Marko Ivan Rupnik bildet in Montefiolo eine neue Gemeinschaft – mit höchster Protektion

Die longa manus von Franziskus und von Kardinal De Donatis. Und die Opfer?


Im Kloster Montefiolo der Benediktinerinnen von Priscilla konstituiert der als Mißbrauchstäter schwer belastete Künstlerpriester Marko Ivan Rupnik eine neue Gemeinschaft – mit Hilfe eines engen Vertrauten von Papst Franziskus.
Im Kloster Montefiolo der Benediktinerinnen von Priscilla konstituiert der als Mißbrauchstäter schwer belastete Künstlerpriester Marko Ivan Rupnik eine neue Gemeinschaft – mit Hilfe eines engen Vertrauten von Papst Franziskus.

Der aus dem Jesui­ten­or­den aus­ge­schlos­se­ne slo­we­ni­sche Prie­ster Mar­ko Ivan Rup­nik und sein Zen­trum Alet­ti, das Rom ver­las­sen muß­te, haben eine neue Blei­be gefun­den. Ric­car­do Cascio­li und Lui­set­ta Scro­sa­ti von La Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na (NBQ) haben nach­ge­zeich­net, welch mas­si­ve Unter­stüt­zung Rup­nik nach wie vor im Vati­kan genießt. Immer­hin wur­de er von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on bereits exkom­mu­ni­ziert, was jedoch durch höch­ste Inter­ven­ti­on unter den Tisch fal­len­ge­las­sen wur­de. Ein neu­es kano­ni­sches Ver­fah­ren ist gegen ihn im Gan­ge, doch das scheint ihn nicht zu behin­dern. Tat­säch­lich wur­de das Ver­fah­ren zwar laut­stark ange­kün­digt, bewegt sich seit­her aber nicht von der Stel­le. NBQ hak­te inzwi­schen nach und for­dert Auf­klä­rung über die Ver­wick­lun­gen von Kar­di­nal De Dona­tis in den Fall Rupnik.

Die Hintergründe

Im Herbst 2022 waren schwer­wie­gen­de Miß­brauchs­vor­wür­fe gegen den slo­we­ni­schen Jesui­ten und Künst­ler­prie­ster Mar­ko Ivan Rup­nik bekannt­ge­wor­den. Rup­nik leb­te zu die­sem Zeit­punkt seit mehr als 25 Jah­ren in Rom. Jahr­zehn­te­lang war Rup­nik von den zustän­di­gen Stel­len zur Kunst­för­de­rung im Vati­kan geför­dert wor­den. Es gibt kaum ein inter­na­tio­nal bedeu­ten­des Hei­lig­tum, in dem sich nicht Mosai­ke und Fres­ken Rup­niks und sei­nes Zen­trums Alet­ti fin­den. Über die För­de­rung sei­ner Kunst und die vati­ka­ni­sche Fixie­rung auf sei­nen Stil als Aus­hän­ge­schild der zeit­ge­nös­si­schen Sakral­kunst mag man geteil­ter Mei­nung sein, erstaun­lich kann man es alle­mal fin­den. In der Tat ist die Sache dem Hei­li­gen Stuhl inzwi­schen auf den Kopf gefallen.

Das von Rup­nik in den 90er Jah­ren in Rom gegrün­de­te Zen­trum Alet­ti ist eine Gemein­schaft, bes­ser gesagt eine Künst­ler­kom­mu­ne, die sich um den Künst­ler­prie­ster gebil­det hat­te und zugleich das Ate­lier und die Werk­statt, in der Rup­niks Wer­ke ent­wor­fen und aus­ge­führt wer­den. Die Gemein­schaft besteht offi­zi­ell aus neun Prie­stern, fast durch­wegs Jesui­ten, und elf Frauen.

Nach dem Bekannt­wer­den der schwer­wie­gen­den Vor­wür­fe gegen Rup­nik wur­de durch Indis­kre­tio­nen ent­hüllt, daß die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on bereits ein kano­ni­sches Ver­fah­ren gegen Rup­nik durch­ge­führt und wegen der Schwe­re der Ver­bre­chen des­sen Exkom­mu­ni­ka­ti­on latae sen­ten­tiae fest­ge­stellt hat­te. Gegen Rup­nik wur­de aber nichts unter­nom­men, weil über ihm die schüt­zen­de Hand von Papst Fran­zis­kus lag. Wer sonst als allein der Papst selbst könn­te die Fest­stel­lung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on sei­nes Ordens­mit­bru­ders ver­schwin­den lassen?

