Biden sagt: Papst Franziskus ist offen für eine staatliche Abtreibungsfinanzierung

Von falschen Freunden und "falschem Katholizismus"


Papst Franziskus und US-Präsident Joe Biden im November 2021 im Vatikan.
Papst Franziskus und US-Präsident Joe Biden im November 2021 im Vatikan.

(New York) Wer die fal­schen Freun­de hat, braucht kei­ne Fein­de mehr. Dies trifft der­zeit Papst Fran­zis­kus, wobei nicht gesagt ist, daß er selbst es so sieht. US-Prä­si­dent Joe Biden, den Papst Fran­zis­kus Ende 2021 vor den Fol­gen einer fak­ti­schen Exkom­mu­ni­ka­ti­on bewahr­te, gab eine erstaun­li­che Stel­lung­nah­me ab, mit der er dem Papst und der katho­li­schen Kir­che in den Rücken fiel – und sich dabei auch noch auf Papst Fran­zis­kus berief.

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Als der EWTN-Kor­re­spon­dent im Wei­ßen Haus, Owen Jen­sen, den US-Prä­si­den­ten am 1. Febru­ar danach frag­te, was er dazu sage, daß die katho­li­schen Bischö­fe des Lan­des die Abtrei­bungs­fi­nan­zie­rung durch Bun­des­mit­tel ableh­nen, erklär­te Joe Biden über­ra­schend, daß Papst Fran­zis­kus und eini­ge Bischö­fe das anders sähen. Wört­lich sag­te der US-Präsident:

„Nein, das tun nicht alle, auch der Papst nicht.“

Biden nann­te kei­nen Bischof nament­lich, der angeb­lich eine Abtrei­bungs­fi­nan­zie­rung mit Steu­er­gel­dern gut­hei­ßen wür­de. Papst gibt es aber nur einen. In die­sem Fall nann­te Biden aller­dings kei­ne Quel­le für sei­ne Behaup­tung, daß Fran­zis­kus kei­ne Pro­ble­me mit einer öffent­li­chen Finan­zie­rung der Tötung unge­bo­re­ner Kin­der hätte. 

Joe Biden im Moment, als er behaup­te­te, Papst Fran­zis­kus habe nichts gegen eine staat­li­che Abtreibungsfinanzierung

2018, 2020 und 2022 kri­ti­sier­te Fran­zis­kus die Abtrei­bung viel­mehr mit dra­sti­schen Wor­ten als „enga­gie­ren“ oder „anheu­ern eines Auf­trags­kil­lers“, „um jemand umzu­le­gen“. Der Ver­gleich der Abtrei­bung mit einem Auf­trags­mord zieht sich wie ein roter Faden durch die päpst­li­chen Stel­lung­nah­men zum Kindermord.

Owen Jen­sen (EWTN) stell­te Biden die Fra­ge im Zusam­men­hang mit dem der­zei­tig im US-Par­la­ment behan­del­ten Gesetz­ent­wurf, mit dem ein dau­er­haf­tes Finan­zie­rungs­ver­bot der Abtrei­bung aus Bun­des­mit­teln fest­ge­schrie­ben wer­den soll. Bis­her erläßt der US-Kon­greß jedes Jahr mit der Ver­ab­schie­dung des Bun­des­haus­hal­tes ein sol­ches Finan­zie­rungs­ver­bot. Es betrifft aber immer nur den jewei­li­gen Jah­res­haus­halt. Die Lebens­rechts­be­we­gung, unter­stützt von den Repu­bli­ka­nern, strebt eine dau­er­haf­te Lösung an. Dabei soll nicht nur die direk­te Ver­wen­dung von Steu­er­gel­dern unter­sagt wer­den, son­dern auch die indi­rek­te Finan­zie­rung von Abtrei­bungs­ein­rich­tun­gen für ande­re Dienstleistungen.

Dies geschieht vor dem Hin­ter­grund, daß die Demo­kra­ten, denen US-Prä­si­dent Biden ange­hört, nach dem Jahr­hun­der­tur­teil des Ober­sten Gerichts­ho­fes der USA, mit dem das Abtrei­bungs­ur­teil Roe gegen Wade von 1973 gekippt wur­de, ein Abtrei­bungs­ge­setz ein­füh­ren möch­ten. Ein sol­ches exi­stier­te in den USA zu kei­nem Zeit­punkt. Die mil­lio­nen­fa­che Tötung unge­bo­re­ner Kin­der von 1973 bis 2022 erfolg­te auf­grund des genann­ten Urteils von 1973 ohne gesetz­li­che Grundlage.

