(Rom) Hält Papst Franziskus bereits für den nächsten, „zu frommen“ Orden einen apostolischen Kommissar bereit? Das Schicksal der Franziskaner der Immakulata könnte demnächst auch die Herolde des Evangeliums (Evangelii Praecones, EP) treffen.
Diese Laiengemeinschaft wurde als Jugendbewegung vom Karmelitentertiaren João Scognamiglio Clá Dias in Brasilien gegründet. Die Anregung für den Namen kam durch die Enzyklika Evangelii Praecones, die Papst Pius XII. 1951 über die Mission veröffentlichte.
Die Herolde des Evangeliums
João Scognamiglio Clá Dias, Jahrgang 1939, Sohn eines Spaniers und einer Italienerin, war in seiner Gymnasialzeit in Sao Paulo Mitglied der Marianischen Kongregation und 1956 Angehöriger des Dritten Ordens der Karmeliten der strengen Observanz geworden. Er studierte Rechtswissenschaften und leisteten seinen Militärdienst als Fallschirmjäger. Anschließend wandte er sich dem Studium der Philosophie, der Theologie und des Kirchenrechtes zu. An der Universität wurde er zu einem Wortführer der katholischen Studentenschaft, die sich den linken Studentenprotesten von 1968 entgegenstellte.
Die eigentliche Entwicklung der Herolde des Evangeliums setzte zur selben Zeit in den 60er Jahren ein, als sich um João Scognamiglio Clá Dias, Pedro Paulo de Figueiredo und Carlos Alberto Soares Corrêa in Sao Paulo eine Gruppe junger Katholiken sammelte, um gemeinsam zu beten, eine geistliche Formung zu erhalten und aktuelle Fragen in Kirche und Welt zu diskutieren. Das Ziel war Missionierung und Evangelisierung.
In den 70er Jahren entstand der Wunsch zu einem gemeinschaftlichen Leben. Der Gründer und zwei Gefährten zogen sich in eine ehemalige Benediktinerabtei zurück, um in Stille und Gebet ihr geistliches Leben zu vertiefen. Von den ersten Begleitern hielt keiner durch, doch stießen neue hinzu. Sie legten zunächst eine Marienweihe ab, begannen gemeinsam das kleine Stundengebet zu halten und gaben sich schließlich eine erste Regel. Daraus entstand langsam ein gemeinschaftliches Leben von Männern und ab 1996 auch von Frauen. Der Grundstein zu einem blühenden männlichen Ordenszweig, die Societas Clericalis Vitae Apostolicae Iuris Pontificii Virgo Flos Carmeli, und einem ebensolchen weiblichen Ordenszweig, die Societas Vitae Apostolicae Iuris Pontificii Regina Virginum, war gelegt.
Die Herolde des Evangeliums wurden 2001 von Papst Johannes Paul II. als Internationale Privatvereinigung von Gläubigen anerkannt. Sie sind damit die erste kirchliche Gemeinschaft, der diese Anerkennung im dritten Jahrtausend zuteil wurde. Die beiden Gesellschaften des apostolischen Lebens wurden 2009 von Papst Benedikt XVI. mit päpstlichem Recht kanonisch errichtet.
Aus der Laienbewegung entstanden auch Berufung zum Priestertum. 2005 wurden die ersten Priester geweiht, darunter im Alter von 64 Jahren auch der Gründer der Herolde selbst.
Die Gemeinschaft ist heute in rund 80 Staaten aktiv und zählt, nur zwölf Jahre nach den ersten Weihen, bereits 120 Priester und etwa 20 Diakone. Die beiden Gesellschaften des geweihten Lebens haben nach 20 Jahren mehr als 4.000 Angehörige, davon zwei Drittel Männer, ein Drittel Frauen. Herolde des Evangeliums gibt es weltweit etwa 40.000. Wer die Zahlen der vergangenen zehn Jahre liest, sieht das massive Wachstum der Bewegung, das unter dem Pontifikat von Benedikt XVI. einsetzte. João Scognamiglio Clá Dias ist Generaloberer der Herolde und der Gesellschaft des geweihten Lebens. Seit 2008 ist er auch Ehrenkanoniker an der Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore in Rom.
„Unter Franziskus ist schon verdächtig, wer mit Plinio Corrêa de Oliveira Kontakt hatte“
Laut „vertraulichen, internen Quellen“ werde, so Tosatti, von der Ordenskongregation, die vom brasilianischen Kardinal João Braz de Aviz und dem spanischen Franziskaner José Rodriguez Carballo geleitet wird, gerade eine „Einsatzgruppe“ zusammengestellt, um gegen die Herolde zu ermitteln. Die Gruppe soll aus einem Bischof, einer Ordensfrau und einem Kirchenrechtler bestehen. „Über die Gründe dieser Initiative ist nichts bekannt“, so Tosatti, was an an die Franziskaner der Immakulata erinnere. Selbst nach vier Jahren der kommissarischen Verwaltung wurden vom Vatikan noch keinen Grund für den drastischen Eingriff bei diesem bis 2013 blühenden Orden der Tradition genannt.
