
Der aus dem Jesuitenorden ausgeschlossene slowenische Priester Marko Ivan Rupnik und sein Zentrum Aletti, das Rom verlassen mußte, haben eine neue Bleibe gefunden. Riccardo Cascioli und Luisetta Scrosati von La Nuova Bussola Quotidiana (NBQ) haben nachgezeichnet, welch massive Unterstützung Rupnik nach wie vor im Vatikan genießt. Immerhin wurde er von der Glaubenskongregation bereits exkommuniziert, was jedoch durch höchste Intervention unter den Tisch fallengelassen wurde. Ein neues kanonisches Verfahren ist gegen ihn im Gange, doch das scheint ihn nicht zu behindern. Tatsächlich wurde das Verfahren zwar lautstark angekündigt, bewegt sich seither aber nicht von der Stelle. NBQ hakte inzwischen nach und fordert Aufklärung über die Verwicklungen von Kardinal De Donatis in den Fall Rupnik.
Die Hintergründe
Im Herbst 2022 waren schwerwiegende Mißbrauchsvorwürfe gegen den slowenischen Jesuiten und Künstlerpriester Marko Ivan Rupnik bekanntgeworden. Rupnik lebte zu diesem Zeitpunkt seit mehr als 25 Jahren in Rom. Jahrzehntelang war Rupnik von den zuständigen Stellen zur Kunstförderung im Vatikan gefördert worden. Es gibt kaum ein international bedeutendes Heiligtum, in dem sich nicht Mosaike und Fresken Rupniks und seines Zentrums Aletti finden. Über die Förderung seiner Kunst und die vatikanische Fixierung auf seinen Stil als Aushängeschild der zeitgenössischen Sakralkunst mag man geteilter Meinung sein, erstaunlich kann man es allemal finden. In der Tat ist die Sache dem Heiligen Stuhl inzwischen auf den Kopf gefallen.
Das von Rupnik in den 90er Jahren in Rom gegründete Zentrum Aletti ist eine Gemeinschaft, besser gesagt eine Künstlerkommune, die sich um den Künstlerpriester gebildet hatte und zugleich das Atelier und die Werkstatt, in der Rupniks Werke entworfen und ausgeführt werden. Die Gemeinschaft besteht offiziell aus neun Priestern, fast durchwegs Jesuiten, und elf Frauen.
Nach dem Bekanntwerden der schwerwiegenden Vorwürfe gegen Rupnik wurde durch Indiskretionen enthüllt, daß die Glaubenskongregation bereits ein kanonisches Verfahren gegen Rupnik durchgeführt und wegen der Schwere der Verbrechen dessen Exkommunikation latae sententiae festgestellt hatte. Gegen Rupnik wurde aber nichts unternommen, weil über ihm die schützende Hand von Papst Franziskus lag. Wer sonst als allein der Papst selbst könnte die Feststellung der Exkommunikation seines Ordensmitbruders verschwinden lassen?
Der Jesuitenorden entschied im Juni 2023 Rupniks Ausschluß aus dem Orden, was umso lauter der Öffentlichkeit kommuniziert wurde. Die Entlassung erfolgte allerdings wundersamerweise weder wegen sexuellen Mißbrauchs noch wegen Machtmißbrauchs, sondern wegen Ungehorsams.
Sein Zentrum Aletti wurde 2023 einer kanonischen Visitation durch die Diözese Rom unterzogen, also im Auftrag des Papstes, der auch Bischof von Rom ist. Für die Visitation verantwortlich war Kardinalvikar Angelo De Donatis, der als Generalvikar den Papst in der Leitung der Diözese vertrat. Die Konsequenzen waren: Rupnik hatte sich aus Rom zu entfernen und ging, ohne daß ihm weitere Sanktionen auferlegt wurden, in die slowenische Diözese Koper. Dem Zentrum Aletti aber wurde vom Kardinalvikar des Papstes ein blütenweißes Gütesiegel ausgestellt. In der Künstlerkommune herrsche ein „gesundes Gemeinschaftsleben“, wurde dieser attestiert. Dennoch solle auch sie Rom verlassen. Der Sitz des Zentrums in der römischen Via Paolina gehört dem Jesuitenorden.
