(Rom) Der Vatikan reagierte auf Berichte über ein Geheimtreffen zur bevorstehenden Amazonassynode. Der Vatikanist Marco Tosatti sprach von einem „mysteriösen, deutschen Geheimtreffen“, das am vergangenen Dienstag „in der Nähe von Rom“ stattfand. Daran nahmen mehrere Kardinäle, Bischöfe und Theologen teil, die zwei Merkmale aufwiesen: es handelte sich um enge Vertraute von Papst Franziskus und vorwiegend um Vertreter aus dem deutschen Sprachraum.
Die Enthüllung des Geheimtreffens scheint das päpstliche Umfeld ziemlich gestört zu haben. Der interimistische Vatikansprecher Alessandro Gisotti reagierte gestern mit einem halben Dementi. Es habe sich nicht um ein geheimes, sondern nur um ein diskretes Treffen gehandelt.
Wörtlich sprach Gisotti von einem „nichtöffentlichen Studientreffen“ der Red Eclesial Panamazonica (REPAM). Dieses Netzwerk war im Herbst 2014 eigens zur Vorbereitung der Amazonassynode gegründet worden, obwohl diese offiziell erst im Herbst 2017 von Papst Franziskus angekündigt wurde. REPAM wird von Kardinal Hummes und dem emeritierten, österreichischen Missionsbischof Erwin Kräutler kontrolliert. Beide sind für ihre radikal-progressiven Positionen bekannt und fordern unter anderem die Abschaffung des priesterlichen Zölibats und das Frauenpriestertum. Die Umsetzung beider Ziele verfolgen sie mit der Sondersynode.
So wie Kardinal Kasper, der Verfechter der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten, von Franziskus zum Stichwortgeber der Familiensynode (2014/2015) gemacht wurde, wurden Kardinal Hummes und Bischof Kräutler von Franziskus mit der inhaltlichen Vorbereitung der Amazonassynode beauftragt. Der regierende Papst stellt mit solchen Personalentscheidungen die Weichen seines Pontifikats.
Schlüsselpositionen noch einseitiger besetzt
Hummes wurde von Franziskus auch zum Generalrelator der Amazonassynode ernannt. Damit konzentriert der Papst im Vergleich zur Familiensynode noch mehr alle Schlüsselpositionen in der Hand der ihm nahestehenden Richtung. Die Maßnahmen verstärken die Befürchtungen einer Synode mit vorgefertigten Ergebnissen. Entsprechende Vorwürfe, die sich als zutreffend erwiesen, wurden von 13 Kardinälen bereits am Beginn der zweiten Familiensynode 2015 erhoben.
Die massive deutsche Präsenz („und mehrere Italiener“) bei dem „diskreten“ Geheimtreffen nahe Roms verdeutlicht, wer das größte Interesse an der Amazonassynode und ihrer tieferen Agenda hat. Die Amazonas-Bewohner, um die es vordergründig gehen soll, offensichtlich nicht. Von ihnen war kein Vertreter anwesend.
Der Punkt ist von Relevanz: Damit wird eine der verbalen Hauptbetonungen zur Amazonassynode deutlich relativiert, die behauptet, eine Indio-Theologie (als Teil der Ökobefreiungstheologie) zu vertreten, die einem „europäischen Kulturimperialismus“ entgegengesetzt wird. Die Anti-Europäer sind allerdings nichts anderes als Europäer, die ihrerseits die Indios in einen Konflikt treiben und ihnen ihr Denken aufzwingen wollen. In diesem Kontext ist auch zu sehen, daß Papst Franziskus 500 Jahre Christianisierung Amerikas keine Reise wert ist.
Laut dem Vatikanisten Edward Pentin vom National Catholic Register waren rund 30 Personen bei dem Geheimtreffen anwesend. Vatikansprecher Gisotti bestritt zwar den geheimen Charakter – allerdings erst nach Enthüllung des Treffens –, bestätigte aber mit dem Hinweis auf ein „Studientreffen“ indirekt, daß bei der hochrangigen Begegnung inhaltliche Weichen zur Amazonassynode gestellt wurden. Den Ton in der Synode geben jedenfalls „die Deutschen“ an.
Das „diskrete“ Treffen fand in einem Einkehrhaus vor den Toren Roms des Frauenordens Ancillae Christi Regis statt.
Kardinal Schönborn, der Erzbischof von Wien, sollte auch anwesend sein, mußte die Teilnahme aber aus gesundheitlichen Gründen absagen, wie sein Pressesprecher Michael Prüller sagte. Interessant an der Wortmeldung Prüllers war, daß er als erster das Geheimtreffen bestätigte.
Verstaubtes „Denken der 70er Jahre“
Laut Austen Ivereigh, einem überzeugten Bergoglianer, waren ein zentrales Thema des Treffens „die theologischen Implikationen der Weihe von verheirateten Männern zu Priestern“. Ivereigh enthüllte im Herbst 2014 in seiner Biographie von Kardinal Murphy O’Connor erstmals die Existenz einer organisierten Gruppe zur Vorbereitung und Durchsetzung der Wahl von Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum Papst. Ivereigh nannte die Gruppe Team Bergoglio. Tatsächlich enthüllte er damit als erster die Existenz der Geheimgruppe von Sankt Gallen, die sich, so ihr Mitglied, der inzwischen verstorbene Kardinal Danneels, selbst als „Mafia“ bezeichnete.
Die Quelle, die Pentin das „diskrete“ Treffen enthüllte, widersprach der Sprachregelung von Vatikan und REPAM, die Amazonassynode diene einige Aspekte „neu zu denken“. In Wirklichkeit gehe es darum, „altes Material“ vorgefertigt zu reaktivieren. „Vorwiegend deutsche Theologen“ holen verstaubte „Ordner aus dem Schrank“ und versuchen „das darin enthaltene Denken der 70er Jahre“, das sie damals nicht durchsetzen konnten, nun durchzusetzen. Damit bestätigte die Quelle, daß die Ergebnisse der Amazonassynode vorgefertigt bereitstehen und die Synode nur Vorwand und Fassade für die Durchsetzung einer alt-alten kirchlichen 68er-Agenda ist. Dieser Vorwurf fand in Verlauf und Ergebnis der Familiensynode eine Bestätigung.
Maike Hickson rief auf LifeSiteNews in Erinnerung, daß „diskrete“ Geheimtreffen auch vor den Familiensynoden stattfanden.
Die „neuen Wege“, die Papst Franziskus mit den Bischofssynoden und der „Synodalität“ gehen will – von „neuen Wegen“ spricht der Untertitel der Amazonassynode – erweisen sich in Wirklichkeit als gelenkte Ereignisse mit vorgefertigten Ergebnissen, die das Gegenteil der behaupteten, „geistgelenkten“ Parrhesie sind. Anspruch und Wirklichkeit klaffen laut Beobachtern mehr auseinander denn je.
Die Agenda ist geschnürt. Das diskrete Geheimtreffen vor den Toren Roms diente diesem Zweck. Es bestätigt, daß das argentinische Pontifikat in Wirklichkeit ein „deutsches“ Pontifikat“ ist. Ein deutsches Gegenpontifikat zum Pontifikat von Benedikt XVI.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: REPAM (Screenshot)
Der Rhein floß offenbar nicht nur in den Tiber, sondern auch in den Parana.
Gott gab den Menschen einen freien Willen. Und das aus gutem Grund. Wenn Menschen von Menschen gezwungen werden anders zu denken, reden und handeln, dann widerspricht das eindeutig dem Willen Gottes. Wer Zwang ausübt ist kein Diener Gottes und erst recht nicht sein Stellvertreter.