Papst Franziskus: „Kardinal Burke ist ein Feind, also nehme ich ihm Wohnung und Gehalt weg“

Die päpstliche Feindschaft gegen den exzellenten Kirchenjuristen


Kardinal Raymond Burke, ein bescheidener, blitzgescheiter und unerschütterlicher Verteidiger von Lehre und Disziplin, ist Santa Marta verhaßt. Papst Franziskus verfolgt den traditionsfreundlichen US-Amerikaner seit seiner Wahl unerbittlich.
Kardinal Raymond Burke, ein bescheidener, blitzgescheiter und unerschütterlicher Verteidiger von Lehre und Disziplin, ist Santa Marta verhaßt. Papst Franziskus verfolgt den traditionsfreundlichen US-Amerikaner seit seiner Wahl unerbittlich.

(Rom) Papst Fran­zis­kus ver­sam­mel­te heu­te vor einer Woche alle Dik­aste­ri­en­lei­ter der Römi­schen Kurie. Bei die­ser Gele­gen­heit erklär­te er, laut vati­ka­ni­schen Quel­len, daß Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke sein „Feind“ sei, „also neh­me ich ihm die Woh­nung und das Gehalt weg“.

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Kar­di­nal Bur­ke, hoch­in­tel­li­gent und einer der exzel­len­te­sten Kir­chen­ju­ri­sten, kann auf eine bemer­kens­wer­te Kar­rie­re zurück­blicken – bis zur Wahl von Papst Fran­zis­kus. Papst Johan­nes Paul II. ver­trau­te ihm 1994 die Diö­ze­se La Crosse in Wis­con­sin an, dann beför­der­te er ihn 2003 zum Erz­bi­schof von Saint Lou­is in Mis­sou­ri. Papst Bene­dikt XVI. berief den tra­di­ti­ons­freund­li­chen Kano­ni­sten 2008 an die Römi­sche Kurie und ernann­te ihn zum Prä­fek­ten des Ober­sten Gerichts­hofs der Apo­sto­li­schen Signa­tur. 2010 kre­ierte er ihn zum Kar­di­nal. Damit war Bur­ke nach dem Papst der rang­höch­ste Rich­ter der hei­li­gen Kirche.

Die Feindschaft durch Papst Franziskus

Durch sei­ne Nähe zur Tra­di­ti­on und zu Bene­dikt XVI. wur­de er ab März 2013 jedoch zum offen­sicht­li­chen Feind­bild des neu­en Kir­chen­ober­haupts. Mit der Wahl von Fran­zis­kus ver­lor Bur­ke sogleich zwei von drei Mit­glied­schaf­ten in römi­schen Kon­gre­ga­tio­nen, wobei vor allem der Raus­wurf aus der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on zu erwäh­nen ist, da man sei­nen Ein­fluß auf die Bischofs­er­nen­nun­gen in den USA eli­mi­nie­ren woll­te. Ersetzt wur­de er durch den Pro­gres­si­ven Kar­di­nal Donald Wuerl, der dann prompt im Zuge des McCar­ri­ck-Skan­dals stürz­te. Der Aus­tausch dien­te dazu, daß nicht mehr Glau­bens­ver­tei­di­ger, son­dern mehr homo­phi­le McCar­ri­ck-Pro­te­gés auf Bischofs­stüh­le gesetzt werden.

Als Kar­di­nal Bur­ke bei der ersten Fami­li­en­syn­ode 2014 zum Wort­füh­rer der Ver­tei­di­ger des Ehe- und Buß­sa­kra­ments wur­de, ließ die näch­ste Reak­ti­on von Fran­zis­kus nicht lan­ge auf sich war­ten. Weni­ge Tage nach Abschluß der Syn­ode setz­te er Bur­ke als Prä­fek­ten der Ober­sten Signa­tur ab und ent­fern­te ihn aus der Römi­schen Kurie.

