Der Blick nach Nordkorea

Papst Franziskus möchte Nordkorea besuchen


Papst Franziskus mit Moon Jae-in bei ihrer ersten Begegnung im Vatikan 2018.
Papst Franziskus mit Moon Jae-in bei ihrer ersten Begegnung im Vatikan 2018.

(Rom) Am kom­men­den Frei­tag wird Papst Fran­zis­kus im Zusam­men­hang mit dem G20-Gip­fel in Rom nicht nur US-Prä­si­dent Joe Biden emp­fan­gen, son­dern auch Süd­ko­re­as Regie­rungs­chef – mit einem prä­zi­sen Ziel.

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Der Audi­enz für Joe Biden, einen Tag vor Beginn des G20-Gip­fels, gilt die grö­ße­re Auf­merk­sam­keit. Auch die zwei­te Begeg­nung mit einem Gip­fel­teil­neh­mer an jenem Tag ist für Fran­zis­kus jedoch von Bedeu­tung. Er wird neben dem Prä­si­den­ten der USA auch Süd­ko­re­as Staats­prä­si­den­ten Moon Jae-in empfangen.

Laut korea­ni­schen Medi­en wird der Frie­dens­pro­zeß auf der korea­ni­schen Halb­in­sel im Mit­tel­punkt der Begeg­nung ste­hen. Das Ober­haupt der Repu­blik Korea, wie Süd­ko­rea amt­lich heißt, wird nach dem G20-Gip­fel zur UN-Kli­ma­kon­fe­renz nach Glas­gow wei­ter­rei­sen und abschlie­ßend Ungarn besuchen.

Fran­zis­kus emp­fing Moon Jae-in bereits ein­mal, im Okto­ber 2018. Das Kore­an Broad­ca­sting System (KBS) berich­tet von einem „stän­di­gen Inter­es­se von Papst Fran­zis­kus am Frie­dens­pro­zeß auf der korea­ni­schen Halb­in­sel“. Die­se ist seit 1945 geteilt in einen kom­mu­ni­sti­schen Nor­den und einen US-geführ­ten Süden. 1948 wur­de im Süden die Repu­blik Korea und im Nor­den die Demo­kra­ti­sche Volks­re­pu­blik Korea aus­ge­ru­fen. Von 1950 bis 1953 tob­te der Korea­krieg, der durch die Inva­si­on der nord­ko­rea­ni­schen Volks­ar­mee im Süden aus­ge­löst wurde.

Staats­prä­si­dent Moon Jae-in, ein Katho­lik, ist seit Mai 2017 im Amt und ent­stammt der links­li­be­ra­len Demo­kra­ti­schen Par­tei.

Das eigent­li­che Inter­es­se von Papst Fran­zis­kus wird offi­zi­ell nicht erwähnt: ein Besuch im kom­mu­ni­sti­schen Nord­ko­rea. Dort ist die katho­li­sche Kir­che offi­zi­ell aner­kannt, was jedoch einer Far­ce ent­spricht. In den nord­ko­rea­ni­schen Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern gel­ten Chri­sten unter den Gefan­ge­nen als die größ­te Ein­zel­grup­pe. Jeder drit­te Gefan­ge­ne, rund 70.000, ist Christ. Dabei gibt es laut offi­zi­el­len Anga­ben nur weni­ge tau­send Chri­sten im Land. Ein Ver­gleich zu Süd­ko­rea macht die Dimen­si­on der Chri­sten­ver­fol­gung im nörd­li­chen Lan­des­teil deut­lich: Süd­ko­rea ist unter den drei ost­asia­ti­schen Völ­kern, den Chi­ne­sen, Korea­nern und Japa­nern, das Land, in dem das Chri­sten­tum am stärk­sten Wur­zeln schla­gen konn­te. Fast 30 Pro­zent der Süd­ko­rea­ner sind getauft.

1945 gehör­te im Nor­den nur ein Pro­zent der Bevöl­ke­rung der katho­li­schen Kir­che an, doch in der Haupt­stadt Pjöng­jang war die Chri­stia­ni­sie­rung bereits weit fort­ge­schrit­ten. Im 19. Jahr­hun­dert hat­te die Kir­che Tau­sen­de von Mär­ty­rern zu beklagen.

Offi­zi­ell gibt es in ganz Nord­ko­rea heu­te nur vier staat­lich aner­kann­te Kir­chen­ge­bäu­de, eine katho­li­sche Kir­che, zwei pro­te­stan­ti­sche und eine orthodoxe.

Es wird ange­nom­men, daß ein Besuch des Kir­chen­ober­haupts in Nord­ko­rea ein zen­tra­ler Punkt der Begeg­nung mit Staats­prä­si­dent Moon Jae-in sein wird. Da es kei­ne diplo­ma­ti­schen Bezie­hun­gen zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem kom­mu­ni­sti­schen Nor­den gibt, bemüht sich die süd­ko­rea­ni­sche Staats­füh­rung auf diplo­ma­ti­schem Wege das Anlie­gen des Pap­stes in Pjöng­jang vor­zu­brin­gen. Süd­ko­rea war von Fran­zis­kus bereits im August 2014 besucht worden.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)

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