Kolumbusritter decken Rupniks Kunstwerke ab

Unterschiedliche Ansätze


Rupnik-Mosaik mit Christus-Darstellung
Rupnik-Mosaik mit Christus-Darstellung

Die Ver­ei­ni­gung der Kolum­bus­rit­ter, mit zwei Mil­lio­nen Mit­glie­dern die größ­te katho­li­sche Lai­en­or­ga­ni­sa­ti­on in den USA, gab bekannt, daß „am Ende eines sorg­fäl­ti­gen und gründ­li­chen Pro­zes­ses“ ent­schie­den wur­de, die Mosai­ke des Künst­ler­prie­sters und ehe­ma­li­gen Jesui­ten Mar­ko Ivan Rup­nik der Sicht­bar­keit zu ent­zie­hen und durch einen undurch­sich­ti­gen Stoff abzudecken.

Die­se Abdeckung wer­de min­de­stens so lan­ge blei­ben, bis das dafür zustän­di­ge römi­sche Glau­bens­dik­aste­ri­um ein Urteil im dort gegen Rup­nik anhän­gi­gen Miß­brauchs­ver­fah­ren gefällt haben wird.

Die Kolum­bus­rit­ter kün­dig­ten aber bereits an, daß künf­tig eine „dau­er­haf­te Abdeckung mit Gips ange­bracht sein könnte“.

Über den Fall Rup­nik und die undurch­sich­ti­ge Ver­strickung von Papst Fran­zis­kus in den Fall berich­te­te Katho​li​sches​.info aus­führ­lich. Rup­nik, ein Slo­we­ne, wur­de 2023 aus dem Jesui­ten­or­den aus­ge­schlos­sen, ist aber wei­ter­hin Prie­ster und unter­liegt kei­nen nen­nens­wer­ten Ein­schrän­kun­gen. Er muß­te ledig­lich Rom ver­las­sen, konn­te als neu­en Wohn­ort jedoch eine Diö­ze­se sei­ner Wahl bestim­men. Er ist auch wei­ter­hin künst­le­ri­scher und theo­lo­gi­scher Lei­ter des römi­schen Zen­trums Alet­ti, jener reli­gi­ös inspi­rier­ten Künst­ler­ge­mein­schaft, die die unver­wech­sel­ba­re Rup­nik-Kunst ent­wirft und aus­führt. Die­se Künst­ler­ge­mein­schaft stand bis zum Aus­schluß Rup­niks dem Jesui­ten­or­den nahe. Fünf der acht Prie­ster der Gemein­schaft sind (waren) Jesui­ten, wobei die übri­gen vier nach Rup­niks Raus­wurf eben­falls um Ent­bin­dung aus dem Jesui­ten­or­den baten. In der Sache wur­de aller­dings nichts wei­ter bekannt. Ein wei­te­rer ist Sale­sia­ner und zwei sind Welt­prie­ster.

Patrick Kel­ly, der Ober­ste Rit­ter der Kolum­bus­rit­ter, sag­te in der Erklä­rung der Vereinigung:

„Hei­lig­tü­mer sind Orte der Hei­lung, des Gebets und der Ver­söh­nung. Sie soll­ten den Opfern kein wei­te­res Leid zufügen.“

Die Rit­ter hat­ten 2005 durch Rup­nik Mosai­ke in der Kapel­le ihres Haupt­sit­zes im Knights of Colum­bus Buil­ding in New Haven im Staat Con­nec­ti­cut anbrin­gen las­sen. Wei­te­re Mosai­ke folg­ten 2015 in einer von den Kolum­bus­rit­tern anläß­lich der Hei­lig­spre­chung von Johan­nes Paul II. erbau­ten Kir­che. Zudem ver­wen­de­ten die Kolum­bus­rit­ter Bil­der von Rup­nik-Kunst­wer­ken für eine Rei­he von Bro­schü­ren zur Neuevangelisierung.

Der Rit­ter­or­den betont in sei­ner Erklä­rung, weder etwas von den Anschul­di­gun­gen gegen Rup­nik noch von sei­ner Exkom­mu­ni­ka­ti­on gewußt zu haben. Der Fall Rup­nik gelang­te erst Ende 2022 an die Öffentlichkeit.

