
(Rom) In seiner Ansprache zur Generalaudienz auf dem Petersplatz sprach Papst Franziskus gestern über das Fünfte Gebot: Du sollst nicht töten. Dabei fand er – im Vergleich zu seinen bisherigen Stellungnahmen – starke und eindringliche Worte für das Lebensrecht eines jeden Menschen, gegen die Abtreibung und gegen die Euthanasie. Auch bei dieser Gelegenheit gebrauchte er diese Begriffe nicht direkt, ließ aber im Kontext keinen Zweifel daran, was gemeint ist.
Im ersten Halbjahr seines Pontifikats schwieg Franziskus zu Lebensrechtsfragen, um dann im September 2013 in einem Interview mit der römischen Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica zu erklären, daß sie keine Priorität in seinem Pontifikat hätten. In der Folge nahm er gelegentlich zugunsten des Lebensschutzes Stellung, allerdings meist unter Ausschluß der Öffentlichkeit.
Das Wort „Abtreibung“ kam bereits in einigen päpstlichen Ansprachen vor, es findet sich auch in der Enzyklika Laudato si von 2015, allerdings eingebettet mit der Wirkung einer gezogenen Handbremse. Die gestrige Mittwochskatechese steht im Unterschied dazu und stellte eine Besonderheit dar, weil Papst Franziskus sich an die gesamte Öffentlichkeit wandte, und das Thema Abtreibung und Euthanasie und zahlreiche weitere mit dem Lebensrecht zusammenhängende Themen mit deutlichen Worten ansprach. Insgesamt war in den vergangenen Monaten eine stärkere Hinneigung zum Thema feststellbar.
Die deutlichen Worte fallen zeitlich mit der Vereidigung des neuen Höchstrichters in den USA, Bratt Kavanaugh, zusammen. Erstmals seit dem Abtreibungsurteil Roe gegen Wade vom 22. Januar 1973 gibt es am Obersten Gerichtshof der USA eine Mehrheit für das Lebensrecht ungeborener Kinder und gegen die Abtreibung.
Der vollständige Wortlaut der Katechese in deutscher Übersetzung:
In der Reihe der Katechesen über die Zehn Gebote betrachten wir heute das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten. Wir sind bereits in der zweiten Hälfte des Dekalogs, der die Beziehungen zum Nächsten betrifft; und dieses Gebot mit seiner prägnanten und kategorischen Formulierung, erhebt sich wie ein Schutzwall zur Verteidigung des Grundwertes in den menschlichen Beziehungen. Und was ist der Grundwert in den menschlichen Beziehungen? Der Wert des Lebens. Deshalb: nicht töten.
Man könnte sagen, daß all das Böse, das in der Welt geschieht, in der Verachtung des Lebens gründet. Das Leben wird angegriffen von den Kriegen, den Organisationen, die den Menschen ausbeuten – wir lesen in den Zeitungen oder sehen im Fernsehen viele Dinge –, den Spekulanten des Geschaffenen und der Wegwerfkultur und von allen Systemen, die die menschliche Existenz Nützlichkeitserwägungen unterwerfen, während eine himmelschreiende Zahl von Menschen ein menschenunwürdiges Dasein fristet. Das bedeutet, das Leben verachten, und in gewisser Weise zu töten.
Ein widersprüchlicher Ansatz erlaubt auch die Beseitigung des menschlichen Lebens im Mutterleib im Namen der Wahrung von Rechten anderer. Wie aber kann eine Handlung therapeutisch, zivil oder einfach nur menschlich sein, die das unschuldige und wehrlose Leben in seinem Aufblühen tötet? Ich frage mich: Ist es richtig, ein Menschenleben „umzulegen“, um ein Problem zu lösen? Ist es richtig, einen Killer zu engagieren, um ein Problem zu lösen? Das darf man nicht. Es ist nicht richtig, einen Menschen, wenn auch noch so klein, „umzulegen“, um ein Problem zu lösen. Das ist, als würde man einen Auftragsmörder engagieren, um ein Problem zu lösen.
