
(Rom) Es herrschte Aufregung in Rom und nicht nur dort. Das herumgereichte Gerücht lautet, Papst Franziskus wolle die Regeln des Konklaves ändern, um seine Nachfolge selbst zu bestimmen. Inzwischen gab es, erwartungsgemäß, Entwarnung, doch wieviel ist diese wert?
Die hervorragend arbeitende Diane Montagna faßte für The Remnant die römische Gerüchteküche zusammen. „Papst Franziskus verfaßt ein neues Dokument, um das päpstliche Konklave zu reformieren.“ So lautete die Schlagzeile am Gedenktag des heiligen Karl Borromäus.
Über 80jährige Kardinäle raus, Laien rein?
Im Klartext: Papst Franziskus möchte die Papstwahl ändern. So sollen die über achtzigjährigen Kardinäle, die von einem Konklave ausgeschlossen sind und heute fast die Hälfte unter den lebenden Purpurträgern ausmachen, nicht nur von der Wahl selbst ausgeschlossen sein, wie es bereits bisher der Fall ist, sondern auch von den Vorbereitungen, also den Generalkongregationen, die dem Konklave vorausgehen.
Die Gerüchte sprechen jedoch von einer „radikalen“ Reform, ja, sogar davon, daß Franziskus die Papstwahl „revolutionieren“ wolle, indem ein Viertel aller Wählerstimmen Laien vorbehalten sein sollen, darunter auch Ordensfrauen und ‑männer.
Seit dem Frühjahr fanden eine Reihe von Treffen zwischen Franziskus und dem Kirchenrechtler und Jesuiten Pater Gianfranco Ghirlanda statt. In Santa Marta wurde dabei eine Überarbeitung der Apostolischen Konstitution Universi Dominici gregis besprochen, mit der Papst Johannes Paul II. 1996 die Zeit der Sedisvakanz und der Wahl eines Papstes geregelt hatte.
„Seit Ende August sind diese Treffen häufiger geworden und haben bis zum Beginn der Synodenversammlung Anfang Oktober wöchentlich stattgefunden“, so Montagna.
Der Jesuit Carlo Ghirlanda: der Mann für Sonderaufträge
Der Jesuit Ghirlanda ist ehemaliger Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, die vom Jesuitenorden geleitet wurde. Er ist vor allem auch der Mann des Papstes für Sonderaufträge. So ist er seit zwei Jahren auch Apostolischer Kommissar des Ordens der Franziskaner der Immakulata, jenes einst blühenden Ordens, der Anfang der 90er Jahre entstanden war und der unter Benedikt XVI. als erster (und einziger) neuritueller Orden im Zuge des Motu proprio Summorum Pontificum zum überlieferten Ritus wechselte und damit ein ganz neues Kapitel in der Ordensgeschichte der Kirche aufzuschlagen begann. Dem setzte Papst Franziskus kurz nach seiner Wahl schnell ein Ende. Die kommissarische Verwaltung dieses Ordens dauert schon so lange an, daß Ghirlanda bereits der dritte päpstliche Kommissar ist. Ebenso verwaltete er 2020/21 die Memores Domini, eine Gemeinschaft gottgeweihter Frauen, die aus der Gemeinschaft Comunione e Liberazione (CL) hervorgegangen war.
Diese Aufgabe wurde 2021 einem anderen päpstlichen Sondergesandten übertragen, damit Ghirlanda die kommissarische Verwaltung der Franziskaner der Immakulata übernehmen konnte. Zuvor war Ghirlanda bereits seit 2015 Assistent des zweiten Kommissars der Franziskaner der Immakulata, des Salesianers Sabino Ardito. Der Jesuitenkanonist ist also bereits seit acht Jahren mit der kommissarischen Verwaltung des Ordens betraut.
In der Diskussion um die ungewöhnliche Situation zweier „Päpste“, die nach dem unerwarteten Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. entstanden war, widersprach Ghirlanda wiederholt der These, Benedikt habe noch irgendeinen Anteil am Papsttum. Auch die von Benedikt ex novo eingeführte Figur eines „Papa emeritus“ lehnte er entschieden ab.
Auch der Jesuitengeneral setzte Ghirlanda bereits als Visitator ein, so z. B. als er zur Inspektion an das Päpstliche Orientalische Institut geschickt wurde, das vom Jesuitenorden geleitet wird. Die Folge war, daß 2015 die gesamte Leitung des Instituts abgesetzt wurde.
