Vatikan streicht Direktübertragung des Biden-Besuchs

Seit Beginn der "Pandemie" schränkt der Heilige Stuhl den Zugang der Medienvertreter ein


Staatsbesuche im Apostolischen Palast werden Journalisten durch Direktübertragungen zugänglich gemacht. Bei US-Präsident Joe Biden wird aber alles anders sein.
Staatsbesuche im Apostolischen Palast werden Journalisten durch Direktübertragungen zugänglich gemacht. Bei US-Präsident Joe Biden wird aber alles anders sein.

(Rom) Der Vati­kan sag­te heu­te uner­war­tet die geplan­te Direkt­über­tra­gung des Tref­fens von US-Prä­si­dent Joe Biden mit Papst Fran­zis­kus ab. 

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Das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt gab kei­ne Erklä­rung zu den Grün­den ab, war­um die Direkt­über­tra­gung von Bidens erstem Besuch als US-Prä­si­dent im Vati­kan auf die Ankunft der Wagen­ko­lon­ne im Innen­hof des Apo­sto­li­schen Pala­stes beschränkt sein wird, wo ihn ein Ver­tre­ter des Hei­li­gen Stuhls begrü­ßen und zu Papst Fran­zis­kus beglei­ten wird. Bis zu sei­ner unbe­fri­ste­ten Beur­lau­bung nahm Kuri­en­erz­bi­schof Georg Gäns­wein die­se Auf­ga­be wahr.

Sogar Bidens Begrü­ßung durch Papst Fran­zis­kus im Thron­saal des Pala­stes wur­de gestri­chen. Nor­ma­ler­wei­se hät­ten die Kame­ra­leu­te und Pho­to­gra­phen sich erst zurück­ge­zo­gen, sobald die bei­den Män­ner sich zum Pri­vat­ge­spräch in die Biblio­thek begeben.

Das Pres­se­amt des Vati­kans gab ledig­lich bekannt, daß den akkre­di­tier­ten Jour­na­li­sten nach der Audi­enz bear­bei­te­te Auf­nah­men der Begeg­nung zur Ver­fü­gung gestellt werden.

Die Audi­enz wird genau beob­ach­tet, da die Bischö­fe der USA am 15. Novem­ber ihre Herbst­voll­ver­samm­lung begin­nen. Dabei soll eine Ent­schei­dung fal­len, ob Abtrei­bungs­po­li­ti­kern wie Biden der Emp­fang der Kom­mu­ni­on unmög­lich ist.

Fran­zis­kus hat vor kur­zem die Abtrei­bung als „Mord“ bezeich­net und gestern zwei Glocken mit dem Namen „Stim­me des Unge­bo­re­nen“ [Kin­des] geweiht. Das ist aller­dings nur eine Sei­te. Die ande­re Sei­te von Fran­zis­kus legt kei­nen gestei­ger­ten Wert, von Poli­ti­kern eine Ende der Abtrei­bung ein­zu­for­dern. Fran­zis­kus ließ die US-Bischö­fe viel­mehr ermah­nen, Hir­ten und Seel­sor­ger, aber kei­ne Poli­ti­ker zu sein (sie­he auch die vati­ka­ni­sche Rücken­deckung für bei­den in der Fra­ge hier, hier und hier).

Die Besu­che wich­ti­ger Staats­ober­häup­ter wer­den seit Jah­ren direkt im Fern­se­hen über­tra­gen. So ist es wei­ter­hin beim Besuch des süd­ko­rea­ni­schen Staats­prä­si­den­ten Moon Jae-in vor­ge­se­hen, der eben­falls zum G20-Gip­fel nach Rom reist, und so war es auch beim Besuch von Joe Biden geplant.

Hin­zu kommt, daß der Vati­kan seit Beginn der soge­nann­te Coro­na-Pan­de­mie kei­ne unab­hän­gi­gen Jour­na­li­sten und Pho­to­gra­phen mehr zu den päpst­li­chen Audi­en­zen zuläßt. Die „Pan­de­mie“ wur­de vom Vati­kan wie­der­holt als Grund genannt, exter­nen Medi­en­ver­tre­tern den Zugang zu Audi­en­zen von Staats­be­su­chern, wie sie unter den frü­he­ren Päp­sten selbst­ver­ständ­lich waren, zu ver­wei­gern. Die Rede ist nicht von irgend­wel­chen Medi­en­ver­tre­tern, son­dern sol­chen, die zu ande­ren päpst­li­chen Ver­an­stal­tun­gen zuge­las­sen sind.

Die Zulas­sung und Direkt­über­tra­gun­gen sind von Bedeu­tung, weil sie Jour­na­li­sten, Diplo­ma­ten und Beob­ach­tern die Mög­lich­keit geben, bei der Begrü­ßung und Ver­ab­schie­dung gewech­sel­te Wor­te zu hören, zu sehen, wie das offi­zi­el­le Foto gemacht wird, und ins­ge­samt sich einen Ein­druck vom Besuchs­kli­ma zu machen. Klei­nig­kei­ten in Mimik und Gestik sagen oft mehr aus als die aus­ta­rier­ten Wor­te offi­zi­el­ler Erklä­run­gen. Man erin­ne­re sich an das bewußt gries­grä­mi­ge Gesicht von Papst Fran­zis­kus bei der Audi­enz für US-Prä­si­dent Donald Trump.

Zugang wer­den mor­gen nur der offi­zi­el­le Pho­to­graph und die Video­jour­na­li­sten des Vati­kans haben.

Die Ver­ei­ni­gung der beim Hei­li­gen Stuhl akkre­di­tier­ten Jour­na­li­sten hat gegen die Zutritts­ver­wei­ge­rung pro­te­stiert und eine Erklä­rung gefordert.

Jen Psa­ki, Bidens Spre­che­rin im Wei­ßen Haus, sag­te, man wer­de „alle Hebel in Bewe­gung set­zen“, um „mehr Zugang“ für die Medi­en­ver­tre­ter zu erhal­ten. „Gast­ge­ber“ sei aller­dings der Hei­li­ge Stuhl, des­sen „Gast“ Joe Biden sein werde.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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