Der Dammbruch. Die Kirche und die Homosexualität: Geschichte einer Kapitulation

Der lange Weg von Druck und Erpressung


Fiducia supplicans ist der Dammbruch, der die Kapitulation der katholischen Kirche vor der Homo-Lobby anzeigt, so die Autoren Ureta und Loredo, die in ihrem neuen Buch den jahrzehntelangen Druck auf die Kirche und die Etappen dieses Dammbruchs nachzeichnen – und zum Widerstand aufrufen
Fiducia supplicans ist der Dammbruch, der die Kapitulation der katholischen Kirche vor der Homo-Lobby anzeigt, so die Autoren Ureta und Loredo, die in ihrem neuen Buch den jahrzehntelangen Druck auf die Kirche und die Etappen dieses Dammbruchs nachzeichnen – und zum Widerstand aufrufen

Homo­se­xua­li­tät ist das bedrücken­de The­ma, mit dem seit den 80er Jah­ren – mit dem Auf­tre­ten von AIDS – offen­siv und in immer grö­ße­rem Stil zum Kul­tur­kampf gegen die Fami­lie, die öffent­li­chen Sit­ten, das Natur­recht und die Kir­che gebla­sen wird. Die inter­na­tio­na­le Ver­ei­ni­gung Tra­di­ti­on, Fami­lie und Pri­vat­ei­gen­tum (TFP) leg­te nun mit dem Buch „Der Damm­bruch. Die Kir­che und die Homo­se­xua­li­tät: Geschich­te einer Kapi­tu­la­ti­on“ den Fin­ger in die Wun­de. In sie­ben Spra­chen wird das Buch von José Anto­nio Ure­ta und Julio Lore­do ver­öf­fent­licht. Die eng­li­sche und die ita­lie­ni­sche Aus­ga­be lie­gen nun vor, die wei­te­ren Über­set­zun­gen sol­len dem­nächst folgen.

Anzei­ge

Mit der römi­schen Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans, so die Autoren, habe die kirch­li­che Auto­ri­tät vor der Homo-Lob­by kapi­tu­liert. Das Buch, eine drin­gend not­wen­di­ge Ana­ly­se, wird, so die Her­aus­ge­ber, „allen Kar­di­nä­len und einer sehr gro­ßen Anzahl von Bischö­fen, Prie­stern und Aka­de­mi­kern übermittelt“.

Das Autoren­duo hat­te bereits 2023 den Best­sel­ler „Der syn­oda­le Pro­zeß: eine Büch­se der Pan­do­ra“ mit einem Vor­wort von Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke vor­ge­legt, der auch in die Hän­de von Papst Fran­zis­kus gelang­te, der auf einer flie­gen­den Pres­se­kon­fe­renz wenig erfreut dazu Stel­lung nahm.

In der Pres­se­er­klä­rung des Ver­lags zur Vor­stel­lung der ita­lie­ni­schen Aus­ga­be von „Der Damm­bruch“ heißt es:

„Der Damm­bruch“, das neue Buch von Ure­ta und Loredo

In einem Pon­ti­fi­kat, das von auf­se­hen­er­re­gen­den Hand­lun­gen geprägt war, hat­ten nur weni­ge eine so welt­wei­te Wir­kung wie Fidu­cia Sup­pli­cans, die Erklä­rung des Dik­aste­ri­ums für die Glau­bens­leh­re, die vom neu­en Prä­fek­ten, Kar­di­nal V. M. Fernán­dez, unter­zeich­net und von Papst Fran­zis­kus im Dezem­ber 2023 per­sön­lich geneh­migt wur­de. Das Doku­ment gibt grü­nes Licht für die prie­ster­li­che Seg­nung von Paa­ren in irre­gu­lä­ren Lebens­ge­mein­schaf­ten, ein­schließ­lich gleich­ge­schlecht­li­cher Paare.