Das Vertrauen, das Papst Franziskus in seinen Ordensmitbruder setzt, und auch dessen exzellente Vernetzung in Rom zeigt ein anderer Auftrag für Ghirlanda, der Ende 2016 eines der fünf Mitglieder der Untersuchungskommission war, die Franziskus einsetzte, um den Fall Boeselager zu überprüfen. Zur Erinnerung: Albrecht Freiherr von Boeselager war (und ist auch heute wieder) Großkanzler des Souveränen Malteserordens. Als solcher war er Anfang Dezember 2016 vom damaligen Großmeister und Fürsten des Ordens, Fra Matthew Festing, wegen Vertrauensverlustes abgesetzt worden. Dagegen rief Boeselager den Heiligen Stuhl zu Hilfe, der sich rechtswidrig in die inneren Angelegenheiten des Malteserordens einmischte und dessen Souveränität mißachtete. Die fünfköpfige Kommission, die fast zur Gänze aus handverlesenen Vertrauten Boeselagers bestand, lieferte innerhalb kürzester Zeit einen Abschlußbericht, mit dem erwartungsgemäß festgestellt wurde, der abgesetzte Großkanzler haben in allem tadellos gehandelt. Kritiker sprachen von einem „Gefälligkeitsgutachten“. Dieses nahm Franziskus zum Anlaß, um von Großmeister Festing die sofortige Wiedereinsetzung Boeselagers in sein Amt zu verlangen. Als dieser sich weigerte, forderte er Festings Rücktritt.
Purpur zum Lohn – der Jesuitenhofstaat
Die wunschgemäße Erledigung dieser Sonderaufträge, mit denen Franziskus seinen Jesuitenmitbruder Ghirlanda betraute, brachte diesem 2022 die Erhebung in den Kardinalsstand und die Ernennung zum Kardinalpatron des Malteserordens ein. Dieses Amt hatte zuvor Kardinal Raymond Burke inne, den Franziskus, wegen seiner Intelligenz und seines entschlossenen Widerstandes gegen die päpstliche Linie bei der Familienssynode 2014, zuerst aus der Römischen Kurie entfernte und schließlich, da er als Kardinalpatron an der Seite von Großmeister Festing stand, ihm auch dieses Amt beim Malteserorden entzog.
Mit der Kardinalserhebung übertrug Franziskus Ghirlanda die Titeldiakonie der Mutterkirche des Jesuitenordens in Rom. Ghirlanda ist der erste Jesuit, der dieses Würde innehat. Das scheint wenig bedeutend, ist es aber nicht für den Jesuitenorden.
Ghirlanda gehört zu dem Jesuitenhofstaat rund um Papst Franziskus, der massiven Einfluß auf die Kirche gewinnen konnte und von drei Kardinälen angeführt wird: dem Luxemburger Jean-Claude Hollerich, Generalberichterstatter der Synodalitätssynode, Chef der COMECE und Vertreter Europas im Kardinalsrat, dem Kanadier Michael Czerny, Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, und eben dem Italiener Gianfranco Ghirlanda, alle mit Hauptrollen.
Von besonderem Interesse ist eine Bemerkung von Kardinal Gerhard Müller, der seinerzeit bekanntgab, daß Ghirlanda beim Konsistorium von 2022 Papst Franziskus zu einer Art „Superpapst“ erklärte, indem er eine „Theorie des Papsttums als einer unbegrenzten Macht göttlichen Rechts über die gesamte Kirche“ vorlegte, „als ob der Papst ein Deus in terris“ wäre. Das „widerspricht der gesamten katholischen Tradition“, so Kardinal Müller.
Laut Montagnas Zusammenstellung sehe Ghirlandas Entwurf vor, daß alle über achtzigjährigen Kardinäle aus den Generalkongregationen vor dem Konklave, in denen über die Lage der Kirche und die erforderlichen Eigenschaften des künftigen Papstes diskutiert wird, ausgeschlossen würden.
Die von Papst Franziskus ernannten Kardinäle verfügen mit den jüngsten Kreierungen Ende September im Konklave über eine erdrückende Mehrheit von über 70 Prozent. Zumindest in den Generalkongregationen wäre das aber noch anders. Mit dem Ausschluß der Kardinäle, die nicht Papstwähler sind, auch aus der Vorbereitungsphase, wäre der Einfluß der Nicht-Bergoglianer auch dort minimiert.
Überhaupt sollten, laut Entwurf, keine Generalkongregationen mehr stattfinden, in denen alle Kardinäle sich gemeinsam versammeln. Es sollten nur mehr Arbeitsgruppen tagen, also die Gesamtheit der Purpurträger auf kleine Gruppen aufgeteilt werden, sodaß nur mehr die Koordinatoren einen Gesamtüberblick hätten. Die einzelnen Papstwähler würden im Vorfeld die Meinung der meisten Mitbrüder im Kardinalsamt gar nicht mehr erfahren.
Ghirlanda sei auch die treibende Kraft, der Franziskus überzeugen wolle, einen „revolutionären“ Schritt zu setzen und auch Laien und Frauen als Papstwähler zuzulassen. Ein Viertel der Wahlstimmen sollten ihnen vorbehalten werden. Natürlich würden Papstwähler dieser Kategorie zu hundert Prozent von Franziskus bestimmt werden.
Die Zahlen
Sehen wir uns die Zahlen des Kardinalskollegiums an:
- 241 Kardinäle zählt die Kirche derzeit insgesamt.
- 105 Kardinäle davon sind bereits über 80 und daher nicht mehr Papstwähler, aber Mitglied der Generalkongregationen.
- 136 Kardinäle sind derzeit auch Papstwähler.
Dabei dürften es laut der Konstitution Universi Dominici gregis höchstens 120 sein.
