(London) Samstag, 18. Februar 2017: zwei Großereignisse. Sie fanden in demselben Land und am selben Tag statt, hätten aber kaum gegensätzlicher sein können. In der katholischen Kathedrale von Westminster in London eröffnete Kardinal Nichols das Gedenken an 100 Jahre Marienerscheinungen von Fatima, indem er eine Weiheerneuerung des Landes an das Unbefleckte Herz Mariens vornahm. In der anglikanischen Kathedrale von Canterbury feierten zeitgleich, keine 90 Kilometer entfernt, die Freimaurer die Gründung ihrer weltweit ersten Großloge vor 300 Jahren. Der anglikanische Primas, Justin Welby, hatte den Logenbrüdern dazu die Mutterkirche der Kirche von England überlassen.
Zwei Veranstaltungen, zwei Gedenken, ein Kontrastprogramm
18. Februar 2017: zwei Jahrestage, ein Kontrastprogramm: 100 Jahre Marienerscheinungen von Fatima in Portugal, 300 Jahre Gründung der ersten Großloge der Welt. Auf die 1717 gegründete Großloge von London, heute Vereinigte Großloge von England, führt sich die gesamte Freimaurerei der Welt zurück. Die Austragungsorte der beiden Gedenken haben es in sich: auf der einen Seite die Kathedrale des katholischen Primas von England, auf der anderen Seite die Kathedrale des anglikanischen Primas des Landes und primus inter pares aller anglikanischen Bischöfe auf der Welt.
Obwohl die Freimaurer selbst auf ihrer Internetseite die Freimaurerzeremonie in der Kathedrale von Canterbury bekanntgaben, berichteten weder die BBC noch eine Tageszeitung darüber. Das nennt sich totale Kontrolle über die Berichterstattung. Was darüber geschrieben wird, bestimmt man selbst. Daher wurden bisher auch keine Photos bekannt.
300.000 Pfund für die Bauhütte der Kathedrale
Die Entscheidung Welbys, die Hauptkirche der Anglikaner für ein Freimaurerspektakel zu öffnen, war durchaus umstritten, dennoch setzte er sie durch. Die Verbindungen zwischen Loge und Canterbury sind alt und solide. Welby ist nicht der erste Erzbischof, der im Geruch der Logenmitgliedschaft steht. Das Freimaurerritual wurde von anglikanischer Seite vom Dekan der Kathedrale, Robert Willis, geleitet, der in vollem Ornat vor den Logenbrüdern Einzug hielt. Im Gegenzug spendeten die Logenbrüder 300.000 Pfund dafür, daß sie die Kathedrale von Canterbury nützen durften. Sinnigerweise fließt das Geld zur Restaurierungszwecken in die Bauhütte der Kathedrale.
Zum Gedenken an die Zeremonie und ihre Spende durften die Freimaurer eine Gedenkplakette in der Kathedrale anbringen. Sie soll künftige Generationen an das Ereignis und die gute Zusammenarbeit erinnern. Auf der Internetseite der Freimaurerprovinz Kent heißt es dazu:
„It would culminate in a Special Service at the Cathedral on Saturday 18th February 2017 when Freemasons in the four Provinces would be able to celebrate 300 years of English Freemasonry and the help given to the Cathedral in the restoration of the North-West Transept Tower and its Pinnacles.“
Welby ist für seine Nähe zur Freimaurerei bekannt. Als Dekan der anglikanischen Kathedrale von Liverpool sorgte er dafür, daß ein Freimaurersymbol gut sichtbar auf einem Aufzug angebracht wurde, der von den Logenbrüdern finanziert worden war.
Auch zur Restaurierung in der Kathedrale von Canterbury heißt es auf der Internetseite der Logenprovinz, daß mehrere Steine mit eingemeißelten Freimaurersymbolen eingesetzt wurden. [1]„The Stonemasons at Canterbury also agreed to make a set of Rough and Perfect Ashlars out of the Caen Stone used in the Cathedral which would be given to those Lodges or Centres which made a generous … Continue reading
Näheverhältnis zwischen Großloge und Canterbury
Für diese Nähe wird er von Teilen der anglikanischen Kirche kritisiert. Mehrere Kleriker werfen ihm vor, in seiner „Neubewertung“ des Verhältnisses von Christentum und Freimaurerei den anglikanischen Synodenbeschlüssen nicht Rechnung zu tragen, letztens der Beschluß der Generalsynode von 1987, aber auch Urteile verschiedener Kirchengerichte zu mißachten.
