Besuch aus den USA im Vatikan

Die Rolle der Glaubenskongregation


Die beiden ranghöchsten Bergoglianer im US-Episkopat, Kardinal Cupich (links) und Kardinal Tobin (rechts), statteten Ende April Glaubenspräfekt Ladaria (Mitte) in Rom einen Besuch ab.
Die beiden ranghöchsten Bergoglianer im US-Episkopat, Kardinal Cupich (links) und Kardinal Tobin (rechts), statteten Ende April Glaubenspräfekt Ladaria (Mitte) in Rom einen Besuch ab.

(Rom) Für man­che erscheint der Streit um ein mög­li­ches Kom­mu­ni­on­ver­bot für US-Prä­si­dent Joe Biden auf­grund ande­rer Pro­ble­me viel­leicht zweit­ran­gig. Das ist er aber nicht, nicht von der Sache her und schon gar nicht auf­grund der Wahr­neh­mung auf den Füh­rungs­ebe­nen. Dort gilt er als höch­ste Prio­ri­tät, denn es geht um das Ver­hält­nis zwi­schen der Kir­che und dem höch­sten Expo­nen­ten des US-Estab­lish­ments. Inzwi­schen sind neue Details zur römi­schen Inter­ven­ti­on bei der US-Bischofs­kon­fe­renz bekannt geworden.

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Die Füh­rung der US-Bischofs­kon­fe­renz drängt seit der Wahl Bidens auf eine Klä­rung sei­ner Posi­ti­on in der Kir­che. Mit sei­ner aggres­si­ven För­de­rung der Abtrei­bung kon­tra­stiert sei­ne Selbst­dar­stel­lung als „from­mer Katho­lik“. Die­sem Wider­spruch, der Ver­wir­rung und Ärger­nis stif­tet, wol­len füh­ren­de Bischö­fe der USA ein Ende set­zen. Dem Prä­si­den­ten soll durch ein Kom­mu­ni­on­ver­bot der Ernst sei­ne Lage bewußt gemacht und ein Umden­ken ange­sto­ßen wer­den. Andern­falls sei er vom Kom­mu­nion­emp­fang auszuschließen.

Dage­gen wur­de mit einer Inter­ven­ti­on durch Rom gerech­net. Biden kann sich im US-Epi­sko­pat auf die Min­der­heit stüt­zen, die San­ta Mar­ta beson­ders nahe­steht. Papst Fran­zis­kus selbst ist alles ande­re als an einer sol­chen „Klä­rung“ inter­es­siert, nach­dem die Ver­drän­gung von Donald Trump aus dem Wei­ßen Haus geglückt ist. Die neue Ach­se Biden–Franziskus wird vom neu­en US-Prä­si­den­ten demon­stra­tiv zur Schau gestellt, indem er sich an sei­nem Schreib­tisch der Pres­se mit einem Foto zeigt, auf dem er gemein­sam mit Papst Fran­zis­kus zu sehen ist.

Über­ra­schend war also nicht, daß Rom noch vor der Früh­jahrs­voll­ver­samm­lung der US-Bischö­fe reagie­ren wür­de. Es über­rasch­te aber, daß die Inter­ven­ti­on durch die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on erfolg­te. Das ent­spre­chen­de Schrei­ben des Glau­bens­prä­fek­ten an die US-Bischö­fe vom 7. Mai, kon­kret gerich­tet an Msgr. José Hora­cio Gómez, den Erz­bi­schof von Los Ange­les und Vor­sit­zen­den der Bischofs­kon­fe­renz, wur­de am 11. Mai bekannt. Dar­in teilt er ver­packt in eine lan­ge Liste von Emp­feh­lun­gen mit, kein Kom­mu­ni­on­ver­bot aus­zu­spre­chen. Wer­den Lada­ri­as Hin­wei­se umge­setzt, braucht sich Biden nicht zu sor­gen, daß wäh­rend sei­ner Amts­zeit bis Janu­ar 2025 in der Sache irgend­et­was geschieht.

Edward Pen­tin, der Vati­ka­nist des Natio­nal Catho­lic Regi­ster, ent­hüll­te, daß dem Schrei­ben ein Besuch in Rom vor­aus­ging. Die bei­den füh­ren­den Ver­tre­ter der berg­o­glia­ni­schen Min­der­heit im US-Epi­sko­pat, die Kar­di­nä­le Bla­se Cupich, Erz­bi­schof von Chi­ca­go, und Joseph Tobin, Erz­bi­schof von Newark, such­ten Glau­bens­prä­fekt Luis Lada­ria SJ auf.

Offi­zi­ell stat­te­ten die bei­den Kar­di­nä­le dem Glau­bens­prä­fek­ten einen „Höf­lich­keits­be­such“ ab. Offen­sicht­lich war es aber mehr, da nur eine Woche spä­ter das umstrit­te­ne Schrei­ben von Kar­di­nal Lada­ria unter­zeich­net wur­de. Ric­car­do Cascio­li (La Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na) bezeich­ne­te den Brief als ein Pila­tus-Doku­ment, weil es von Pon­ti­us Pila­tus stam­men könn­te. Kar­di­nal Lada­ria gibt dar­in exakt die Posi­ti­on wie­der, die von sei­nen Besu­chern gewünscht wurde.