Der Jesui­ten­or­den ent­schied im Juni 2023 Rup­niks Aus­schluß aus dem Orden, was umso lau­ter der Öffent­lich­keit kom­mu­ni­ziert wur­de. Die Ent­las­sung erfolg­te aller­dings wun­der­sa­mer­wei­se weder wegen sexu­el­len Miß­brauchs noch wegen Macht­miß­brauchs, son­dern wegen Ungehorsams.

Sein Zen­trum Alet­ti wur­de 2023 einer kano­ni­schen Visi­ta­ti­on durch die Diö­ze­se Rom unter­zo­gen, also im Auf­trag des Pap­stes, der auch Bischof von Rom ist. Für die Visi­ta­ti­on ver­ant­wort­lich war Kar­di­nal­vi­kar Ange­lo De Dona­tis, der als Gene­ral­vi­kar den Papst in der Lei­tung der Diö­ze­se ver­trat. Die Kon­se­quen­zen waren: Rup­nik hat­te sich aus Rom zu ent­fer­nen und ging, ohne daß ihm wei­te­re Sank­tio­nen auf­er­legt wur­den, in die slo­we­ni­sche Diö­ze­se Koper. Dem Zen­trum Alet­ti aber wur­de vom Kar­di­nal­vi­kar des Pap­stes ein blü­ten­wei­ßes Güte­sie­gel aus­ge­stellt. In der Künst­ler­kom­mu­ne herr­sche ein „gesun­des Gemein­schafts­le­ben“, wur­de die­ser atte­stiert. Den­noch sol­le auch sie Rom ver­las­sen. Der Sitz des Zen­trums in der römi­schen Via Pao­li­na gehört dem Jesui­ten­or­den.

Doch bald schon wur­de Rup­nik wie­der in Rom gese­hen. Anders als in San­ta Mar­ta wohl erhofft, leg­te sich die Empö­rung aber nicht. Neue Anzei­gen gegen Rup­nik wur­den bei der inzwi­schen in Glau­bens­dik­aste­ri­um umbe­nann­ten Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ein­ge­bracht. Wegen der „ver­schwun­de­nen“ Exkom­mu­ni­ka­ti­on und der anhal­ten­den Kri­tik sah sich Fran­zis­kus unter Druck und voll­zog eine erstaun­li­che Kehrt­wen­de. Nun war er es, der neue Ermitt­lun­gen gegen Rup­nik anord­ne­te, was wie­der öffent­lich­keits­wirk­sam kom­mu­ni­ziert wur­de. Doch seit­her ist gegen­über Rup­nik nichts mehr gesche­hen. Die Anord­nung neu­er Ermitt­lun­gen scheint nur zum Schein erfolgt zu sein.

Im Dezem­ber 2023 ord­ne­te der Hei­li­ge Stuhl aber die Auf­he­bung der Loyo­la-Gemein­schaft an. Die rund 40 Schwe­stern, die der von Sr. Ivan­ka Hosta und Rup­nik gegrün­de­ten Frau­en­ge­mein­schaft ange­hör­ten, wur­den aller Ver­pflich­tun­gen ent­bun­den. Ehe­ma­li­ge Mit­glie­der der Gemein­schaft hat­ten mit ihren Anzei­gen den Fall Rup­nik ins Rol­len gebracht. Rup­nik wird beschul­digt, jah­re­lang an den Ordens­frau­en der Gemein­schaft schwe­ren sexu­el­len, geist­li­chen und psy­cho­lo­gi­schen Miß­brauch betrie­ben zu haben. Rup­nik und die Obe­rin der Gemein­schaft sol­len Kom­pli­zen in den Miß­brauchs­fäl­len gewe­sen sein, bis es zum Bruch zwi­schen den bei­den gekom­men ist und Rup­nik nach Rom übersiedelte.

Alle Jesui­ten der Künst­ler­kom­mu­ne Alet­ti, immer­hin neben Rup­nik wei­te­re fünf, stell­ten beim Jesui­ten­or­den den Antrag um Ent­bin­dung aus dem Orden, was allen gewährt wor­den zu sein scheint. Auf der Inter­net­sei­te des Zen­trums Alet­ti wird davon aber nichts kom­mu­ni­ziert. Ins­ge­samt zählt die Kom­mu­ne mit Rup­nik neun Priester.