Der US-Ame­ri­ka­ner wur­de als Kar­di­nal­pa­tron des Sou­ve­rä­nen Mal­te­ser­or­dens auf einen rei­nen Pre­sti­ge­po­sten abge­scho­ben, bis er Ende 2016 auch dort Fran­zis­kus in die Que­re kam. Als der Papst den dama­li­gen Groß­mei­ster und Für­sten des Mal­te­ser­or­dens in einem Will­kür­akt absetz­te, ent­mach­te­te er zugleich auch Kar­di­nal Bur­ke. Die­sem blieb nur mehr ein lee­rer Amts­ti­tel, wäh­rend sei­ne Auf­ga­ben als päpst­li­cher Ver­tre­ter beim Mal­te­ser­or­den auf einen Son­der­le­ga­ten über­gin­gen. Par­al­lel wur­de dem Top­ju­ri­sten auch die letz­te Mit­glied­schaft in einer römi­schen Kon­gre­ga­ti­on, jener für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, entzogen.

Der Spott des Papstes

2021 spöt­tel­te Fran­zis­kus bei einer flie­gen­den Pres­se­kon­fe­renz dar­über, daß Kar­di­nal Bur­ke mit einer schwe­ren Lun­gen­ent­zün­dung auf der Inten­siv­sta­ti­on lag und sich in einem Rin­gen zwi­schen Leben und Tod befand. Bur­ke hat­te die Coro­na-Imp­fung kri­ti­siert, vor allem die Aus­übung von fak­ti­schem Zwang, bei dem Fran­zis­kus unter allen Staa­ten am radi­kal­sten vor­ging und allen Mit­ar­bei­tern des Vati­kans und des Hei­li­gen Stuhls mit der Ent­las­sung droh­te, soll­ten sie sich nicht der expe­ri­men­tel­len mRNA-Gen­the­ra­pie unter­zie­hen, von der weder Wir­kung noch Neben­wir­kun­gen bekannt waren. Ein zen­tra­ler Kri­tik­punkt des Kar­di­nals war dabei die Ver­wen­dung von abge­trie­be­nen Kin­dern zur Her­stel­lung der Coro­na-Prä­pa­ra­te. Fran­zis­kus hin­ge­gen spot­te­te gegen­über den Jour­na­li­sten: „Sogar im Kar­di­nals­kol­le­gi­um gibt es eini­ge Ver­wei­ge­rer, und einer von ihnen, der arme Mann, liegt mit dem Virus im Krankenhaus“.

Kar­di­nal Bur­ke erhol­te sich jedoch und kehr­te, ohne mRNA-Gen­the­ra­pie, zu sei­nen alten Kräf­ten zurück. Fran­zis­kus aber, der Coro­na-Radi­ka­le auf dem Papst­thron und unter den Staats­chefs, der den Peters­dom für Mona­te zusperr­te, hat­te sein Gesicht gezeigt, indem er Spott und Scha­den­freu­de über den mög­li­chen Tod von Kar­di­nal Bur­ke bekun­de­te, anstatt Wor­te des Mit­ge­fühls und der Anteil­nah­me zu finden.

Groteske Personalrochade „aus Altersgründen“

2023 reich­te Bur­ke mit Voll­endung des 75. Lebens­jah­res sei­nen Rück­tritt als Kar­di­nal­pa­tron des Mal­te­ser­or­dens ein und ver­lor sofort auch die­sen letz­ten, wenn auch nur lee­ren Titel. Ersetzt wur­de er von dem Berg­o­glia­ner Gian­fran­co Kar­di­nal Ghir­lan­da. Ghir­lan­da erhielt prompt alle Zustän­dig­kei­ten zurück, die Bur­ke jah­re­lang vor­ent­hal­ten wor­den waren. Sel­ten wur­de die Absur­di­tät der berg­o­glia­ni­schen Per­so­nal­po­li­tik deut­li­cher als in die­sem Moment: Der 75jährige Bur­ke wur­de aus Alters­grün­den ent­las­sen, um den 81jährigen Ghir­lan­da zu sei­nem Nach­fol­ger zu ernennen.

