Pedro Arrupe – Seligsprechung des Untergangs (1. Teil)

Die jüngste Geschichte des Jesuitenordens


Pater Pedro Arrupe 1938 in Japan.
Pater Pedro Arrupe 1938 in Japan.

Von Wolf­ram Schrems*

Anzei­ge

Der Fisch beginnt bekannt­lich am Kopf zu stin­ken. Der Scho­la­sti­ker sagt dazu: Cor­rup­tio opti­mi pes­si­ma. Das Schlimm­ste pas­siert, wenn das Beste ver­dirbt. Die­se zeit­lo­se Erkennt­nis wird durch die kir­chen­ge­schicht­li­chen Ereig­nis­se der letz­ten Jah­re und Jahr­zehn­te in über­rei­chem Aus­maß bestä­tigt. Über die bei­den in der Per­son von Papst Fran­zis­kus ver­ei­nig­ten Kata­stro­phen des Nie­der­gan­ges von Papst­tum und Jesui­ten­or­den haben wir auf die­ser Sei­te schon aus­führ­lich gehandelt.

Aus aktu­el­lem Anlaß, näm­lich wegen der von Papst Fran­zis­kus betrie­be­nen Pedro-Arru­pe-Nost­al­gie und ‑Renais­sance („Selig­spre­chung von Pedro Arru­pe und sei­nes Kur­ses“, „Pedro Arru­pe war ein Pro­phet“ , „Wir müs­sen zu Pedro Arru­pe zurück­keh­ren“), soll nun in die­sem Zusam­men­hang ein Schlag­licht auf einen Ver­ant­wort­li­chen die­ses Nie­der­gangs gewor­fen werden.

Rund­her­aus gefragt:

Kann eine Ordens­ge­mein­schaft der­ma­ßen kol­lek­tiv ver­blen­det sein, daß sie den Haupt­ver­ant­wort­li­chen für ihren eige­nen Nie­der­gang selig­spre­chen las­sen will?

Offen­sicht­lich ja.

Der Jesui­ten­or­den geriet unter dem Gene­ra­lat von Pedro Arru­pe in den Jah­ren 1965 bis 1981 (im Selbst­ver­ständ­nis des Ordens bis 1983) in eine schwe­re Ver­wir­rung, brach mit dem über­kom­me­nen Glau­ben und den bewähr­ten Ordens­ge­bräu­chen und paß­te sich inhalt­lich der Welt und ihren Tor­hei­ten an. Inner­halb weni­ger Jah­re nach dem Amts­an­tritt von P. Arru­pe ver­lor der Orden tau­sen­de Mit­glie­der. Mitt­ler­wei­le fiel die Anzahl der Mit­glie­der von ihrem Höchst­stand 1965, näm­lich 36.038, auf der­zeit 14.839 Mit­glie­der1.

Der Orden ist ein gera­de­zu gna­den­lo­ser Pro­pa­gan­dist aller maß­geb­li­chen New-World-Order-Ideo­lo­gien gewor­den: Kli­ma­hy­ste­rie, „Diver­si­tät“ und Homo­se­xua­li­tät, Coro­na­maß­nah­men, Migra­ti­on und Apo­theo­se des „Flücht­lings“, inter­re­li­giö­ser Synkretismus.

Eine unzwei­deu­tig katho­li­sche Bot­schaft kann anhand der Kon­sul­ta­ti­on rezen­ter Jesui­ten­pu­bli­ka­tio­nen nicht erkannt wer­den, nur mehr Ver­satz­stücke des über­lie­fer­ten Glau­bens und der igna­tia­ni­schen Spi­ri­tua­li­tät. Die­se wer­den in ein neu­es ideo­lo­gi­sches System ein­ge­baut. Offen­kun­dig wur­de hier der sata­ni­sti­sche Impe­ra­tiv Sol­ve et coagu­la in die Pra­xis umgesetzt.

Pedro Arru­pe ist für das Desa­ster sei­ner Regie­rungs­zeit und der dort voll­zo­ge­nen Rich­tungs­än­de­run­gen im Orden kla­rer­wei­se der Haupt­ver­ant­wort­li­che. Er trägt für die Kata­stro­phen der dar­auf­fol­gen­den Zeit eben­falls Ver­ant­wor­tung, da sei­ne Wei­chen­stel­lun­gen natür­lich Aus­wir­kun­gen über sei­ne Regie­rungs- und Lebens­zeit hin­aus hat­ten und immer noch haben.

Die­sen stellt Papst Fran­zis­kus nun als Vor­bild dar, die­sen wol­len die Jesui­ten tat­säch­lich selig­spre­chen lassen.

Frei­lich steht die­ser Aber­witz in einem grö­ße­ren Zusammenhang:

Verwirrung in der Societas Jesu und in der Kirchenhierarchie

Die­se Ver­blen­dung ist evi­den­ter­wei­se nicht auf den Jesui­ten­or­den beschränkt, genau­so­we­nig wie die regel­rech­te Zele­bra­ti­on die­ser Ver­blen­dung. Die Kir­chen­hier­ar­chie macht es vor: Ohne Rück­sicht auf die Rea­li­tät wer­den das Zwei­te Vati­ca­num und die fälsch­lich so genann­te „Lit­ur­gie­re­form“ gefei­ert, immer wie­der und wie­der, pau­sen­los gibt es Gedenk­ver­an­stal­tun­gen, alle mög­li­chen Jah­res­ta­ge wer­den zum Fei­ern her­an­ge­zo­gen, per­ma­nent wer­den irgend­wel­che Sym­po­si­en abge­hal­ten, eupho­ri­sche Publi­ka­tio­nen aller Art erschei­nen, es ist gera­de­zu irre.