Woher kommt das alles? Woraus entstehen im Grund die Gewalt und die Ablehnung des Lebens? Aus der Angst. Die Annahme des Anderen ist eine Herausforderung an den Individualismus. Denken wir zum Beispiel, wenn man feststellt, daß ein ungeborenes Leben behindert ist, auch schwer. Die Eltern brauchen in diesen dramatischen Fällen wirkliche Nähe, wirkliche Solidarität, um die Wirklichkeit zu bewältigen und die verständlichen Ängste zu überwinden. Stattdessen erhalten sie oft hastige Ratschläge, die Schwangerschaft abzubrechen. Das ist eine Art um zu sagen: „Schwangerschaftsabbruch“ bedeutet „einen umlegen“, ganz direkt.
Ein krankes Kind ist wie jeder Bedürftige der Erde, wie ein alter Mensch, der Hilfe braucht, wie viele Arme, die alleine nicht zurechtkommen: Er oder Sie, die ein Problem scheinen, sind in Wirklichkeit ein Geschenk Gottes, das mich aus der Egozentrik herausziehen kann und mich in der Liebe wachsen lassen kann. Das zerbrechliche Leben zeigt uns einen Notausgang, den Ausgang, um uns vor einer selbstbezogenen Existenz zu retten und die Freude der Liebe entdecken zu lassen. An dieser Stelle möchte ich danken, den vielen Freiwilligen danken, dem starken Ehrenamt danken. Danke.
Was veranlaßt den Menschen das Leben abzulehnen? Es sind die Götzen dieser Welt: das Geld – es ist besser, den zu beseitigen, weil er Geld kostet –, die Macht, der Erfolg. Das sind die falschen Maßstäbe, um das Leben zu bewerten. Was ist der einzige authentische Maßstab des Lebens? Das ist die Liebe, die Liebe mit der Gott sie liebt! Die Liebe mit der Gott das Leben liebt: Das ist der Maßstab. Die Liebe mit der Gott jedes Menschenleben liebt.
Deshalb: Was ist der positive Sinn des Wortes „nicht töten“? Daß Gott der „Freund des Lebens“ ist, wie wir vorhin im Buch der Weisheit gehört haben (11,24) gehört haben.
Das Geheimnis des Lebens wird uns dadurch enthüllt, wie der Sohn Gottes es behandelt hat, der Mensch wurde bis hin, daß er am Kreuz die Ablehnung, die Schwäche, die Armut und den Schmerz auf sich nahm (vgl. Joh 13,1). In jedem kranken Kind, in jedem schwachen alten Menschen, in jedem verzweifelten Migranten, in jedem zerbrechlichen und bedrohten Leben sucht Christus uns (vgl. Mt 25,34–46), er sucht unser Herz, um uns die Freude der Liebe zu erschließen.
Es lohnt sich, jedes Leben anzunehmen, weil jeder Mensch das Blut Christi wert ist (vgl. 1 Petr 1,18–19). Man kann nicht verachten, was Gott so sehr geliebt hat!
Wir müssen den Männern und Frauen der Welt sagen: Verachtet nicht das Leben! Das Leben anderer, aber auch das eigene, weil auch dafür das Gebot gilt: „Nicht töten“. Vielen Jugendlichen ist zu sagen: Verachte nicht deine Existenz! Hör auf, das Werk Gottes abzulehnen! Du bist ein Werk Gottes! Unterschätze dich nicht, verachte dich nicht durch Abhängigkeiten, die dich zerstören und dich zum Tod führen!
Niemand soll das Leben an den Täuschungen dieser Welt messen, jeder soll sich selbst annehmen und die anderen im Namen des Vaters, der uns geschaffen hat. Er ist der „Freund des Lebens“: Das ist schön, „Gott ist der Freund des Lebens“. Und wir alle sind ihm kostbar, der seinen Sohn für uns gesandt hat. „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Einem Kommentator auf einer anderen christlichen Informationsplattform fällt zur Äußerung des Papstes unter anderem folgende Aussage ein:
„Wenn Abtreibung Mord, genauer gesagt grausames Menschenopfer ist. Warum liebt es Franziskus dann sich mit militante Auftragskillern und Fürsprechern des Auftragsmordes als Menschenrecht, abzugeben und ehrt sie noch? Ist das nicht schizophren?“
Ich möchte mich kurz auf den ersten Satz der Aussage beziehen: „Wenn Abtreibung Mord, genauer gesagt grausames Menschenopfer ist.“
Wir wissen, dass es im Satanismus häufig um Kindesmissbrauch der schlimmsten Form geht. Satan fordert Menschenopfer. Das höchste und ‚reinste‘ Opfer, das man ihm darbringen kann/muss, ist die Tötung des eigenen Kindes/Babys. Frauen in Satanszirkeln gebären Kinder zum Teil nur zu diesem Zweck.