Die Kunst­wer­ke Rup­niks wer­den an man­chen Orten zuneh­mend als Bela­stung emp­fun­den. Die US-ame­ri­ka­ni­schen Kolum­bus­rit­ter ver­hüll­ten die Mosai­ke in der Kapel­le ihres Haupt­sit­zes in New Haven im Staat Con­nec­ti­cut. Damit sand­ten die finanz­kräf­ti­gen Kolum­bus­rit­ter ein Signal an Rom, nicht wei­ter­hin untä­tig zu blei­ben. Doch Fran­zis­kus setz­te wei­ter­hin auf die Metho­de des Aus­sit­zens. So tat er es auch, um ande­re Schütz­lin­ge, zumeist Miß­brauchs­tä­ter, zu pro­te­gie­ren. Tat­säch­lich kommt der neue kano­ni­sche Pro­zeß gegen Rup­nik nicht vom Fleck. Ein Schelm, wer sich dabei etwas denkt.

Eine der eng­sten Weg­ge­fähr­tin­nen Rup­niks, die Theo­lo­gin Miche­li­na Ten­ace, selbst Mit­glied der Künst­ler­kom­mu­ne und unter Papst Fran­zis­kus zur Con­sult­orin der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on auf­ge­stie­gen, ver­tei­dig­te in einem Arti­kel des Osser­va­to­re Roma­no das hoch­um­strit­te­ne Doku­ment Fidu­cia sup­pli­cans, mit dem Papst Fran­zis­kus Homo-Seg­nun­gen erlaub­te. Zeig­te sich das Zen­trum Alet­ti auf die­se Wei­se dank­bar für die päpst­li­che Protektion?

Die Zuflucht von Rupnik und der neue Sitz des Zentrums Aletti

Die Künst­ler­kom­mu­ne pack­te also in Rom ihre Kof­fer, doch wohin die Rei­se ging, war bis­her nicht bekannt. Ric­car­do Cascio­li und Lui­sel­la Scro­sa­ti von La Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na (NBQ) sind den Spu­ren gefolgt bis ins Bene­dik­ti­ne­rin­nen­klo­ster Mon­te­fi­o­lo. Dort stie­ßen sie nicht nur auf das Zen­trum Alet­ti, son­dern auch auf den inzwi­schen eme­ri­tier­ten Kar­di­nal­vi­kar von Rom und nun­meh­ri­gen Groß­pö­ni­ten­ti­ar der Hei­li­gen Kir­che, Ange­lo De Dona­tis. Der Kar­di­nal hat sich im Klo­ster als Alters­sitz eine „kom­for­ta­ble Blei­be“ eingerichtet. 

Wir reka­pi­tu­lie­ren: Der Kir­chen­mann, der für die kano­ni­sche Visi­ta­ti­on zustän­dig war und der Rup­nik-Kom­mu­ne einen Per­sil­schein aus­stell­te, der Kir­chen­mann, der die Ent­fer­nung Rup­niks aus Rom anord­ne­te, er ver­mit­tel­te dem Zen­trum und Rup­nik eine Zuflucht und einen neu­en Sitz. Man könn­te von einer zwei­fel­haf­ten Inter­es­sens­ver­quickung sprechen.

Als Cascio­li und Scro­sa­ti am 27. Febru­ar an der Klo­ster­pfor­te des Klo­sters der Bene­dik­ti­ne­rin­nen von Pri­scil­la in Mon­te­fi­o­lo klin­geln, erhal­ten sie selt­sa­me Aus­kunft. Die Frau­en­stim­me, die sich über die Sprech­an­la­ge mel­det, erklärt, daß die Non­nen alle „aus­wärts“ sei­en und sie selbst „nur auf der Durch­rei­se“ sei und nie­man­den ein­las­sen kön­ne. Auch ein Besuch der Klo­ster­kir­che wird ver­wei­gert mit der Begrün­dung: „Es ist nie­mand da“. Als Cascio­li und Scro­sa­ti sagen: „Aber wir wis­sen, daß es hier Prie­ster gibt“, wird die Kom­mu­ni­ka­ti­on unterbrochen.

