
(Rom) Während in Rom die Eröffnung der Synodalitätssynode zelebriert wurde, den Auftakt machte eine Papstmesse auf dem Petersplatz mit den neuen Kardinälen zum Gedenktag des heiligen Franz von Assisi, schloß sich Kardinal Gerhard Müller den Dubia von fünf Mitbrüdern im Kardinalskollegium an. In seiner Erklärung fand er bemerkenswert deutliche und weitreichende Worte.
Mit einer kurzen Erklärung bekundete der deutsche Kardinal, den Papst Benedikt XVI. zum Glaubenspräfekten ernannt hatte, den aber Franziskus bei der ersten sich bietenden Gelegenheit entließ, seine Unterstützung für die Dubia zu zentralen Themen der heute begonnenen Synode, die gegen die kirchliche Glaubens- und Morallehre verstoßen. Kardinal Müller zeigte sich dabei „froh“ darüber, daß „andere auf ihre Weise tun, was notwendig ist“, um Papst Franziskus an „seine von Gott gegebene Verantwortung für den Schutz der Kirche“ zu erinnern.

Mit ihren Dubia vom 21. August fragen die fünf Kardinäle Brandmüller, Burke, Sandoval, Sarah und Zen den Papst konkret, ob die Kirche heute „lehren kann, was im Widerspruch zu dem steht, was sie früher in Fragen des Glaubens und der Moral gelehrt hat“, und ob die Kirche homosexuelle Partnerschaften „segnen“ und Frauen zu Diakonen weihen kann. Da sie nach 40 Tagen noch keine Antwort von Franziskus erhalten hatten, machten sie am Montag ihre Dubia öffentlich bekannt. Santa Marta reagierte mit einem Ablenkungsmanöver.
In seiner Erklärung betonte Kardinal Müller die Ablehnung dessen, was er eine Form von „Neo-Papalismus“ nennt, der alles, was Franziskus sagt, als bindend ausgibt und im Gehorsam einfordert. Es sei keineswegs der Fall, so der Kardinal, daß sich Gläubige allem blindlings zu unterwerfen hätten, was von Franziskus kommt, als ob er die Informationen „direkt vom Heiligen Geist“ empfangen würde. Der ehemalige Glaubenspräfekt erinnert die Gläubigen vielmehr daran, daß die kirchliche Hierarchie mit dem Papst an der Spitze verpflichtet ist, der Wahrheit Christi zu dienen und niemandem sonst.
Kardinal Müller wurde noch deutlicher: Kräfte dieser Welt, die gegen Gottes Ordnung arbeiten, können den Papst und andere Kirchenführer als „eine Autorität benutzen, um die katholischen Massen für die Neue Weltordnung 2030 zu gewinnen“.
Die Anspielung ist ebenso eindeutig wie geballt. Der Kardinal sagt damit, daß es um 1,4 Milliarden Menschen geht, die der katholischen Kirche angehören. Das ist die bei weitem größte Gemeinschaft, oder weltlich gesprochen Organisation, die es weltweit gibt und die zudem eindeutig hierarchisch strukturiert ist. Die „Neue Weltordnung 2030“ meint die UNO-Agenda der sogenannten „nachhaltigen Ziele“ oder Agenda 2030, bei deren Verabschiedung 2015 Papst Franziskus Pate war.
Kardinal Müller fand bereits am Beginn der Corona-Pseudopandemie, einer der größten Irreführungen, deutliche Worte, als er im Mai 2020 zusammen mit anderen Kardinälen und Bischöfen davor warnte, daß „es Mächte gibt, die Corona für den Griff nach der Weltherrschaft mißbrauchen wollen“.
Die Zahl der Kardinäle, die hinter den Dubia stehen, hat sich damit auf sechs erhöht. Vor allem die Anwesenheit von Kardinal Joseph Zen, der grauen Eminenz der chinesischen Untergrundkirche, sorgt für Aufsehen, da er unter den Katholiken weltweit und darüber hinaus wegen seiner Unbeugsamkeit Bewunderung genießt.
Die vollständige Erklärung von Kardinal Müller
Ich habe die katholische Lehre vor allem in den vergangenen zehn Jahren gegen die Pseudomoderne verteidigt und damit vor Gott und in meinem Gewissen meine Verantwortung als Bischof und Kardinal für das Wohl der rechtgläubigen Lehre wahrgenommen. Aber ich bin froh, wenn andere auf ihre Weise tun, was notwendig ist, und den Papst an seine gottgegebene Verantwortung für die Bewahrung der Kirche in der ‚Lehre der Apostel‘ (Apg 2,42) erinnern.
Derzeit gibt es die häretische, karrierefördernde Position, daß Gott sich Papst Franziskus nur durch die direkte Information des Heiligen Geistes offenbart und daß Bischöfe diese himmlischen Erleuchtungen nur blind wiederholen und mechanisch wie sprechende Marionetten weitergeben sollen. Ein Bischof hingegen ist kraft seiner Weihe der Nachfolger der Apostel und der authentische Lehrer des Evangeliums Christi, aber im Kollegium aller Bischöfe mit dem Papst als dem allgegenwärtigen sichtbaren Prinzip der Einheit der Kirche in der geoffenbarten Wahrheit und ihrer sakramentalen Gemeinschaft. Das ist die wahre Lehre vom Primat des Papstes und nicht das Neo-Papsttum derer, die die Kirche Christi der Ideologie des atheistischen und menschenfeindlichen Kapitalismus von Davos ausliefern wollen.
Ihr betrügerischer Vorwand ist die Anpassung des angeblich veralteten Wortes Gottes – als ob uns nicht alle Wahrheit in Christus gegeben worden wäre – an die Maßstäbe einer pseudowissenschaftlichen, ehefeindlichen Anthropologie und einer Kultur des Todes (Abtreibung, Embryonenhandel, Euthanasie, Verstümmelung des Körpers durch sogenannte Geschlechtsumwandlung). Jeder Katholik glaubt an die göttliche und katholische Wahrheit, daß in Petrus die Bischöfe von Rom als seine legitimen Nachfolger eingesetzt sind. Aber als theologisch gebildeter Jünger Christi wendet er sich gegen die Karikatur des Papsttums sowohl in der antirömischen Polemik der Reformatoren der Zeit als auch im papageienhaften Verständnis des nichtkatholischen Neopapalismus oder Papagayismus. Damit setzen sie den katholischen Glauben der Lächerlichkeit einer säkularen Öffentlichkeit aus, die nicht an die Tatsache der geschichtlichen Offenbarung Gottes in Christus glaubt und den Papst – ob sie es merken oder naiv mitmachen, spielt keine Rolle – als Autorität benutzt, um die katholischen Massen, die in ihren Augen rückständig und unaufgeklärt sind, für die Neue Weltordnung 2030 zu gewinnen.
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild:
„Und ich sah: Ein anderes Tier stieg aus der Erde herauf. Es hatte Hörner wie ein Lamm, aber es redete wie ein Drache. Die ganze Macht des ersten Tieres übte es vor dessen Augen aus. Es brachte die Erde und ihre Bewohner dazu, das erste Tier anzubeten, dessen tödliche Wunde geheilt war.“
Off 13,11–12
Der falsche Prophet bereitet dem kommenden Antichristen den Weg.