
(Buenos Aires) Gestern, 30. Dezember, stimmte das Argentinische Parlament für die Legalisierung der Abtreibung. Die Tötung ungeborener Kinder wurde bis zur 14. Schwangerschaftswoche erlaubt. Der Abtreibungslobby ist es gelungen, einen weiteren weißen Fleck auf ihrer Tötungslandkarte zu beseitigen.
Länder, die das Lebensrecht ungeborener Kinder schützen, provozieren den Zorn der Abtreibungslobbyisten, die deshalb kampagnenhafte Angriffe gegen den Lebensschutz in diesen Staaten durchführen mit dem Ziel, einen nach dem anderen zu Fall zu bringen. Zu den aufsehenerregendsten Fällen der jüngsten Zeit gehören Irland und Argentinien.
Der Kampf um jedes Land dauert Jahre. Mit großem finanziellen Aufwand wird Einfluß auf die öffentliche Meinung genommen, um diese zu kippen. Geld spielt dabei keine Rolle. Es wird in ausreichenden Mengen von Privatstiftungen in den USA und Europa und von internationalen Organisationen wie UNO und EU und verschiedenen Regierungen, besonders jener der Niederlande, aber auch Australiens, Kanadas und Großbritanniens, zur Verfügung gestellt. Die öffentliche Meinung wird dabei von ausländischen Mächten regelrecht gekapert und dabei jede Souveränität mißachtet.
Möglich wird das durch die Unterstützung durch inländische Gleichgesinnte. Dabei handelt es sich um bereits bestehende oder eigens gegründete Organisationen. Die dabei zum Einsatz kommenden Netzwerke, die mit Hilfe der größten, also finanzkräftigsten Privatstiftungen der Welt, wie jenen von Bill Gates, George Soros, Warren Buffett, Michael Bloomberg, Ted Turner, Rockefeller u. a. m., die in Jahrzehnten der systematisch betriebenen Vernetzung entstanden sind, erweisen sich als hocheffizient. Die Macht des sogenannten Good Club, wie sich ein informeller Zusammenschluß einer Handvoll Superreicher nennt, zeigte sich in den vergangenen fünf Jahren gleich mehrfach mit erschreckender Deutlichkeit anhand internationaler politischer Kampagnen, so in der Flüchtlingsfrage, der Klima-Diskussion und jüngst in der Corona-Krise. Die Vernetzung zielt auf direkten und indirekten Einfluß auf die Politik ab. Dieser Einfluß wird gestützt, vorbereitet, flankiert und durchgesetzt durch die dienstbaren Mediensyndikate und wird gesellschaftlich quasi „demokratisch“ legitimiert durch einflußreiche „zivilgesellschaftliche“ Organisationen, besonders der Art Bürger- und Menschenrechtsorganisationen. Bei ihnen können ganze Kampagnen bestellt werden. Wer zahlt, schafft an. Voraussetzung ist ein gemeinsames, linkes Weltbild. Geld hilft dabei nach.
So wurde innerhalb weniger Jahre zuerst die veröffentlichte Meinung, dann die öffentliche Meinung und schließlich der politische Willen in Irland gekippt und nun auch in Argentinien. Es handelt sich um Operationen, die generalstabsmäßig, meist im Ausland, geplant und dirigistisch durchgesetzt werden. In den Köpfen der globalistischen Hintermänner spielen Staatsgrenzen und nationale Souveränität keine Rolle. Sie beanspruchen vielmehr ein Recht, ihre Meinung grenzenlos durchsetzen zu können. Die nationale Souveränität wollen sie ohnehin zugunsten von immer größeren Einheitsstaaten mit dem Endziel einer Welteinheitsregierung beseitigen.
2018 gescheitert, 2020 durchgesetzt
2018 konnte der Vorstoß, Argentinien für die Abtreibungslobby zu verbuchen, noch abgewehrt werden. Das Abgeordnetenhaus stimmte schon damals, wenn auch nur hauchdünn, für die Legalisierung der Abtreibung. Der Senat lehnte den Vorstoß aber ab. Die argentinische Lebensrechtsbewegung warnte jedoch, daß der nächste Angriff nicht lange auf sich warten lassen würde.
Die Voraussetzungen dafür schufen die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2019. Statt des rechtsliberalen Mauricio Macri zog der linksperonistische Alberto Fernandez, ein Freund von Papst Franziskus, in die Casa Rosada ein. Auch bei den Parlamentswahlen erfolgte ein Linksruck.