Mar­ko Ivan Rup­nik hat wei­ter­hin gut lachen, solan­ge die schüt­zen­den Hän­de von Papst Fran­zis­kus und Kar­di­nal De Dona­tis über ihm wachen

Das Klo­ster Mon­te­fi­o­lo befin­det sich in der Sabi­na, einer Regi­on in den Sabi­ner Ber­gen des Apen­nins in der Regi­on Lati­um. Das alte Klo­ster thront maje­stä­tisch auf dem Mon­te­fi­o­lo. Ursprüng­lich befand sich hier eine Burg, die 1328 im Rah­men des Ita­li­en-Zuges von Kai­ser Lud­wig IV. dem Bay­ern zer­stört wur­de. 1558 erfolg­te in den Rui­nen die Errich­tung eines Kapu­zi­ner­klo­sters mit Novi­zi­at. Wäh­rend der Fran­zo­sen­zeit unter Napo­le­on muß­ten die Kapu­zi­ner das Klo­ster ver­las­sen. Nach Napo­le­ons Nie­der­la­ge konn­ten die Brü­der jedoch zurück­keh­ren. Im Zuge der kir­chen­feind­li­chen Eini­gungs­be­we­gung wird das Klo­ster wie alle Klö­ster 1861 vom neu­en ita­lie­ni­schen Staat auf­ge­ho­ben. Der Regens des Päpst­li­chen Lom­bar­di­schen Semi­nars in Rom kauft 1882 die ver­las­se­ne Anla­ge als Som­mer­frisch­ort für sei­ne Semi­na­ri­sten. Nach dem Ersten Welt­krieg wird der Ort vom römi­schen Semi­nar aber nicht mehr genutzt. So wird das inzwi­schen in einem pre­kä­ren Zustand befind­li­che ehe­ma­li­ge Klo­ster 1935 von Msgr. Giu­lio Bel­ve­de­ri, dem Sekre­tär des Päpst­li­chen Insti­tuts für Christ­li­che Archäo­lo­gie, gekauft und dann den von ihm gegrün­de­ten Bene­dik­ti­ne­rin­nen von Pri­scil­la über­las­sen. 2019 über­ge­ben die Non­nen das Klo­ster und sei­nen gan­zen Besitz der Diö­ze­se Rom. Die­se errich­tet dort in einem Teil ein Exer­zi­ti­en­haus, das von einem Diö­ze­san­prie­ster gelei­tet und von spa­ni­schen Augu­sti­ne­rin­nen betreut wird. Das Pro­jekt wird nach zwei Jah­ren auf­ge­ge­ben und die Augu­sti­ne­rin­nen abgezogen.

„Doch plötz­lich geht es auf undurch­sich­ti­ge Wei­se in die Hän­de einer klei­nen Grup­pe ehe­ma­li­ger Jesui­ten über, die durch die Lage des Klo­sters begün­stigt wer­den, das von einer hohen Mau­er und einem Wald umge­ben ist, der es von der Haupt­stra­ße trennt und es zu einem her­vor­ra­gen­den Auf­ent­halts­ort für die­je­ni­gen macht, die im Ver­bor­ge­nen leben wol­len“, so NBQ.

Dank der NBQ-Recher­chen ist die Sache nicht mehr so undurch­sich­tig. Kar­di­nal De Dona­tis habe sich zum Apo­sto­li­schen Kom­mis­sar für die Bene­dik­ti­ne­rin­nen von Pri­scil­la ernen­nen las­sen und auf die­se Wei­se die allei­ni­ge Lei­tungs­be­fug­nis erhal­ten. Das erlau­be ihm auch die exklu­si­ve Ver­wal­tung der Immo­bi­li­en. Der Zweck die­ser Form der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung wäre es eigent­lich, einem unter Nach­wuchs­man­gel lei­den­den Orden zu hel­fen. De Dona­tis weiß mit den ihm ein­ge­räum­ten Befug­nis­sen noch ande­res mehr zu tun.