Alle demo­kra­ti­schen Abge­ord­ne­ten des US-Reprä­sen­tan­ten­hau­ses, also die Par­tei­ge­nos­sen Bidens, hat­ten im Janu­ar in einem ande­ren Aspekt der Abtrei­bungs­po­li­tik gegen ein Gesetz gestimmt, mit dem fest­ge­schrie­ben wer­den soll, daß Kin­dern, die ihre eige­ne Abtrei­bung über­le­ben, von den Abtrei­bern Erste Hil­fe und eine not­ärzt­li­che Ver­sor­gung zu lei­sten ist. Das Votum der Demo­kra­ten erfolg­te, obwohl die heu­te 32 Jah­re alte Sarah Zagor­ski, die ihre Abtrei­bung über­lebt hat­te, anwe­send war und an die Abge­ord­ne­ten appel­liert hat­te, die­se Kin­der, die man jetzt meist ein­fach unver­sorgt ster­ben läßt, zu schüt­zen. Mit der repu­bli­ka­ni­schen Mehr­heit wur­de das Gesetz zwar beschlos­sen, doch die 210 Demo­kra­ten schleu­der­ten mit ihrem Votum Zagor­ski ins Gesicht, daß jemand wie sie eigent­lich nicht leben dürfte.

Das Pro-Life-Komi­tee der Bischofs­kon­fe­renz der USA, das für Lebens­rechts­fra­gen zustän­dig ist, hat­te sich im Janu­ar für ein strik­tes und dau­er­haf­tes Finan­zie­rungs­ver­bot ausgesprochen.

Der Ein­satz von öffent­li­chen Gel­dern müs­se dem Schutz des Lebens und der Hil­fe für schwan­ge­re Frau­en in einer Kon­flikt­si­tua­ti­on die­nen. Sie dürf­ten nie gegen Mut­ter und Kind ein­ge­setzt wer­den, schon gar nicht, um die Mut­ter gegen das Kind aus­zu­spie­len, so Bischof Micha­el Bur­bidge, Vor­sit­zen­der des Pro-Life-Komi­tees.

Da kei­ne öffent­li­che Aus­sa­ge von Papst Fran­zis­kus bekannt ist, die sich mit der von Biden behaup­te­ten decken wür­de, stellt sich eine Fra­ge: Bezog sich der US-Prä­si­dent auf eine Aus­sa­ge, die ihm Fran­zis­kus unter vier Augen gege­ben hat­te, als er Biden im Novem­ber 2021 in Audi­enz emp­fing? Der Vati­kan hat­te damals, völ­lig unüb­lich, die Direkt-Über­tra­gung des Emp­fangs gestri­chen. Es liegt am Vati­kan, eine Klar­stel­lung vor­zu­neh­men. Eine sol­che ist aller­dings, wie die Ver­gan­gen­heit lehrt, wohl nicht zu erwarten.

Neben dem Vor­sit­zen­den der US-Bischofs­kon­fe­renz Erz­bi­schof Timo­thy Bro­glio kri­ti­sier­te vor allem Bischof Joseph Strick­land von Tyler Biden für sei­ne Stel­lung­nah­me. Der US-Prä­si­dent habe Papst Fran­zis­kus „falsch wie­der­ge­ge­ben“, denn es sei kei­ne sol­che Aus­sa­ge des Pap­stes bekannt. Auf Twit­ter schrieb Bischof Strick­land, daß es dem US-Prä­si­den­ten nicht erlaubt sein dür­fe, die Wor­te des Pap­stes ein­fach zu verdrehen:

„Es kann nicht sein, daß Herr Biden die Wor­te von Papst Fran­zis­kus auf die­se Wei­se ver­dreht. Ich for­de­re das Pres­se­amt des Vati­kans auf, mit Nach­druck klar­zu­stel­len, daß Papst Fran­zis­kus Abtrei­bung zu Recht als Mord bezeich­net. Es ist an der Zeit, Bidens fal­schen Katho­li­zis­mus anzuprangern.“

Das aber ist das Dilem­ma, in dem sich San­ta Mar­ta mit sei­nen eigen­tüm­li­chen poli­ti­schen Sym­pa­thien ver­fan­gen hat. Fran­zis­kus hat­te im Herbst 2021 Biden ja gera­de davor bewahrt, daß des­sen „fal­scher Katho­li­zis­mus“ ange­pran­gert wird.