Es ist unge­wöhn­lich, daß gan­ze Epi­sko­pa­te, maß­geb­li­che Kar­di­nä­le und Bischö­fe, Pro­fes­so­ren der Moral­theo­lo­gie und des Kir­chen­rechts, zahl­lo­se in der Seel­sor­ge täti­ge Prie­ster und über fünf Kon­ti­nen­te ver­streu­te katho­li­sche Gläu­bi­ge nega­tiv auf ein offi­zi­el­les Doku­ment des Hei­li­gen Stuhls reagieren.

Die­se Reak­tio­nen haben Kar­di­nal Fernán­dez und den Papst selbst in die Not­wen­dig­keit ver­setzt, Klar­stel­lun­gen und Erläu­te­run­gen zu geben, die im all­ge­mei­nen nur noch mehr Rat­lo­sig­keit und Ver­wir­rung gestif­tet haben. Solan­ge das, was aus­drück­lich in dem Doku­ment steht, nicht gestri­chen wird, erscheint das, was in unsi­che­rer, manch­mal impro­vi­sier­ter Spra­che gesagt wird, den mei­sten Men­schen unbe­deu­tend. Zum Bei­spiel, wenn künst­li­che Unter­schei­dun­gen zwi­schen gleich­ge­schlecht­li­chen Paa­ren und gleich­ge­schlecht­li­chen Ver­bin­dun­gen gemacht werden.

Im Zusam­men­hang mit die­ser bei­spiel­lo­sen inter­na­tio­na­len Kon­tro­ver­se, die durch Fidu­cia Sup­pli­cans aus­ge­löst wur­de, fehlt eine gründ­li­che Unter­su­chung dar­über, wie sich seit meh­re­ren Jahr­zehn­ten eine mäch­ti­ge Homo-Lob­by inner­halb der katho­li­schen Kir­che eta­bliert hat. Eine Lob­by, die sowohl im Bereich des sozia­len Akti­vis­mus als auch in der aka­de­mi­schen und theo­lo­gi­schen Sphä­re geschickt agiert hat, mit dem Ziel, den schwer sünd­haf­ten Cha­rak­ter, den die Kir­che homo­se­xu­el­len Hand­lun­gen zuschreibt, aus der katho­li­schen Leh­re zu eli­mi­nie­ren und sie sogar als authen­ti­sche Zei­chen der christ­li­chen Lie­be zuzulassen.

Um die­se Lücke zu schlie­ßen, wird das Buch der Wis­sen­schaft­ler José Anto­nio Ure­ta und Julio Lore­do: „Der Damm­bruch. Die Kapi­tu­la­ti­on von Fidu­cia sup­pli­cans vor der Homo-Lob­by“ [so der ita­lie­ni­sche Buch­ti­tel] von Tra­di­ti­on, Fami­lie und Pri­vat­ei­gen­tum in sie­ben Spra­chen her­aus­ge­ge­ben. Die 117 Sei­ten des sehr gut les­ba­ren und akri­bisch beleg­ten Buches zei­gen zuver­läs­sig, daß die Ankunft des argen­ti­ni­schen Prä­la­ten [V. M. Fernán­dez] an der Spit­ze des Glau­bens­dik­aste­ri­ums und sei­ne durch­schla­gen­de Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans nichts ande­res als die Krö­nung des oben erwähn­ten Pro­jekts der Öff­nung gegen­über der Homo­se­xua­li­tät dar­stel­len, das in bedeu­ten­den Tei­len der Kir­che sorg­fäl­tig durch­ge­führt und von Joseph F. Nau­mann, dem Erz­bi­schof von Kan­sas City, mit deut­li­chen Wor­ten ange­pran­gert wurde:

„Die Akti­vi­sten für die Rech­te der Homo­se­xu­el­len haben mit Nach­druck gefor­dert, daß die säku­la­re Gesell­schaft ihnen den zivi­len Ehe­sta­tus gewährt. Die­sel­ben Akti­vi­sten haben die Kir­che auch um die Seg­nung homo­se­xu­el­ler Part­ner­schaf­ten gebe­ten, als Bestä­ti­gung der Ange­mes­sen­heit ihrer sexu­el­len Akti­vi­tät und als letz­ten Schritt zur Aner­ken­nung ihrer Bezie­hun­gen in der Ehe.“

