Einspruch gegen die Ausführungen von Michael Hesemann zum Weiheakt von 1984

Der Kommunismus ist nicht besiegt


Hat das Unbefleckte Herz Mariens bereits über den Roten Stern des Sozialismus gesiegt? Im Bild der Rote Platz in Moskau, wo auf den Türmen noch Roter Stern und christliches Kreuz nebeneinander prangen
Hat das Unbefleckte Herz Mariens bereits über den Roten Stern des Sozialismus gesiegt? Im Bild der Rote Platz in Moskau, wo auf den Türmen noch Roter Stern und christliches Kreuz nebeneinander prangen

Von Wolf­ram Schrems*

Anzei­ge

Am 25. März ver­öf­fent­lich­te der bekann­te Histo­ri­ker Dr. Micha­el Hese­mann unter dem Titel Als Johan­nes Paul II. und die Got­tes­mut­ter von Fati­ma den Kom­mu­nis­mus besieg­ten auf kath​.net einen Gast­bei­trag zum Wei­he­akt durch Papst Johan­nes Paul II. zum 40. Jah­res­tag am 25. März 1984. Hier wer­den zula­sten der Bot­schaft von Fati­ma pro­ble­ma­ti­sche Nar­ra­ti­ve ver­brei­tet. Das kann nicht unwi­der­spro­chen hin­ge­nom­men wer­den. Der Wider­spruch rich­tet sich frei­lich auch gegen die vati­kan­of­fi­zi­el­len Stel­lung­nah­men zu Fati­ma, die seit Jahr­zehn­ten die Gläu­bi­gen täu­schen. Im Fol­gen­den daher eine kri­ti­sche Ana­ly­se der Hese­mann­schen Stellungnahme.

Johannes Paul II. und Sr. Lucia?

Hese­mann schreibt völ­lig unkri­tisch und per­p­etu­iert damit das offi­zi­el­le Narrativ:

„Am 1. Jah­res­tag des Atten­ta­tes rei­ste er [Papst Johan­nes Paul II.] nach Fati­ma, um Maria für sei­ne Ret­tung zu dan­ken und das letz­te über­le­ben­de der drei Seh­erkin­der, die damals 75jährige Kar­me­li­te­rin Lucia, zu tref­fen und sie über die Geheim­nis­se und den Wunsch Mari­ens zu befragen.“

Hier ist sie wie­der, die „Kar­me­li­te­rin Lucia“, nun schon fünf­und­sieb­zig Jah­re alt. Eine Ähn­lich­keit mit Sr. Lucia dos San­tos, wie sie von älte­rem Bild- und Film­ma­te­ri­al bekannt ist, besteht nicht im ent­fern­te­sten. Man fragt sich, war­um ein Mann mit der Bil­dung, mit den inter­na­tio­na­len Kon­tak­ten und mit den Recher­che­mög­lich­kei­ten, wie sie Hese­mann besitzt, kei­ne Nach­for­schun­gen über die merk­wür­di­ge Ver­än­de­rung von Phy­sio­gno­mie, Ver­hal­ten und Bot­schaft von Sr. Lucia (?) nach dem Inter­view mit P. Agu­stin Fuen­tes am 26. Dezem­ber 1957 durch­führt. Beim Besuch von Papst Paul VI. in Fati­ma im Jahr 1967 (man beach­te die etwa zehn­jäh­ri­ge Lücke öffent­li­cher Sicht­bar­keit und publi­zier­ter Stel­lung­nah­men) betritt eine völ­lig unähn­li­che Per­son die Büh­ne. Daß hier etwas nicht stim­men kann, muß doch jedem unvor­ein­ge­nom­me­nen Zeit­ge­nos­sen ins Auge ste­chen. Die­se The­ma­tik wur­de hier schon mehr­fach behan­delt.

Zwei Pro­fil­aufnah­men von Sr. Lucia dos San­tos, links eine vor 1957, rechts eine nach 1967. Dazwi­schen gibt es zehn Jah­re kei­ne öffent­li­chen Auf­trit­te und kei­ne Bil­der der Sehe­rin von Fati­ma. Han­delt es sich immer um die­sel­be Person?

Weihe Rußlands an das Unbefleckte Herz Mariens am 25. März 1984 – ohne Nennung Rußlands?