Nun wur­de bekannt, daß Papst Fran­zis­kus beim Tref­fen aller Dik­aste­ri­en­lei­ter am 20. Novem­ber Kar­di­nal Bur­ke an den Pran­ger stell­te und sagte:

„Kar­di­nal Bur­ke ist einer mei­ner Fein­de, also neh­me ich ihm die Woh­nung und das Gehalt weg.“

Kar­di­nal Bur­ke hält sich zur Zeit in den USA auf. Irgend­ei­ne for­mel­le Mit­tei­lung der Sank­tio­nen durch den Hei­li­gen Stuhl hat ihn bis­her nicht erreicht. Die Art und Wei­se, wie in die­sem Jahr bereits mit Erz­bi­schof Georg Gäns­wein, dem ehe­ma­li­gen per­sön­li­chen Sekre­tär von Bene­dikt XVI. und Prä­fek­ten des Apo­sto­li­schen Hau­ses, umge­gan­gen wur­de, läßt wenig Zwei­fel, daß Fran­zis­kus es auch mit der Ver­gel­tungs- und Straf­ak­ti­on gegen Kar­di­nal Bur­ke ernst meint.

Geringe Achtung für das Kirchenrecht

Da Fran­zis­kus sich um das Kir­chen­recht wenig küm­mert, dafür um so mehr auf sei­ne päpst­li­che Macht­fül­le pocht, ist auch nicht damit zu rech­nen, daß recht­li­che Beden­ken gegen eine sol­che, kaum zu recht­fer­ti­gen­de Akti­on bestehen oder die­se gar ver­hin­dern könn­ten. Die jüng­sten Abset­zun­gen bzw. De-fac­to-Abset­zun­gen von glau­bens­treu­en Bischö­fen spre­chen Bän­de, wie es um das Rechts­ver­ständ­nis von Fran­zis­kus bestellt ist.

Die „Feind­schaft“ von Kar­di­nal Bur­ke scheint für Fran­zis­kus zu einer Fixiert­heit gewor­den zu sein. Die Aus­sa­ge: „Kar­di­nal Bur­ke ist einer mei­ner Fein­de“, ist näm­lich so zu ver­ste­hen, daß es sich um eine Feind­schaft von Fran­zis­kus gegen Bur­ke han­delt. Bur­ke lehn­te die Eti­ket­tie­rung als „Feind des Pap­stes“ wie­der­holt ent­schie­den ab.

Fran­zis­kus gab vor weni­gen Tagen den deut­schen Bischö­fen einen Schuß vor den Bug, doch die homo­phi­len Moder­ni­sten auf deut­schen Bischofs­stüh­len sind nicht sein Pro­blem, solan­ge sie sich nicht über ihn erhe­ben wol­len. Kar­di­nal Bur­ke aber scheint alles zu ver­kör­pern, was Fran­zis­kus ver­ach­tet, so sehr ver­ach­tet, daß er es aus­til­gen will – und damit ist nicht Berg­o­gli­os tief­sit­zen­de Anti-Grin­go-Men­ta­li­tät gemeint. 

Unerschütterlich, intelligent und kohärent

Kar­di­nal Bur­ke ver­tei­digt die Tra­di­ti­on, uner­schüt­ter­lich, intel­li­gent und kohä­rent. Es ist die­se Kom­bi­na­ti­on, die ihn für Fran­zis­kus so bedroh­lich macht. Kar­di­nal Bur­ke ist der Spie­gel, der Fran­zis­kus vor­ge­hal­ten wird; er ver­kör­pert das, was ein Papst sein müßte. 

Zudem reprä­sen­tiert Bur­ke für Fran­zis­kus die Kon­tak­te zur „reli­giö­sen Rech­ten“ in den USA, eine Dik­ti­on, die Fran­zis­kus von lin­ken Sozio­lo­gen über­nahm und in den kirch­li­chen Dis­kurs ein­führ­te. Die­se „reli­giö­se Rech­te“ wird von Fran­zis­kus bekämpft, wes­halb auch sei­ne Kon­takt­ver­su­che zu US-ame­ri­ka­ni­schen Evan­ge­li­ka­len schnell im Sand ver­lie­fen. Spä­te­stens mit der Kan­di­da­tur von Donald Trump war Anfang 2016 in die­se Rich­tung Schluß. Fran­zis­kus sieht in den tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen und kon­ser­va­ti­ven katho­li­schen US-Ame­ri­ka­nern den größ­ten orga­ni­sier­ten Wider­stand, der sei­nem zer­set­zen­den Umbau der Kir­che im Sin­ne der glo­ba­li­sti­schen UNO-Agen­da im Weg ste­hen könn­te. Und Kar­di­nal Bur­ke sei ihr Arm in der Kir­che, so die Vor­stel­lung des Papstes.