Die Autoren beto­nen, daß sie nicht die Absicht haben, irgend­je­man­den zu ver­un­glimp­fen oder zu dif­fa­mie­ren, schon gar nicht die­je­ni­gen, die mit per­sön­li­chem Ver­dienst eine Nei­gung unter Kon­trol­le haben, die die Kir­che als „objek­tiv unge­ord­net“ defi­niert. Die Autoren sind sich des gro­ßen Unter­schieds zwi­schen letz­te­ren und jenen Akti­vi­sten bewußt, die ihren homo­se­xu­el­len Lebens­stil als Quel­le des Stol­zes dar­stel­len und sogar die offi­zi­el­le Aner­ken­nung durch die katho­li­sche Kir­che suchen.

Im Vor­wort des Buches stellt Bischof Robert Muts­aerts, Weih­bi­schof von Her­zo­gen­busch in den Nie­der­lan­den, die Frage:

„Kann ein Prie­ster eine Ver­bin­dung abseg­nen, die die Bibel als sünd­haft betrach­tet?“ Dar­auf­hin ant­wor­tet er: „Das ist eine rhe­to­ri­sche Fra­ge; man bit­tet um einen Segen, um eine Zer­ris­sen­heit in der Lebens­si­tua­ti­on zu hei­len, nicht um eine unge­ord­ne­te Situa­ti­on zu ver­ewi­gen. Man kann nicht das Urteil und die mora­li­schen For­de­run­gen Got­tes zurück­wei­sen und wei­ter­hin an sei­ne Barm­her­zig­keit appellieren“.

The Brea­ched Dam – The Fidu­cia Sup­pli­cans Sur­ren­der to the Homo­se­xu­al Lob­by“, so der eng­li­sche Ori­gi­nal­ti­tel, ist seit gestern in eng­li­scher Spra­che auf meh­re­ren Platt­for­men ein­schließ­lich Ama­zon Kind­le Down­loads im Inter­net ver­füg­bar. Noch am sel­ben Tag wur­de auch die ita­lie­ni­sche Aus­ga­be auf der ISSUU-Platt­form in das Welt­netz gestellt. Dort kann sie gele­sen, aber nicht her­un­ter­ge­la­den werden.

In eini­gen Tagen kann jedoch die jewei­li­ge gedruck­te Aus­ga­be über TFP USA und TFP Ita­li­en ange­for­dert werden.

Lui­gi Casa­li­ni vom tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Blog Mes­sa in Lati­no ver­öf­fent­lich­te bereits eine Bespre­chung des Buches. Hier sein Text:

Die Kirche und die Homosexualität: Geschichte einer Kapitulation

Von Lui­gi Casalini

War es Angst oder ideo­lo­gi­sche Kom­pli­zen­schaft – oder bei­des –, daß Kar­di­nal Vic­tor Manu­el Fernán­dez mit Unter­stüt­zung von Papst Fran­zis­kus Fidu­cia Sup­pli­cans ver­öf­fent­lich­te? Es ist unmög­lich, die­se Fra­ge nicht zu stel­len, nach­dem man die Abhand­lung: „Der Damm­bruch. Die Kapi­tu­la­ti­on von Fidu­cia Sup­pli­cans vor der Homo-Lob­by“ von José Anto­nio Ure­ta und Julio Lore­do gele­sen hat. Die Autoren lie­fern einen doku­men­tier­ten Bericht über das Tau­zie­hen zwi­schen dem Vati­kan und der Homo-Lob­by, seit letz­te­re seit den 1970er Jah­ren ver­sucht, die Kir­che zu zwin­gen, ihre Leh­re über gleich­ge­schlecht­li­che Anzie­hung (die als „objek­tiv unge­ord­net“ ein­ge­stuft sind) und gleich­ge­schlecht­li­che Bezie­hun­gen (die als „inhä­rent unge­ord­net“ und sogar als „ver­dor­ben“ ange­se­hen wer­den) zu ändern. Folg­lich soll­te die Kir­che die Bibel im Lich­te von Sig­mund Freud, dem gro­ßen Pro­phe­ten der zeit­ge­nös­si­schen Sexu­al­wis­sen­schaft, neu lesen.