Doch bald schon wurde Rupnik wieder in Rom gesehen. Anders als in Santa Marta wohl erhofft, legte sich die Empörung aber nicht. Neue Anzeigen gegen Rupnik wurden bei der inzwischen in Glaubensdikasterium umbenannten Glaubenskongregation eingebracht. Wegen der „verschwundenen“ Exkommunikation und der anhaltenden Kritik sah sich Franziskus unter Druck und vollzog eine erstaunliche Kehrtwende. Nun war er es, der neue Ermittlungen gegen Rupnik anordnete, was wieder öffentlichkeitswirksam kommuniziert wurde. Doch seither ist gegenüber Rupnik nichts mehr geschehen. Die Anordnung neuer Ermittlungen scheint nur zum Schein erfolgt zu sein.
Im Dezember 2023 ordnete der Heilige Stuhl aber die Aufhebung der Loyola-Gemeinschaft an. Die rund 40 Schwestern, die der von Sr. Ivanka Hosta und Rupnik gegründeten Frauengemeinschaft angehörten, wurden aller Verpflichtungen entbunden. Ehemalige Mitglieder der Gemeinschaft hatten mit ihren Anzeigen den Fall Rupnik ins Rollen gebracht. Rupnik wird beschuldigt, jahrelang an den Ordensfrauen der Gemeinschaft schweren sexuellen, geistlichen und psychologischen Mißbrauch betrieben zu haben. Rupnik und die Oberin der Gemeinschaft sollen Komplizen in den Mißbrauchsfällen gewesen sein, bis es zum Bruch zwischen den beiden gekommen ist und Rupnik nach Rom übersiedelte.
Alle Jesuiten der Künstlerkommune Aletti, immerhin neben Rupnik weitere fünf, stellten beim Jesuitenorden den Antrag um Entbindung aus dem Orden, was allen gewährt worden zu sein scheint. Auf der Internetseite des Zentrums Aletti wird davon aber nichts kommuniziert. Insgesamt zählt die Kommune mit Rupnik neun Priester.
Die Kunstwerke Rupniks werden an manchen Orten zunehmend als Belastung empfunden. Die US-amerikanischen Kolumbusritter verhüllten die Mosaike in der Kapelle ihres Hauptsitzes in New Haven im Staat Connecticut. Damit sandten die finanzkräftigen Kolumbusritter ein Signal an Rom, nicht weiterhin untätig zu bleiben. Doch Franziskus setzte weiterhin auf die Methode des Aussitzens. So tat er es auch, um andere Schützlinge, zumeist Mißbrauchstäter, zu protegieren. Tatsächlich kommt der neue kanonische Prozeß gegen Rupnik nicht vom Fleck. Ein Schelm, wer sich dabei etwas denkt.
Eine der engsten Weggefährtinnen Rupniks, die Theologin Michelina Tenace, selbst Mitglied der Künstlerkommune und unter Papst Franziskus zur Consultorin der Glaubenskongregation aufgestiegen, verteidigte in einem Artikel des Osservatore Romano das hochumstrittene Dokument Fiducia supplicans, mit dem Papst Franziskus Homo-Segnungen erlaubte. Zeigte sich das Zentrum Aletti auf diese Weise dankbar für die päpstliche Protektion?
Die Zuflucht von Rupnik und der neue Sitz des Zentrums Aletti
Die Künstlerkommune packte also in Rom ihre Koffer, doch wohin die Reise ging, war bisher nicht bekannt. Riccardo Cascioli und Luisella Scrosati von La Nuova Bussola Quotidiana (NBQ) sind den Spuren gefolgt bis ins Benediktinerinnenkloster Montefiolo. Dort stießen sie nicht nur auf das Zentrum Aletti, sondern auch auf den inzwischen emeritierten Kardinalvikar von Rom und nunmehrigen Großpönitentiar der Heiligen Kirche, Angelo De Donatis. Der Kardinal hat sich im Kloster als Alterssitz eine „komfortable Bleibe“ eingerichtet.
Wir rekapitulieren: Der Kirchenmann, der für die kanonische Visitation zuständig war und der Rupnik-Kommune einen Persilschein ausstellte, der Kirchenmann, der die Entfernung Rupniks aus Rom anordnete, er vermittelte dem Zentrum und Rupnik eine Zuflucht und einen neuen Sitz. Man könnte von einer zweifelhaften Interessensverquickung sprechen.
