Liebe Brüder und Schwestern,
schon immer gab und gibt es in der Geschichte die Versuchung eines rein innerlichen Glaubens, welcher der angeblichen Äußerlichkeit eines Ritus, einer Liturgie, ablehnend gegenübersteht. Demgegenüber betont das Zweite Vatikanische Konzil die Bedeutung der göttlichen Liturgie für das Leben der Christen als objektive Vermittlung des Heils.
Das Heilsereignis in Jesus Christus ist eben nicht nur eine Idee oder ein Gefühl, sondern ein lebendiges, konkretes, objektives, historisches Ereignis. Entsprechend kann auch das christliche Beten nicht nur ein rein geistiges, innerliches, subjektives Geschehen sein. Es braucht die Materialität, Konkretheit und Objektivität der Heiligen Schrift, der Sakramente, der liturgischen Riten. Wir Christen haben keine Angst vor dem Leiblichen und Materiellen, weil dieses in Jesus Christus zum Weg des Heils geworden ist. In der Liturgie und insbesondere in der Feier der Sakramente ereignet sich durch das Wirken des Heiligen Geistes die Vergegenwärtigung Christi und die wirkliche Begegnung mit ihm. Das, was die Kirche als Ganze in der Liturgie feiert, möchte dann von jedem einzelnen Christen in den ganz persönlichen Alltag hinein übertragen werden, damit auch das Leben des Einzelnen zu einem geistigen Opfer, zur Hingabe, zum Gottesdienst wird.
Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, lassen wir uns durch die Mitfeier der Liturgie vom Herrn verwandeln. Mit den Gaben von Brot und Wein wandle der Heilige Geist auch uns, damit wir ein Leib und ein Geist werden in Christus und so zu einer Gabe, die Gott wohlgefällt.
Bild: Vatican.va (Screenshot)