Die Kindstötung im Mutterleib, wie sie bei der ‚Abtreibung‘ geschieht, ist nichts anderes ist als ein an Satan gerichtetes Menschenopfer.
Zwar laufen Abtreibungen ohne düsteren Ritus ab. Sie sind aber dennoch ein Opfer an den Menschenmörder schlechthin, der das menschliche Leben insgesamt hasst. Er will um alles in der Welt (denn dazu steh ihm die ganze Welt zur Verfügung) verhindern, dass Menschen zu Gott kommen.
Ihm ist es gelunen Verdrängungskomplexe klinisch zu systematisieren, die in kriegerischer Schlachtformation aufgestellt sind und sich wie ein trojanisches Pferd als Humanismus tarnen. (Schwangerenkonfliktberatung mit Abtreibungsschein/„Auftragsmord in den Kliniken“ (alles möglichst klinisch sauber) Kardinal Meisner sprach einst von einem „Babycaust“. Feministinnen sagen: „Kein Problem, gehst du halt ins Krankenhaus und lässt es dir wegmachen. Habe ich auch schon mal gemacht. Ist doch kein Problem.“ Das habe ich selber so gehört. Jede 5. Frau hat schon abgetrieben.
Ein ‚führender Gynäkologe sprach davon, die Abortationszahlen seien in Deutschland mit 100 000 viel zu niedrig angsetzt, man müsse sich an Ländern wie Frankreich orientieren (68 Mio Einwohner), in denen der Abbruch/die Tötung zu 100 % durch die Kassen übernommen werden. Anders als in Deuschland (82 Mio Einwohner). Hier werden sozial schwache Frauen auf freiwilliger Basis registriert. Es besteht keine Meldepflicht! 100 000 Fälle sind also nur die gemeldetetn Fälle. Nach Ansicht und der Erfahrung des Gynäkologen werden in Deuschland jährlich mindestens 280 000 Kinder im Mutterleib getötet.
Frau Merkel: „Dieses System (der Fristenregelung hat sich bewährt). Es gibt keinen Grund es zu ändern.“ Diese Aussage ist eine Schande und macht die CDU für einen Christen unwählbar!!!
Was geschieht bei der Abtreibung: Kindern wird mit einer Zange (Nussknacker) im Mutterleib der Kopf geknackt/zerquetscht. Dann wird mit einer Staubsaugervorrichtung der Körper des Kindes in Fetzen gerissen. Das ist die Realiät. Und nicht das klinisch saubere Verdunklungs und Vertuschugsritual von ProVita und Abtreibungsärzten, die vorgehen, als entfernten sie eine „Warze“/einen Zellhaufen.
Wir treffen bei der Sprache auf Euphemismen, die das Böse (den Mord), als Gutes (Hilfeleistung in Notsituation) darstellen. Den Frauen wird suggeriert, sie täten etwas ganz ‚Normales‘.
Eben diese Kaschierung der wahren Vorgänge und Zusammenhänge ist satanisch und zutiefst menschenverachtend.
Zu dem ganzen Komplex der Verharmlosung gehören die Medien, Pornographie, die Verhütung, Homoehe und Ehescheidung, selbst die Mode; die Förderung der Wollust auf allen Ebenen und die Kaschierung der Folgen; sprich das Ausblenden der Verantwortung für das werdende menschliche Leben.
In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal auf Papst Johannes Paul II. verwiesen, der knallhart formulierte: „Wer verhütet, der treibt auch ab.“
Jeder Akt muss grundsätzlich offen für das Leben sein. P.J.P. II: „Ich kann Vater/ich kann Mutter werden.“
Die Verhütungsmentalität schließt Leben von vornherein systematisch und kategorisch aus. Der Mensch macht sich zum Herrn über Leben und Tod.
