
(New York) Mainstream-Medien betonen mit Nachdruck, daß Joe Biden, der gestern als 46. Präsident der USA angelobt wurde, Katholik ist. Biden besuchte, bevor er ins Amt eingeführt wurde, die Messe. Als er im Oval Office des Weißen Hauses Platz nahm und erste Durchführungsdekrete unterzeichnete, wurde er so ins Bild gesetzt, daß im Hintergrund ein Foto zu sehen war, das ihn mit Papst Franziskus zeigt.
Auf dieses Detail machten verschiedene Medien ausdrücklich aufmerksam, unter anderem die Vatikanistin und Papstfreundin Elisabetta Piqué in der Tageszeitung La Nacion in der argentinischen Heimat des Papstes.
Parallel verschwiegen dieselben Medien, daß Biden ein bekennender Abtreibungsbefürworter ist und der weltgrößte Abtreibungskonzern Planned Parenthood bei der Angelobung faktisch neben ihm stand. Die Verquickung betrifft nicht nur die Dollarmillionen, mit denen Planned Parenthood Bidens Wahlkampf unterstützte. Auch nicht nur das bedingungslose Bekenntnis Bidens, hinter den Zielen des Abtreibungskonzerns zu stehen. Aus „Sicherheits- und Corona-Gründen“, angeblich, durfte das Volk nicht wie sonst üblich an der Angelobungszeremonie teilnehmen. Zur Angelobung von Trump waren Hunderttausende nach Washington gekommen. Böse Zungen behaupten daher, die Begründungen seien bloß ein Vorwand, weil Biden weit bescheidener sei, als die offiziell gemeldeten Wählerstimmen nahelegen. Das habe sich bereits im Wahlkampf an den geringen Teilnehmerzahlen bei seinen Kundgebungen gezeigt. Statt des Volkes wurden auf den ausgedehnten Rasenflächen 100.000 amerikanische Fähnchen in den Boden gesteckt, die symbolisch „das Volk“ repräsentieren sollten. Für die Fähnchen wurden Sponsoren gesucht, um damit die Unterstützung Bidens zu bekunden. Mit jedem Sponsoring eines Fähnchens wurde, wenn nicht ausdrücklich anders verfügt, automatisch und gleichmäßig an 100 ausgewählte linke Organisationen eine Spende weitergeleitet, darunter auch an den Abtreibungskonzern Planned Parenthood.

Gleiches gilt für Bidens Bekenntnis zur Homo- und Transgender-Agenda. In der Tat gibt es im Hintergrund wohl andere, die diese Agenden wünschen und von Biden, ihrem Mann, pflichtschuldig erhalten.
Gleich gestern, am ersten Amtstag, begann der Kampf mit der Amerikanischen Bischofskonferenz. Deren Vorsitzender, Erzbischof José Horacio Gomez von Los Angeles, stellte in einer Erklärung fest, daß von Biden gemachte Versprechen nicht mit der kirchlichen Morallehre vereinbar sind. Der Vatikan versuchte, wie die Internetseite Pillar Catholic berichtete, die Veröffentlichung dieser Erklärung zu verhindern, nachdem bergoglianische Bischöfe Rom alarmiert hatten. Erzbischof Gomez, dessen Kardinalserhebung für Papst Franziskus nicht in Frage zu kommen scheint, veröffentlichte den Text dennoch in der ursprünglichen Fassung und übte Kritik an der Abtreibungshaltung Bidens.
Bergoglianer im US-Episkopat, deren Zahl durch die Ernennungspolitik von Franziskus rasch zunimmt, blieben nicht untätig, sondern distanzierten sich vom Vorsitzender der Bischofskonferenz. An erster Stelle ist dabei Kardinal Blase Cupich zu nennen, der mit Chicago auf dem bedeutendsten Bischofsstuhl der USA sitzt. Cupich veröffentlichte eine eigene Stellungnahme, um seine Nähe zu Biden und seine Distanz zu Erzbischof Gomez zu unterstreichen. Joseph Tobin, der bergoglianische Bischof von Newark, tat es Cupich nach, allerdings nicht durch eine Presseerklärung, sondern gegenüber der Catholic News Agency. Newark ist einer der Bischofsstühle, die der ehemalige Kardinal und Franziskus-Vertraute Theodore McCarrick innehatte, der 2018 über Vorwürfe des homosexuellen Mißbrauchs stürzte.
Die Verbreitung der Biden-freundlichen Haltung einiger Bischöfe ließ sich die US-amerikanische Jesuitenzeitschrift America ein Anliegen sein. Die Zeitschrift zitiert auch einen ungenannt bleibenden „hohen Funktionär“ des Vatikans, der die Stellungnahme von Erzbischof Gomez als „sehr unglücklich“ bezeichnet und darin eine mögliche Ursache für „eine noch größere Spaltung in der Kirche in den USA“ erkennen will.
Der Mainstream verdunkelt weitgehend die kritische Stellungnahme von Erzbischof Gomez durch die Betonung der Botschaft von Papst Franziskus an Joe Biden zu dessen Amtseinführung. Darin finden sich keine kritischen Töne und vor allem keine Erwähnung der Abtreibungsfrage.
Es gibt Katholiken, die ihr Katholischsein instrumentell einsetzen und bei Bedarf für die Medienöffentlichkeit ins Bild rücken, selbst dann, wenn sie in Wirklichkeit Positionen vertreten, mit denen die Exkommunikation verbunden ist. Sie sind für die Tötung ungeborener Kinder, für die Homo-Agenda, für die „Homo-Ehe“, für die Euthanasie. Die Frage, zu welcher Gruppe von Katholiken Joe Biden gehört, kann sich jeder selbst beantworten.
Kurz vor seinem Amtsende erklärte Donald Trump den 22. Januar, den Tag, an dem 1973 mit der unsäglichen Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA die Abtreibung legalisiert wurde, zum National Sanctity of Human Life Day (Tag der Heiligkeit des Menschenlebens). Einen vergleichbaren Tag hatte 2013 auch Chiles konservativer Staatspräsident Sebastián Piñera eingeführt, was seine sozialistische Nachfolgerin Michelle Bachelet nicht davon abhielt, 2017 die Abtreibung zu legalisieren. Ähnliches ist in den USA zu erwarten. Die Internetseite des Weißen Hauses, auf der die Proklamation Trumps zum Tag der Heiligkeit des Menschenlebens veröffentlicht wurde, ließ Biden bereits gestern löschen.

Text: Giuseppe Nardi/Andreas Becker
Bild: MiL