Visitationsbericht stellt Rupniks Zentrum Aletti ein Gütesiegel aus

Die Freundschaften mit Santa Marta


Das Vikariat Rom gab den Abschluß der kanonischen Visitation des Zentrums Aletti bekannt – mit erstaunlichem, aber wenig überraschendem Ergebnis
Das Vikariat Rom gab den Abschluß der kanonischen Visitation des Zentrums Aletti bekannt – mit erstaunlichem, aber wenig überraschendem Ergebnis

(Rom) Das Vika­ri­at der Diö­ze­se Rom infor­mier­te gestern über den Abschluß der kano­ni­schen Visi­ta­ti­on des von Mar­ko Ivan Rup­nik gegrün­de­ten Zen­trums Alet­ti in Rom. Die­sem wur­de ein Güte­sie­gel ver­lie­hen und der gewünsch­te Pas­sier­schein aus­ge­stellt, der es ihm erlaubt – blü­ten­weiß – sich ein neu­es Domi­zil in einer ande­ren Diö­ze­se zu suchen.

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Das Zen­trum Alet­ti in der gleich­na­mi­gen römi­schen Vil­la ist eine ver­schach­tel­te Kon­struk­ti­on aus min­de­stens vier unter­schied­li­chen, aber mit­ein­an­der ver­wo­be­nen Rea­li­tä­ten. Eine davon war bis vor kur­zem eine Jesui­ten­ge­mein­schaft bestehend aus sie­ben Prie­stern, dazu eine Frau­en­ge­mein­schaft, die Kunst­werk­stät­ten und wei­te­re Ein­rich­tun­gen mehr, dar­un­ter eine mil­lio­nen­schwe­re Gesell­schaft mit begrenz­ter Haf­tung. Sie ist die Schatz­tru­he des Zen­trums und gehört zu 90 Pro­zent dem Künst­ler­prie­ster Rup­nik, der im ver­gan­ge­nen Juni aus dem Jesui­ten­or­den ent­las­sen wur­de. Die Ent­las­sung aus dem Kle­ri­ker­stand und die Exkom­mu­ni­ka­ti­on wur­den von Papst Fran­zis­kus ver­hin­dert, der sei­ne schüt­zen­de Hand über sei­nen Ordens­mit­bru­der Rup­nik und das Zen­trum Alet­ti hält.

Ent­spre­chend han­del­te auch Kar­di­nal­vi­kar Ange­lo De Dona­tis, der für Papst Fran­zis­kus die Diö­ze­se Rom ver­wal­tet. Rup­nik unter­hält seit Jah­ren enge, freund­schaft­li­che Kon­tak­te zu San­ta Mar­ta und zu Kar­di­nal De Dona­tis. Das macht sich posi­tiv bemerk­bar in Momen­ten wie der kano­ni­schen Visi­ta­ti­on, die der Kar­di­nal­vi­kar im Zuge der öffent­li­chen Miß­brauchs­vor­wür­fe gegen Rup­nik am ver­gan­ge­nen 16. Janu­ar anordnete.

Erklä­rung des Vika­ri­ats Rom

Es muß auf­fal­len: Wäh­rend eine gan­ze Rei­he von kon­ser­va­ti­ven und tra­di­ti­ons­na­hen Gemein­schaf­ten, die sich nichts zuschul­den kom­men hat­ten las­sen, außer zu fromm und zu aktiv zu sein, unter Fran­zis­kus mit dem Vor­wand einer kano­ni­schen Visi­ta­ti­on ampu­tiert, zer­schla­gen oder auf­ge­löst wur­den, atte­stiert das Vika­ri­at Rom dem Zen­trum Alet­ti, erwar­tungs­ge­mäß, ein „gesun­des Gemein­schafts­le­ben“. „Beson­de­re kri­ti­sche Pro­ble­me“ konn­ten kei­ne fest­ge­stellt werden.

Nun weiß man, war­um am ver­gan­ge­nen Frei­tag Maria Campa­tel­li, die von Rup­nik ein­ge­setz­te Nach­fol­ge­rin als Lei­te­rin des Zen­trums Alet­ti, von Papst Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen wur­de. Er woll­te ihr per­sön­lich die freu­di­ge Nach­richt des so posi­ti­ven Visi­ta­ti­ons­er­geb­nis­ses mitteilen.

Das Zen­trum Alet­ti ist – abge­se­hen von einem schwar­zen Schaf – durch und durch gesund und kann damit Rom ver­las­sen und sich in einer ande­ren Diö­ze­se sei­ner Wahl nie­der­las­sen, wie es schon län­ger mit San­ta Mar­ta ver­ein­bart ist. Auch das ein­zi­ge „schwar­ze Schaf“, der Grün­der und ehe­ma­li­ge Lei­ter Mar­ko Ivan Rup­nik, darf wei­ter­hin der Gemein­schaft ange­hö­ren und sie de fac­to wei­ter­hin lei­ten. Die Finan­zen kon­trol­liert er ohnehin.

Mit Papst Fran­zis­kus und Kar­di­nal­vi­kar De Dona­tis an sei­ner Sei­te konn­te sich Rup­nik sogar gegen die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on behaup­ten, die bereits sei­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on dekre­tiert hat­te – und auch sein Zen­trum ret­ten. Auch neu­en Auf­trä­gen für das Zen­trum zur Schaf­fung wei­te­rer Kunst­wer­ke steht damit nichts im Weg.

Rup­nik wur­de im ver­gan­ge­nen Juni aus dem Jesui­ten­or­den nicht wegen Miß­brauchs, son­dern wegen Unge­hor­sams aus­ge­schlos­sen. Die ande­ren sechs Jesui­ten der Gemein­schaft ersuch­ten dar­auf­hin um Ent­las­sung aus dem Orden, und so kann Rup­nik mit sei­nen Jün­gern eine ganz eige­ne Gemein­schaft bil­den. Die Ent­schei­dung der Jesui­ten­obe­ren steht zwar noch aus, doch ein Wink ihres ersten Mit­bru­ders auf dem Stuhl Petri könn­te auch die­se letz­te ver­blie­be­ne Ange­le­gen­heit schnell klären. 

Kurz­um: Ende gut, alles gut.

Oder doch nicht? Jeden­falls fin­det sich im Visi­ta­ti­ons­be­richt kein Wort zu Rup­niks Opfern.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: dio​ce​si​di​ro​ma​.it (Screen­shot)

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