Unerwünschter Besuch in Montefiolo

Der Chef­re­dak­teur und die Mit­ar­bei­te­rin von NBQ haben den Weg in die Pro­vinz Rie­ti ange­tre­ten, weil sie seit Wochen von der Anwe­sen­heit Rup­niks im Klo­ster gehört hat­ten. Obwohl die Frau­en­stim­me über die Sprech­an­la­ge sag­te, es sei „nie­mand“ da, ver­ließ kurz dar­auf ein Fahr­zeug mit einem Mann am Steu­er das Klo­ster­ge­län­de. Wenig spä­ter erscheint an der Pfor­te ein ande­rer Mann, der sich als Prie­ster vor­stellt. Es han­delt sich um Pater Milan Žust, der jah­re­lang Rup­niks Obe­rer in der Jesui­ten­kom­mu­ni­tät des Zen­trums Alet­ti und von 2018 bis 2021 Mit­ar­bei­ter des Dele­ga­ten des Gene­ral­obe­ren für die inter­pro­vin­zi­el­len Häu­ser und Wer­ke des Jesui­ten­or­dens in Rom war, jenes Dele­ga­ten, Pater Johan Ver­schue­ren, der Rup­nik „über­all gewäh­ren hat las­sen, obwohl er bereits von der berühm­ten ‚Blitz-Exkom­mu­ni­ka­ti­on‘ betrof­fen war und obwohl Gerüch­te über wei­te­re Miß­bräu­che bereits bekannt waren“.

Pater Žust bestä­tigt den bei­den Fra­gen­den, daß Umbau­ar­bei­ten im Gan­ge sei­en, da die Bene­dik­ti­ne­rin­nen dem­nächst aus­zie­hen und das Klo­ster ver­las­sen wer­den. Die Ordens­frau­en, wie NBQ weiß, zie­hen in eine Nie­der­las­sung im berühm­ten Bade­ort San Feli­ce Cir­ceo an der Mit­tel­meer­kü­ste um. Das Klo­ster geht also zur Gän­ze in die Hand der Prie­ster­grup­pe von Rup­niks Künst­ler­kom­mu­ne über.

Rup­nik, obwohl inzwi­schen von Msgr. Jurij Biz­jak in die slo­we­ni­sche Diö­ze­se Koper inkar­di­niert (seit 1. Febru­ar ist dort Msgr. Peter Štumpf neu­er Bischof), läßt sich nur eine Auto­stun­de von Rom ent­fernt nie­der. Auch die ande­ren ehe­ma­li­gen Jesui­ten der Kom­mu­ne schei­nen inzwi­schen in Diö­ze­sen inkar­di­niert wor­den zu sein. So sagt es jeden­falls Pater Žust, wobei er betont, daß dies nicht die Orts­diö­ze­se Sabi­na-Pog­gio Mir­te­to ist.

Laut NBQ-Recher­chen gibt es bereits län­ger Ver­bin­dun­gen zwi­schen dem Klo­ster und dem Zen­trum Alet­ti. Die­ses nütz­te einen gro­ßen Flü­gel des Klo­sters, das „Haus der Auf­er­ste­hung“, jenes erwähn­te kurz­zei­ti­ge Pro­jekt, für Exer­zi­ti­en. Es war Kar­di­nal Ange­lo De Dona­tis, der ehe­ma­li­ge Gene­ral­vi­kar Sei­ner Hei­lig­keit für die Diö­ze­se Rom und seit 2024 Groß­pö­ni­ten­ti­ar der Katho­li­schen Kir­che, der die stän­di­ge Über­nah­me des Klo­sters an Rup­nik & Co. vermittelte.

Kardinal De Donatis als Strippenzieher

„Es ist kein Geheim­nis, daß der Kar­di­nal Rup­niks gro­ßer Beschüt­zer ist und daß er in illo tem­po­re die zahl­rei­chen und schwer­wie­gen­den Anschul­di­gun­gen, die gegen den slo­we­ni­schen Ex-Jesui­ten auf­ka­men, als Ver­leum­dun­gen abtat und sogar so weit ging, eine lächer­li­che Note her­aus­zu­ge­ben, in der er die Unta­de­lig­keit des Zen­trums Alet­ti lob­te, wäh­rend Rup­niks Opfer Wahr­heit und Gerech­tig­keit for­der­ten“, so Cascio­li und Scrosati.

Eine neu­ge­stal­te­te Kapel­le im Klo­ster Montefiolo

Kar­di­nal De Dona­tis ließ sich auf dem Klo­ster­ge­län­de auf­wen­dig ein zwei­stöcki­ges Haus her­rich­ten. In der nahe gele­ge­nen Ort­schaft Pog­gio Cati­no besitzt der Kar­di­nal zudem ein mon­dän aus­ge­bau­tes ehe­ma­li­ges Bau­ern­haus mit Swim­ming­pool, in dem er anschei­nend Rup­nik und sei­ne Kom­mu­nar­den vor­über­ge­hend unter­brach­te, bis sie nach Mon­te­fi­o­lo umzie­hen können.