Des Papstes Ziehsohn

Tat­sa­che ist, daß Kar­di­nal Bur­ke am 3. Okto­ber 2023 bei einer römi­schen Tagung am Vor­abend der Syn­oda­li­täts­syn­ode die ersten Aus­sa­gen und Hand­lun­gen des neu­en Glau­bens­prä­fek­ten Vic­tor Manu­el Fernán­dez, genannt „Tucho“, einer ver­nich­ten­den Kri­tik unter­zog, nach­dem die­ser – kaum zu glau­ben – Kar­di­nal Bur­ke als Häre­ti­ker und Schis­ma­ti­ker beschimpft hat­te. Tucho Fernán­dez, den die Berg­o­glia­ne­rin Sr. Lucia Caram im spa­ni­schen Fern­se­hen freu­dig als „Homo­se­xu­el­len“ bezeich­ne­te, ist der Zieh­sohn von Papst Fran­zis­kus. Jede Kri­tik an ihm ist tabu und wird nicht verziehen.

Vor allem ermahn­te Kar­di­nal Bur­ke wie­der­holt Fran­zis­kus, sei­ne Auf­ga­ben und Pflich­ten als Papst wahrzunehmen.

Kar­di­nal Bur­ke stell­te sich mehr­fach Fran­zis­kus in den Weg, indem er meh­re­re der wich­tig­sten Doku­men­te unter­zeich­ne­te, die Kri­tik am Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus üben, und auch maß­geb­lich mit­for­mu­lier­te. Dazu gehö­ren die ersten Dubia [Zwei­fel] zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia und die zwei­ten Dubia, die Grund­satz­fra­gen auf­wer­fen und eine Klä­rung ver­lan­gen, wie es Fran­zis­kus mit der geof­fen­bar­ten Wahr­heit und den Glau­bens­dog­men hält.

Existenzgrundlagen entziehen

Da Fran­zis­kus sei­nem Gegen­spie­ler Bur­ke kein Amt mehr neh­men kann, da dem US-Ame­ri­ka­ner bereits alles an Ämtern genom­men wur­de, will er eine in der Kir­chen­ge­schich­te bei­spiel­lo­se Straf­ak­ti­on set­zen und dem Kar­di­nal das Dach über dem Kopf und das Gehalt ent­zie­hen. Offen­sicht­lich gel­ten gegen­über Tra­di­tio­na­li­sten wie Kar­di­nal Bur­ke nicht ein­mal die ele­men­tar­sten Prin­zi­pi­en, die Fran­zis­kus anson­sten pre­digt, näm­lich, daß Woh­nung und Nah­rung zu den Grund­rech­ten aller gehö­ren. Nie­mand aus­ge­nom­men. Außer…

Aus der jüng­sten Ankün­di­gung spricht, daß Fran­zis­kus Kar­di­nä­le wie Bur­ke, also die weni­gen ver­blie­be­nen Mit­glie­der des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums, die sich der berg­o­glia­ni­schen Revo­lu­ti­on wider­set­zen und nicht von Fran­zis­kus ernannt wur­den, am lieb­sten aus dem Kir­chen­se­nat ent­fer­nen würde.

So ist abschlie­ßend der prä­gnan­ten Ein­schät­zung von Ric­car­do Cascio­li, dem Chef­re­dak­teur der Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na, bei­zu­pflich­ten:

„Tat­sa­che ist, daß das Ende die­ses Pon­ti­fi­kats in sei­nen Metho­den immer mehr einer süd­ame­ri­ka­ni­schen Dik­ta­tur gleicht.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Divi­ni­tas (Screen­shot)

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