In „Der Damm­bruch“ argu­men­tie­ren Ure­ta und Lore­do, daß Katho­li­ken unnach­gie­big in einem non pos­su­mus ver­har­ren müs­sen, denn „wir müs­sen Gott mehr gehor­chen als den Men­schen“ (Apg 5,29). Wenn die­ser Wider­stand gegen die kirch­li­che Auto­ri­tät zu einer Spal­tung der Kir­che führt, sind ihrer Mei­nung nach „nicht die­je­ni­gen schuld, die das Glau­bens­gut intakt bewah­ren wol­len, son­dern jene, die es auf der Grund­la­ge einer soge­nann­ten Ent­wick­lung in der moder­nen Wis­sen­schaft und der anthro­po­lo­gi­schen ‚Evo­lu­ti­on‘ des Men­schen ‚umin­ter­pre­tie­ren‘ wollen.

Ist es Angst oder Kom­pli­zen­schaft? Oder bei­des? Das müs­sen Sie selbst ent­schei­den, wenn Sie das Buch gele­sen haben. Sicher ist, daß das neue Buch von Ure­ta und Lore­do, das bereits in sie­ben Spra­chen über­setzt wur­de und auf allen fünf Kon­ti­nen­ten ver­brei­tet wer­den soll, eben­so vie­le Kon­tro­ver­sen aus­lö­sen wird wie ihr vor­he­ri­ges Werk „Der syn­oda­le Pro­zeß: eine Büch­se der Pan­do­ra.

Die theo­lo­gi­sche fünf­te Kolon­ne, die die ersten Ris­se ver­ur­sach­te, wird in dem Buch beim Namen genannt. Der Jesu­it McN­eill, die Prie­ster Charles Cur­ran und André Guin­don OMI, argu­men­tier­ten offen, daß Gott direkt für die homo­se­xu­el­le Anzie­hung und die damit ver­bun­de­ne Lie­be ver­ant­wort­lich sei. Die Kir­che kön­ne daher die feste Ver­bin­dung homo­se­xu­el­ler Part­ner nur als Spie­gel der Sor­ge Got­tes um die Mensch­heit seg­nen. Ein weni­ger bekann­ter nie­der­län­di­scher Kapu­zi­ner, Her­man van de Spi­jker, ging noch wei­ter und schrieb flüch­ti­gen nächt­li­chen Begeg­nun­gen in der Dun­kel­heit von Parks das Ver­dienst zu, per­sön­li­che Span­nun­gen zum Schwei­gen gebracht und wesent­lich zur „Rei­fung“ prak­ti­zie­ren­der Homo­se­xu­el­ler bei­getra­gen zu haben.

Die ulti­ma­ti­ve Schmach trifft jedoch Pater Guin­don, dem das Kunst­stück gelang, sogar pädo­phi­le Bezie­hun­gen zu recht­fer­ti­gen, die für das Kind nur wegen der hyste­ri­schen Reak­ti­on der von Vor­ur­tei­len beses­se­nen Eltern und ihrer besitz­ergrei­fen­den Hal­tung trau­ma­tisch wären! Eine Dul­dung der Pädo­phi­lie, die spä­ter durch eine Anzei­ge in Kerk en Leben, der Wochen­zei­tung der flä­mi­schen Bischö­fe, bekräf­tigt wur­de – und das mit der Kom­pli­zen­schaft von Kar­di­nal God­fried Dan­neels, einem gro­ßen Wäh­ler von Papst Fran­zis­kus und Mit­glied der Sankt-Gal­len-Mafia, der weg­schau­te. Es über­rascht nicht, daß er das­sel­be tat, als sein guter Freund, Bischof Roger Vang­he­lu­we, beschul­digt wur­de, einen Nef­fen drei­zehn Jah­re lang, seit das Kind erst fünf Jah­re alt war, sexu­ell miß­braucht zu haben.