Im benach­bar­ten Ort herrscht eini­ge Auf­re­gung. Die Neu­an­kömm­lin­ge wür­den Klo­ster und Klo­ster­kir­che „bema­len“. Das gel­te auch für die alte Ein­sie­de­lei, in wel­cher der hl. Felix von Can­ta­li­ce leb­te. Die Bene­dik­ti­ne­rin­nen hät­ten jah­re­lang wegen der stren­gen Auf­la­gen des Denk­mal­am­tes nichts ver­än­dern dür­fen, doch plötz­lich schei­nen Geneh­mi­gun­gen kei­ne Rol­le mehr zu spielen.

Die vor­erst noch im Klo­ster ver­blie­be­nen Schwe­stern wir­ken ver­äng­stigt, so die NBQ-Repor­ter. Eine, die schon weg­ge­zo­gen ist, gibt ihnen tele­fo­nisch den Tipp, den Klo­ster­ho­nig kau­fen zu wol­len, um Ein­laß zu erhal­ten. Doch auch die­ser Ver­such schlägt fehl. „Das geht nicht“, ant­wor­tet eine Non­ne in einem ängst­li­chen Ton. „Sie wol­len nicht, daß wir öff­nen“. Wer aber sind „sie“, die das „nicht wollen“?

Die Ordens­frau­en sind nur mehr Gäste, denn die Ver­wal­tung des Klo­sters liegt, über wel­che Wege auch immer, in der Hand von Kar­di­nal De Dona­tis. Zur Erin­ne­rung: Die Bene­dik­ti­ne­rin­nen hat­ten 2019 das Eigen­tum auf die Diö­ze­se Rom über­tra­gen, zu einer Zeit also, als De Dona­tis noch Kar­di­nal­vi­kar von Rom war. War­um erfolg­te die Eigen­tums­über­tra­gung? Han­delt der Kar­di­nal im eige­nen Interesse?

Klo­ster in San Feli­ce Cir­ceo bei der Eröff­nung 1953

Auch die Nie­der­las­sung mit Kir­che in San Feli­ce Cir­ceo, in wel­che die Non­nen über­sie­deln, soll sich in den Hän­den des Kar­di­nals befin­den. Es han­delt sich bei der dor­ti­gen Anla­ge um die Hin­ter­las­sen­schaft eines from­men Spen­der, des Cav. Car­lo Selb­mann, eines Freun­des von Msgr. Bel­ve­de­ri, der sie bereits in den 50er Jah­ren den Bene­dik­ti­ne­rin­nen von Pri­scil­la geschenkt hat­te. Die Ordens­frau­en schei­nen also kei­nen gro­ßen Spiel­raum zu haben.

Wie es von Anfang offen­sicht­lich war, han­delt sich bei der Inkar­di­na­ti­on in die Diö­ze­se Koper um einen rei­nen For­ma­lis­mus, was kei­ne Sel­ten­heit ist. Sie ermög­lich­te es Papst Fran­zis­kus, der Öffent­lich­keit einen Schein­ak­ti­vis­mus im Fall Rup­nik zu sug­ge­rie­ren. In Wirk­lich­keit hoff­te man, Rup­nik aus dem Schein­wer­fer­licht zu neh­men und ihm die Frei­heit zu ver­schaf­fen, eine neue Gemein­schaft zu grün­den. Der Jesui­ten­or­den unter­stütz­te ihn dar­in bereit­wil­lig. Oder wie kann es sein, daß ein Orden sechs Prie­ster ein­fach so entbindet?

Kar­di­nal De Dona­tis „manag­te“ das päpst­li­che Vor­ge­hen gegen Rup­nik durch des­sen gelenk­te Ent­fer­nung und ein freund­li­ches Gut­ach­ten für sein Zen­trum, die der­sel­be De Dona­tis dann in Mon­te­fi­o­lo wie­der zusam­men­führt und mit einem gro­ßen Klo­ster als neu­em Sitz, Wohn- und Wirk­ort versorgt.