Die Anspie­lung auf die Exkom­mu­ni­ka­ti­on ist beson­ders bri­sant, da es eine sol­che offi­zi­ell nicht gibt. Rup­nik war in einem ersten Ver­fah­ren der damals noch Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on genann­ten römi­schen Behör­de ver­ur­teilt und dabei sei­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on latae sen­ten­tiae fest­ge­stellt wor­den. Die­se Ver­ur­tei­lung wur­de dann aber auf eine bis heu­te unge­klär­te Wei­se kas­siert und gilt als ver­schwun­den. Ein sol­cher Ein­griff ist ange­sichts der Schwe­re der Ver­ur­tei­lung nur durch den Papst selbst mög­lich. Tat­säch­lich hielt Fran­zis­kus lan­ge sei­ne schüt­zen­de Hand über sei­nen Mit­bru­der Rup­nik und tut dies offen­bar noch heu­te. Zwar ord­ne­te Fran­zis­kus wegen der anhal­ten­den öffent­li­chen Kri­tik laut­stark ein (neu­es) Ver­fah­ren gegen Rup­nik durch das nun­meh­ri­ge Glau­bens­dik­aste­ri­um an, doch wird das Ver­fah­ren seit­her ver­schleppt.

Zahl­rei­che Diö­ze­sen und Orden sind heu­te wie die Kolum­bus­rit­ter mit der Fra­ge kon­fron­tiert, wie mit den Kunst­wer­ken Rup­niks umge­gan­gen wer­den soll. Wäh­rend sich der Vati­kan gegen einen „Bil­der­sturm“ aus­sprach und euro­päi­sche Diö­ze­sen sich zurück­hal­tend zei­gen gegen­über einer „katho­li­schen“ Can­cel Cul­tu­re, presch­ten die Kolum­bus­rit­ter in den USA nun vor. Opfer­or­ga­ni­sa­tio­nen zei­gen sich zufrie­den über die Ent­schei­dung des Rit­ter­or­dens, die Rup­nik-Mosai­ke abzu­decken. Tere­sa Pitt Green von Spi­rit Fire for­der­te „unse­re gan­ze Kir­che“ auf, dar­über „nach­zu­den­ken“, wel­che Wir­kung die­se Kunst­wer­ke auf Miß­brauchs­op­fer haben können.

Die Kolum­bus­rit­ter haben bereits in der Ver­gan­gen­heit, seit in den USA Miß­brauchs­skan­da­le im kirch­li­chen Rah­men publik wur­den, sehr ent­schlos­sen den Schutz von Min­der­jäh­ri­gen und ande­ren Schutz­be­dürf­ti­gen in den Fokus gerückt. So kam die Ent­schei­dung gegen die Rup­nik-Kunst­wer­ke nicht ganz über­ra­schend. Der Ober­ste Rit­ter Patrick Kel­ly sag­te zum Anspruch des Ordens, daß die Rit­ter „eine mora­li­sche Kraft sind, mit der man rech­nen muß“.

Die Abdeckung der Mosai­ke wird nicht die ein­zi­ge Maß­nah­me sein, die der Rit­ter­or­den ergreift. Es wer­den bei allen Mes­sen in der erwähn­ten Kir­che zum hei­li­gen Johan­nes Paul II. Bitt­ge­be­te für die Opfer sexu­el­ler Gewalt gebe­tet; Gedenk­ta­ge von Hei­li­gen, die Opfer von sexu­el­ler Gewalt wur­den wie die hei­li­ge Maria Goret­ti oder eine beson­de­re Ver­bin­dung zu Miß­brauchs­op­fern haben wie die hei­li­ge Giu­sep­pi­na Bak­i­tha, wer­den beson­ders gefei­ert und Auf­klä­rungs­ma­te­ri­al über die Rup­nik-Mosai­ke, um deren Abdeckung zu erklä­ren, bereitgestellt.

Die­se erfol­ge, „weil unse­re erste Sor­ge den Opfern sexu­el­len Miß­brauchs gel­ten muß, die bereits uner­meß­lich gelit­ten haben und denen durch die wei­te­re Aus­stel­lung der Mosai­ke im Hei­lig­tum noch mehr Scha­den zuge­fügt wer­den könn­te“, so Kelly.

