
(Buenos Aires) Am 12. Dezember, dem Fest Unserer Lieben Frau von Guadalupe, der Schutzpatronin Amerikas, kam es zu einem beispiellosen Angriff auf das Lebensrecht ungeborener Kinder, den man kaum anders als gotteslästerlich, ja dämonisch bezeichnen kann. Drei lateinamerikanische Linksregierungen haben am selben Tag in unterschiedlichem Ausmaß und im Namen des „Fortschritts“ die Todesstrafe für ungeborene Kinder eingeführt. Ein Bericht in drei Teilen.
In Argentinien, der Heimat von Papst Franziskus, kehrten bei den jüngsten Wahlen vom Oktober nach vier Jahren die Linksperonisten zurück an die Macht. Am 10. Dezember wurde der neue Staats- und Regierungschef Alberto Fernandez vereidigt. In Argentinien wird am Tag vor dem Fest Unserer Lieben Frau von Guadalupe, am 11. Dezember, das Fest Unserer Lieben Frau von Luijan begangen, der Schutzpatronin Argentiniens. Das Marienheiligtum liegt wenige Kilometer außerhalb von Buenos Aires. An der traditionellen Festmesse in der Basilika von Luijan, bei der für Land und Volk und die Regierenden gebetet wird, nahmen sowohl der scheidende Staatspräsident Mauricio Macri als auch der neue Staatspräsident Alberto Fernandez teil.
Nur wenige Stunden später erließ der neue Gesundheitsminister Gines Gonzalez Garcia als erste Amtshandlung, mit Billigung von Fernandez, ein neues, lebensfeindliches Protokoll für den Gesundheitsdienst. Keine 24 Stunden später wurde das Abtreibungsprotokoll am 12. Dezember, dem Fest Unserer Lieben Frau von Guadalupe, im ersten Gesetzblatt veröffentlicht, das unter der neuen Regierung herausgegeben wurde.

Der Arzt Gines Gonzalez Garcia war seit seiner Jugend als radikaler Linksperonist aktiv. Aus diesem Grund mußte er nach dem Militärputsch von 1976 seine Stelle aufgeben und ging ins Exil nach Spanien. Mit dem Ende der Militärdiktatur kehrte er Anfang der 80er Jahre nach Argentinien zurück und war in der peronistischen Gewerkschaft tätig. 1988 wurde er Gesundheitsminister im Staat Buenos Aires. 2002 berief ihn der linksperonistische Staatspräsident Duhalde in derselben Funktion in die argentinische Regierung. Dessen Nachfolger Nestor Kirchner bestätigte ihn im Amt. Unter dessen Frau und Nachfolgerin, Cristina Fernandez Kirchner, wurde Gonzalez Garcia argentinischer Botschafter in Chile. Mit der Wahl von Mauricio Macri im Jahr 2015, dem ersten gewählten Nicht-Peronisten und Nicht-Linken im Präsidentenamt seit 1943, verlor er diese Position.
Aus seinen Überzeugungen machte Gonzalez Garcia nie ein Geheimnis. Einige Zeit wurde ein Blog mit dem vielsagenden Namen „Antiklerikales Kommando ‚Compañero Gines Gonzalez Garcia‘ “ unter Berufung auf ihn „für einen radikal antiklerikalen Raum“ betrieben, der sich „gegen den religiösen Fanatismus der katholischen Kirche“ richtet und für den „freien und kostenlosen Zugang zur geplanten Elternschaft und zur Sexualerziehung eintritt“. Von sich selbst sagt er, „immer für die Einführung der Abtreibung“ gewesen zu sein. In die öffentliche Kritik geriet er damit als Gesundheitsminister, als ihn 2005 für seine Forderung der Abtreibungslegalisierung der argentinische Militärbischof scharf kritisierte.
Im Mai 2018 traf er sich mit mit Vertretern des weltgrößten Abtreibungskonzerns International Planned Parenthood Federation (IPPF). Dort legte er nicht nur sein Abtreibungsbekenntnis ab. Es dürfte dabei auch um internationale Unterstützung und strategische Überlegungen gegangen sein, wie die Tötung ungeborener Kinder in Argentinien eingeführt werden könnte.

