Herr sich selbst zum Diener machte und im Johannes-Evangelium dies auch sogar noch normativ thematisierte („Wer dewr Größte sein will, sol der Diener aller sein…“)! Und darum wurden wirklich den Verachtetsten die Füße gewaschen – natürlich den Frauen, auch und gerade ihnen (s.o. das Ritual der Kaiser im 16. Jh)
Das ist eine sehr schwierige Angelegenheit und man muss nun wirklich aufpassen, welches Deutungsschema man zugrunde legt, deren die Tradition offenbar mehrere hat.
Aus dem Roman „Die Waffen nieder“ von Bertha von Suttner:
“ Am folgenden Tag entschloß ich mich doch, der Fußwaschung beizuwohnen. Etwas nach zehn Uhr, schwarz gekleidet, wie es sich für die Karwoche ziemt, begaben wir uns, meine Schwester Rosa und ich, in den großen Zeremoniensaal der Burg. Daselbst waren auf einer Estrade Plätze für die Mitglieder der Aristokratie und des diplomatischen Korps vorbehalten. Man war da also wieder unter sich und teilte rechts und links Grüße aus. Auch die Galerie war dicht gefüllt: gleichfalls Bevorzugte, welche Eintrittskarten erlangt hatten – aber doch etwas “gemischtâ€, nicht zur “Creme†gehörig, wie wir da unten, auf unserer Estrade. Kurz, die alte Kastenabsonderung und ‑bevorrechtung – anläßlich dieser Feier der symbolisierten Demut.
Ich weiß nicht, ob den anderen irgendwie religiös-weihevoll zu Mute war; aber ich erwartete das Kommende mit ganz derselben Empfindung, mit welcher man im Theater einem angekündigten Spektakelstück entgegensieht. Ebenso gespannt, wie man da – nachdem die Grüße von Loge zu Loge getauscht, den aufzurollenden Vorhang ansieht, schaute ich nach der Richtung, wo die Chöre und Solisten des bevorstehenden Schaugedränges erscheinen sollten. Die Dekoration war schon aufgestellt – nämlich die lange Tafel, an welcher die zwölf Greise und zwölf Greisinnen Platz zu nehmen hatten.
Ich war doch froh, gekommen zu sein; denn ich fühlte mich gespannt, was immerhin eine angenehme Empfindung ist ( … ) ; was ich zu sehen erwartete und wünschte, waren die kaiserlichen und pfründnerischen Mitwirkenden der angesetzten Feier. ( … )
“Sie kommen, sie kommen!†rief Rosa, mich anstoßend. “So sieh doch hin … Wie schön! Wie ein Gemälde!†Es waren die Greise und Greisinnen, angetan in altdeutsche Tracht, welche jetzt hereingeleitet wurden. Die jüngste von den Frauen – so hatten die Zeitungen berichtet – war achtundachtzig, der jüngste von den Männern fünfundachtzig Jahre alt. Runzlich, zahnlos, gebückt; – ich konnte Rosas “Ach wie schön†wahrlich nicht bestätigt finden. Was ihr gefiel, war jedenfalls die Verkleidung. Diese stimmte eigentlich auch vortrefflich zu der ganzen, von mittelalterlichem Geist durchwehten Zeremonie. Die Anachronismen hier waren wir, in unseren modernen Kleidern und mit unseren modernen Begriffen – wir paßten nicht in dies Gemälde.
Nachdem die vierundzwanzig Alten ihre Sitze an der Tafel eingenommen hatten, trat eine Anzahl goldgestickter und ordengeschmückter, zumeist ältlicher Herren in den Saal: – die Geheimen Räte und Kammerherren; viele bekannte Gesichter – auch Minister “Allerdings†befand sich darunter. Zuletzt folgten die Geistlichen, welche bei der feierlichen Handlung fungieren sollten. Jetzt also war der Einmarsch der Statisten vorüber und die Erwartung des Publikums auf das höchste gespannt. ( … )
(Fortsetzung folgt-)
(-Fortsetzung)
In der Tat: der Kapell – will sagen der Oberzeremonienmeister holt seinen Stab und gab das Zeichen, daß das Kaiserpaar nahe. Dies versprach nun allerdings einen lohnenden Anblick, denn abgesehen davon, daß es das höchste war – war es sicherlich eins der schönsten Paare im Lande. Mit Kaiser und Kaiserin zugleich waren auch mehrere Erzherzöge und Erzherzoginnen hereingekommen, und jetzt konnte die Feier beginnen. Truchsessen und Edelknaben trugen die gefüllten Schüsseln herbei, und der Monarch und die Monarchin stellten dieselben vor die sitzenden Alten hin. Das war wieder mehr Gemälde als je. Das Geräte und die Speisen und die Art der Pagen, dieselben zu tragen, erinnerte an verschiedene berühmte Bilder von Festgelagen im Renaissancestil.