Hese­mann erzählt die Ereig­nis­se um die angeb­lich gül­ti­ge Wei­he Ruß­lands am 25. März 1984:

„Am 8. Dezem­ber 1983 schick­te er [Johan­nes Paul II.] Brie­fe an alle Bischö­fe der Welt, ein­schließ­lich jene der ortho­do­xen Kir­chen, in denen er sie dazu ein­lud, mit ihm gemein­sam am Fest­tag Mariä Ver­kün­di­gung, dem 25. März 1984, eine Wei­he der Welt an das Unbe­fleck­te Herz Mari­ens zu voll­zie­hen. Zu die­sem Zweck ließ er die Gna­den­sta­tue eigens von Fati­ma nach Rom ein­flie­gen, wo sie die Nacht in sei­ner Pri­vat­ka­pel­le ver­brach­te. Am näch­sten Mor­gen wur­de sie vor dem Peters­dom auf­ge­stellt, wo Johan­nes Paul II. zum Abschluss eines zwei­stün­di­gen Pon­ti­fi­kal­hoch­am­tes die Wei­he­for­mel sprach. Zeit­gleich voll­zo­gen Hun­der­te Bischö­fe in aller Welt mit ihren Gemein­den den­sel­ben Ritus. Zudem war ein Ver­trau­ter des Pap­stes, der slo­wa­ki­sche Bischof Pav­lo Hli­ni­ca [muß hei­ßen: Pavol Hni­li­ca, Anm.], als Tou­rist nach Mos­kau gereist. Auf einer Füh­rung durch die Kreml-Kathe­dra­len son­der­te er sich ab, um die Wei­he­for­mel zu spre­chen und mit einer mit­ge­brach­ten Ampul­le voll Wein und Mini-Hostie das hei­li­ge Mess­op­fer zu fei­ern. ‚Vom Atom­krieg, von unbe­re­chen­ba­rer Selbst­zer­stö­rung, von jeder Art des Krie­ges, bewah­re uns!‘; bete­te er gemein­sam mit dem Papst. ‚Ist Russ­land jetzt geweiht?‘, ließ Johan­nes Paul II. spä­ter über sei­nen Apo­sto­li­schen Nun­ti­us bei Schwe­ster Lucia nach­fra­gen. Sie bejah­te. ‚Jetzt war­ten wir auf das Wun­der‘, mein­te der Nun­ti­us. ‚Gott wird sein Wort hal­ten‘, ver­sprach sie.“

Abge­se­hen vom Offen­kun­dig­sten, näm­lich, daß Johan­nes Paul II. beim Wei­he­akt Ruß­land nicht als allei­ni­ges Objekt der Wei­he nann­te, ja über­haupt nicht nann­te, somit auch nicht weih­te, kann das klan­de­sti­ne Spre­chen einer Wei­he­for­mel, so dra­ma­tisch die Umstän­de und so hero­isch die Tap­fer­keit des slo­wa­ki­schen Jesui­ten­bi­schofs auch gewe­sen sein mögen, unmög­lich dem aus­drück­li­chen Wunsch der Mut­ter­got­tes nach einer Wei­he durch den Papst im Ver­ein mit dem Wel­tepi­sko­pat entsprechen.

Im Zusam­men­hang mit Fati­ma sind wir nun schon seit Jahr­zehn­ten mit Ver­ren­kun­gen, Aus­flüch­ten und Sophi­ste­rei­en sei­tens der kirch­li­chen Auto­ri­tä­ten kon­fron­tiert. Sr. Lucia dos San­tos hät­te das bestimmt nicht gutgeheißen.