Niemand würde jedoch ernsthaft in Zweifel ziehen, daß es seit dem 18. Jahrhundert eine enge Verbindung zwischen der englischen Freimaurerei und der Kathedrale von Canterbury gibt. Die Kathedrale wird von der Großloge von London immer wieder mit beachtlichen Spenden bedacht. Gelder, die jeweils zur Restaurierung der Kathedrale eingesetzt werden. Die Freimaurer scheinen dadurch symbolisch ihre imaginäre Herkunft aus der Tradition von Dombauhütten zelebrieren zu wollen.
Roger Odd, der stellvertretende Großmeister der Provinz Kent der Vereinigten Großloge, koordiniert die Geldzuwendungen der Logenbrüder an die Kathedrale. Odd sagte anläßlich der 300-Jahrfeier vom vergangenen Samstag:
„Lange Zeit hatte ich keine Ahnung, daß es Verbindungen zwischen der Kathedrale und der Freimaurerei gab. Dann erst habe ich erfahren, daß mehrere Erzbischöfe von Canterbury Freimaurer waren, darunter Geoffrey Fisher, der unsere Königin gekrönt hat“.
Der anglikanische Primas Geoffrey Fisher wurde am 2. Dezember 1960 von Papst Johannes XXIII. im Vatikan empfangen, als er nach mehr als 400 Jahren der Eiszeit eine Annäherung zwischen Katholiken und Anglikaner einleitete.
Auf Wunsch des Papstes: Am 13. März erstmals anglikanische Liturgie im Petersdom
In wenigen Tagen, am 26. Februar, wird Papst Franziskus der anglikanischen Kirche und Gemeinde in Rom einen Besuch abstatten. Am 13. März wird erstmals in der Geschichte im Petersdom eine anglikanische Liturgie stattfinden. Papst Franziskus erlaubte, daß ein Teil des Stundengebets im anglikanischen Ritus gefeiert wird. Anlaß ist der 50. Jahrestag des katholisch-anglikanischen Dialogs.
Die Liturgie wird vom anglikanischen Erzbischof David Moxon geleitet. Der Neuseeländer ist Direktor des Anglikanischen Zentrums in Rom. Predigen wird der katholische Bischof Arthur Roche. Der Engländer ist Sekretär der Gottesdienstkongregation und gilt als Vertrauter von Papst Franziskus. Singen wird der Chor des Merton College von Oxford. Das älteste College von Oxford ist ein exklusiver Kreis: Ihm gehörten ebenso William Ockham und John Wyclif als auch J.R.R. Tolkien und der Vater von Winston Churchill oder in jüngster Zeit der japanische Kronprinz Naruhito und Mark Thompson, der Vorstandvorsitzender der New York Times Company an.
Zur Erinnerung
Zur Erinnerung: Ein anderer Fisher, Kardinal John Fisher, Bischof der damals noch katholischen Diözese Rochester, wurde 1534 unter König Heinrich VIII. eingekerkert, weil er der katholischen Kirche treu blieb und den Suprematseid verweigerte. Am 22. Juni 1535 wurde er kurz vor Thomas Morus enthauptet und sein Kopf an der Tower Bridge zur Schau gestellt. John Fisher und Thomas Morus werden von der katholischen Kirche als Märtyrer und Heilige verehrt.
Der Kathedrale von Canterbury kommt in der anglikanischen Kirche und der englischen Gesellschaft herausragende Bedeutung zu. Canterbury gilt als Mutterkirche Englands. Ihre Gründung geht auf das 6. Jahrhundert zurück. In der Kathedrale wurde der heilige Thomas Beckett ermordet. Der heutige Bau entstand im 12. Jahrhundert. Die Kirche war fast 1000 Jahre hindurch Sitz des katholischen Erzbischofs und Primas von England. 1534 erstmals, ab 1559 endgültig, usurpierten Kleriker den Bischofsstuhl, nunmehr anglikanische Erzbischöfe, die König Heinrich VIII. folgten und von Rom abfielen.