Es gibt aber nur einen sicheren Ort für das Leben: und das ist der der Ehe.
Es ist ziemlich sicher, dass Franziskus Humanae Vitae mit seiner Nulltoleranz in Verhütungsfragen nicht teilt; wie die Grundsätze von Humanae Vitae auch von 90 % der Bischöfe nicht vertreten werden. Das allein zeigt den Zustand unserer Kirche an, die wie es Professor Ratzinger in den 50er Jahren formuliert hat, beinahe vollkommen in dieser Welt und ihrem (Welt-)Geist aufgegangen ist.
In diesem Gesamtrahmen, und nach den vielen gegenteiligen Signalen durch Franziskus, sind seine aktuellen Aussagen zur Abtreibung als Auftragsmord (ein gutes und starkes Bild!) pädagogisch und moraltheologisch jedoch inkonsequent. Worte und Taten gehen zu weit auseinander. Leider in diesem Pontifikat auch Worte und Worte. „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“
Wer das Buch „Der Diktatorpapst“ gelesen hat, muss kein Pessmist sein, wenn er argwöhnt, dass Franziskus gleichzeitig seine liberale LBGT-Agenda unbeirrt (und nun mit Verschnaufpause) fortsetzt.
Diesem Papst, von dem sein ehemaliger Jesuitengeneral sagte, er sei „hinterlistig“, ist mit größter Vorsicht zu begegnen. Darum nehme man die gegenwärtigen Aussagen als Teil des ordentlichen Lehramtes und bete, dass Franziskus auch zukünftig unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen werde; und mehr auf diesen als auf Menschen höre. Denn wer nur auf Menschen hört, geht nach den Aussagen der Schrift unweigerlich verloren.
Alles in allem hätte die Pflicht, auf ‚allen‘ Ebenen zur klaren Sprache des katholischen Lehramts zurückzukehren.
Sein Pontifikat hat nicht gerade dazu beigetragen, dass Ehen länger halten und Christen sich außerehelicher Verhältnisse enthalten. Im Gegenteil!
Der Ottonormalverbraucher sieht durch AL (sofern er die umstriitenen Kernaussagen daraus kennt) eher die Unzucht durch den Papst mehr oder weniger (ab-)gesegnet. Denn es gibt danach Anteile des Guten auch im Schlechten.
Ich denke, dieses Pontifikat hat, je länger es fortdauert, fatale Auswirkungen auf die Kirche.
Viele außerhalb stehende ‚Schläfer‘ (Taufscheinchristen), die der Kirche fernstanden, sahen sich durch Franziskus‘ liberale Agenda zu diesem Papst und zu ’seiner‘ Kirche wieder mehr hingezogen. Nun verprellt er viele mit seinen eindeutigen Aussagen, was dazu führt, dass sich diese empört abwenden und aus der Kirche austreten. Es finder also, ob wir es wollen oder nicht, eine Reinigung der Kirche statt.
Es gibt nur den einen Weg: zur Eindeutigkeit der Lehre zurückzukehren, und das eben auch in der Pastoral, in deren Rahmen und Aufgabenbereich wir die Lehre zu den Menschen tragen sollen.
Danke für Ihren guten Kommentar. Ich bitte darum sprachlich eindeutig zu bleiben. Wenn eine Befruchtung stattgefunden hat, lebt ein neuer Mensch, er ist winzig klein, aber er lebt und wächst nur noch. Einen Zustand des werdenden menschlichen Lebens gibt es nicht.
Auch ich vermute nichts Gutes – nicht mehr: Franziskus hat viel zu oft schlechte Früchte getragen, als daß ich ihm jetzt Vertrauen schenken möchte; jetzt, wo er einmal die Wahrheit bekundet. Als heuer im Frühjahr die französische Abtreibungs-Apologetin Simone Veil starb, bezeichneten sie seine Bischöfe als „eine der besten“. Exakt diese lobhudelnden Worte wählte A.D. 2016 auch Franziskus selbst in Richtung der italienischen Kinderabtreiberin Emma Bonino. All das kann man hier auf „Katholisches“ nachlesen.