Kaum aber waren die Gerichte aufgestellt, so wurde die Tafel wieder abgeräumt, eine Arbeit, welche – gleichfalls als Zeichen der Demut – die Erzherzöge verrichteten. Hiernach ward die Tafel hinausgetragen, die eigentliche Effektszene des Stückes (was die Franzosen “le clou de la pièce†nennen) – die Fußwaschung – begann. Freilich nur eine Scheinwaschung, wie das Mahl nur ein Scheinmahl gewesen. Auf dem Boden knieend, streifte der Kaiser mit einem Tuch über die Füße der Greise hinweg, nachdem der ihm assistierende Priester aus einer Kanne scheinbar Wasser darübergegossen, und so rutschte er vom ersten bis zum zwölften Pfründner, während die Kaiserin – die man sonst nur so majestätisch hochaufgerichtet zu sehen bekommt – in derselben demütigen Stellung, in welcher sie ihre gewohnte Anmut übrigens nicht verliert, die gleiche Prozedur an den zwölf Pfründnerinnen vornahm. Die begleitende Musik, oder, wenn man will, den erklärenden Chor, bildete das gleichzeitig vom Hofburgpfarrer vorgelesene Evangelium des Tages.
Gern hätte ich auf einige Augenblicke mitempfinden mögen, was in dem Geiste dieser Alten vorging, während sie so dasaßen, in der seltsamen Tracht, von einer glänzenden Menge angegafft, den Landesvater, die Landesmutter – Ihre Majestäten – zu ihren Füßen … Wahrscheinlich wäre es gar keine klare Empfindung gewesen, die ich danach gefühlt hätte, wenn mir der gewünschte momentane Bewußtseinstausch gewährt worden wäre, sondern ein verwirrter, geblendeter Halbtraum, ein zugleich frohes und peinliches, verlegenes und feierliches Gefühl, ein vollständiges Stillstehen der Gedanken in den ohnehin unwissenden und altersschwachen armen Köpfen. ( … )
Die ganze Zeremonie war schnell zu Ende und gleich darauf leerte sich der Saal. Zuerst zog sich der Hof zurück; hierauf entfernten sich alle anderen Mitbeteiligten, und zugleich auch das Publikum von Estrade und Galerie.
“Schön war’s, schon war’s!†flüsterte Rosa mit einem tiefen Atemzug.
Ich antwortete nichts. Eigentlich hatte ich keine Ursache, die Verwirrung und Gedankenarmut der Festgreise zu bemitleiden, war mir doch selber das Verständnis der eben stattgehabten Feier ein ziemlich verschwommenes ( … ) .
(Fortsetzung -)
(- Fortsetzung)
Doch wir gelangten nicht so schnell zum Ausgang, als ich gewollt hätte. Zuerst hieß es doch, mit fast sämtlichen Estradezuschauern, welche gleichzeitig mit uns ihre Plätze verließen, Hände schütteln und ein paar Phrasen tauschen. Man blieb da im Stiegenhause in einer großen Gruppe stehen und es gab einen förmlichen Morgenraout. “Grüß’ dich, Toni.†– “Bonjour, Martha.« – “Ach, Sie auch da, Gräfin?†– “Bist du für den Ostersonntag schon vergeben?†– “Guten Tag, Durchlaucht, vergessen Sie nicht, daß wir Sie morgen abend zu einer kleinen Tanzerei erwarten.†– “Warst du gestern bei den Dominikanern in der Predigt?†– “Nein, ich war im Sacré cÅ“ur, wo meine Töchter eine Retraite machen.†– “Die nächste Probe zu unserer Wohltätigkeitsvorstellung ist Dienstag um zwölf Uhr, lieber Baron, seien Sie ja pünktlich.†– “Die Kaiserin hat wieder superb ausgesehen.†– “Hast du bemerkt, Lori, wie der Erzherzog Ludwig Viktor immer zu der Götter-Fanny herüberschielte?†– “Madame, j’ai l’honneur de vous présenter mes hommages.†– “Ah,c’est vous, marquis … charmée.†– “I wish you good morning, Lord Chesterfield†– “Oh, how are you? Awfully fine women, your Empress.†– “Haben Sie schon eine Loge gesichert für die Vorstellung der Adelina Patti? Ein ganz wunderbarer aufgehender Stern …†– “Die Nachricht von der Verlobung des Ferdi Drontheim mit der Bankierstochter soll sich also doch bestätigen – es ist ein Skandal!â€
Und so schwirrte es hin und her. Ein unbefangener Horcher hätte diesen Gesprächen wohl kaum angemerkt, daß sie der Nachstimmung einer eben verrichteten Demutsandacht entsprangen.“