(Rom) Für einiges Aufsehen sorgt, daß der Künstlerpriester Marko Ivan Rupnik im Päpstlichen Jahrbuch 2024 als Consultor des römischen Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung angeführt wird. Anderes sollte eigentlich mehr erstaunen.
Der ehemalige Jesuit Marko Ivan Rupnik prägt die offizielle zeitgenössische Sakralkunst wie kein anderer Künstler. In den vergangenen Jahrzehnten gab es kaum ein berühmtes Heiligtum, in dem nicht Werke Rupniks an prominenter Stelle angebracht werden, ob im Vatikan, in Lourdes, in Fatima, in San Giovanni Rotondo, im katholischen Nationalheiligtum der USA in Washington…
Inzwischen ist der slowenische Priester und Künstler offiziell in Ungnade gefallen. In Wirklichkeit ist er weich gefallen. Papst Franziskus tut sich nämlich sehr schwer damit, seine schützende Hand von Rupnik zurückzuziehen. Zuerst bewahrte er ihn vor der bereits festgestellten Exkommunikation, dann rettete er ihn durch Aufrechterhaltung der Verjährungsfristen. Letztere wurden im vergangenen Jahr dann doch aufgehoben, doch scheint man die Sache mit den Mißbrauchsvorwürfen auf die lange Bank zu ziehen.
Die Angabe im neuen Päpstlichen Jahrbuch ist jedoch einem Fehler geschuldet. Rupnik ist nicht mehr Consultor des Gottesdienstdikasteriums. Die Nennung im Annuario Pontificio geht auf eine Schlampigkeit zurück, weil die Angaben der Vorjahresausgaben ungeprüft übernommen wurden.
Papst Franziskus, der zu den großen Förderern seines einstigen Ordensmitbruders gehörte, hatte Rupnik 2017 zum Consultor der Gottesdienstkongregation ernannt. Allerdings wurde er vom Dikasterium als solcher gestrichen.
Der Fehler ist auch daran erkennbar, daß Rupnik im neuen Jahrbuch nicht nur als Consultor, sondern auch noch als Jesuit angeführt wird, obwohl er bereits am 9. Juni 2023 aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen wurde. Seit Oktober 2023 ist Rupnik in der slowenischen Diözese Koper (Capodistria) inkardiniert.
Dem von Rupnik Anfang der 90er Jahre in Rom gegründeten Centro Aletti, dem Dreh- und Angelpunkt seiner künstlerischen Aktivitäten, wurde von der Diözese Rom nach einer Apostolischen Visitation im vergangenen Jahr ein Unbedenklichkeitszertifikat ausgestellt. Eigentlich sollte es wie Rupnik Rom verlassen, doch die Sache ist unklar.
Im vergangenen Jahr hieß es, im Studien- und Forschungszentrum Ezio Aletti, so der vollständige Name, würde bereits der Umzug vorbereitet. Unbekannt war, ob auch die ganze um Rupnik gescharte Gemeinschaft des Zentrums, Laien und Priester, Frauen und Männer, in die Diözese Koper übersiedeln würde.
In Wirklichkeit befindet sich das Centro Aletti immer noch in Rom. Die Internetseite ist aktiv und wird laufend aktualisiert. Rupnik wird unverändert als Mitglied geführt. Es gab auch sonst keine erkennbaren Veränderungen, dafür gibt es aber Stimmen, die besagen, Rupnik sei zwar in Koper inkardiniert, halte sich aber nach wie vor in Rom bei seiner Gemeinschaft auf, deren faktischer Kopf er weiterhin ist. Das sollte eigentlich mehr erstaunen.
Außer dem Ausschluß aus dem Jesuitenorden wurden Rupnik von den kirchlichen Autoritäten keine Sanktionen auferlegt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Annuario Pontificio 2024