All die­se abscheu­li­chen Schrif­ten wer­den auf­ge­zeigt zusam­men mit den pseu­do-pasto­ra­len Akti­vi­tä­ten von Pater Robert Nugent und Schwe­ster Jean­ni­ne Gra­mick [die 2023 von Papst Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen wur­den], die so weit gehen zu sagen, daß nur Homo­se­xu­el­le, die sich an die tra­di­tio­nel­le Leh­re hal­ten, ihre Sün­den gegen das Sech­ste Gebot beich­ten müs­sen. Für ihre Schäf­chen in den Grup­pen Dignity und New Ways Mini­stry, die ihre LGBT-Iden­ti­tät akzep­tiert haben, rei­che es hin­ge­gen aus, vor­sätz­li­che Ver­stö­ße gegen die grund­le­gen­de Ver­pflich­tung, ein Leben in selbst­lo­ser Lie­be zu füh­ren, zu beichten…

Ein lan­ges Kapi­tel in „Der Damm­bruch“ berich­tet über die Gegen­of­fen­si­ve der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on unter der Lei­tung von Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger gegen all die­se lehr­mä­ßi­gen Ent­glei­sun­gen, die eine Ver­höh­nung der sehr kla­ren Tex­te der Hei­li­gen Schrift und der stän­di­gen Leh­re des kirch­li­chen Lehr­am­tes dar­stel­len. Beson­de­re Auf­merk­sam­keit wird dem Schrei­ben Homo­se­xua­li­tas pro­ble­maüber die Seel­sor­ge für homo­se­xu­el­le Per­so­nen“ gewid­met, das 1986 ver­öf­fent­licht wur­de und in dem die Bischö­fe der gan­zen Welt auf­ge­for­dert wer­den, beson­ders wach­sam gegen­über Pro­gram­men zu sein, die dar­auf abzie­len, Druck auf die Kir­che aus­zu­üben, damit sie ihre Leh­re ändert, „auch wenn sie mit Wor­ten vor­ge­ben, dies nicht zu tun“. Das Buch erin­nert zudem an die Ver­ur­tei­lun­gen hete­ro­do­xer Autoren und das Ver­bot für Pater Nugent und Schwe­ster Gra­mick, ihre Tätig­keit in den Grup­pen, für die sie als Seel­sor­ger tätig waren, fort­zu­set­zen, weil sie sich gewei­gert hat­ten, eine Erklä­rung zu unter­zeich­nen, in der sie ihre inne­re Über­ein­stim­mung mit der Leh­re der Kir­che zur Homo­se­xua­li­tät bestätigten.

Lore­do und Ure­ta ent­tar­nen auch das von der Homo-Lob­by ver­wen­de­te Binom „Herausforderung/​Erpressung“, um Bischö­fe unter Druck zu set­zen, indem sie ent­we­der deren sexu­el­le Ori­en­tie­rung offen­le­gen oder sie zwin­gen, sich öffent­lich von den Posi­tio­nen des Hei­li­gen Stuhls zu distan­zie­ren, andern­falls wür­den sie „geoutet“. Der emble­ma­tisch­ste Fall ist der von Kar­di­nal Basil Hume, dem dama­li­gen Erz­bi­schof von West­min­ster, der sich beeil­te, einen Brief zu schrei­ben, in dem er erklär­te, daß homo­se­xu­el­le Freund­schaft „eine Form der Lie­be“ sein kön­ne und daß man nicht ver­all­ge­mei­nern dür­fe, indem man homo­se­xu­el­len Hand­lun­gen sub­jek­ti­ve Schuld zuschrei­be.1 Der OutRa­ge-Akti­vist Peter Tat­chell konn­te sich in der New York Times damit brü­sten: „Wir bestim­men die Tagesordnung“.

