(Laibach) Die Nachricht wurde zuerst in Portugal veröffentlicht (7Margens), wohin die Mitgründerin verbannt worden war, betrifft aber Slowenien und Rom: Die vom ehemaligen Jesuiten Marko Ivan Rupnik gegründete Loyola-Gemeinschaft wurde vom Vatikan aufgelöst.
Die kirchliche Bekanntgabe erfolgte am Freitag durch die Erzdiözese Laibach.
Trotz schwerwiegender Skandale, die dem Künstlerpriester vorgeworfen werden, erfolgte bisher nur der Ausschluß aus dem Jesuitenorden, während der Heilige Stuhl weiterhin seine schützende Hand über den (ehemaligen) Mitbruder von Papst Franziskus hält (siehe auch Die Longa manus von Santa Marta). Das Vikariat der Diözese Rom verlangte lediglich, daß er Rom verläßt. Dabei konnte sich Rupnik eine Diözese seiner Wahl als neuen Wohnsitz aussuchen. Er entschied sich für die Diözese Koper (Capodistria) in Slowenien. Die Diözese Rom attestierte dem von Rupnik in Rom gegründeten Zentrum Aletti, daß dort ein „gesundes Gemeinschaftsleben“ geherrscht habe. Jedenfalls baten nach der Entlassung Rupniks aus dem Jesuitenorden auch die übrigen zum Zentrum Aletti gehörenden sieben Jesuiten um ihre Entlassung.
Nun wurde vom Vatikan die von Rupnik Mitte der 80er Jahre in Slowenien gegründete Loyola-Gemeinschaft aufgelöst. Das ist der drastischste Eingriff, der in der Sache bisher erfolgte, betrifft aber Rupnik nicht direkt. Die rund 40 Schwestern, die der von Sr. Ivanka Hosta und Rupnik gegründeten Frauengemeinschaft angehören, wurden aller Verpflichtungen entbunden. Rupnik wird beschuldigt, jahrelang an den Ordensfrauen der Gemeinschaft schweren sexuellen, geistlichen und psychologischen Mißbrauch betrieben zu haben. 1993 war es allerdings zum Bruch zwischen den beiden Gründern gekommen und Rupnik übersiedelte nach Rom. Hosta soll Rupniks Mißbrauch gedeckt haben. Ihr wird Gehorsams- und Autoritätsmißbrauch und eine persönlich ungeklärte Beziehung zu Rupnik vorgeworfen.
Die Entscheidung Roms erfolgte drei Monate, nachdem Papst Franziskus die Verjährungsfristen im Fall Rupnik aufgehoben hatte, um ein kirchenrechtliches Verfahren gegen den weltweit berühmten Künstler einleiten zu können.
Dem gingen allerdings völlig gegenteilige Maßnahmen voraus. Die Glaubenskongregation hatte bereits ein Verfahren gegen Rupnik durchgeführt und seine Exkommunikation festgestellt. Eine Verlautbarung wurde jedoch verhindert. Bis heute hält sich hartnäckig der Verdacht, daß dies nur durch Papst Franziskus persönlich geschehen sein konnte. Niemand sonst hätte die Macht dazu. In einem weiteren Schritt erklärte Franziskus selbst, im Fall Rupnik habe nicht anders vorgegangen werden können, da Verjährungen eingetreten seien. Allerdings war es Franziskus, der zu einem früheren Zeitpunkt die Bischöfe der ganzen Welt aufgefordert hatte, Verjährungsfristen in Mißbrauchsfällen nicht gelten zu lassen. Er selbst als Bischof von Rom hielt sich aber nicht an seine Aufforderung. Erst als der Skandal zu stark in die Öffentlichkeit gelangte, reagierte er mit der genannten Aufhebung der Verjährungsfristen. Das war vor drei Monaten.
Seither ist außer der nun erfolgten Aufhebung der Loyola-Gemeinschaft nichts geschehen. Ein Verfahren gegen Rupnik wurde nicht eingeleitet? Ist damit der Sache gedient? Ist damit den Ordensfrauen dieser Gemeinschaft gedient? Diese müssen sich nun, auf sich allein gestellt, ein neues Leben aufbauen. Es wird gerechnet, daß wohl die Hälfte sich um die Gründerin Sr. Hosta scharen wird. Ist es aber einfach, nach Jahren in einer Gemeinschaft, plötzlich auf der Straße zu stehen, „einen Neuanfang“ zu machen?
Das Auflösungdekret geht bereits auf den 20. Oktober zurück und stammt vom Ordensdikasterium. Als Begründung werden „ernsthafte Probleme bei der Ausübung der Autorität und der Art und Weise des Gemeinschaftslebens“ genannt.
Die Schwestern der Loyola-Gemeinschaft erhielten am vergangenen Freitag Kenntnis von dem Dekret. Rom hatte drei Delegaten entsandt unter der Führung des Canossianerpaters Amedeo Cencini.
Die Auflösung, so wurde ihnen am 14. Dezember mitgeteilt, habe innerhalb eines Jahres, also bis zum 20. Oktober 2024, vollzogen zu werden.
Der von Rom entsandte Apostolische Kommissar für die Loyola-Gemeinschaft hatte Sr. Hosta nach Portugal verbannt, von wo aus sie jedoch die Gemeinschaft weiterhin lenkte.
Bisher ist nicht bekannt, wann und ob es zu einem kanonischen Verfahren gegen Rupnik kommen wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Facebook (Screenshot)