In Westminister war nach Canterbury im Jahr 604 die zweitälteste von Sachsen und Jüten errichtete Diözese Englands entstanden. Ihr letzter katholischer Bischof, Edmund Bonner, starb 1569 im Kerker, weil er den Suprematseid verweigerte und der katholischen Kirche treu blieb. Erst 1850 konnte die katholische Kirche in England eine offizielle Hierarchie wiederherstellen. Seither ist Westminster Sitz eines katholischen Erzbistums und des katholischen Primas von England. Die heutige Kathedrale wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut.
Vor 4000 Gläubigen nahm Kardinal Nichols zur gleichen Zeit, als in Canterbury die Freimaurer feierten, die Weiheerneuerung von England und Wales an das Unbefleckte Herz Mariens vor. Dazu wurde eine Statue Unserer Lieben Frau von Fatima in der Kathedrale von Westminster ausgestellt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
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↑1 | „The Stonemasons at Canterbury also agreed to make a set of Rough and Perfect Ashlars out of the Caen Stone used in the Cathedral which would be given to those Lodges or Centres which made a generous donation to the Appeal. A certificate was also presented with the Stones.“ |
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Das Unbefleckte Herz Mariens ist das einzige Bollwerk gegen die Freimaurerei. Sie wird siegen. Aber man fragt sich langsam, ob man – und wie lange noch – bei all den derzeitigen Entwicklungen „römisch-katholisch“ bleiben soll. Hat man im Vatikan all unsere Märtyrer vergessen?
Können wir zur Zeit nicht eigentlich jeden Artikel mit einem „Es ist unfassbar!“ beginnen? Die offensichtlich große Sympathie, die Bergoglio freimaurerischem Denken entgegenbringt, gibt Anlass zu großer Sorge. Wie weit kann der Relativismus in der Kirche noch getrieben werden? Luther auf einer Briefmarke des Vatikan, eine anglikanische Messe im Petersdom, eine Annäherung an die staatliche „katholische“ Kirche Chinas, .… Wie weit kann der Vatikan sich selbst und die Gläubigen noch preisgeben?
Die Kirche muss auf ihre Widersacher zugehen, sie muss sich mit ihnen und ihren Argumenten auseinandersetzen. Aber die Kirche kann aus dieser Auseinandersetzung nur unbeschadet hervorgehen, wenn sie selbstbewusst ihre Lehre verkündet. Wer soll die Botschaft der Kirche denn als wahr erkennen, wenn der Verkünder der Botschaft dies nicht aus voller Überzeugung heraus tut?
Wer erinnert sich noch an das heftig umstrittene Buch von Thilo Sarazzin
„Deutschland schafft sich ab“? Damals wie heute muß man sagen: Herr Sarazzin hat Recht.
Um wieviel dramatischer ist heutzutage ein Blick auf die katholische Weltkirche? Zum Thema nachkonzilare Kirche muß man sagen:
„Diese Kirche des Wortes schafft sich ab“. Daran besteht keinerlei Zweifel. Jesus Christus ist zum Eckstein – zum Stein des Anstoßes für die weitaus meisten seiner eigenen Oberhirten geworden!
Wir stehen kurz davor, dass das heilige Opfer abgeschafft wird, damit der Gräuel sich ins Heiligtum setzt – wie im AT beim Propheten Daniel für die Zeit der großen Not vorausgesagt.
Beten wir für die heilige katholische Kirche der Tradition und für alle Hirten, dass sie sich mit Gott versöhnen anstatt ständig der „bunten Vielfalt“ der Feinde Gottes hinterherzulaufen.
Der himmlische Vater und die Gottesmutter Maria eilen jedem verlorenen Sohn und jeder einzelnen Seele sehnsüchtig mit ausgebreiteten Armen entgegen. Worauf warten alle Priestersöhne des Novous Ordo noch?
Wenn nicht jetzt – wann dann?