Wie weltweit zeigte sich auch in Argentinien die Volksfront aus Linken und Liberalen, die in der Abtreibungsfrage seit den späten 60er Jahren die Regel ist und sich seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks auf zahlreiche weitere Politikfelder ausweitete und zu seiner Globalallianz verdichtete. Am 11. Dezember 2020 stimmte das Abgeordnetenhaus mit 131 gegen 117 Stimmen für die Abtreibungslegalisierung. Sechs Abgeordnete enthielten sich der Stimme. 2018 hatten die Abtreibungsbefürworter nur mit vier Stimmen Vorsprung gewonnen.
Die große Veränderung zeigte sich im Senat. Hatten 2018 38 Senatoren das Lebensrecht gegen 31 Abtreibungsbefürworter verteidigt, während sich zwei Senatoren der Stimme enthielten, stimmten gestern 38 Senatoren für die Legalisierung des Kindermordes und nur mehr 29 für den Schutz der Ungeborenen. Ein Senator enthielt sich der Stimme, vier blieben der Abstimmung fern.
Das Scheingefecht der kirchlichen Hierarchie
Und wie verhielt sich die Kirche? Laut Darstellung der sogenannten „Leitmedien“ habe sie „entschieden“ gegen das Abtreibungsgesetz Stellung bezogen. Das gibt aber nur ein oberflächliches mediales Stereotyp wieder, das der Wirklichkeit nur bedingt entspricht und vor allem keine wirkliche Information darstellt.
Einige Kirchenvertreter, darunter vor allem solche, die von Franziskus emeritiert worden waren wie Erzbischof Hector Ruben Aguer, erhoben ihre Stimme. Die kirchliche Hierarchie reagierte jedoch erst, als der Entscheidungsprozeß bereits soweit fortgeschritten war, daß es absehbar unmöglich schien, die getroffenen Vorentscheidungen noch umdrehen zu können.
Bereits 2018 war Papst Franziskus vorgeworfen worden, zur Parlamentsabstimmung geschwiegen zu haben, obwohl ihn Millionen Argentinier, die für das Lebensrecht auf die Straße gegangen waren, um ein klares Wort der Orientierung gebeten hatten. Beobachter zeigten sich überzeugt, daß die knappe Abtreibungsmehrheit im Abgeordnetenhaus von nur vier Stimmen durch ein Papst-Wort hätte verhindert werden können. Der Senat bildete damals aber noch den letzten rettenden Damm. Durch die Parlamentswahlen von 2019 verschoben sich die Mehrheitsverhältnisse jedoch nach links. Eine Achsenverschiebung, die von Papst Franziskus durchaus gewünscht war. Die nicht-linke Mehrheit davor, die die Abtreibungslegalisierung noch verhindert hatte, war von Franziskus vier Jahre lang mit Nichtbeachtung gestraft worden. Umgekehrt stellte es kein wirkliches Problem dar, daß der Papst-Freund und neue linke Staatspräsident Argentiniens gleich am Tag nach seiner Vereidigung, am 11. Dezember 2019, seinen Gesundheitsminister abtreibungsfreundliche Direktiven in Kraft setzen ließ.
Die Prioritäten des Franziskus
Am 22. November antwortete Papst Franziskus Frauen eines Armenviertels von Buenos Aires handschriftlich auf deren Brief. Darin findet sich die starke rhetorische Frage:
„Ist es richtig einen Killer zu engagieren, um ein Problem zu lösen?“
Der politischen Frage, um die es den Frauen ging, nämlich der bevorstehenden Parlamentsdebatte und der Abstimmung zum Abtreibungsgesetzentwurf, ging Franziskus jedoch aus dem Weg.
Nicht, daß Franziskus für die Abtreibung wäre, das wäre eine falsche Schlußfolgerung daraus, doch seine Prioritätensetzung ist zweifellos eine andere als jene seiner Vorgänger. Der Sieg der politischen Linken stellt für ihn eine Priorität dar, während ihm die politische Rechte ein Gräuel ist. Was das im Zusammenhang mit der Abtreibungsfrage bedeutet, sagte er gleich im ersten großen Interview seines Pontifikats, das er im August 2013 seinem Ordensmitbruder P. Antonio Spadaro SJ gab und das am 19. September von der römischen Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica veröffentlicht wurde:
„Wir können uns nicht nur mit der Frage der Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit den Verhütungsmethoden. Das geht nicht. Ich habe nicht viel über diese Sachen gesprochen. Das wurde mir vorgeworfen. Aber wenn man davon spricht, muss man den Kontext beachten. Man kennt ja übrigens die Ansichten der Kirche, und ich bin ein Sohn der Kirche. Aber man muss nicht endlos davon sprechen.“
Von der kirchlichen Hierarchie Argentiniens wurde diese päpstliche Vorgabe verinnerlicht. Sie bekräftigte zwar die kirchliche Position zur Abtreibung, tat es aber so spät und auf eine Art, daß eine Wirkung ausbleiben mußte. Die ungeschriebene Regel von Papst Franziskus lautet: Jeder politische Konflikt mit der politischen Linken ist zu vermeiden, da mit ihr der Schulterschluß für vermeintlich wichtigere Themen zu suchen ist. Und natürlich bekräftigte die Argentinische Bischofskonferenz – nach dem erfolgten Dammbruch im Parlament –, sie werde weiterhin „entschlossen und leidenschaftlich im Dienst des Lebens“ tätig sein.