Mögliche begrenzte segensreiche Wirkungen des Weiheaktes

Hese­mann stellt zwi­schen dem Akt der Welt­wei­he am 25. März 1984 und den Ereig­nis­sen des Fol­ge­jah­res einen kau­sa­len Zusam­men­hang her:

„Nicht ein­mal ein Jahr nach der Welt­wei­he, am 11. März 1985, wur­de Michail Gor­bat­schow neu­er Gene­ral­se­kre­tär der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei der Sowjet­uni­on. Er kün­dig­te an, dass fort­an ein neu­er Wind in Russ­land herrsch­te: Von Glas­nost, einer neu­en Offen­heit, und Pere­stroi­ka, ‚Umge­stal­tung‘, war jetzt die Rede. Statt­des­sen setz­te eine in der Geschich­te ein­zig­ar­ti­ge Rechri­stia­ni­sie­rung des ortho­do­xen Lan­des ein. Hät­te die Welt­wei­he nicht statt­ge­fun­den, so erklär­te Sr. Lucia spä­ter, wäre 1985 ein glo­ba­ler Atom­krieg ausgebrochen.“

Es mag durch­aus sein, daß der Wei­he­akt von Johan­nes Paul II. segens­rei­che Wir­kun­gen ent­fal­te­te. Auf die­se Ein­schät­zung stößt man auch in vati­kan­kri­ti­schen Publi­ka­tio­nen. Die von Hese­mann vor­ge­brach­te Geschich­te mit der Explo­si­on der sowje­ti­schen Rake­ten in Sewe­r­o­morsk bei Mur­mansk aus­ge­rech­net am 13. Mai 1984 wird übri­gens auch von den Patres Huber und Mura erwähnt. Die­se Kata­stro­phe ver­hin­der­te nach Hese­mann einen sowje­ti­schen Atom­schlag und zwang die Sowjet­füh­rung zu Ver­hand­lun­gen. Das ist gut mög­lich. Ver­hand­lun­gen sind bes­ser als ein Atomkrieg.

Aber die Ver­hei­ßung Fati­mas gemäß der Bot­schaft vom 13. Juli 1917 ist die Bekeh­rung Rußlands.

„Orthodoxe Rechristianisierung“ – allenfalls durch Michail Gorbatschow?

Hese­mann bringt die Bestel­lung Michail Gor­bat­schows („ein Mann des Dia­logs“) zum Gene­ral­se­kre­tär der KPdSU ins Spiel. Aus dem Zusam­men­hang geht her­vor, daß die Wahl Gor­bat­schows nach Mei­nung Hese­manns wohl eine Fol­ge des Wei­he­ak­tes vom 25. März 1984 gewe­sen sein wird.

Aber Gor­bat­schow war bekannt­lich Athe­ist und Mar­xist. Die west­li­chen Eli­ten, gott­los und macht­be­ses­sen, schu­fen für ihn, der den glo­ba­li­sti­schen Plä­nen offen­bar gewo­gen war, spä­ter auch Wirk­mög­lich­kei­ten im Rah­men der Gor­ba­chev Foun­da­ti­on.

Hese­mann spricht von einer ein­set­zen­den „einzigartige[n] Rechri­stia­ni­sie­rung des ortho­do­xen Landes“.

Es mag schon sein, daß Ruß­land sei­ne ortho­do­xen Wur­zeln mehr und mehr wie­der­ent­deckt. Aber was soll damit bewie­sen sein? Daß die Wei­he wirk­sam im Sin­ne der Ver­hei­ßung gewe­sen sein soll? Die Ver­hei­ßung sprach von einer „Bekeh­rung“. Das heißt natür­lich eine Hei­lung des Schis­mas, eine Bekeh­rung zur katho­li­schen Kir­che und zum katho­li­schen Dog­ma, auch zur aus­drück­li­chen Aner­ken­nung des Dog­mas von der Unbe­fleck­ten Emp­fäng­nis, die im schis­ma­ti­schen Osten nicht voll­zo­gen wird. Das ist nicht ein­ge­tre­ten. Ruß­land hat bekannt­lich auch immer noch einen sehr star­ken, und wach­sen­den, isla­mi­schen Bevöl­ke­rungs­an­teil und eini­ge heid­ni­sche Völkerschaften.

Abwendung des August-Putsches als Triumph der Immaculata?