So viel „Zufall“ ist eigentlich unmöglich – Fazit: Franziskus weiß ganz genau, was er tut. Die Früchte, die er trägt, sind faul. Was bedeutet das in aller Konsequenz und Logik für uns Gläubige?
Wir müssen unsere Gebete vervielfachen und Unseren Himmlischen Vater bestürmen…
In Cristo per Mariam. +
Carlosmiguel
Klare, ja auch recht harte Aussagen, die aber den Nagel auf den Kopf treffen. Ihnen, Alfons, vielen Dank dafür. Eine gewisse Abstufung der Schwere einer Abtreibung, einer Beziehung nach Scheidung einer sakramentaler Ehe und dem Führen eines außerehelichen Verhältnisses (sofern dort eine Offenheit für das werdende Leben vorhanden ist), würde ich aber doch für angemessen halten, ohne die objektive Sündhaftigkeit in Frage zu stellen. Die Schuld der weltanschaulich de facto unregulierten Medien und der straflosen Verbreitung pornograhischer Inhalte im Internet kann nicht genug hervorgehoben werden. Die CDU hat in dieser Hinsicht auf der ganzen Linie gesagt. Vermutlich wird sie demnächst auch der Abschafung des § 219 a zustimmen und danach heißt es, wie immer bei solchen Entscheidungen, man hätte es sich nicht leicht gemacht und respektvoll miteinander diskutiert. Was ändert das an den Ergebnissen?
Christian Geyer hat zu der päpstliche Katechese in der heutigen FAZ einen klugen Kommentar geschrieben: Die Kirche verurteilt Abtreibung als ein „verabscheuungswürdiges Verbrechen“. Aber nirgendwo wird sie als „Mord“ qualifiziert und damit über ’niedrige Motive‘ geurteilt. Diesem tat‑, nicht täterbezogenem Ansatz liegt die wichtige unterschiedliche Behandlung von Sünde und Sünder zugrunde. Wenn der Papst Abtreibung als Auftragsmord bezeichnet und somit die Frau als beauftragende Mörderin und den Arzt als Auftragskiller, dann macht er sich in seinem hypermoralischen Urteil angreifbar durch rationale Argumente. Und so schadet er eher der Lebensbewegung.
Tut mir leid, aber ich muß entschieden widersprechen:
Zitat: „Christian Geyer hat zu der päpstliche Katechese in der heutigen FAZ einen klugen Kommentar geschrieben: Die Kirche verurteilt Abtreibung als ein „verabscheuungswürdiges Verbrechen“. Aber nirgendwo wird sie als „Mord“ qualifiziert und damit über ’niedrige Motive‘ geurteilt.“
„Niedrige Motive“ sind ein Nexus rein weltlicher „Rechtsprechung“ und „Gesetzgebung“, und allein die unterscheiden ja auch zwischen dem Mord an geborenen Menschen und dem Mord an noch nicht geborenen Menschen. Genau dieser Unterschied existiert jedoch faktisch und biblisch schlichtweg nicht. Um diese Tatsache jedoch verbissen zu verschleiern, hat die Welt künstliche, erkünstelte und euphemisierende Termini herbei gezerrt: Schwangerschaftsabbruch, Schwangerschaftsunterbrechung (ein klassisches Paradoxon) und eben Abtreibung. Und: Welcherart „Motive“ vermuten Sie denn? Die der zur Abtreibung entschlossenen Mutter, wie die des abtreibenden „Arztes“?
Zitat: „Diesem tat‑, nicht täterbezogenem Ansatz liegt die wichtige unterschiedliche Behandlung von Sünde und Sünder zugrunde.“
Ich erbitte Nachsicht, aber so ähnlich und so schwammig argumentieren gerne Protestanten und gehen dabei am biblischen Kern vorbei, weil sie wie Sie das Pferd von hinten aufzäumen: Der Sünder kann ja gerne sündigen, er kann ja gar nicht anders, weil er so unverbesserlich schlecht ist – und weil das alles so ist, vergibt ihm Gott ja sowieso.