Die Ent­schei­dung habe sich aus dem Grün­dungs­zweck der Kolum­bus­rit­ter erge­ben, so ihr Ober­ster Rit­ter: Der Rit­ter­or­den wur­de zum Schutz der Fami­lie und damit ins­be­son­de­re von Frau­en und Kin­dern gegrün­det, und aller Men­schen, die ver­letz­lich sind „und kei­ne Stim­me haben“.

„Die Rit­ter haben sich der Ver­brei­tung des Evan­ge­li­ums ver­schrie­ben. Die von uns gespon­ser­te Kunst soll daher als Sprung­brett und nicht als Stol­per­stein für den Glau­ben an Jesus Chri­stus und sei­ne Kir­che dienen.“

Die Ent­schei­dung der Kolum­bus­rit­ter erfolg­te nach hef­ti­ger Kri­tik durch US-Medi­en an Aus­sa­gen von Pao­lo Ruf­fi­ni, dem Prä­fek­ten des römi­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dik­aste­ri­ums, der bei einer Ver­an­stal­tung in den USA einen Bil­der­sturm als „fal­sches Zei­chen“ bezeich­net hat­te. Die Kolum­bus­rit­ter woll­ten dar­auf mit einem kla­ren Zei­chen reagieren.

Glo­ria Bran­cia­ni, ehe­ma­li­ges Mit­glied der von Rup­nik gegrün­de­ten und inzwi­schen vom Hei­li­gen Stuhl auf­ge­lö­sten Loyo­la-Gemein­schaft, gehört zu den Frau­en, die Rup­nik vor dem Glau­bens­dik­aste­ri­um ankla­gen. Sie sei von dem dama­li­gen Jesui­ten neun Jah­re lang miß­braucht wor­den. „Bei Rup­nik kann die sexu­el­le Dimen­si­on nicht von der krea­ti­ven Erfah­rung getrennt wer­den“, sag­te Bran­cia­ni gegen­über OSV News. Sei­ne künst­le­ri­sche Inspi­ra­ti­on stam­me „aus sei­nem Zugang zur Sexua­li­tät“, so die ehe­ma­li­ge Ordensfrau.

Unter­des­sen wer­den Rup­niks Kunst­wer­ke wei­ter­hin in Kir­chen und kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen ange­bracht. Jah­re­lang wur­de Rup­niks Kunst vom Vati­kan als ein Modell der neu­en Sakral­kunst geför­dert. Erst am ver­gan­ge­nen 26. Mai wur­de im nord­ita­lie­ni­schen Cone­glia­no, in der Pfarr­kir­che San­ta Maria del­le Gra­zie, das jüng­ste Rup­nik-Kunst­werk in einer Kir­che ent­hüllt. Es zeigt die Kreu­zi­gung und die Auf­er­ste­hung Jesu Chri­sti, Mariä Heim­su­chung und den Fischfang.

Laut Anga­ben des Zen­trums Alet­ti gibt es welt­weit min­de­stens 230 Orte, an denen Rup­nik-Kunst zu sehen ist, deren Mar­ken­zei­chen eine schlich­te, auch als „naiv“ bezeich­ne­te Lini­en­füh­rung, die kräf­ti­gen Far­ben, beson­ders Rot­tö­ne und Gold sowie die aus­nahms­los schwar­zen Augen der dar­ge­stell­ten Per­so­nen (Chri­stus, Maria, Engel, Apo­stel, Hei­li­ge…) sind.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: TV2000/​Youtube (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Ich habe mich gera­de mal durch das Oev­re von Rup­niks gegoo­gelt. Mir vie­len zwei Dar­stel­lun­gen auf. Ein­mal ein Erlö­ser, der so dar­ge­stellt ist, als wäre er gera­de vom Him­mel her­ab­ge­fal­len. Die ande­re Dar­stel­lung ist ein Erlö­ser umge­ben von 10 Jün­gern. Bei sol­chen Bil­dern drängt sich der Ver­dacht auf, es ist gar nicht der Sohn Got­tes, den Rup­nik da verherrlicht. 

    Der gefal­le­ne Engel ist Luzi­fer und laut Apo­ka­lyp­se 7,12 sind es 10 Köni­ge, die zusam­men mit dem Tier für eine Stun­de könig­li­che Macht bekommen.

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