Frag­wür­dig ist Hese­manns Beur­tei­lung der Ereig­nis­se im Som­mer 1991:

„1991, nach dem Putsch aus­ge­rech­net am Fati­ma-Jah­res­tag, dem 19. August, brach die kom­mu­ni­sti­sche Sowjet­uni­on zusam­men. Ein Radio­sen­der, der ein­ge­schmug­gelt wor­den war, um ein christ­li­ches Radio­pro­gramm für Russ­land auf­zu­bau­en, dien­te damals Boris Jel­zin, um die Bevöl­ke­rung zum Wider­stand gegen die Put­schi­sten auf­zu­ru­fen. Am 22. August 1991 war der Putsch nie­der­ge­schla­gen – aus­ge­rech­net am Fest­tag Mariä Köni­gin, der bis 1969 als ‚Fest des Unbe­fleck­ten Her­zens Mari­ens‘ gefei­ert wur­de. Weist das nicht ein­deu­tig auf die Pro­phe­zei­ung hin, in Russ­land wür­de ‚Mein Unbe­fleck­tes Herz triumphieren‘?“

Abge­se­hen davon, daß wir nicht wis­sen, ob der August-Putsch in Mos­kau allen­falls eine Insze­nie­rung war oder nicht: Was soll das für ein „Tri­umph“ des Unbe­fleck­ten Her­zens Mari­ens sein, wenn der­je­ni­ge, der angeb­lich „tri­um­phiert“, nie­mals ange­mes­sen genannt und gefei­ert wird? Zum Begriff des Tri­um­phes gehört es bekannt­lich, daß der Tri­um­pha­tor selbst­ver­ständ­lich nament­lich bekannt ist und ent­spre­chend geehrt wird. Allen, die behaup­ten, der „Tri­umph“ des Unbe­fleck­ten Her­zens habe schon statt­ge­fun­den, müß­te eigent­lich bekannt sein, daß die Imma­cu­la­ta weder bei der rus­si­schen Regie­rung, noch bei der schis­ma­ti­schen rus­si­schen Kir­che, noch bei den Völ­ker­schaf­ten Ruß­lands, noch auch bei der der­zei­ti­gen Kir­chen­füh­rung Roms oder sonst irgend­wo ein The­ma ist. Das Unbe­fleck­te Herz Mari­ens kommt in der kirch­li­chen Ver­kün­di­gung, in der aka­de­mi­schen Theo­lo­gie und im Bewußt­sein der Gläu­bi­gen nicht vor. Es ist nicht Gegen­stand der Ver­eh­rung, die aber von Gott gemäß der Bot­schaf­ten sowohl vom 13. Juni als auch vom 13. Juli 1917 aus­drück­lich ver­langt wird. Nur eine ver­schwin­dend klei­ne Min­der­heit von Katho­li­ken beschäf­tigt sich damit über­haupt – oft zum Ver­druß ihrer Pasto­ral­as­si­sten­tin­nen, Pfar­rer und Bischö­fe, die davon nichts wis­sen wollen.

Wie Hese­mann ja selbst schreibt, wur­de der 22. August „bis 1969 als ‚Fest des Unbe­fleck­ten Her­zens Mari­ens‘“ gefei­ert. Also jetzt, nach 1969, offen­bar nicht mehr? Was für ein „Tri­umph“ soll das bit­te sein, wenn die kirch­li­che Auto­ri­tät (die Fati­ma grund­sätz­lich aner­kannt hat) die­je­ni­ge, die tri­um­phie­ren soll, aus dem Bewußt­sein der Gläu­bi­gen streicht und dann auch nicht mehr – etwa durch eine Kalen­der­re­form – ins Bewußt­sein der Gläu­bi­gen zurückholt?

Im übri­gen sind wir zwar froh, daß der Putsch kom­mu­ni­sti­scher Mili­tärs „nie­der­ge­schla­gen“ wor­den ist (wie gesagt, vor­be­halt­lich der Mög­lich­keit, daß es sich um eine Show han­del­te), aber daß das Jel­zin-Regime den Ziel­vor­stel­lun­gen der Mut­ter­got­tes ent­sprach, ist nicht der Fall. Da sich (meist jüdi­sche) Olig­ar­chen die Reich­tü­mer des Lan­des unter den Nagel ris­sen und Ver­elen­dung, gesell­schaft­li­che Auf­lö­sung und ein Anstieg der Gewalt­kri­mi­na­li­tät ein­setz­ten, wird kei­ner von einem „Tri­umph“ der Imma­cu­la­ta spre­chen können.

Zeit des Friedens? Wann? Wo?