Am 10. Dezember kehrte Gonzalez Garcia erneut als Gesundheitsminister in die argentinische Regierung zurück und setzte sofort Taten, indem er das Abtreibungsprotokoll des ehemaligen Gesundheitsministers Adolfo Rubinstein aus der Schublade holte. Wegen der starken Widerstände aus dem Volk war es nie in Kraft getreten und hatte Rubinstein sogar das Amt gekostet. Er war 2018 vom Minister zum Staatssekretär des Ministeriums für soziale Entwicklung deklassiert worden.
Gines Gonzalez Garcia konnte allerdings auf das fertige Abtreibungsprotokoll zurückgreifen. Seine Entscheidung gab er auf einer Pressekonferenz bekannt, zu der er führende Vertreter der argentinischen Abtreibungslobby Campaña Nacional por el Derecho al Aborto Legal, Seguro y Gratuito (Nationale Kampagne für das Recht auf legale, sichere und kostenlose Abtreibung) einlud. Mit der Überrumpelungstaktik wollten die neuen Machthaber eine öffentliche Debatte vermeiden und vollendete Tatsachen schaffen. Gonzalez Garcia kündigte an, demnächst ein Abtreibungsgesetz im Parlament einbringen zu wollen. Der jüngste Versuch war 2018, obwohl die Kirchenvertreter dazu weitgehend schwiegen, mit wenigen Stimmen im Senat abgewehrt worden.
Die Eile der neuen Regierung, die Abtreibung das wichtigste Anliegen scheinen läßt, zeigt, daß sie für die politische Linke eine tödliche conditio sine qua non geworden ist.
Die argentinische Lebensrechtsvereinigung Politikwissenschaftler für das Leben reagierte am 12. Dezember auf den Handstreich der neuen Regierung:
„Wir lehnen das Abtreibungsprotokoll ab, das sich Gesetzgebungsbefugnisse in Strafsachen anmaßt, mit dem das verfassungsmäßige Recht auf Leben und das Recht auf Verweigerung aus Gewissensgründen eingeschränkt wird, das die Vergewaltiger deckt und eine Kultur der Aussonderung fördert.“
Die Position seines Parteiidols Juan Diego Peron, der dreimal argentinischer Präsident war, aber auch von dessen Frau Evita zur Abtreibung scheinen Gonzalez Garcia und die peronistische Justizialistische Partei längst vergessen zu haben. Am 12. Oktober 1950 sagte Evita Peron in einer Rede vor Krankenpflegeschülerinnen:
„Compañeras, jede Abtreibung, die Sie erlauben, ist ein Dienst für die Kolonialmächte, die die Revolution schwächen wollen. Jeder Sohn der Stadt, der nicht geboren wird, ist ein Mann weniger in den Reihen der Verteidigung für das Vaterland und Peron.“
Papst Franziskus machte in den vergangenen Jahren kein Hehl aus seiner Abneigung gegen Mauricio Macri, den ersten nicht-linken Staatspräsidenten Argentiniens. Msgr. Victor Manuel Fernandez, Erzbischof von La Plata und besonderer Protegé von Papst Franziskus, kritisierte zwar das Abtreibungsprotokoll von Gonzalez Garcia. Die Abtreibungsfrage gehört aber, wie die vergangenen Jahre zeigten, für Papst Franziskus und damit auch für die maßgeblichen Kreise der argentinischen Kirche nicht zur Priorität bei der Beurteilung von Politik und Politikern.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoCatolica/MiL/Kontrainforma (Screenshot)
Fehlt da nicht die Hälfte des Artikels?
„Die Abtreibungsfrage gehört aber, wie die vergangenen Jahre zeigten, für Papst Franziskus und damit auch für die maßgeblichen Kreise der argentinischen Kirche nicht zur Priorität bei der Beurteilung von Politik und Politikern.“
Und bei mir, ‚lieber‘ Bergoglio, sieht es genau anders herum aus.
Ich würde allein wegen Frau Merkel niemals CDU wählen.
Frau Merkel zur Frage nach der straffreien Tötung ungeborenen Lebens bis zum 3. Schwangerschaftsmonat: „Dieses System hat sich bewährt. Es gibt keinen Grund es zu ändern.“
Seit Jesus Christus verstehen wenigstens wir traditionsbewussten Christen den Menschen nicht mehr als Sache, sondern als Person. Und das von Anfang an.