Freimaurerei im Vatikan – ein überzeugendes Zeugnis

Das Buch von Charles Theodor Murr


Freimaurerei im Vatikan. Die Gagnon-Untersuchung.
Freimaurerei im Vatikan. Die Gagnon-Untersuchung.

Von Vero­ni­ka Rasponi

Anzei­ge

Charles Theo­dor Murr ist ein katho­li­scher Prie­ster, der in Rom in engem Kon­takt mit Kar­di­nal Edouard Gagnon* (1918–2007) arbei­te­te. Eine wert­vol­le Rekon­struk­ti­on der Unter­su­chung der vati­ka­ni­schen Kurie, die Paul VI. dem kana­di­schen Kar­di­nal anver­trau­te, bie­tet uns Murr in sei­ner kürz­lich im Ver­lag Fede & Cul­tu­ra erschie­ne­nen ita­lie­ni­schen Aus­ga­be sei­nes Buches: „Mur­der in the 33rd Degree: The Gagnon Inve­sti­ga­ti­on into Vati­can Free­ma­son­ry“, Inde­pendent­ly published, 2022 (Titel der ital. Aus­ga­be: „Massoneria vati­ca­na. Log­ge, den­a­ro e pote­ri occul­ti nell’inchiesta Gagnon“, „Frei­mau­re­rei im Vati­kan. Logen, Geld und okkul­te Mäch­te in der Gagnon-Unter­su­chung“, Vero­na 2023, S. 218, Euro 20). Eine deut­sche Aus­ga­be fehlt noch. 

Der Bericht des ame­ri­ka­ni­schen Prie­sters ent­fal­tet sich in fünf­zehn Kapi­teln, die denk­wür­di­gen Begeg­nun­gen und Dia­lo­gen zwi­schen den Prot­ago­ni­sten ent­spre­chen: Neben Erz­bi­schof Gagnon sind dies Don Mario Mari­ni, Bischof Gio­van­ni Benel­li und die drei Päp­ste, die im Jahr 1978 auf­ein­an­der folg­ten, dem Jahr des tur­bu­len­ten Über­gangs vom Pon­ti­fi­kat Pauls VI. zu dem von Johan­nes Paul II. mit dem kur­zen ein­mo­na­ti­gen Inter­re­gnum von Johan­nes Paul I.

Zwi­schen 1972 und 1974 hat­ten zwei bedeu­ten­de Kar­di­nä­le, Dino Staf­fa und Sil­vio Oddi, bei Paul VI. wie­der­holt Kar­di­nal Seba­stia­no Bag­gio, Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Bischö­fe, und Msgr. Anni­ba­le Bug­nini, Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst, beschul­digt, akti­ve Frei­mau­rer zu sein. Die Infil­tra­ti­on der Frei­mau­re­rei in die Zen­tral­re­gie­rung der Kir­che schien umfas­sen­der zu sein, als man es sich hät­te vor­stel­len können.

Father Charles T. Murr mit Papst Johan­nes Paul II., rechts das eng­li­sche Ori­gi­nal, links die neue ita­lie­ni­sche Ausgabe

Auf Vor­schlag von Kar­di­nal Benel­li beauf­trag­te Paul VI. Msgr. Gagnon mit einer Unter­su­chung der Römi­schen Kurie, der sich die­ser mit der ihm eige­nen Ernst­haf­tig­keit und Ent­schlos­sen­heit wid­me­te. Am 16. Mai 1978 kam es zu einem denk­wür­di­gen Tref­fen zwi­schen Paul VI., den der Tod von Aldo Moro schwer betrüb­te, und Msgr. Gagnon, der ihm das Ergeb­nis sei­ner Unter­su­chung der Römi­schen Kurie über­gab und ihn auf den Ernst der Lage hin­wies. Der Papst, müde und lei­dend, bat Gagnon, die Papie­re zu bewah­ren und sie sei­nem Nach­fol­ger zu über­ge­ben. Den wei­te­ren Ver­lauf schil­dert Murr in einem Zeug­nis, das Prof. Rober­to de Mat­tei in sei­ner Ein­lei­tung wie folgt beurteilt: 

„Was sein Buch fes­selnd macht, ist nicht nur der ange­neh­me und fes­seln­de Erzähl­stil, son­dern auch die genaue Beschrei­bung der Cha­rak­te­re und vor allem die beun­ru­hi­gen­de Geschich­te, näm­lich die Unter­su­chung der Frei­mau­re­rei im Vati­kan, die von einem auf­rech­ten Prä­la­ten durch­ge­führt wur­de. Ich habe eini­ge der in Don Murrs Buch beschrie­be­nen Fak­ten und Per­so­nen gekannt und kann die abso­lu­te histo­ri­sche Genau­ig­keit der Ereig­nis­se, deren Zeu­ge er war, bestä­ti­gen. Sein Buch ist nicht nur eine Erin­ne­rung, son­dern ein wert­vol­ler histo­ri­scher Bei­trag zum bes­se­ren Ver­ständ­nis einer kom­ple­xen Rea­li­tät wie der der römi­schen Kurie.“

* Der kana­di­sche Sul­pi­zia­ner P. Édouard Gagnon, pro­mo­vier­ter Kano­nist, war 1969 von Papst Paul VI. zum Bischof von St. Paul in Alber­ta ernannt, aber schon drei Jah­re spä­ter für höhe­re Auf­ga­ben an die Römi­sche Kurie beru­fen wor­den. Papst Johan­nes Paul II. ernann­te ihn zum ersten Vor­sit­zen­den des neu­errich­te­ten Päpst­li­chen Rats für die Fami­lie und kre­ierte ihn 1985 zum Kar­di­nal. 1987 unter­nahm er Visi­ta­ti­ons­rei­sen zu den Prie­ster­se­mi­na­ren der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. und bemüh­te sich bis an sein Lebens­en­de als Ver­mitt­ler zwi­schen die­ser und dem Hei­li­gen Stuhl.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana/​The Rem­nant (Screen­shot)

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