Dien­te der Besuch der bei­den Kar­di­nä­le dazu, den Glau­bens­prä­fek­ten unter Druck zu set­zen? Oder han­delt es sich bei dem Schrei­ben um eine Art Gefäl­lig­keits­gut­ach­ten, wie es die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on pünkt­lich zur befri­ste­ten Zulas­sung des ersten Coro­na-Impf­stof­fes in der EU durch die EMA veröffentlichte?

Mutiert die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on unter der Ägi­de von San­ta Mar­ta zum Hand­lan­ger poli­ti­scher Inter­es­sen? Jener des glo­ba­li­sti­schen Establishments?

Unter dem Strich bedeu­tet die „Ope­ra­ti­on Biden“, daß die berg­o­glia­ni­schen Kir­chen­für­sten und San­ta Mar­ta aktiv dar­um besorgt sind, daß Abtrei­bungs­po­li­ti­ker wie Joe Biden, Nan­cy Pelo­si und zahl­rei­che ande­re auch in Euro­pa nicht mit der Ver­le­gen­heit belä­stigt wer­den, daß das gel­ten­de Kir­chen­recht auf sie Anwen­dung fin­den könn­te und sie vom Kom­mu­nion­emp­fang aus­ge­schlos­sen werden.

Kar­di­nal Lada­ria beschließt sein Schrei­ben mit dem bezeich­nen­den Satz:

„Es wäre irre­füh­rend, wenn eine sol­che Aus­sa­ge den Ein­druck erwecken wür­de, daß Abtrei­bung und Ster­be­hil­fe allein die ein­zi­gen ern­sten Pro­ble­me in der katho­li­schen Moral- und Sozi­al­leh­re dar­stel­len, die ein Höchst­maß an Ver­ant­wor­tung sei­tens der Katho­li­ken erfordern.“

Was sind schon Mil­lio­nen von jähr­lich getö­te­ten unge­bo­re­nen Kin­dern. Natür­lich gibt es ande­re „ern­ste Pro­ble­me“ auch. Die „Kul­tur des Todes“ mit ihrem Angriff auf das Lebens­recht, ob in Form der Abtrei­bung, der Eutha­na­sie oder Pro­gram­men zur För­de­rung der Unfrucht­bar­keit, wie man­che besorg­te Stim­men sie hin­ter dem welt­wei­ten Impf­ge­sche­hen ver­mu­ten, ist aller­dings die größ­te Her­aus­for­de­rung unse­rer Zeit. Sie berührt eine Fra­ge, in der es um Leben oder Tod geht, die nicht nur die getö­te­ten unge­bo­re­nen Kin­der betrifft, son­dern das Leben, sprich die Zukunft, gan­zer Völ­ker. Es geht um sozia­le, öko­no­mi­sche, gesell­schaft­li­che und kul­tu­rel­le Fra­gen ersten Ran­ges, und nicht zuletzt um eine anthro­po­lo­gi­sche und eine geist­li­che Fra­ge. Papst Johan­nes Paul II. brach­te es mit einem Satz auf den Punkt: „Völ­ker, die ihre Kin­der töten, haben kei­ne Zukunft.“ Die Ver­strickung in das Abtrei­bungs- und Eutha­na­sie­ge­sche­hen gefähr­det zudem, das ist die geist­li­che Dimen­si­on, das See­len­heil der Betroffenen.

Cui bono? Wer will eine so radi­ka­le Ver­wer­fung? Wes­sen Hand­lan­ger sind Abtrei­bungs­ver­fech­ter in Entscheidungspositionen?

Kar­di­nal Cupich, der „Mann des Pap­stes“ in der US-Bischofs­kon­fe­renz, war in die­sem Jahr bereits ein­mal in San­ta Mar­ta zu Gast. Anlaß dafür war die Amts­ein­füh­rung Bidens am 20. Janu­ar. Der Vor­sit­zen­de der US-Bischofs­kon­fe­renz, Erz­bi­schof José Hora­cio Gómez, hat­te Biden kri­ti­siert und auf des­sen Abtrei­bungs­hal­tung auf­merk­sam gemacht, wor­auf er von Kar­di­nal Cupich öffent­lich geta­delt wur­de. Par­al­lel erfolg­te ein „Dolch­stoß“ der berg­o­glia­ni­schen Bischö­fe gegen die Füh­rung der Bischofskonferenz.

Nicht mit Erz­bi­schof Gómez, son­dern mit Kar­di­nal Cupich stimm­te Papst Fran­zis­kus die gemein­sa­me Vor­ge­hens­wei­se ab.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​Vatican Media (Screen­shots)

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1 Kommentar

  1. Kar­di­nal Cupich, Kar­di­nal Tobin und Glau­bens­prä­fekt Lada­ria, Ihr seid alt und gebil­det genug, um zu wis­sen, dass ihr dafür bei Gott Rechen­schaft able­gen müsst. Habt ihr euch schon über­legt, wie ihr dann eure Ver­tei­di­gungs­stra­te­gie auf­bau­en wollt?
    Es ist schon rich­tig, Abtrei­bung und Ster­be­hil­fe sind – Gott sei es geklagt – nicht die ein­zi­gen Pro­ble­me der katho­li­schen Sozi­al­leh­re. Aber eine Tod­sün­de genügt, um das Heil auf ewig zu ver­lie­ren – auch für Purpurträger.

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