Als Cascioli und Scrosati am 27. Februar an der Klosterpforte des Klosters der Benediktinerinnen von Priscilla in Montefiolo klingeln, erhalten sie seltsame Auskunft. Die Frauenstimme, die sich über die Sprechanlage meldet, erklärt, daß die Nonnen alle „auswärts“ seien und sie selbst „nur auf der Durchreise“ sei und niemanden einlassen könne. Auch ein Besuch der Klosterkirche wird verweigert mit der Begründung: „Es ist niemand da“. Als Cascioli und Scrosati sagen: „Aber wir wissen, daß es hier Priester gibt“, wird die Kommunikation unterbrochen.

Das Kloster Montefiolo befindet sich in der Sabina, einer Region in den Sabiner Bergen des Apennins in der Region Latium. Das alte Kloster thront majestätisch auf dem Montefiolo. Ursprünglich befand sich hier eine Burg, die 1328 im Rahmen des Italien-Zuges von Kaiser Ludwig IV. dem Bayern zerstört wurde. 1558 erfolgte in den Ruinen die Errichtung eines Kapuzinerklosters mit Noviziat. Während der Franzosenzeit unter Napoleon mußten die Kapuziner das Kloster verlassen. Nach Napoleons Niederlage konnten die Brüder jedoch zurückkehren. Im Zuge der kirchenfeindlichen Einigungsbewegung wird das Kloster wie alle Klöster 1861 vom neuen italienischen Staat aufgehoben. Der Regens des Päpstlichen Lombardischen Seminars in Rom kauft 1882 die verlassene Anlage als Sommerfrischort für seine Seminaristen. Nach dem Ersten Weltkrieg wird der Ort vom römischen Seminar aber nicht mehr genutzt. So wird das inzwischen in einem prekären Zustand befindliche ehemalige Kloster 1935 von Msgr. Giulio Belvederi, dem Sekretär des Päpstlichen Instituts für Christliche Archäologie, gekauft und dann den von ihm gegründeten Benediktinerinnen von Priscilla überlassen. 2019 übergeben die Nonnen das Kloster und seinen ganzen Besitz der Diözese Rom. Diese errichtet dort in einem Teil ein Exerzitienhaus, das von einem Diözesanpriester geleitet und von spanischen Augustinerinnen betreut wird. Das Projekt wird nach zwei Jahren aufgegeben und die Augustinerinnen abgezogen.
„Doch plötzlich geht es auf undurchsichtige Weise in die Hände einer kleinen Gruppe ehemaliger Jesuiten über, die durch die Lage des Klosters begünstigt werden, das von einer hohen Mauer und einem Wald umgeben ist, der es von der Hauptstraße trennt und es zu einem hervorragenden Aufenthaltsort für diejenigen macht, die im Verborgenen leben wollen“, so NBQ.
Dank der NBQ-Recherchen ist die Sache nicht mehr so undurchsichtig. Kardinal De Donatis habe sich zum Apostolischen Kommissar für die Benediktinerinnen von Priscilla ernennen lassen und auf diese Weise die alleinige Leitungsbefugnis erhalten. Das erlaube ihm auch die exklusive Verwaltung der Immobilien. Der Zweck dieser Form der kommissarischen Verwaltung wäre es eigentlich, einem unter Nachwuchsmangel leidenden Orden zu helfen. De Donatis weiß mit den ihm eingeräumten Befugnissen noch anderes mehr zu tun.
Unerwünschter Besuch in Montefiolo
Der Chefredakteur und die Mitarbeiterin von NBQ haben den Weg in die Provinz Rieti angetreten, weil sie seit Wochen von der Anwesenheit Rupniks im Kloster gehört hatten. Obwohl die Frauenstimme über die Sprechanlage sagte, es sei „niemand“ da, verließ kurz darauf ein Fahrzeug mit einem Mann am Steuer das Klostergelände. Wenig später erscheint an der Pforte ein anderer Mann, der sich als Priester vorstellt. Es handelt sich um Pater Milan Žust, der jahrelang Rupniks Oberer in der Jesuitenkommunität des Zentrums Aletti und von 2018 bis 2021 Mitarbeiter des Delegaten des Generaloberen für die interprovinziellen Häuser und Werke des Jesuitenordens in Rom war, jenes Delegaten, Pater Johan Verschueren, der Rupnik „überall gewähren hat lassen, obwohl er bereits von der berühmten ‚Blitz-Exkommunikation‘ betroffen war und obwohl Gerüchte über weitere Mißbräuche bereits bekannt waren“.