Bischof Joseph Strick­land reagier­te auf Twit­ter auf Bidens Aus­sa­ge. Eine Klar­stel­lung durch den Vati­kan erfolg­te bis­her nicht.

Es ist die Ambi­va­lenz von Papst Fran­zis­kus in der Abtrei­bungs­fra­ge, sei­nen Wor­ten kei­ne Taten fol­gen zu las­sen. Die­se Hal­tung ist von den­sel­ben poli­ti­schen Inter­es­sen gelei­tet, die so unglaub­li­che Situa­tio­nen erst mög­lich machen wie jene, daß Joe Biden im Novem­ber 2021 die Audi­enz bei Fran­zis­kus ver­ließ und eine „Kom­mu­ni­on für alle“ behaup­te­te. Oder nun die Situa­ti­on, daß der mäch­tig­ste Mann der Welt behaup­ten kann, der Papst habe nichts gegen eine Abtrei­bungs­fi­nan­zie­rung aus Steuergeldern.

Der Wider­spruch ist ekla­tant: Wegen Bidens Abtrei­bungs­po­li­tik hat­te Bene­dikt XVI. für sei­nen Tod ver­fügt, daß US-Prä­si­dent Joe Biden, obwohl erst der zwei­te Katho­lik im Wei­ßen Haus, nicht an der Toten­mes­se im Vati­kan teil­neh­men soll. Bene­dikt XVI. setz­te damit jenes kla­re Zei­chen, auf das vie­le Katho­li­ken von Fran­zis­kus ver­geb­lich war­ten. Der­sel­be US-Prä­si­dent, der von Bene­dikt XVI. aus­ge­la­den wur­de, tritt als „Spre­cher“ von Papst Fran­zis­kus auf, und das aus­ge­rech­net zur Abtreibungsfrage.

Das Grund­pro­blem ist die Prio­ri­tä­ten­set­zung, die Papst Fran­zis­kus bereits im Sep­tem­ber 2013 zu ver­ste­hen gab, daß für ihn die poli­ti­sche Annä­he­rung zur kir­chen­fer­nen Lin­ken im Zwei­fels­fall Vor­rang habe. Die Fol­gen sind unübersehbar.

Damit hat auch zu tun, daß Fran­zis­kus nie ein Wort der Zustim­mung, der Unter­stüt­zung oder des Lobes für die Lebens­rechts­be­we­gung in den USA, für die Lebens­schutz­po­li­tik der Repu­bli­ka­ner oder für jene Mehr­heit der Höchst­rich­ter fand, die mit ihrem Jahr­hun­der­tur­teil vom Juni 2022 eine histo­ri­sche Wen­de in der Abtrei­bungs­fra­ge for­mu­liert haben, indem sie der Ziel­set­zung der lebens­feind­li­chen und men­schen­ver­ach­ten­den Abtrei­bungs­agen­da einen Rie­gel vor­scho­ben, die Abtrei­bung als Ver­fas­sungs- oder gar Men­schen­recht zu behaupten.

Bischof Strick­land erin­ner­te dar­an, daß die Kir­che „seit ihren Ursprün­gen die mora­li­sche Bös­ar­tig­keit jeder Abtrei­bung bekräf­tigt hat. Die­se Leh­re hat sich nicht geän­dert und sie bleibt unver­än­dert. Die Abtrei­bung zum Zweck oder als Mit­tel ist ein schwer­wie­gen­der Ver­stoß gegen das Sittengesetz.“

Der Beth­leh­emi­ti­sche Kin­der­mord stand am Beginn von Jesu Leben. Er gilt als Proto­er­eig­nis der Men­schen­feind­lich­keit, die sich heu­te in der Abtrei­bung zeigt.

Des­halb for­dert die Kir­che, so Bischof Strick­land, daß „ein Men­schen­le­ben vom Augen­blick der Emp­fäng­nis an abso­lut geach­tet und geschützt wer­den muß“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va/​Y​o​u​t​u​b​e​/​E​W​T​N​/​T​w​i​t​ter (Screen­shots)

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