„Hat der Heilige Geist wirklich das Parteibuch der Bergoglio-Partei?“

Reportage über die die Pläne, die Ziele und die Männer von Papst Franziskus


Das Wochenmagazin Panorama über die Pläne, Ziele und Männer von Papst Franziskus.
Das Wochenmagazin Panorama über die Pläne, Ziele und Männer von Papst Franziskus.

Das Wochen­ma­ga­zin Pan­ora­ma, ver­gleich­bar dem deut­schen Wochen­ma­ga­zin Focus, ver­öf­fent­lich­te eine Repor­ta­ge über das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus mit der Fra­ge, die unbe­ant­wor­tet bleibt, ob der Papst sich wirk­lich sicher kein kön­ne, daß der Hei­li­ge Geist sich das Par­tei­buch der inner­kirch­li­chen Par­tei­ung von Fran­zis­kus zuge­legt hat.

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Es sei schon wahr, schreibt der Repor­ta­gen-Autor Ales­san­dro Rico, die Kir­che regie­re nicht mit den Ave Maria. Aber es sei eine Sache gewe­sen, einen sol­chen Satz „vom zyni­schen Mon­si­gno­re Paul Mar­cin­kus sagen zu hören“, als die­ser noch Prä­si­dent der Vatik­an­bank IOR war, „aber eine gan­ze ande­re Sache zu sehen, daß Jor­ge Mario Berg­o­glio, der Papst der ‚Kir­che, die hin­aus­geht‘, das Schiff­lein des Petrus auf eine alles ande­re als kol­le­gia­le Wei­se lei­tet“. Dabei hat­te er genau das am Beginn sei­nes Pon­ti­fi­kats angekündigt.

„Fran­zis­kus ist sehr ver­schie­den von sei­nem sanf­ten Vor­gän­ger Joseph Ratz­in­ger. Er ist ein geüb­ter Poli­ti­ker – mit rück­sichts­lo­sen Zügen. In den Räu­men des Vati­kans beschrei­ben ihn eini­ge als har­ten Mann, der sich erwar­tet, daß sei­ne Befeh­le gut und schnell aus­ge­führt werden.“ 

Man­che sind sich sicher, daß sei­ne Ein­la­dun­gen, frei und offen zu spre­chen und ihn auch zu kri­ti­sie­ren, nur dazu gedacht sind, sei­ne Geg­ner zu erken­nen und sie auszuschalten.

„Dar­auf sei Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke her­ein­ge­fal­len mit sei­nen Aus­sa­gen zur Fami­li­en­syn­ode, die ihn die Ent­fer­nung aus dem Amt des Gerichts­prä­si­den­ten der Ober­sten Signa­tur kosteten.“

Ein wei­te­res Bei­spiel nennt Rico das Päpst­li­che Insti­tut Johan­nes Paul II. für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie, das sich dem päpst­li­chen Kurs von Amo­ris lae­ti­tia nicht anschloß und des­halb „gesäu­bert“ wurde.

„Gleich­zei­tig beeilt sich Berg­o­glio die ‚Sei­nen‘ in Schlüs­sel­po­si­tio­nen zu set­zen: Das beweist die Art, mit der er das Kol­le­gi­um der Papst­wäh­ler revo­lu­tio­niert hat.“

Mit ande­ren Worten:

„Fran­zis­kus hat sich eine regel­rech­te Par­tei der Getreu­en geschaffen.“

Ob die­se ihm aus Über­zeu­gung oder mehr aus Angst fol­gen, sei dahingestellt.

„Wie es scheint, will er die Brüder nicht im Glauben bestärken“ 

Die vom Papst ein­ge­lei­te­ten Maß­nah­me zum per­so­nel­len Umbau des Vati­kans und der wich­ti­gen Bischofs­sit­ze welt­weit, „die Ver­welt­li­chung der Kir­che, die Öff­nung gegen­über dem Islam und die Nach­gie­big­keit gegen­über dem chi­ne­si­schen Regime schei­nen die Gläu­bi­gen aber nicht zu begeistern.“