Die fatalen Folgen
Die fatalen Folgen dieser Richtungsentscheidung zeigten sich in Irland und wurden nun in Argentinien bestätigt. Die Abtreibungslobby jubiliert, wie sich in den Meldungen der internationalen Presseagenturen nachlesen läßt. EFE, die größte spanischsprachige Agentur, begann ihren gestrigen Bericht mit den Worten:
„Argentinien reiht sich mit der Abtreibungsgesetzgebung in die Avantgarde Lateinamerikas ein. Ein Anspruch, für den im Südland feministische Bewegungen seit Jahrzehnten gekämpft haben und der zum Abschluß des Jahres 2020 Wirklichkeit geworden ist.“
Im gleichen Jubelton berichtete die ARD-Tagesschau, deren Schlagzeilen lauteten gestern:
„Abtreibunggesetz in Argentinien: ‚Heute haben wir Geschichte geschrieben‘.“
„Der Doppelmoral in Argentinien den Kampf angesagt.“
In der Tat wird in wenigen Tagen, wenn das Abtreibungsgesetz in Kraft tritt, auch in Argentinien eine blutige Geschichte von Mord und Totschlag geschrieben. Lebensrechtler gehen davon aus, daß bis zu 100.000 ungeborene Kinder jährlich nicht mehr das Licht der Welt erblicken werden, weil sie vom Staat gedeckt, getötet werden.
Das erwähnte Netzwerk des Good Club wird in der EFE-Jubelmeldung daran erkennbar, wenn die Geschäftsführerin von Amnesty International Argentinien, Mariela Belsky, zitiert wird, die die Möglichkeit zur Tötung ungeborener Kinder als „wichtigen Schritt vorwärts in Sachen Menschenrechte“ begrüßt und von einer „klaren Botschaft an die Region“ spricht. Gemeint ist damit Lateinamerika, wo es noch einige bedeutende weiße Flecken auf der Tötungslandkarte der Abtreibungslobby gibt.
Der Schulterschluß, den Papst Franziskus sucht, mag vielleicht auf der oberen Ebene etwas von dem bringen, was er sich davon erhofft. Was das genau sein soll, erschließt sich Außenstehenden allerdings nicht. Auf der unteren Ebene, jener der Aktivisten und Agitatoren, bringt er jedenfalls nichts, wie die kirchenfeindlichen Reaktionen feministischer Gruppierungen auf den Abtreibungssieg in Argentinien zeigen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: EFE-Bericht (Screenshot)
Die Jubelschreie aus Argentinien waren – dank unserer öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten – bis nach Deutschland zu hören. Auffallend viele junge bis sehr junge Frauen waren auf den Bildschirmen zu sehen. Lauter Befürworter der Abtreibung.
Ist dies vielleicht der „Schrei des Volkes“, den der Papst „vom anderen Ende der Welt“ so gerne bemüht, wenn er von den „Ärmsten der Armen“ spricht? Aber wer sind eigentlich diese „Ärmsten der Armen“? Meint Bergoglio damit vielleicht auch die abgetriebenen Kinder? Ich hoffe, ja.
Den „Schrei des Volkes“ wird man möglicherweise bald auch im Amerika nach Trump zu hören bekommen: Das laute Freudengenschrei der Abtreibungsbefürworter und den lautlosen Schrei der abgetriebenen Kinder.
Und in Deutschland? Markus Söder beginnt bereits, öffentlich mit den „Grünen“ zu sympathisieren! Hoffentlich nur aus taktischen Gründen.
Nein, der Corona-Terror von Seiten Söders gegen die Bayern (die sich im übrigen überhaupt nicht wehren, im Gegenteil fleissig mitmachen) wird noch schlimmer werden!
Die Falschspieler in der Kirche unter Franziskus haben wieder ganze Arbeit geleistet, in Form von gezielten Unterlassungen. Das wird wieder Millionen das Leben kosten. Man könnte meinen, dies sei das Hauptziel linker internationalistischer Politik.