Wenn all dies zu Ris­sen im katho­li­schen Damm führ­te, so hielt er aber noch immer gegen die Wel­len der sexu­el­len und homo­se­xu­el­len Revo­lu­ti­on stand. Es war Papst Fran­zis­kus, der eine Bre­sche in ihn schlug, von sei­nem berühm­ten „Wer bin ich, um zu urtei­len“ bis zu sei­nem Auf­ruf in Lis­sa­bon, „Todos, todos, todos“ („Alle, alle, alle“) ein­zu­be­zie­hen, unab­hän­gig von ihrem Sta­tus als öffent­li­che Sünder.

Rob Muts­aerts, der muti­ge Weih­bi­schof von Her­zo­gen­busch, erklärt in sei­nem Vor­wort zu die­sem Buch, ohne ein Blatt vor den Mund zu neh­men, daß natür­lich jeder will­kom­men ist… solan­ge er Got­tes Anfor­de­run­gen erfüllt. In der Höl­le, sagt er, ist das anders:

„Der Slo­gan des Teu­fels lau­tet: ‚Komm, wie du bist (…) Du mußt dich nicht ändern, du mußt nicht um Ver­ge­bung bit­ten, du mußt kei­nen Fin­ger rüh­ren, um die Bedürf­nis­se der ande­ren zu erfül­len: todos, todos, todos sind in der Höl­le willkommen.“

Die Bre­sche, die Papst Fran­zis­kus geschla­gen hat, wur­de schnell von den deut­schen und bel­gi­schen Bischö­fen genützt, die sich für lit­ur­gi­sche Zere­mo­nien zur Seg­nung von Homo-Part­ner­schaf­ten ein­ge­setzt haben, und von Kar­di­nal Chri­stoph Schon­born, der nichts gerin­ge­res will, als allen „irre­gu­lä­ren“ Paa­ren, ein­schließ­lich Homo-Paa­ren, den theo­lo­gi­schen Sta­tus zu gewäh­ren, den das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil den „getrenn­ten Brü­dern und Schwe­stern“ zuge­stan­den hat. Nach Ansicht des Wie­ner Erz­bi­schofs, der das Fest Mariä Him­mel­fahrt nutz­te, um am Ende des Mit­tag­essens das Paar sei­nes Freun­des X zu seg­nen, ent­hal­ten ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaf­ten posi­ti­ve Aspek­te der gegen­sei­ti­gen Ver­pflich­tung, die soli­der sind als die des ein­fa­chen Zusam­men­le­bens und die sie der sakra­men­ta­len Ehe näherbringen.

Der Schwei­zer Theo­lo­ge Dani­el Bogner geht noch wei­ter. Er ist der Mei­nung, daß „es not­wen­dig ist, das Sakra­ment der Ehe neu zu über­den­ken und es von sei­ner Scha­le der Voll­kom­men­heit zu befrei­en“ und es von „einer zwei­stu­fi­gen Logik zu befrei­en, die zwi­schen einem ‚voll­wer­ti­gen‘ Sakra­ment und einem bil­li­gen Segens­an­ge­bot für ‚min­der­wer­ti­ge‘ For­men der Lie­be unterscheidet“.

Wenn der soge­nann­te „pasto­ra­le Segen“ von Tucho Fernán­dez in Afri­ka und anders­wo so viel Ableh­nung gefun­den hat, fällt es schwer, sich vor­zu­stel­len, wel­che Erschüt­te­run­gen die katho­li­sche Kir­che erst erlei­den wür­de, wenn sie, wie es vie­le pro­te­stan­ti­sche Kon­fes­sio­nen bereits getan haben, eine Pseu­do-Homo-Ehe geneh­mi­gen wür­de. Oder wird es eine Ände­rung des Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che geben, die besagt, daß die homo­se­xu­el­le Ori­en­tie­rung nicht unge­ord­net, son­dern „anders geord­net“ ist, wie Pater James Mar­tin SJ es befürwortet?