Der Kir­che von Fran­zis­kus, so Rico, lau­fen die Gläu­bi­gen davon. Der Anteil der Ita­lie­ner, die sich als Katho­li­ken beken­nen, ist laut Erhe­bung des Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tuts Doxa unter Fran­zis­kus um 7,7 Pro­zent zurück­ge­gan­gen. Das vati­ka­ni­sche Jahr­buch weist allein von 2016 auf 2017 einen Rück­gang von 387 Prie­stern aus. Das ita­lie­ni­sche Innen­mi­ni­ste­ri­um ver­zeich­ne­te in den ersten drei Jah­ren sei­nes Pon­ti­fi­kats einen Abbau von 55 Pfar­rei­en. Die Teil­neh­mer­zahl an den Mitt­wochs­au­di­en­zen hat sich zwi­schen 2013 (dem ersten Jahr des Pon­ti­fi­kats) und 2016 hal­biert. Obwohl Fran­zis­kus der erste Papst aus Latein­ame­ri­ka ist, konn­te er dort die mas­si­ve Abwan­de­rung von Katho­li­ken zu pro­te­stan­ti­schen Sek­ten nicht stop­pen. Soll­te der Trend anhal­ten, könn­te es in weni­gen Jahr­zehn­ten in Bra­si­li­en mehr Pro­te­stan­ten als Katho­li­ken geben.

Als Grund für die­se Ent­wick­lung zitiert Rico einen Vati­ka­ni­sten, der anonym blei­ben will:

„Der Papst spricht mehr wie der UNO-Gene­ral­se­kre­tär oder der Chef von Green­peace, als der Nach­fol­ger des Petrus. Wie es scheint, will er die Brü­der nicht im Glau­ben bestär­ken, son­dern von der Welt bewun­dert werden.“

Agno­sti­ker und Pro­gres­si­ve schät­zen Fran­zis­kus, so Rico, die Katho­li­ken aber sind irri­tiert von ihm „und den Prä­la­ten in sei­nem Umfeld: alle­samt für die Ein­wan­de­rung und ver­bis­se­ne Geg­ner der Populisten“.

„Die Schafe verlassen den Stall“

Wenn der Kle­rus aber die Ver­tei­di­gung der nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te ver­nach­läs­si­ge, und sich nur mehr um das Will­kom­men­hei­ßen küm­mert, „ist er nicht mehr glaub­wür­dig“, zitiert Pan­ora­ma den Fun­da­men­tal­theo­lo­gen und Pfar­rer des Erz­bis­tums Bolo­gna, Don Alfre­do Mor­sel­li. Er sei dann nicht ein­mal mehr glaub­wür­dig, wenn er sei­ne aller­er­ste Auf­ga­be, die Lit­ur­gie, ver­rich­tet, wenn er also seg­net oder die Beich­te abnimmt.

„Es herrscht Bestür­zung unter den Katho­li­ken: Die Scha­fe ver­las­sen den Stall“, so Don Morselli.

Die­sel­be Bestür­zung herr­sche auch unter den Priestern.

„Wer sich nicht anpaßt, wird bestraft. Mehr noch: Semi­na­ri­sten, die für zu tra­di­tio­na­li­stisch gehal­ten wer­den, tun sich schwer, zur Wei­he zuge­las­sen zu wer­den. Eini­ge wur­den mit einer absur­den Begrün­dung hin­aus­ge­wor­fen: Sie haben zuviel gebetet…“

Um sei­ner Par­tei­ung in der Kir­che mehr Gewicht zu ver­schaf­fen, stärkt Fran­zis­kus den Ein­fluß des Jesui­ten­or­dens, dem er ange­hört, und des­sen „lin­ken Flü­gel er sponsert“.

Dabei gehe es Berg­o­glio, so Pan­ora­ma, gar nicht so sehr um den Orden und des­sen Anse­hen. Rico zitiert den Vati­ka­ni­sten Edward Pen­tin vom Natio­nal Catho­lic Regi­ster mit den Worten:

„In der Ver­gan­gen­heit hat­te er ein stür­mi­sches Ver­hält­nis zu den Jesui­ten. Er stand ihnen nie so nahe, wie man das ver­mu­ten könnte.“

„Mehrheit der Papst-Wähler ist bergoglianisch“

Ihm gehe es wohl eher um „sein eige­nes Spiel“, so Ricos Mut­ma­ßung. Hen­ry Sire, der unter dem Pseud­onym Mar­can­to­nio Colon­na 2017 das Buch „Der Papst-Dik­ta­tor“ ver­öf­fent­lich­te, spricht davon, daß Berg­o­glio eine „auto­ri­tä­re Per­sön­lich­keit“ habe. Das erin­ne­re an Juan Peron, der imstan­de war, von rechts nach links zu wech­seln. Berg­o­glio ver­mei­de die direk­te Kon­fron­ta­ti­on und sage sei­nen Gesprächs­part­ner, was die­se ger­ne hören wol­len. Das alles, um dann nach sei­nem Kopf han­deln zu können.