Offensichtlich, so Tosatti, genügt es unter Papst Franziskus, daß der Gründer der Herolde des Evangeliums, João Scognamiglio Clá Dias, mit Plinio Corrêa de Oliveira in Kontakt stand, um ihn „verdächtig“ erscheinen zu lassen. Der 1995 verstorbene Corrêa de Oliveira war Vordenker und Führungsgestalt der katholischen Tradition in Brasilien. Clá Dias arbeitete viele Jahre in der von Corrêa de Oliveira gegründeten brasilianischen Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Privateigentum (TFP) mit. Auf Corrêa de Oliveiras Initiative entstanden die Ritter des Evangeliums, die Clá Dias nach dessen Tod weiterführte, aber vom gesellschaftspolitischen Kampf weg– und verstärkt zu einer Vertiefung des religiösen Lebens hinführte. Eine Entwicklung, die durch die Gründung der Gesellschaften des geweihten Lebens und seine eigene Priesterweihe zum Ausdruck kam. Dessen ungeachtet bezeichnet er Plinio Corrêa de Oliveira als „Propheten unserer Zeit“.
Die Gemeinschaft besteht vorwiegend aus jungen Menschen, die sich durch ihre Disziplin auszeichnen. Die Angehörigen des geweihten Lebens legen keine Gelübde ab, verpflichten sich aber zum Zölibat und widmen sich ganz dem Apostolat. Sie wohnen in nach Geschlechtern getrennten Häusern. Ihr Tagesablauf wechselt zwischen Liturgie (Heilige Messe, Stundengebet), Gebet (Rosenkranz), Studium und vor allem Evangelisierung. Dazu werden sie in Diözesen und Pfarreien gerufen, missionieren auf den Straßen und gehen in Gefängnisse. Das Schwergewicht liegt dabei auf der Jugendarbeit. Auffallend ist das Ordenskleid, das mittelalterlichen Herolden nachempfunden ist. Es ist für Frauen und Männer gleich und und stellt die sichtbarste Kontinuität zwischen den Rittern Corrêa de Oliveiras und den Herolden von Scognamiglio Clá Dias dar.
Die beiden Gesellschaften des geweihten Lebens sind im Bereich von Kunst, Kultur und Jugendausbildung tätig, was damit zu tun hat, daß der Gründer Scognamiglio Clá Dias in der Musik ein besonders geeignetes Mittel der Evangelisierung sieht. Neben Aktivitäten an Schulen und Universitäten widmen sich die Gemeinschaften der Altenfürsorge und sind vor allem in Randzonen tätig, was auch geographisch zu verstehen ist, so zum Beispiel auf Feuerland.
Kardinal Braz de Aviz: „Wachsames Auge auf neue kirchliche Realitäten werfen“
„Es ist unklar, aus welchem Grund diese apostolische Visitation stattfinden wird“, so Tosatti. Kardinalpräfekt Braz de Aviz habe vor kurzem angedeutet, es sei „angebracht“, ein wachsames Auge auf diese „neue kirchliche Realität“ zu werfen. Warum? Weil sich Gründer manchmal als „ungeeignet“ erweisen, so der Kardinal, mit den vielen Berufungen umzugehen. Bei den Franziskanern der Immakulata griff die Ordenskongregation mit Zustimmung von Papst Franziskus radikal durch, setzte die gesamte Ordensleitung ab und Kommissare ein, ohne irgendeinen Grund zu nennen. Stein des Anstoßes, soviel ist inzwischen allerdings klar, war die Entscheidung des 1990 gegründeten Ordens, 2008 vom Novus Ordo zur überlieferten Form des Römischen Ritus zurückzukehren.
Nachdem die Ordenskongregation damit gescheitert ist, mit Hilfe der weltlichen Gerichtsbarkeit Hand auf das Immobilienvermögen des Ordens zu legen, wurde jüngst der Druck auf den abgesetzten und unter Hausarrest gehaltenen Ordensgründer, Pater Stefano Maria Manelli, erhöht, damit er die Laienvereinigungen zur Herausgabe der Vermögenswerte veranlaßt. Dabei schreckt die Ordenskongregation nicht davor zurück, dem unbescholtenen, inzwischen 84 Jahre alten, ehemaligen Generaloberen widrigenfalls mit kanonischen Sanktionen zu drohen.
Die Franziskaner der Immakulata stehen seit vier Jahren unter der Knute des päpstlichen Kommissars. Dem Kommissar nur knapp entgangen ist das Institut des fleischgewordenen Wortes (IVE), ein 1984 in Argentinien gegründeter Orden, der ebenfalls zahlreiche Berufungen anzieht. Aktuell zählt der Orden rund 800 Priester, 2.000 Ordensfrauen und mehr als 700 Seminaristen. Er wirkt auf allen fünf Kontinenten, darunter auch in der äußerten geographischen und katholischen „Peripherie“ wie Tadschikistan, Papua-Neuguinea, Island, Palästina, Rußland, Tunesien, Ukraine, Albanien, Taiwan und Ägypten. Der Orden ist in zehn Provinzen, eine Vizeprovinz und drei Delegationen unterteilt. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es seit 2010 ein Glaubenszentrum im Erzbistum Berlin und seit 2016 eine Niederlassung mit Betreuung der Wallfahrtskirche auf dem Mariahilfberg bei Neumarkt in der Oberpfalz (Bistum Eichstätt). Zur Ordensprovinz Maria, Tor des Morgenrots, die Teile Mittel- und Nordeuropas umfaßt, gehören auch Niederlassungen in Luxemburg und den Niederlanden.