Pater Žust bestätigt den beiden Fragenden, daß Umbauarbeiten im Gange seien, da die Benediktinerinnen demnächst ausziehen und das Kloster verlassen werden. Die Ordensfrauen, wie NBQ weiß, ziehen in eine Niederlassung im berühmten Badeort San Felice Circeo an der Mittelmeerküste um. Das Kloster geht also zur Gänze in die Hand der Priestergruppe von Rupniks Künstlerkommune über.
Rupnik, obwohl inzwischen von Msgr. Jurij Bizjak in die slowenische Diözese Koper inkardiniert (seit 1. Februar ist dort Msgr. Peter Štumpf neuer Bischof), läßt sich nur eine Autostunde von Rom entfernt nieder. Auch die anderen ehemaligen Jesuiten der Kommune scheinen inzwischen in Diözesen inkardiniert worden zu sein. So sagt es jedenfalls Pater Žust, wobei er betont, daß dies nicht die Ortsdiözese Sabina-Poggio Mirteto ist.
Laut NBQ-Recherchen gibt es bereits länger Verbindungen zwischen dem Kloster und dem Zentrum Aletti. Dieses nützte einen großen Flügel des Klosters, das „Haus der Auferstehung“, jenes erwähnte kurzzeitige Projekt, für Exerzitien. Es war Kardinal Angelo De Donatis, der ehemalige Generalvikar Seiner Heiligkeit für die Diözese Rom und seit 2024 Großpönitentiar der Katholischen Kirche, der die ständige Übernahme des Klosters an Rupnik & Co. vermittelte.
Kardinal De Donatis als Strippenzieher
„Es ist kein Geheimnis, daß der Kardinal Rupniks großer Beschützer ist und daß er in illo tempore die zahlreichen und schwerwiegenden Anschuldigungen, die gegen den slowenischen Ex-Jesuiten aufkamen, als Verleumdungen abtat und sogar so weit ging, eine lächerliche Note herauszugeben, in der er die Untadeligkeit des Zentrums Aletti lobte, während Rupniks Opfer Wahrheit und Gerechtigkeit forderten“, so Cascioli und Scrosati.
Kardinal De Donatis ließ sich auf dem Klostergelände aufwendig ein zweistöckiges Haus herrichten. In der nahe gelegenen Ortschaft Poggio Catino besitzt der Kardinal zudem ein mondän ausgebautes ehemaliges Bauernhaus mit Swimmingpool, in dem er anscheinend Rupnik und seine Kommunarden vorübergehend unterbrachte, bis sie nach Montefiolo umziehen können.
Im benachbarten Ort herrscht einige Aufregung. Die Neuankömmlinge würden Kloster und Klosterkirche „bemalen“. Das gelte auch für die alte Einsiedelei, in welcher der hl. Felix von Cantalice lebte. Die Benediktinerinnen hätten jahrelang wegen der strengen Auflagen des Denkmalamtes nichts verändern dürfen, doch plötzlich scheinen Genehmigungen keine Rolle mehr zu spielen.
Die vorerst noch im Kloster verbliebenen Schwestern wirken verängstigt, so die NBQ-Reporter. Eine, die schon weggezogen ist, gibt ihnen telefonisch den Tipp, den Klosterhonig kaufen zu wollen, um Einlaß zu erhalten. Doch auch dieser Versuch schlägt fehl. „Das geht nicht“, antwortet eine Nonne in einem ängstlichen Ton. „Sie wollen nicht, daß wir öffnen“. Wer aber sind „sie“, die das „nicht wollen“?
Die Ordensfrauen sind nur mehr Gäste, denn die Verwaltung des Klosters liegt, über welche Wege auch immer, in der Hand von Kardinal De Donatis. Zur Erinnerung: Die Benediktinerinnen hatten 2019 das Eigentum auf die Diözese Rom übertragen, zu einer Zeit also, als De Donatis noch Kardinalvikar von Rom war. Warum erfolgte die Eigentumsübertragung? Handelt der Kardinal im eigenen Interesse?
Auch die Niederlassung mit Kirche in San Felice Circeo, in welche die Nonnen übersiedeln, soll sich in den Händen des Kardinals befinden. Es handelt sich bei der dortigen Anlage um die Hinterlassenschaft eines frommen Spender, des Cav. Carlo Selbmann, eines Freundes von Msgr. Belvederi, der sie bereits in den 50er Jahren den Benediktinerinnen von Priscilla geschenkt hatte. Die Ordensfrauen scheinen also keinen großen Spielraum zu haben.