Die­ses Ver­hal­ten sei weit von dem gut­mü­tig, ja fast kum­pel­haft wir­ken­den Papst ent­fernt, als der sich Fran­zis­kus in der Öffent­lich­keit zei­ge. Die Ent­las­sung von Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler als Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zei­ge einen ganz ande­ren Fran­zis­kus. Eben­so schwäch­te er einen ande­ren „unbe­que­men“ Kar­di­nal, Robert Sarah, indem er des­sen Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on per­so­nell ent­spre­chend umbesetzte.

Gleich­falls mache er es auch mit dem Kol­le­gi­um der Papst­wäh­ler, das er ziel­stre­big umformt. 

„In sechs Jah­ren des Pon­ti­fi­kats hat Fran­zis­kus 67 neue Kar­di­nal-Wäh­ler kreiert.“ 

Obwohl Paul VI. deren Höchst­zahl mit 120 fest­leg­te, sind es der­zeit 128, „und die Mehr­heit ist ohne Zwei­fel bergoglianisch“.

Die jüng­sten Ernen­nun­gen vom 5. Okto­ber haben die Migra­ti­ons-Agen­da ver­deut­licht, so Rico, vor allem mit der Kar­di­nals­er­he­bung des Jesui­ten Micha­el Czer­ny, Lei­ter der Vati­kan-Abtei­lung für Migran­ten und Flücht­lin­ge, des­sen Kar­di­nals­wap­pen eine Dar­stel­lung von Boots­flücht­lin­gen zeigt. In die glei­che Rich­tung wei­se das Migran­ten­denk­mal, das auf dem Peters­platz gezeigt wurde. 

Die päpst­li­che Agen­da ken­ne in der Migra­ti­ons­fra­ge kei­ne Dif­fe­ren­zie­rung wie sie der Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che kennt. „Über­haupt scheint die Ein­hal­tung der Geset­ze für die Berg­o­glio-Par­tei kei­ne Prio­ri­tät zu haben“, so Pan­ora­ma. Der päpst­li­che Almo­se­ni­er, Kon­rad Kra­jew­ski – auch ihn mach­te Fran­zis­kus zum Kar­di­nal – beging im ver­gan­ge­nen Mai einen offe­nen Geset­zes­bruch zugun­sten von Hausbesetzern.

Zu den neu­en Kar­di­nä­len gehört ein wei­te­rer Jesu­it, Jean-Clau­de Hol­le­rich. Rico fragt nach Hol­le­richs Ver­dien­sten, um die Pur­pur­wür­de zu verdienen:

„Viel­leicht dafür, daß er den Lega-Vor­sit­zen­den, Matteo Sal­vi­ni, wegen des Her­zei­gens des Rosen­kran­zes abge­kan­zelt hat? Oder weil er sich am 4. Okto­ber zusam­men mit dem [links­ra­di­ka­len, öko­so­zia­li­sti­schen] Glo­ba­li­sie­rungs­geg­ner Luca Casa­ri­ni von der NGO Medi­ter­ra­nea foto­gra­fie­ren hat lassen?“

„Ein Teil der Jesuiten arbeitet für die Errichtung einer Anti-Kirche“

Rico ver­weist wei­ters auf einen Fix­punkt bei jeder Aus­lands­rei­se von Fran­zis­kus: Er trifft sich jeweils mit der ört­li­chen Gemein­schaft der Jesui­ten. „Die­se zie­len seit Jahr­zehn­ten auf die Kir­chen­spit­ze ab“, so der Autor. Er zitiert dazu den Theo­lo­gen Don Nico­la Bux, einen engen Freund von Bene­dikt XVI., der kla­re Wor­te findet: 