Lei­der streut Hese­mann auch im fol­gen­den Abschnitt dem Leser Sand in die Augen. Er spricht von der „versprochene[n] ‚Zeit des Frie­dens‘“, die gekom­men sein soll, „als im Herbst 1989 in Euro­pa die Mau­ern und nach ihnen, eines nach dem ande­ren, die kom­mu­ni­sti­schen Regime fie­len, weil Gor­bat­schow nicht mehr bereit war sie zu stützen.“

Viel­leicht hat Hese­mann es schon wie­der ver­ges­sen, daher zur Erin­ne­rung: Im Som­mer 1991 brach ein ver­hee­ren­der Krieg zwi­schen der jugo­sla­wi­schen Zen­tral­macht und den sezes­sio­ni­sti­schen Kroa­ten aus. Im dar­auf­fol­gen­den Jahr begann ein Greu­el­krieg in Bos­ni­en und Her­ze­go­wi­na, der bis 1995 dau­er­te. Da ich danach huma­ni­tär in der Regi­on tätig war, habe ich eine gewis­se Anschau­ung der Fol­gen. Die „Zeit des Frie­dens“ sah dar­über hin­aus den zwei­ten Golf­krieg (ab 1990) und die ille­ga­le Bom­bar­die­rung Ser­bi­ens (1999), sowie den Krieg des indo­ne­si­schen Mili­tärs und von Frei­schär­lern gegen die katho­li­sche Bevöl­ke­rung von Ost­ti­mor (1999). Der 1960 aus­ge­bro­che­ne gua­te­mal­te­ki­sche Bür­ger­krieg mit 200.000 Toten wur­de erst 1996 been­det. Nach einer Lügen­kam­pa­gne gegen­über der Welt­öf­fent­lich­keit grif­fen die USA im Jahr 2003 den Irak an, ver­ur­sach­ten eine unbe­kann­te Anzahl von zivi­len und mili­tä­ri­schen Opfern und desta­bi­li­sier­ten die gan­ze Regi­on. Dazu kommt der lan­ge wäh­ren­de und von kei­nen kla­ren Ziel­vor­stel­lun­gen bestimm­te Krieg in Afgha­ni­stan, der Euro­pa eine prä­ze­denz­lo­se Inva­si­ons­wel­le bescherte.

Dar­über hin­aus erleb­ten wir den ersten Krieg mit Bio­waf­fen und PSYOPS gegen die gan­ze Mensch­heit. Etc., etc.

Das soll eine „Frie­dens­zeit“ sein?

Nach Hese­mann ende­te „die­se Frie­dens­zeit“ übri­gens am 24. Febru­ar 2022 „mit dem rus­si­schen Angriffs­krieg gegen die Ukraine“ (!).

Aha.

Das war es also schon wie­der mit dem Tri­umph des Unbe­fleck­ten Her­zens Mari­ens und der Peri­ode des Friedens?

Das ist kom­plett absurd.

Wenn dazu ein Autor mit einem sol­chen Bil­dungs­ho­ri­zont wie Hese­mann die Aggres­si­ons­hand­lun­gen im Vor­feld, Mai­dan-Putsch unter US-Regie und Krieg gegen die rus­sisch­spra­chi­ge bzw. rus­si­sche Bevöl­ke­rung des Don­bass nicht berück­sich­tigt, ist das unent­schuld­bar. Man wird mut­ma­ßen, daß er sich hier mit der will­kür­li­chen Aus­wahl die­ses Datums nach der der­zei­ti­gen Linie der glo­ba­li­sti­schen Mei­nungs­füh­rer richtet.

Deutschland und der besiegte Kommunismus?

Hese­mann führt den Leser auf eine fal­sche Spur, wenn er schreibt:

„So ver­dan­ken wir Deut­schen unse­re Ein­heit letzt­end­lich der Got­tes­mut­ter von Fati­ma, die Johan­nes Paul II. das Instru­ment in die Hand gab, um den Kom­mu­nis­mus zu besiegen.“

Gibt es tat­säch­lich nur fünf kom­mu­ni­sti­sche Staa­ten auf der Welt, oder hat sich der Sozia­lis­mus nur neu und bes­ser getarnt

Der Kom­mu­nis­mus ist nicht besiegt.