Ja, richtig: Wir sollen die Sünde hassen, aber den Sünder nicht. Gott verzeiht dem Sünder – aber nur dann, wenn der seine Sünde aufrichtig bereut, und obschon viele Frauen eigentlich genau wissen, was sie tun, treiben sie ihr Ungeborenes dennoch ab. Und fast alle ereilt im Laufe der Zeit danach die Erkenntnis dessen, was sie getan haben – nur dann ist es zu spät: Ihr Kind ist tot. Das „Post Abortion Syndrom“ läßt die betreffenden Frauen dann lebenslang unter ihrer Tat leiden. Nur dann, wenn eine solche Frau den Weg in den Beichtstuhl findet, wo sie dem Priester Herz und Seele ausschütten kann und echte Reue zeigt, kann ihr auch Gott schließlich ihre Tat vergeben. Nur: Diesen Weg Erkenntnis – Selbsterkenntnis – Reue – Beichte – Vergebung muß die Frau selber gehen WOLLEN und sich keinerlei Ausreden ausdenken oder gar versuchen, die Schuld anderen aufzuhalsen. So – und nur so – mag sie Frieden finden, und so und nicht anders ist die Kausal-Kette.
Zitat: „Wenn der Papst Abtreibung als Auftragsmord bezeichnet und somit die Frau als beauftragende Mörderin und den Arzt als Auftragskiller, dann macht er sich in seinem hypermoralischen Urteil angreifbar durch rationale Argumente.“
Bleiben die Fragen: Wer ist denn nun der Auftraggeber einer Abtreibung? Wer? Und wer ist derjenige, der das ungeborene Kind umbringt? Wer ist verantwortlich und schuldig? Das Kind ist nach der Gewalttat der Abtreibung ja schließlich tot. Jemand muß es ja schließlich umgebracht haben und Schuld und Verantwortung dafür tragen. Das wiederum ist nur logisch. Q.e.d.
Mit „Hypermoral“ hat das nun nichts zu tun, es sei denn, Sie möchten eingehend präzisieren, was Sie darunter verstehen. Und schließlich: Welche „rationalen Argumente“, die da „angreifen“ könnten, meinen Sie denn?
Zitat: „Und so schadet er eher der Lebensbewegung.“
Ja, und? Worum geht es denn? Daß die Lebensbewegung dieser Welt gefallen sollte? Daß sie die Fakten nicht benennen, sondern besser verschleiern sollte? Welcherart „Schaden“ riskieren die Lebensschützer denn – noch? Jede schmerzhafte Wahrheit ist besser als die bunteste Lüge!
In Großbritannien, Kanada, in Benelux und auch in Doitschland werden Lebensschützer und traditionstreue Katholiken inzwischen brutal kriminalisiert und auch ins Gefängnis geworfen. Weder muß man Dramatiker oder Kassandra, noch Kaffeesatzleser bemühen: Die Zeit, in der Katholiken im Okzident für ihren Glauben ermordet werden könnten, dürfte nicht mehr weit entfernt sein. Es sei denn, Unser Himmlischer Vater greift ein. Und nur Sein Wille geschehe.
In Cristo per Mariam. +
Carlosmiguel
Die Beweggründe für eine Unrechtstat vermögen schon Schuld abzumildern: Sie können entschulden, jedoch nicht rechtfertigen. Ich finde das ist wichtig. Gerade vor dem Hintergrund, daß heutzutage einerseits das Gewissen zur Rechtfertigung von Sünden unrecht herangezogen wird und andererseits geradezu eine Gesinnungsjagd und Gesinnungsjustiz nicht mehr nur als „politische Korrektheit“, sondern auf Vernichtung des Subjektes und seiner Handlungsmöglichkeit, sich Bahn gebrochen hat. Es gilt bei Gewissen und Gesinnung sehr genau zu sein, der Teufel wütet hier subtil und furchtbar.
In Sachen Schwangerschaftsunterbrechung brauchen wir das Stigma der Bloßstellung. Wenn schon nicht der Personen, so doch die der Tat und zwar durch den klaren Begriff, sprich Mord.
Franziskus spricht nicht von Mörderinnen, wohl aber von Auftragsmord. Hier wird die Handlung beschrieben, nicht die Person verurteilt.
Die Handlung darf man nicht euphemisieren. Denn durch die Handlund geschieht etwas mit uns. Durch die Tat verinnerlichen wir als Täter Handlung und Opfer.