Wie es von Anfang offensichtlich war, handelt sich bei der Inkardination in die Diözese Koper um einen reinen Formalismus, was keine Seltenheit ist. Sie ermöglichte es Papst Franziskus, der Öffentlichkeit einen Scheinaktivismus im Fall Rupnik zu suggerieren. In Wirklichkeit hoffte man, Rupnik aus dem Scheinwerferlicht zu nehmen und ihm die Freiheit zu verschaffen, eine neue Gemeinschaft zu gründen. Der Jesuitenorden unterstützte ihn darin bereitwillig. Oder wie kann es sein, daß ein Orden sechs Priester einfach so entbindet?
Kardinal De Donatis „managte“ das päpstliche Vorgehen gegen Rupnik durch dessen gelenkte Entfernung und ein freundliches Gutachten für sein Zentrum, die derselbe De Donatis dann in Montefiolo wieder zusammenführt und mit einem großen Kloster als neuem Sitz, Wohn- und Wirkort versorgt.
Der Kardinal reagierte bisher nicht auf die Anfragen von Cascioli und Scrosati. Auch der Bischof von Sabina-Poggio Mirteto, Msgr. Ernesto Mandara, war zu keiner Stellungnahme bereit, etwa zur Frage, was er dazu sagt, daß ein Benediktinerinnenkonvent aus seiner Diözese rücksichtslos verdrängt wird, um Platz für Rupnik und seine Kommunarden zu schaffen. Die Sekretärin des Bischofs würgte NBQ ab mit dem Hinweis, der Bischof sei „nicht für das Kloster Montefiolo zuständig“. Ein tags darauf angekündigter Rückruf des Bischofs erfolgte bis heute nicht.
„Mißbrauch, Intrigen, Omertà: Der Rupnik-Skandal ist um ein neues Kapitel reicher, mit der Komplizenschaft von Bischöfen und Kardinälen, während der Prozeß gegen ihn auf der Stelle tritt“, so das Resümee von Riccardo Cascioli und Luisella Scrosati.
Inzwischen legte Scrosati nach, indem sie den Heiligen Stuhl aufforderte, Licht in die Rolle von Kardinal De Donatis in der Causa zu bringen. Rupnik habe in den vergangenen Jahrzehnten Hunderte von Priestern und Laien geformt, die an seinen Lippen hängen, als wäre sein Wort die Enthüllung einer neuen Offenbarung. Sein Vorgehen beim Mißbrauch der Ordensfrauen, die ihn angezeigt haben, lasse eine „gefährliche“ Persönlichkeitsstruktur erkennen. Rupnik sei es aber gelungen, viele seiner Anhänger in führende Positionen zu bringen. So seien die Bedenken von Msgr. Bizjak, dem inzwischen emeritierten Bischof von Koper, durch die Insistenz des Apostolischen Nuntius in Slowenien, Msgr. Jean-Antoine Speich, überwunden worden, eines Freundes von Rupnik und des Zentrums Aletti. Msgr. Speich war die erste Bischofsernennung von Papst Franziskus in seinem Pontifikat.
Zwei der Aletti-Jesuiten, Pater Milan Žust und Pater Andrej Brozovič, wurden in die slowenische Diözese Celja (Cilli) in der Untersteiermark inkardiniert. Der dortige Bischof war von Nuntius Speich geweiht worden. Auch weitere Inkardinationen von Ex-Jesuiten des Aletti-Zentrums ließen sich auf dieser Grundlage nachzeichnen, wobei Kardinal De Donatis eine zentrale Rolle spielt.
„Die Ex-Jesuiten des Aletti-Zentrums haben daher Aufnahme bei Freunden und Protektoren Rupniks gefunden“, so Scrosati.
Kardinal De Donatis sorgt mit dem Kloster Montefiolo für die Möglichkeit, daß Rupnik eine neue Gemeinschaft bilden kann. Die neue Rupnik-Zentrale entsteht damit in unmittelbarer Nähe zum Wohnort von Gloria Branciani, einem der Opfer Rupniks, das Anzeige gegen ihn erstattet hat. „Um die völlige Gefühllosigkeit des Kardinals gegenüber der Last zu unterstreichen, die Rupniks Opfer getragen haben und weiterhin tragen“, so Scrosati.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facebook/MiL/Youtube/Centro Aletti (Screenshots)