Sowjet­dis­si­dent Wla­di­mir Bukow­ski mein­te schon vor Jah­ren, daß die EU-Kom­mis­si­on sehr dem sowje­ti­schen Polit­bü­ro ähnle.

WEF-Grün­der Klaus Schwab hat in sei­nem Bücher­re­gal bezeich­nen­der­wei­se eine Lenin-Büste stehen.

Ange­la Mer­kel, die ehe­ma­li­ge FDJ-Funk­tio­nä­rin, setz­te sich eine Mas­ke auf und dreh­te das wie­der­ver­ei­nig­te Deutsch­land auf einen Kurs, der kom­mu­ni­stisch genannt wer­den muß. Außer­dem wird Deutsch­land als sol­ches gera­de abgeschafft.

Die Zei­chen der kom­mu­ni­sti­schen Dik­ta­tur kle­ben förm­lich an der Wand.

Nach all dem, was wir seit 1989 beob­ach­ten, kann man kaum von einer Über­win­dung des Kom­mu­nis­mus spre­chen, zumal das chi­ne­sisch-kom­mu­ni­sti­sche System fest im Sat­tel sitzt und bei west­li­chen Glo­ba­li­sten und sogar in der Kir­chen­hier­ar­chie vie­le Bewun­de­rer hat.

Nein, es gibt auch einen Kom­mu­nis­mus, des­sen Macht nicht auf der Prä­senz rus­si­scher Pan­zer in unse­ren Stra­ßen beruht.

Hese­mann ist aber so rea­li­stisch, daß er mit einem Gebets­ap­pell abschließt:

„Beten wir, dass wir jetzt genü­gend Beter fin­den, die den Geist der Wei­he von 1984 leben und erneut einen Drit­ten Welt­krieg verhindern.“

Resümee

Nun, beten soll­ten wir wirk­lich. „Den Geist der Welt­wei­he von 1984“, die dem Auf­trag von Fati­ma nicht ent­spro­chen hat, las­sen wir aber lieber.

Johan­nes Paul II. ver­such­te wohl einen Spa­gat und man muß von einer gewis­sen Spal­tung spre­chen: Einer­seits woll­te er den Anfor­de­run­gen von Fati­ma irgend­wie ent­spre­chen, auf der ande­ren Sei­te setz­te er auf Diplo­ma­tie und Dia­log, auch mit den ent­schie­den­sten Fein­den der Kir­che. Einer­seits war er Mari­en­ver­eh­rer, ande­rer­seits skan­da­li­sier­te er durch den Greu­el von Assi­si im Okto­ber 1986 die gläu­bi­gen Katho­li­ken (und die ernst­haf­ten nicht-katho­li­schen Chri­sten, die am Ersten Gebot fest­hal­ten). Einer­seits bete­te er den Rosen­kranz vor, ande­rer­seits unter­ließ er das Fati­ma-Gebet nach den Gesätz­chen. Die Süh­ne­sams­ta­ge, aus­drück­li­cher Auf­trag vom 13. Juli 1917, vom 10. Dezem­ber 1925 und vom 15. Febru­ar 1926, wur­den von ihm nicht auto­ri­ta­tiv promulgiert.

Dar­um scheint die Hei­lig­spre­chung auch zu rasch, zu unge­prüft, mög­li­cher­wei­se zu kir­chen- und kon­zils­po­li­tisch bestimmt.

Micha­el Hese­mann the­ma­ti­siert das nicht, son­dern folgt mehr oder weni­ger dem Nar­ra­tiv aus den Tagen von Johan­nes Paul II.

Jetzt stecken wir in einer prä­ze­denz­lo­sen Apo­sta­sie, ange­fan­gen mit der Hierarchie.

Es wäre höch­ste Zeit, vol­le Klar­heit in die Sache Fati­ma zu brin­gen und die For­de­run­gen der Mut­ter­got­tes end­lich umzu­set­zen, damit der Tri­umph Mari­ens und die Peri­ode des Frie­dens kom­men kann.

*Wolf­ram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Kate­chist, Pro Lifer, seit 2011 inten­si­ve Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit den Anhän­gern der vati­ka­ni­schen Fatima-Darstellungen.

Bild: Wikicommons/​Wachtyrz (Screen­shots)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!