Im Rahmen der Handlung wird schließlich der an der Tat beteiligte auch ‚tat’sächlich zum ‚Totschläger‘ oder ‚Mörder‘. Die Handlung qualifiziert hin hierzu. Die Herleitung von der schrecklichen Tat hin zum Täter/Mörder/zum System muss herstellbar, d.h. begrifflich fassbar und begreifbar sein.
Auch ein Dieb bleibt ein Dieb, selbst wenn die Beweggründe durch den Oberbegriff nicht genügend differenziert werden.
Ich denke, Hubert Hecker spricht hier ein pastoral-psychologisches Moment an, dem grundsätzlich auch Papst Franzikus folgt: man möchte durch eine mögliche Verurteilung den Täter nicht in die Verzweiflung drängen bzw. diesem die Tür versperren zu einem Weg der Reue innerhalb der Kirche.
Das ist nachvollziehbar. Berwirkt doch Verurteilung immer Gegenwehr. Zunächst zumindest. Schlimm wäre, wenn es dabei bliebe. Dann würde Kirche zum Feindbild. Schlimm auch, wenn Verurteilungen zum Selbstmord oder zur doppelten Psychose würden (Tat + Verurteilung).
Der Feminismus spricht allerings nicht dem indirekten Schuldbekenntnis durch den Ausweg der Autoaggression das Wort, sondern wählt das Tabu und den Euphemismus; und spornt zu noch weiteren Taten an. Die Aggression wird nach außen abgeleitet (Rebellion).
Auf der anderen Seite müssen angesichts dieses Spannungsfeldes aus der Sicht christlichen Lebensschutzes durch klare und stärkere Begriffe, Verben wie Substantive (‚Tötung‘, ‚Mord‘ und ‚Morden‘) klare Tabuisierungen geschaffen werden. – Allerdinsg haftet dem Bergriff Mord seinerseits etwas Aggressieves an. Er wäre eigentlich am Ende eines Bewusstseinsprozezzes vom Täter selbst zu wählen: „Ich habe gemordet.“
Wir haben mittlerweile einen Zustand der Unzuständigkeit: Das System mordert (Kultur des Todes) und niemand fühlt sich mehr verantwortlich.
Wo will man also ansetzen, wenn nicht in der Erziehung. Ein Bewusstseinszustand für das Leben von der ersten Minute ( der Empfängnis ) an, müsste wieder ganz klar Bestandteil des Religionsunterrichtes sein. Nur leider spielt hier der Lehrplan des Faches Biologie nicht mit und der Gesamtlehrplan schon gar nicht.
Will man ‚Schwangerschaftsunterbrechungen‘ vermeiden, was man anscheinend nicht wirklich will, weil Menschen als Arbeitskräft, aber nicht als Personen wahrgenommen werden, muss die Erziehung der ‚Theologie des Leibes‘ mit Beginn der Pubertät eigentlich fast schon abgeschlossen sein.
So ließe sich dieses Thema noch weiter fortführen. Fakt ist: man hat sich anscheinend stillschweigend darauf geeinigt, dass wir erst ab der 13. Schwangerschafts/Lebenswoche von einem Menschen sprechen können. Und genau hier liegt das Problem des ‚mein Bauch gehört mir‘. Ein Kind im Bauch der Mutter ist erst dann ein Kind, wenn ihn die Mutter dazu erklärt/sprich annimmt. Und hier wird der Mutter die Macht über Leben und Tod verliehen, die eigentlich nur Gott zukommt.
Die liberale Sprache der Barmherzigkeit führt im Gesamtfeld der theologischen Betrachtung jedenfalls nicht weiter. Denn wirstehen hier leider vor einem Dilemma: Während der reumütige Täter niemals durch Begriffe verfolgt und verurteilt werden darf; so muss doch in der Öffentlichkeit der Begriff über ein ‚verstehendes-mitleidvolles‘ Etwas hinausgehen.
Die in der Alltagssprache verwendeteten Begrifflichkeiten treffen den Tathergang nicht bzw. viel zu schwach. Sprache verschleiert dann und wird zum ideologischen Konstrukt der Abtreibungslobby (Feministinnen, Freimaurer, Kapitalisten, Hedonisten, Kommunisten, Atheiisten, Satanisten …).