„Seit den 60er Jah­ren tritt ein ‚fehl­ge­lei­te­ter‘ Teil der Jesui­ten für ein Pro­gramm zum Umsturz der Glau­bens­leh­re und zur Errich­tung einer Art von Neo- oder Anti-Kir­che ein.“

Don Bux führt auf die­ses kul­tu­rel­le Milieu auch die Ursprün­ge der Leug­nung der Gott­heit Chri­sti zurück, die von Euge­nio Scal­fa­ri in sei­ner Kolum­ne zum Syn­oden­be­ginn in La Repubbli­ca Fran­zis­kus zuge­schrie­ben wurde:

„Ja, der Vati­kan hat demen­tiert, aber aus Erfah­rung kann ich sagen, daß im Gefol­ge der Theo­lo­gie von Karl Rah­ner es unter den Jesui­ten wel­che gibt, die sol­che The­sen vertreten.“

Im päpst­li­chen Umfeld fin­den sich, so Rico, eine gan­ze Rei­he von „extre­men Per­sön­lich­kei­ten“, dar­un­ter die Jesui­ten Anto­nio Spa­da­ro (Anti-Sou­ve­rä­nist) und James Mar­tin (Regen­bo­gen-Theo­lo­ge).

Ende Sep­tem­ber wur­de James Mar­tin von Fran­zis­kus emp­fan­gen und schrieb anschließend:

„Ich habe eine Pri­vat­au­di­enz bekom­men, in der ich die Freu­den und Hoff­nun­gen, die Schmer­zen und Sor­gen der LGBT-Katho­li­ken und der LGBT-Per­so­nen in der Welt mit­ge­teilt habe.“ 

„Schließ­lich“, so Rico, „wer ist denn der Papst, um zu ver­ur­tei­len?“ Eine Anspie­lung auf den berühmt-berüch­tig­sten Satz des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats, den Fran­zis­kus Ende Juli 2013 auf dem Rück­flug von Rio de Janei­ro im Zusam­men­hang mit der Homo­se­xua­li­tät sagte.

Es gebe aber auch Jesui­ten, so Rico, die bis zur Häre­sie gehen:

„Der Jesui­ten­ge­ne­ral, Arturo Sosa Abas­cal, der als Fran­zis­kus sehr nah­ste­hend gilt, ist berühmt für sei­ne Leug­nung der Exi­stenz des Satans.“

Pan­ora­ma erwähnt auch Msgr. Matteo Zup­pi, den Fran­zis­kus zum Erz­bi­schof von Bolo­gna und zum Kar­di­nal mach­te. Des­sen Pro­gramm für sein Erz­bis­tum bestehe vor allem aus Migran­ten-Agen­da und islam­freund­li­chem, inter­re­li­giö­sem Dia­log auf der Linie des Abu-Dha­bi-Doku­ments. Ein Doku­ment, „das nach reli­giö­ser Gleich­gül­tig­keit riecht, wenn es etwa der ‚Gött­li­chen Weis­heit‘ zuschreibt, ‚den Plu­ra­lis­mus und die Ver­schie­den­heit der Reli­gio­nen‘ geschaf­fen zu haben“.

Bergoglios Personalpolitik: „schwache, kontrollierbare Persönlichkeiten“

Es fal­le zudem auf, daß Fran­zis­kus in Sachen sexu­el­lem Miß­brauch durch Kle­ri­ker zwar Refor­men ankün­dig­te, aber wenig Kon­kre­tes tat. Des­halb sei­en die Miß­brauchs­op­fer vom Anti-Miß­brauchs­gip­fel im ver­gan­ge­nen Febru­ar im Vati­kan auch ent­täuscht wor­den. Hen­ry Sire sagt, daß Fran­zis­kus, jen­seits der Image-Initia­ti­ven, sich mit Per­so­nen „von zwei­fel­haf­ter Moral“ umgibt, also Per­so­nen, die „sehr schwach und kon­trol­lier­bar“ sind. 

Die­ses Muster, so Edward Pen­tin, habe Berg­o­glio bereits in sei­ner Zeit in Bue­nos Aires angewandt.