Der Kar­di­nal reagier­te bis­her nicht auf die Anfra­gen von Cascio­li und Scro­sa­ti. Auch der Bischof von Sabi­na-Pog­gio Mir­te­to, Msgr. Erne­sto Man­dara, war zu kei­ner Stel­lung­nah­me bereit, etwa zur Fra­ge, was er dazu sagt, daß ein Bene­dik­ti­ne­rin­nen­kon­vent aus sei­ner Diö­ze­se rück­sichts­los ver­drängt wird, um Platz für Rup­nik und sei­ne Kom­mu­nar­den zu schaf­fen. Die Sekre­tä­rin des Bischofs würg­te NBQ ab mit dem Hin­weis, der Bischof sei „nicht für das Klo­ster Mon­te­fi­o­lo zustän­dig“. Ein tags dar­auf ange­kün­dig­ter Rück­ruf des Bischofs erfolg­te bis heu­te nicht.

„Miß­brauch, Intri­gen, Omer­tà: Der Rup­nik-Skan­dal ist um ein neu­es Kapi­tel rei­cher, mit der Kom­pli­zen­schaft von Bischö­fen und Kar­di­nä­len, wäh­rend der Pro­zeß gegen ihn auf der Stel­le tritt“, so das Resü­mee von Ric­car­do Cascio­li und Lui­sel­la Scrosati.

Inzwi­schen leg­te Scro­sa­ti nach, indem sie den Hei­li­gen Stuhl auf­for­der­te, Licht in die Rol­le von Kar­di­nal De Dona­tis in der Cau­sa zu brin­gen. Rup­nik habe in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten Hun­der­te von Prie­stern und Lai­en geformt, die an sei­nen Lip­pen hän­gen, als wäre sein Wort die Ent­hül­lung einer neu­en Offen­ba­rung. Sein Vor­ge­hen beim Miß­brauch der Ordens­frau­en, die ihn ange­zeigt haben, las­se eine „gefähr­li­che“ Per­sön­lich­keits­struk­tur erken­nen. Rup­nik sei es aber gelun­gen, vie­le sei­ner Anhän­ger in füh­ren­de Posi­tio­nen zu brin­gen. So sei­en die Beden­ken von Msgr. Biz­jak, dem inzwi­schen eme­ri­tier­ten Bischof von Koper, durch die Insi­stenz des Apo­sto­li­schen Nun­ti­us in Slo­we­ni­en, Msgr. Jean-Antoine Speich, über­wun­den wor­den, eines Freun­des von Rup­nik und des Zen­trums Alet­ti. Msgr. Speich war die erste Bischofs­er­nen­nung von Papst Fran­zis­kus in sei­nem Pontifikat.

Zwei der Alet­ti-Jesui­ten, Pater Milan Žust und Pater Andrej Bro­zo­vič, wur­den in die slo­we­ni­sche Diö­ze­se Cel­ja (Cil­li) in der Unter­stei­er­mark inkar­di­niert. Der dor­ti­ge Bischof war von Nun­ti­us Speich geweiht wor­den. Auch wei­te­re Inkar­di­na­tio­nen von Ex-Jesui­ten des Alet­ti-Zen­trums lie­ßen sich auf die­ser Grund­la­ge nach­zeich­nen, wobei Kar­di­nal De Dona­tis eine zen­tra­le Rol­le spielt. 

„Die Ex-Jesui­ten des Alet­ti-Zen­trums haben daher Auf­nah­me bei Freun­den und Pro­tek­to­ren Rup­niks gefun­den“, so Scrosati.

Kar­di­nal De Dona­tis sorgt mit dem Klo­ster Mon­te­fi­o­lo für die Mög­lich­keit, daß Rup­nik eine neue Gemein­schaft bil­den kann. Die neue Rup­nik-Zen­tra­le ent­steht damit in unmit­tel­ba­rer Nähe zum Wohn­ort von Glo­ria Bran­cia­ni, einem der Opfer Rup­niks, das Anzei­ge gegen ihn erstat­tet hat. „Um die völ­li­ge Gefühl­lo­sig­keit des Kar­di­nals gegen­über der Last zu unter­strei­chen, die Rup­niks Opfer getra­gen haben und wei­ter­hin tra­gen“, so Scrosati.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Facebook/​MiL/​Youtube/​Centro Alet­ti (Screen­shots)

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