Die Abtreibung ist aber im Grunde das schlimmste Verbrechen überhaupt. Wird doch ein völlig wehrloses Kind getötet. Das Tabu ’nicht zu sprechen‘ über den Vorgang verweist auf die Schwere der Tat: auf empfundene (untebewusst gespürte) Hinterhältigkeit und Feigheit, Ausweglosigkeit, Angst, Scham und Not. Also gibt man die Verantwortung ab ans System und ‚das Kind ist in den Brunnen gefallen‘. Das System hat kein empfinden. Es ist kalt, ebenso kalt wie unsere Frau Kanzlerin Merkel, die sagt, man kann es nicht oft genug wiederholen: „Dieses SYSTEM hat sich bewährt. Es gibt keinen Grund es zu ändern.“
Leider hat die systemische Tabusierung im Verbund mit der Sexualisierung der Gesellschaft zunächst zu einem Schweigeverbot geführt. Der nächste Schritt der Bosheit, in dem wir uns jetzt befinden, ist die Gleichsetzung des Schwangerschaftsabbruchs mit einer Art Freiheitskampf. „Wir tun nichs Schlechtes, sondern etwas Gutes.“ „Wir handeln verantwortlich; es ist das Beste für Mutter und Kind.“
Es ist erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit sich die Abtreibungsärztin, welche auf ihrer Arzthomepage für den Abbruch warb, in den Zeitungen ablichten ließ. Es sagt viel über unsere Gesellschaft aus und über das Selbstbewusstsein solcher Frauen, die es nicht für nötig halten, ihr Gesicht zu verstecken.
Diese Gynäkologin ist jemand, der systematisch – ich benutze extra nicht das Substantiv – massenweise Leben vernichtet (also ‚m*****‘).
Es ist angesichts dieser erschreckenden Vorkommnisse beschämend, welchem Rede- und Kritikverbotverbot man als Bürger unterliegt. Rein logisch betrachtet: Ist doch ein Mensch, der in ein Auto steigt, um Auto zu fahren, ein Autofahrer; eine Person, die unterrichtet, ein Lehrer …
Also ist ein Abtreibungsarzt nicht bloß ein Gynäkologe, sondern ein Schwangerschaftsunterbrecher.
Und aus der Sicht des Glaubens (denn wir reden von einem Menschen von Anfang an) ist ‚Abtreibung‘ demnach mindestens ein Totschlag auf Verlangen.
Kommen niedere Beweggründe hinzu und wenn wir vom Menschsein von Anfang an ausgehen, ist jeder Abbruch ein Mord.
Das Problem ist, wenn Menschen in einer Kultur des Todes nurmehr niederträchtige Motive haben, so dass die Niedertracht ( aus der Perspektive des Geistes ) ein als niederer Beweggrund gar nicht mehr empfunden wird bzw. verdrängt wird.
M.E. ließe sich auch der Mord von Erwachsenen an Erwachsenen begrifflich tabuisieren, so wie es ja auch im Krieg geschieht.
Dann sprechen wir nurmehr von Feind und von Notwehr. Das zeigt, welche Einstellung unsere Kultur gegenüber dem Leben einnimmt.
Wenn wir schließlich psychiatrische Aspekte für eine Motivierung und die Frage nach der Zurechnungsfähigkeit mit hinzunehmen, sind wir bei der ‚entmündigten Person‘.
Darum wäre an erster Stelle eine Erziehung zum ‚wahren Menschsein‘ vor Gott von Nöten, die ohne die christliche Religion leider nicht zu leisten ist.
Das verdinglichte Bewusstsein macht hingegen in unserer Wahrnehmung Menschen zu Dingen und menschliches Denken und Handeln zum verdinglichten Bewusstsein(sakt).
Dann sind wir tatsächlich bei den von Romano Guardini prognostizierten Zuständen angelangt: Zuerst machen wir uns die Dinge und Techniken untertan, und schließlich sind wir Untertan(en) der Sache, des Dinges und der Technik; der Maschine(dem System.
Wir hängen fest im System.