Als Erz­bi­schof in der argen­ti­ni­schen Haupt­stadt, hat­te Berg­o­glio 1999 Juan Car­los Mac­ca­ro­ne zu sei­nem Weih­bi­schof gemacht. 2005 wur­de Mac­ca­ro­ne von Papst Bene­dikt XVI. sei­nes Amtes ent­ho­ben, als ein Video auf­tauch­te, das ihn mit einem Stri­cher zeig­te. Berg­o­glio ver­tei­dig­te ihn den­noch ener­gisch und sprach von einem „Kom­plott“ gegen Mac­ca­ro­ne, weil die­ser „lin­ker Ideen“ habe.

In die­se Kate­go­rie fällt in jün­ge­rer Zeit auch der Fall von Gustavo Zan­chet­ta, den Fran­zis­kus zum Bischof von Oran gemacht hat­te. Im ver­gan­ge­nen Juni erhob die argen­ti­ni­sche Staats­an­walt­schaft for­mal Ankla­ge wegen „fort­ge­setz­ten sexu­el­len Miß­brauchs“ zu Lasten von Semi­na­ri­sten sei­nes eige­nen Prie­ster­se­mi­nars. Als es für den Bischof in sei­nem Bis­tum eng wur­de, hol­te ihn Fran­zis­kus in den Vati­kan und ver­schaff­te ihm einen rang­ho­hen Posten bei der Apo­sto­li­schen Güter­ver­wal­tung APSA. Im Früh­jahr nahm Zan­chet­ta zusam­men mit Fran­zis­kus an den Fasten­ex­er­zi­ti­en der Römi­schen Kurie teil. Fran­zis­kus recht­fer­tig­te sich vor weni­gen Mona­ten in einem Inter­view mit einem mexi­ka­ni­schen Fern­seh­sen­der mit Gedächt­nis­lücken. Er habe geglaubt, daß das Han­dy Zan­chet­tas, auf dem kom­pro­mit­tie­ren­de Bil­der gefun­den wur­den, „gehackt“ wor­den sei. Fran­zis­kus gab zu, daß der Bischof „öko­no­misch schlam­pig“ sei, aber sei­ne „Sicht­wei­se ist gut“.

An sol­chen Fäl­len von umstrit­te­ner För­de­rung und dem Decken von zwei­deu­ti­gen Per­so­nen „gab es meh­re­re“, so Rico unter Ver­weis auf den Vati­kan­di­plo­ma­ten Bat­ti­sta Ric­ca und des­sen Zeit an der Nun­tia­tur in Mon­te­vi­deo mit ver­däch­ti­gem männ­li­chem Anhang, einer Schlä­ge­rei in einem Schwu­len­lo­kal, einem Zwangs­stopp in einem fest­hän­gen­den Auf­zug der Nun­tia­tur in kom­pro­mit­tie­ren­der Pose mit einem Jugend­li­chen und einem Kof­fer mit Pisto­le, Kon­do­men und Por­no-Fil­men. Fran­zis­kus aber beför­der­te ihn zu sei­nem per­sön­li­chen Ver­tre­ter bei der Vatik­an­bank IOR. Ric­ca ist Direk­tor von San­ta Mar­ta.

Koor­di­na­tor des 2013 von Fran­zis­kus geschaf­fe­nen Kar­di­nals­ra­tes, der ihn bei der Kuri­en­re­form und der Lei­tung der Welt­kir­che bera­ten soll, ist der Hon­du­ra­ner Oscar Kar­di­nal Rodri­guez Mara­dia­ga, der sowohl durch finan­zi­el­le Unre­gel­mä­ßig­kei­ten als auch durch erwie­se­ne „Blind­heit“ gegen­über den homo­se­xu­el­len Akti­vi­tä­ten sei­nes Weih­bi­schofs auf­fiel. Die Unre­gel­mä­ßig­kei­ten betref­fen nicht nur Geld sei­nes Erz­bis­tums und der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Hon­du­ras, son­dern auch das Fami­li­en­ver­mö­gen des ehe­ma­li­gen hon­du­ra­ni­schen Bot­schaf­ters beim Hei­li­gen Stuhl. Des­sen Wit­we klagt den Kar­di­nal an, ihren inzwi­schen ver­stor­be­nen Mann zu Inve­sti­tio­nen gedrängt zu haben, für deren Serio­si­tät der Pur­pur­trä­ger mit sei­nem Namen gebürgt habe. Der von einem mus­li­mi­schen Geschäfts­mann ver­wal­te­te Lon­do­ner Invest­ment­fonds löste sich dann aber in Luft auf – und das Geld mit ihm. Die Wit­we bat Papst Fran­zis­kus um Hil­fe, doch aus dem Vati­kan kam bis­her kei­ne Reak­ti­on. Kar­di­nal Mara­dia­ga ist wei­ter­hin in Amt und Wür­den, wur­de von Fran­zis­kus kurz ange­bun­den ver­tei­digt und hat wei­ter­hin direk­ten Zugang zum Papst.

