
Das Erzbistum La Plata, die nach Buenos Aires bedeutendste Diözese Argentiniens, hat bewegte, um nicht zu sagen chaotische Jahre hinter sich. Verantwortlich dafür war einer jener Racheakte, die tragischerweise ein Charakteristikum des Pontifikats von Franziskus darstellten und mit denen er seine alten und neuen Gegenspieler nicht nur besiegen, sondern auch demütigen wollte.
Erzbischof Héctor Rubén Aguer, der konservative Gegenspieler von Jorge Mario Bergoglio im argentinischen Episkopat, wurde von Franziskus – obwohl bei bester Gesundheit – mit Vollendung des 75. Lebensjahres sofort emeritiert. Damit begann das Dilemma, das dazu führte, daß das Erzbistum La Plata keine sieben Jahre später nicht einen, sondern drei emeritierte und einen amtierenden Erzbischof zählt. Der direkte Nachfolger Aguers wurde Bergoglios „Lieblingsprojekt“, der „Pornokardinal“ Victor Manuel „Tucho“ Fernández. In seinem Vergeltungsdrang genügte es Franziskus nicht, Aguer durch die sofortige Emeritierung persönlich zu demütigen; es gefiel ihm, einen Aguer inhaltlich völlig entgegengesetzten Nachfolger vor die Nase zu setzen. Doch auch damit nicht genug: Mit Tucho Fernández trieb Bergoglio die demütigende Provokation auf allen Ebenen zum äußersten. Nur zwei Beispiele: Aguer ist ein Verteidiger von Ehe und Familie und Kontrapunkt zur Homo-Agenda; Fernández „öffnete“ die Diözese der Homo-Agenda und wurde später in Rom zum Autor des Homo-Dokuments Fiducia Supplicans. Aguer ist ein Verteidiger des überlieferten Ritus; Fernández eliminierte als eine seiner ersten Amtshandlungen das Motu Proprio Summorum Pontificum in seiner Erzdiözese und setzte das Motu Proprio Traditionis Custodes zwei Jahre vorweg um.
La Plata war für Tucho Fernández stets nur ein Zwischenstopp. Nach kaum fünf Jahren wurde er bereits nach Rom abberufen, als dort endlich die Stelle des Glaubenspräfekten frei wurde, für die Bergoglios Lieblingsprojekt bereits 2017 vorgesehen war. Zur Förderung von Fernández’ weiterer Karriere sollte jedoch eine Zeit als Diözesanbischof in seinen Lebenslauf aufgenommen werden.
Als hätte der Kahlschlag durch Tucho Fernández nicht genügt, um die Aufbauarbeit von Erzbischof Aguer und die in La Plata vorhandene Substanz zu demolieren, kam es noch schlimmer. Siehe dazu: Das Wasserapostolat von La Plata ist ins Wasser gefallen. Schließlich erfolgte im November 2024 die Ernennung des seither amtierenden Erzbischofs Gustavo Oscar Carrara.
„Monsignore Carrara steht vor einer radikalen Entscheidung: Entweder er gründet das Priesterseminar von La Plata (103 Jahre nach seiner Gründung) neu, mit guter Lehre und guten Professoren, oder er führt es endgültig zugrunde.“ So äußerte sich einer der wenigen vernünftigen Bischöfe, die noch im desolaten argentinischen Episkopat vorhanden sind. Und natürlich, um nicht der Rache des verbliebenen Bergoglianismus zum Opfer zu fallen, verlangte er Anonymität. Auch das ist Teil der in der Kirche in Argentinien herrschenden Situation.
„Mit nur vier Seminaristen – ein vererbtes, vergiftetes Erbe von ‚Trucho‘ Fernández, der mit dem Ziel kam, das Werk von Erzbischof Héctor Rubén Aguer zu zerstören – ist das Seminar unhaltbar. Und zudem“, so der Prälat weiter, „mit seinem düsteren und mittelmäßigen Rektor und seinem Kumpanen, einem ausgewiesenen Progressisten, ist nur noch weiteres Unglück zu erwarten.“
Der ungenannt bleiben wollende Prälat verwendete das Wortspiel „Trucho“ statt „Tucho“ Fernández. Tucho ist der Spitzname von Victor Manuel Fernández. „Trucho“ aber bedeutet im Spanischen „falsch, unecht, mies, schlecht, billig“.
Er sagte auch, daß, „um seine ‚synodalen Methoden‘ zu retten, Erzbischof Carrara mit einigen Mitgliedern des Klerus – größtenteils progressiven – ‚Konsultationen‘ begann, um zu sehen, wen er als neuen Rektor ernennen könnte. Aber wenn er sich für jemanden entscheidet, der nur das gleiche oder noch Schlimmeres bietet, wird er lediglich dazu beitragen, daß das Seminar weiter zerfällt und die Berufungen in andere, rechtgläubigere Diözesen abwandern. Es scheint, daß ein mittelmäßiger junger, progressiver Priester, der in Rom studiert hat, derzeit die besten Aussichten hat; jemand, der im Klerus nicht viel Widerstand hervorrufen würde. Aber auch er wäre, leicht absehbar, keineswegs ein Magnet für Berufungen. Sollte Carrara sich für diesen Weg entscheiden, hat das Seminar seine Tage gezählt. Und das große Gebäude in der Straße 24 – ein ganzer Häuserblock – würde an die Katholische Universität von La Plata vermietet; oder es würde in ein Immobilienprojekt umgewandelt von der Art, für die Weihbischof Alberto Germán Bochatey eine gute Hand hat“ – ein Mitbruder von Papst Leo XIV. im Augustinerorden. Doch sind Immobiliengeschäfte, mögen sie auch lukrativ sein, nicht der Sinn und Zweck einer Diözese und schon gar nicht sollten sie das Schicksal eines Priesterseminars sein.
Und wird „Trucho“ Fernández auch über den kommenden September hinaus von Leo XIV. als Präfekt der Glaubenskongregation gehalten? Das wäre ein Zeichen dafür, daß der Einfluß der Bergoglianer noch mehr als stark wäre, denn Tucho Fernández war Bergoglios Lieblingsprojekt, stellt aber für die bergoglianische Fraktion keine conditio sine qua non dar.
Jüngst fragte schon der aus Galicien stammende Blogger, Historiker, Wirtschaftsjournalist und Publizist Francisco Fernández de la Cigoña, ob Leo XIV. Fernández weiterhin mit der Position eines Glaubenspräfekten „belohnen“ wird, „oder wartet auf ihn so etwas wie eine Nuntiatur im Iran, wie es dem Freimaurer Bugnini widerfahren ist?“ Siehe dazu auch: Freimaurerei im Vatkan – ein überzeugendes Zeugnis.
Der Lazarist Annibale Bugnini war maßgeblicher Architekt der radikalen Liturgiereform von 1969, die zur Einführung des Novus Ordo Missae führte. Der Vatikan dementierte zwar 1976 in einem Artikel im Osservatore Romano die Initiation Bugninis als Freimaurer, schob ihn aber als Apostolischen Nuntius in den Iran ab.
Fakt ist, daß ein intaktes Priesterseminar in einer intakten Diözese durch die bergoglianischen Eingriffe innerhalb von sieben Jahren ruiniert wurde.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons