Rom verordnet dem unbequemen Bischof Dominique Rey einen Koadjutor

Zur Situation in der französischen Diözese Fréjus-Toulon


Bischof François Touvet (links) und Bischof Dominique Rey
Bischof François Touvet (links) und Bischof Dominique Rey

Von einer Katholikin

Anzei­ge

Noch vor weni­gen Tagen hat­te Msgr. Domi­ni­que Rey, Bischof der fran­zö­si­schen Diö­ze­se Fré­jus-Tou­lon, ein kur­zes Com­mu­ni­qué an sei­ne Prie­ster ver­öf­fent­licht. Hin­ter­grund dafür waren fran­zö­si­sche Pres­se­be­rich­te, nach denen Papst Fran­zis­kus die Ein­set­zung eines Koad­ju­tors an der Sei­te des der­zei­ti­gen Bischofs vor­ge­se­hen habe, wel­cher des­sen Nach­fol­ger wer­den wür­de, sobald Bischof Rey in vier Jah­ren die Alters­gren­ze von 75 Jah­ren erreicht hät­te. Auch ein Name kur­sier­te: Msgr. Fran­çois Tou­vet, 58 Jah­re, aktu­el­ler Bischof von Châlons-en-Champagne.

Danach ging alles sehr schnell. Am 21. Novem­ber kam aus dem Vati­ka­ni­schen Pres­se­amt die offi­zi­el­le Bestä­ti­gung des Koadjutors.

Bit­ter für Bischof Rey: Fran­çois Tou­vet erhält beson­de­re Voll­mach­ten in den Berei­chen Ver­wal­tung, Kle­rus, Bil­dung der Semi­na­ri­sten und Prie­ster, Beglei­tung der Insti­tu­te geweih­ten Lebens, der Gesell­schaf­ten apo­sto­li­schen Lebens und Ver­ei­ni­gun­gen von Gläubigen.

Wäh­rend das Ent­set­zen über die Abset­zung des texa­ni­schen Bischofs Strick­land noch anhält, hat der Papst nun also das Schick­sal eines ande­ren unbe­que­men Hir­ten besie­gelt. Bischof Domi­ni­que Rey ist schon seit Jah­ren im Visier eines Pap­stes, der sein Bild vom barm­her­zi­gen, zuhö­ren­den Ober­hir­ten pflegt, wäh­rend er gna­den­los unlieb­sa­me Wahr­heits­ver­kün­der und Kri­ti­ker sei­ner Per­son aus dem Weg räumt, Bre­schen in Tra­di­ti­on und Leh­re schlägt und die über­lie­fer­te Lit­ur­gie als Hort eben die­ser Tra­di­ti­on und Leh­re aus­lö­schen will, indem er ihr Stricke anlegt, mit denen sie lang­sam erdros­selt wer­den soll.

Das Bis­tum Fré­jus-Tou­lon, das Bischof Rey seit 2000 lei­tet, fällt dadurch auf, daß es leben­dig ist, über­durch­schnitt­lich vie­le Semi­na­ri­sten zählt und auch einen jün­ge­ren Kle­rus hat als ande­re Diö­ze­sen. Der Bischof selbst gehört zur cha­ris­ma­ti­schen Gemein­schaft Emma­nu­el. Die Neue­van­ge­li­sie­rung ist sein Her­zens­an­lie­gen, und in sei­ner Diö­ze­se fan­den vie­le unter­schied­li­che Gemein­schaf­ten, dar­un­ter auch cha­ris­ma­ti­sche und alt­ri­tu­el­le, ihren Platz. So unter­strich der Bischof auch noch nach Erschei­nen von Tra­di­tio­nis Cus­to­des in einem Com­mu­ni­qué, daß in sei­ner Diö­ze­se zahl­rei­che (sic!) Gläu­bi­ge der über­lie­fer­ten Mes­se ver­bun­den sei­en und etli­che Prie­ster und Gemein­schaf­ten im alten Ritus zele­brier­ten. Er sei „Zeu­ge des Gei­stes des Evan­ge­li­ums und der Gemein­schaft mit der Kir­che, die in die­sen Gemein­schaf­ten herr­schen“, und er wol­le sie sei­ner väter­li­chen und wohl­wol­len­den Für­sor­ge versichern.

Vor allem eine sol­che für­sorg­li­che Tra­di­ti­ons­freund­lich­keit und die Tat­sa­che, daß die Diö­ze­se recht­gläu­bi­ge kon­ser­va­ti­ve Kan­di­da­ten anzieht, dürf­te ihm zum Ver­häng­nis gewor­den sein (Katho​li​sches​.info sie­he hier und hier). Seit zwei Jah­ren steht Bischof Rey unter beson­de­rer römi­scher Beob­ach­tung. Als Papst Fran­zis­kus im Juni 2022 alle Wei­hen im Bis­tum auf unbe­stimm­te Zeit aus­setz­te, war der Schock groß. Weni­ge Wochen vor ihrem schon lan­ge vor­be­rei­te­ten Gna­den­tag muß­ten sechs ange­hen­de Dia­ko­ne und vier Prie­ster­kan­di­da­ten die­sen Schlag ver­ar­bei­ten. Seit­her hän­gen sie in der Luft.

Bischof Rey erhöh­te die Zahl der Pasto­ral­be­su­che, änder­te die Auf­nah­me­be­din­gun­gen für neue Prie­ster und nahm kei­ne neu­en Gemein­schaf­ten mehr auf; er stell­te aber kei­nes­wegs die Früch­te sei­ner jah­re­lan­gen pasto­ra­len Arbeit in Frage.

Im Febru­ar 2023 schick­te der Papst den­noch eine Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on. Auch wenn Bischof Rey nicht wie Bischof Strick­land abge­setzt wird, so ist die jet­zi­ge Lösung sicher nicht als ein Akt der Güte inten­diert, denn ein durch einen mit beson­de­ren Voll­mach­ten aus­ge­stat­te­ten Koad­ju­tor ein­ge­heg­ter Bischof hat nicht mehr viel Spielraum.

Bischof Rey wird gewußt haben, was auf ihn zukommt. In einem am 7. Novem­ber ver­öf­fent­lich­ten Inter­view mit dem kon­ser­va­ti­ven kana­di­schen Inter­net­por­tal Life­Si­teNews äußer­te er sich zu sei­ner Situa­ti­on und zur Fra­ge der sus­pen­dier­ten Priesterweihen.

„Wenn ein Auto in der Gara­ge bleibt, hat man damit kei­nen Unfall“, erklärt er sei­nem Interviewpartner.

Auch wenn er manch­mal Risi­ken ein­ge­gan­gen sei und Feh­ler ein­räu­men müs­se bei der Auf­nah­me und Beglei­tung man­cher Kan­di­da­ten und Gemein­schaf­ten, so wirft er dage­gen die „mis­sio­na­ri­schen Früch­te und die Frucht­bar­keit der unter­schied­li­chen Cha­ris­men und pasto­ra­len Initia­ti­ven der Diö­ze­se“ in die Waag­scha­le. Kon­ser­va­ti­ve und tra­di­tio­nel­le Katho­li­ken zusam­men­zu­brin­gen, sieht er als Zukunfts­auf­ga­be der Kir­che. Die gemein­sa­me mis­sio­na­ri­sche Arbeit in der Diö­ze­se bleibt für ihn zentral.

Die Sus­pen­die­rung der Wei­hen emp­fin­de er als unan­ge­mes­se­ne Sank­ti­on, und auf Fra­gen und Brie­fe kei­ne Ant­wort aus Rom zu erhal­ten sei nur im Glau­ben und Gebet für die Kir­che zu ertragen.

Sei­ne Glau­bens­stär­ke ist ermu­ti­gend. Das gilt auch für den aus Kana­da stam­men­den Wei­he­kan­di­da­ten Tho­mas Duches­ne, der mit sei­nem Bischof am Inter­view teil­nahm. Er gehört zu der sich der kari­ta­ti­ven und seel­sor­ger­li­chen Arbeit wid­men­den klei­nen Gemein­schaft des hei­li­gen Tar­cisi­us, die in einem Städt­chen in der Diö­ze­se ent­stand. Als er von der Sus­pen­die­rung sei­ner Wei­he erfuhr, begann er, alles Lei­den auf­zu­op­fern für sein Apo­sto­lat, die Hei­li­gung der See­len, und er sieht es auch als Rei­ni­gung für sein zukünf­ti­ges Prie­ster­sein in Chri­stus. Wie sehr brau­chen wir sol­che Priester!

Doch aktu­ell gibt es noch kei­ne Neu­ig­kei­ten bezüg­lich der sus­pen­dier­ten Weihen.

Bei­de Bischö­fe adres­sier­ten umge­hend Brie­fe an die Gläu­bi­gen der Diö­ze­se. Bischof Rey infor­miert dar­in über die Ent­schei­dung des Pap­stes und erklärt, ursprüng­lich um einen Bischof gebe­ten zu haben, der ihn im Rah­men des Aus­tauschs mit den römi­schen Dik­aste­ri­en unter­stützt. Sei­nem Koad­ju­tor, den er seit Jah­ren ken­ne, brin­ge er jetzt vol­les Ver­trau­en ent­ge­gen. Die­ser ken­ne von Besu­chen den mis­sio­na­ri­schen Geist in der Diözese.

Er dan­ke Gott dafür, daß die Zeit der Unru­he und des schmerz­haf­ten War­tens für alle Betei­lig­ten nun been­det sei.

Aus sei­nen Wor­ten spre­chen Demut und Gottvertrauen:

„Trotz der Ver­su­chung, im Zorn oder Unver­ständ­nis auf die kol­lek­ti­ve Sank­ti­on zu reagie­ren und dank des Gebets und der Gna­de Got­tes haben wir uns nicht ent­mu­ti­gen las­sen. Daher ist es mir wich­tig, Ihnen dafür zu dan­ken, mit mir die­se Zeit der Prü­fung im Ver­trau­en und Gebet durch­ge­stan­den zu haben. Unse­re Diö­ze­san­kir­che wird dar­aus gewach­sen her­vor­ge­hen in der Demut, im Ver­zei­hen, im (sich) Hin­ter­fra­gen und im Ver­trau­en auf Gott und die Kirche.“

Ver­mut­lich macht genau das die Stär­ke die­ses Bischofs aus, die ihn die päpst­li­che Drang­sa­lie­rung in Wür­de ertra­gen läßt. Sein Bischofs­mot­to: „Mitis et humi­lis cor­de“. Sanft­mü­tig und demü­tig von Her­zen. Wenn er in sei­nem Brief die neue Zusam­men­ar­beit der Bischö­fe „dem Gebet und der Hei­li­gen Vor­se­hung“ anver­traut, ist zu hof­fen, daß die Diö­ze­se wei­ter­hin „zum Heil der See­len und der größ­ten Ehre Got­tes“ blüht und die brü­der­li­che Zusam­men­ar­beit, die sein Koad­ju­tor in sei­nem Brief zusagt, um Ruhe in die Diö­ze­se zu brin­gen und die pasto­ra­le und mis­sio­na­ri­sche Dyna­mik wei­ter zu för­dern, Früch­te trägt. Was die neue Situa­ti­on für die Prie­ster­aus­bil­dung und das Schick­sal der über­lie­fer­ten Mes­se in der Diö­ze­se bedeu­tet, ist aller­dings noch nicht abzu­se­hen. Bischof Rey muß sich hier fügen. Bischof Tou­vet ist schließ­lich nicht ohne Grund Koad­ju­tor von Pap­stes Gna­den. Das darf man nicht vergessen.

Die Ein­füh­rungs­mes­se für Mons­ei­gneur Tou­vet fin­det am Sonn­tag, dem 10. Dezem­ber 2023, um 16 Uhr in der Kathe­dra­le Not­re-Dame-de-la-Seds in Tou­lon statt.

Bild: Lesa​lon​bei​ge​.fr

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