Die Herolde des Evangeliums verfügen noch nicht über Niederlassungen im deutschen Sprachraum.
Tosattis Resümee:
„Abgesehen von mehr oder weniger realen Problemen und mehr oder weniger begründeten Anschuldigungen gegen die Gründer, haben diese Gemeinschaften drei wesentliche Gemeinsamkeiten: Sie sind der Tradition der Kirche verpflichtet (daher mehr Thomisten als Rahner-Anhänger, zeichnen sich durch eine starke Verehrung Unserer Lieben Frau von Fatima aus und sind für das Lebensrecht ungeborener Kinder aktiv), haben viele Berufungen (was heutzutage bei kirchlichen Hierarchen und Bischöfen eher verdächtig macht) und verfügen über beachtliche finanzielle Mittel.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Arautos do Evangelho (Screenshots)
Was suchen Fromme auch in der modernen Kirche?
Was ist nur aus der Kirche geworden?, alles nur mehr zum weinen, es wird immer schlimmer und niemand scheint ein Mittel zu haben diese Zerstörung aufzuhalten…
Die glaubenstreuen Katholiken sollten ihren Protest in die Öffentlichkeit tragen – und zwar zunächst einmal auf den Petersplatz. Es wäre schön, wenn wir dort bei jeder Audienz Bergoglios Plakate sehen könnten, die Antworten einfordern.
„Zu viele Berufungen, zu schnelles Wachstum, zu fromm, zu traditionsfreundlich, zu marianisch“ – damit ist ja alles gesagt. Die Löwen kommen nicht, sie sind schon im Vatikan!
Für uns glaubenstreuen Christen ist es unbedingt wichtig, dass wir uns nach dem Vorbild des Hl. Ludwig Maria dem Unbefleckten Herzen unserer allerseligsten Mutter Maria weihen. Beten wir um die Gabe der Unterscheidung der Geister und täglich betrachtend den Psalter des Rosenkranzes in unseren Anliegen. Die Mutter des Herrn ist der kürzeste Weg zu Jesus. „Sorgt Euch nicht um den nächsten Tag.…..ich bin bei Euch bis an das Ende der Welt,“ sagt er uns. Und diese Gnade erleben wir jeden Tag wenn wir ihm vertrauen, ihn anbeten und an ihn glauben. Wer kann gegen uns sein wenn Gott mit uns ist ?
Was will man denn eigentlich. Das Phänomen, dass die Traditionen der katholischen Kirche wiederentdeckt werden ist weltweit zu beobachten. Die marianische Verehrung in dieser Gemeinschaft ist sehr ausgeprägt.
Sie feiern die Messe im ordentlichen Ritus aber sehr würdig und feierlich. Sie sind keine Gemeinschaft der Tradition im kirchenrechtlichen Sinne. Was für ein Problem hat der Vatikan eigentlich. Es wird über Priestermangel gejammert. Dann gibt es Gemeinschaften die versuchen etwas dagegen zu tun. Schon wird gegen diese Gemeinschaften vorgegangen. Ich wiederhole mich: Papst Franziskus soll Klartext reden . Einfach klar und bescheiden.So wie er selber ist. Wenn er eine Gemeinschaft für die katholische Kirche für untragbar hält, soll er sie verbieten. Dies sollte er klar und öffentlich der gesamten Weltöffentlichkeit kundtun. Dann wissen wir alle bescheid und es gibt keine Spekulationen mehr über päpstliche Entscheidungen.
Diejenigen spekulieren noch, die irregehen auf Grund der Zweigesichtigkeit des Papstes ‑auch katholische Worte, fast nur antikatholische Taten.
Ich vertraue darauf, dass ich Menschen an ihren Taten erkenne.
Nachtrag : Diese Gemeinschaft liest den Canon ausschließlich in Latein . Die Gläubigen kommunizieren kniend und empfangen in den Mund. Diese beiden Merkmale sind auch in der neuen Messe völlig korrekt und erlaubt. In Deutschland so gut wie nicht mehr üblich. Auf dem Altar steht mittig ein Kreuz links und rechts jeweils drei Leuchter um wenigstens so die Zelebration ad Dominum an zuzeigen. Die Kirche hat einen Hochaltar und ist ein Sakralbau in jedem Fall spätes 20. Jahrhundert. Stil:Neugotisch. Pflegen auch den Gregorianischen Choral. Jetzt weiß ich warum der Vatikan aktiv wird.