- 9 der Papstwähler wurden von Johannes Paul II. ernannt.
- 29 der Papstwähler wurden von Benedikt XVI. ernannt.
- 98 der Papstwähler wurden von Franziskus ernannt.
72 Prozent der derzeitigen Papstwähler erhielten demnach ihren Purpur von Franziskus. Dabei ist zu bedenken, daß die von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ernannten Kardinäle 2013 Jorge Mario Bergoglio zum Papst wählten.
Sollte künftig ein Viertel des Wahlkollegiums aus Nicht-Kardinälen (Laien und Ordensleute) bestehen, müßte der Wahlkörper um mindestens 30 Wähler erweitert werden. Durch den von Franziskus in seinem Ernennungsdrang derzeit überbesetzten Wahlkollegium müßten es proportional sogar 45 Laien sein, die zu Papstwählern ernannt werden.
Der Anteil der ernannten Bergoglianer im Wahlkörper würde damit von 72 auf rund 80 Prozent steigen. Zusammen mit den Bergoglianern im Geiste, die 2013 die Wahl von Franziskus möglich machten, ergibt sich eine niederschmetternde Mehrheit. Selbst wenn man unsichere Kantonisten in Rechnung stellt, wie sie sich durch die von Franziskus geliebten exotischen Ernennungen ergeben, sollten damit kalkulierbare Mehrheiten sichergestellt sein.
Ghirlandas Argumentation für die „Revolution“ läßt sich unschwer erahnen: Demokratisierung, Synodalisierung, Entklerikalisierung durch Einbindung von Laien und Frauen und natürlich die „Rückkehr zur Urkirche“, auf die auch Montagna hinweist.
Die auf diese Weise zustande gekommenen Mehrheitsverhältnisse sind so, als würde Franziskus in erster Person seinen Nachfolger, wenn auch indirekt, selbst wählen.
Franziskus, der geheime Revolutionär, der die Revolution liebt, aber sie kontrollieren und vor allem dabei nicht ertappt werden will, habe aber noch keine endgültige Zustimmung zum Ghirlanda-Entwurf erteilt.
Nachdem Diane Montagna die im Hintergrund geschmiedeten Pläne enthüllt hatte, traten die üblichen Santa-Marta-Prätorianer an die Öffentlichkeit, doch relativ schnell folgte auch das vatikanische Presseamt, um mit einem wohldosierten Dementi Schadensbegrenzung zu betreiben. Die eigentliche Frage wurde dabei nämlich nicht berührt, daher auch nicht dementiert. Diese Schein-Dementis sind aus der Ära Scalfari bekannt, als Franziskus mit dem Atheisten und Freimaurer Eugenio Scalfari eine enge Freundschaft pflegte, dieser in Leitartikeln die unglaublichsten Aussagen dem Papst in den Mund legte, ohne daß das vatikanische Presseamt dementierte. Gemäß allgemeiner Logik folgt daraus, daß im Umkehrschluß das Gesagte wahr ist. Gilt das auch für die nun beabsichtigte Reform der Papstwahl?
Das vatikanische Presseamt beschränkte sich darauf, festzustellen, daß die von Diane Montagna in den USA veröffentlichte Enthüllung, die auch von anderen Medien übernommen wurde, „unbegründet“ sei.
Der Versuchsballon wurde gestartet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Alles, was geschieht, ist lange geplant. Weltfunktionäre und Kirchenfunktionäre setzen schon lange gemeinsam ein Puzzle zusammen. Von den Rändern her, möglichst unbemerkt für die Menschen. Abwechselnd legen sie ihre Puzzleteile. Die Veränderungen gehen jetzt schneller, denn wir nähern uns immer mehr der Mitte. Bald ist das ganze Bild fertig. Der dreifaltige Gott erbarme sich der Menschheit.
Sollte dieser Bericht stimmen, so so sei an den Krönungseid der Päpste aus dem LIBER DIURNUS ROMANORUM PONTIFICUM, der Professio fidei erinnert. Auch, wenn Bergoglio diesen Eid nicht abgelegt hat. so gilt der Inhalt, das Pflichenheft der Päpste,auch für Ihn.
Aus aktuellem Anlass, diese Artikels Papst Paul VI. bzw. Johannes Paul I. sollen der letzten Nachfolger Petri gewesen sein, die den Eid expressis Verbis abgelegt haben.
Die Päpste versprachen in dem Bekenntnis dieser Eidesformel die Einhaltung ihrer enumerativ genannten Pflichten und setzten so aber auch den Maßstab für die Beurteilung des Pontifikates. Wesentliche Punkte sind.:
1. Die Anerkennung an die Lehrbindung an die Tradition der Vorgänger.
2. Die Anerkennung der canonischen Ordnung und Verordnungen der Vorgängerpäpste, die es gilt gleich wie die göttlichen Aufträge des Himmels zu hüten.
3. Das Bekenntnis zur Rechenschaft im göttlichen Gericht.
4. Die Unterwerfung unter den strengsten Bann im Falle eines Widerspruches zur evangelische Überlieferung, zur Reinheit des orthodoxen Glaubens und der christlichen Religion.