In Wirk­lich­keit ist die Leh­re, die Homo­se­xua­li­tät ablehnt, Teil des all­ge­mei­nen ordent­li­chen Lehr­amts der Kir­che und als sol­che unab­än­der­lich. Folg­lich ist die Vor­stel­lung, daß homo­se­xu­el­le Bezie­hun­gen irgend­et­was haben kön­nen, was es wert ist, zumin­dest mit einem Segen gehei­ligt zu wer­den, wie Hol­le­rich, Schön­born, Fernán­dez & Co mit Unter­stüt­zung von Papst Fran­zis­kus behaup­ten und durch­zu­set­zen ver­su­chen, völ­lig inakzeptabel.

Man­che wer­den fin­den, daß die­ses neue Buch nicht tief­grün­dig genug ist, weil es sich dar­auf beschränkt, die Offen­si­ven der Homo-Lob­by und ihrer Kom­pli­zen in katho­li­schen Krei­sen und die zunächst schwä­che­ren und dann stär­ke­ren oder sogar hin­ter­häl­ti­gen Ant­wor­ten des Vati­kans und der ver­schie­de­nen Epi­sko­pa­te auf­zu­zäh­len, ohne eine detail­lier­te Ana­ly­se der ein­zel­nen Argu­men­te oder Epi­so­den zu lie­fern. Ande­re wer­den im Gegen­teil fest­stel­len, daß das Buch nicht mit flin­ker Feder geschrie­ben ist, son­dern die Autoren offen­sicht­lich dar­auf bedacht sind, objek­tiv zu blei­ben und ihre Aus­sa­gen genau zu dokumentieren.

Auf jeden Fall wird die Lek­tü­re des Buches älte­re Leser an eini­ge Epi­so­den erin­nern, die sie damals wütend gemacht haben, die aber inzwi­schen in Ver­ges­sen­heit gera­ten sind, wie die skan­da­lö­se Erklä­rung von Mario Mie­li, dem Grün­der von FUORI (Fron­te Unita­rio Omo­ses­sua­le Rivo­lu­zi­o­na­rio Ita­lia­no, Ita­lie­ni­sche Revo­lu­tio­nä­re Homo­se­xu­el­le Ein­heits­front), über den Bei­trag, den sexu­el­le Per­ver­sio­nen wie Sadis­mus, Maso­chis­mus, Päd­era­stie, Geron­to­p­hi­lie und Zoo­phi­lie zur mensch­li­chen Eman­zi­pa­ti­on lei­sten wür­den. Jün­ge­re Leser hin­ge­gen, die die Tur­bu­len­zen jener Zeit nach den 60er Jah­ren nicht mit­er­lebt haben, fin­den hier eine histo­ri­sche Per­spek­ti­ve, die ihnen hilft zu ver­ste­hen, inwie­fern Fidu­cia suppli­cans eine gewal­ti­ge Kapi­tu­la­ti­on des Vati­kans vor dem Druck der Homo-Bewe­gung inner­halb und außer­halb der Kir­che darstellt.

Einleitung/​Übersetzung/​Fußnote: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: TFP/​MiL


1 Basil Hume (1923–1999), ein Bene­dik­ti­ner, war von 1963 bis 1976 Abt der Bene­dik­ti­ner­ab­tei Ample­forth. 1976 wur­de er von Papst Paul VI. zum Erz­bi­schof von West­mi­ni­ster und damit zum Pri­mas von Eng­land und Wales ernannt und zugleich zum Kar­di­nal kre­iert. Von 1979 bis 1986 war er Vor­sit­zen­der des Rats der euro­päi­schen Bischofs­kon­fe­ren­zen (CCEE) und lan­ge Jah­re auch Vor­sit­zen­der der Bischofs­kon­fe­renz von Eng­land und Wales. Als Abt hat­te er die Poli­zei nicht infor­miert, als Mön­che am ordens­ei­ge­nen Col­lege, dem „katho­li­schen Eton“, Schü­ler homo­se­xu­ell mißbrauchten.

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