„Franziskus ist Vertreter einer Minderheit, die die Macht ergriffen hat“

Zu einer Fra­ge, so Pan­ora­ma, sei­en sich die Beob­ach­ter aller­dings uneins:

„Will Fran­zis­kus die Kir­che jetzt revo­lu­tio­nie­ren, oder will er die ersten Stei­ne zu einem Gebäu­de legen, das erst nach ihm voll­endet wer­den soll?“

Jose Anto­nio Ure­ta, Autor des 2018 in eng­li­scher, spa­ni­scher, por­tu­gie­si­scher und ita­lie­ni­scher (lei­der nicht auch in deut­scher) Spra­che erschie­ne­nen Buches „Der ‚Para­dig­men­wech­sel‘ von Papst Fran­zis­kus. Kon­ti­nui­tät oder Bruch in der Mis­si­on der Kir­che? Fünf­jah­res­bi­lanz sei­nes Pon­ti­fi­kats“, ver­si­cher­te gegen­über dem Wochenmagazin:

„Berg­o­glio ist sich bewußt, der Ver­tre­ter einer Min­der­heit zu sein, die mit einem geschick­ten Manö­ver die Macht ergrif­fen hat.“

Tat­sa­che sei, so Ure­ta, „daß Fran­zis­kus die Refor­men so schnell als mög­lich voll­enden will auch um den Preis, dafür ein Schis­ma zu riskieren“.

Obwohl es viel Unbe­ha­gen und Unru­he in der Kir­che gebe, setzt Fran­zis­kus sei­nen Kurs fort, der­zeit mit der Ama­zo­nas­syn­ode, die zur Zulas­sung von ver­hei­ra­te­ten Prie­stern und einer Aner­ken­nung der Befrei­ungs­theo­lo­gie in „grü­ner Sau­ce“ füh­ren könn­te, obwohl das hef­ti­ge Reak­tio­nen zur Fol­ge haben dürfte.

Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster betont dage­gen, daß Fran­zis­kus, wie er es in Evan­ge­li­um gau­di­um geschrie­ben hat, auf „lan­ge Sicht“ pla­ne und nicht unbe­dingt „sofort Ergeb­nis­se“ erwar­te. Er wol­le „Pro­zes­se ansto­ßen“, die sich irgend­wann in der Zukunft voll­enden wer­den, aber – und das scheint zen­tral – „irrever­si­bel“ sein sol­len. Er ver­su­che die von ihm ein­ge­schla­ge­ne Rich­tung so abzu­si­chern, daß auch nach ihm kein Zurück mög­lich ist. Dazu gehö­re es vor allem, Mehr­hei­ten in einem künf­ti­gen Kon­kla­ve zu schaf­fen, die einen Nach­fol­ger auf sei­ner Linie sicherstellen.

Pan­ora­ma zitiert dazu aller­dings auch Don Bux:

„Ent­we­der sagen wir, daß die Kir­che eine rein mensch­li­che Rea­li­tät ist, dann rei­chen poli­ti­sche Stra­te­gien aus, um sie zu for­men, oder wir erken­nen, daß es auch eine über­na­tür­li­che Varia­ble gibt, mit der frü­her oder spä­ter zu rech­nen sein wird.“

Als Resü­mee schreibt Rico:

„Die­se ‚Kir­che, die hin­aus­geht‘, ist in Wirk­lich­keit ein­ge­bun­ker­ter denn je. Sie wird bela­gert von Skan­da­len und erschüt­tert von Macht­kämp­fen. Zum Plan Berg­o­gli­os bleibt die berech­tig­te Fra­ge: Hat sich der Hei­li­ge Geist wirk­lich das Par­tei­buch der inner­kirch­li­chen Par­tei­ung von Papst Fran­zis­kus zugelegt?“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Pan­ora­ma (Screen­shot)

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