Der Bas­ke Pedro Arru­pe wur­de 1907 geboren

Aber dabei bleibt es nicht: Die Umset­zung die­ser sich als desa­strös erwei­sen­den Kon­zep­te wird neu­er­dings mit dra­ko­ni­schen Maß­nah­men erzwun­gen, beson­ders in der Lit­ur­gie. Daß der Erzwin­ger die­ses Wahn­sinns aus­ge­rech­net ein aus dem Jesui­ten­or­den stam­men­der Papst ist, macht die inne­re Ver­bin­dung von Kir­che und Gesell­schaft Jesu deut­lich – im Guten wie im Schlech­ten. Die­se Art der Apo­ka­lyp­se hät­te man sich noch vor zehn Jah­ren nicht vor­stel­len kön­nen. Aber es wird der­zeit offen­bar (apo­kalýpt­ein, „ent­schlei­ern“), was sich schon län­ger im Unter­grund vor­be­rei­tet hat, in der Kir­che und im Jesuitenorden.

Die Wahrheit muß ans Licht

Die­sem The­men­kom­plex wol­len wir eine Serie wid­men. Es geht um die Kir­che, um die Wahr­heit, um die See­len und um die Ehre Got­tes. Daher soll halb­wegs weit aus­ge­holt wer­den. Wir wer­den das alles so aus­führ­lich behan­deln, wie es einer qua­li­täts­vol­len katho­li­schen Nach­rich­ten­sei­te ange­mes­sen ist, aus­führ­li­cher als eine Streit­schrift, aber kei­ne uni­ver­si­tä­re Publikation.

Die Aus­füh­run­gen glie­dern sich in loser Fol­ge in meh­re­re Teile:

Zuerst wird ein Über­blick über das Leben und Wir­ken von Pater Arru­pe gebo­ten. Ein fol­gen­der Teil betrach­tet eini­ge beson­ders augen­schein­li­che Aus­wir­kun­gen von des­sen Poli­tik auf Orden und Kir­che. Sodann the­ma­ti­sie­ren wir das Ver­hält­nis des Jesui­ten­ge­ne­rals zu den Päp­sten. Dabei ist es wich­tig zu ver­ste­hen, daß in einem hier­ar­chi­schen System selbst­ver­ständ­lich der an der Spit­ze Ste­hen­de die höch­ste Ver­ant­wor­tung trägt. Mit ande­ren Wor­ten: Die Jesui­ten sind an ihrem Unglück nicht aus­schließ­lich selbst schuld, Wei­chen­stel­lun­gen von Päp­sten und des II. Vati­can­ums hat­ten bereits ein Kli­ma der Ver­wir­rung in der Gesamt­kir­che erzeugt.2

Und schließ­lich wer­den wir über die Poli­tik der Hei­lig­spre­chun­gen nach der Ver­än­de­rung des Pro­ce­de­re im Jahr 1983 räso­nie­ren und nach­den­ken, wie tra­di­ti­ons­ori­en­tier­te Katho­li­ken mit den neu­en Seli­gen und Hei­li­gen umge­hen sol­len. Klar ist, daß Selig- und Hei­lig­spre­chun­gen nach dem neu­en Usus und unter den ideo­lo­gi­schen Vor­zei­chen des Pro­gres­sis­mus sowie unter der Mit­wir­kung nega­ti­ver Kräf­te inner­halb der Kir­che nicht die­sel­be Qua­li­tät haben kön­nen wie davor.

Hei­lig­spre­chun­gen sind auch zum unver­schämt ein­ge­setz­ten kir­chen­po­li­ti­schen Mit­tel durch genau die­se nega­ti­ven Krei­se inner­halb der Kir­chen­struk­tu­ren gewor­den. Das betrifft beson­ders die skan­da­lö­se Kano­ni­sie­rung bei­der Kon­zil­s­päp­ste, Johan­nes‘ XXIII. und Pauls VI. Letz­te­rer stand in star­kem Ant­ago­nis­mus zum Gene­ral­obe­ren der Jesui­ten. Papst Mon­ti­ni, Zer­stö­rer der Lit­ur­gie und Ver­wir­rer der Dok­trin, geneh­mig­te trotz der Span­nun­gen mit P. Arru­pe tat­säch­lich die revo­lu­tio­nä­ren Beschlüs­se der 32. Gene­ral­kon­gre­ga­ti­on der Gesell­schaft Jesu (1975) und trug so zum wei­te­ren Ver­fall von Jesui­ten­or­den und Kir­che bei. Die Hei­lig­spre­chung von Papst Paul VI. ist unver­ständ­lich und ein Ärger­nis und wur­de vom gläu­bi­gen Volk, oder was davon noch übrig ist, auch nicht rezipiert.

Pedro Arru­pe 1936, im Jahr sei­ner Prie­ster­wei­he, in Marn­ef­fe in der bel­gi­schen Pro­vinz Lüttich

Biographisches zu P. Arrupe

Seit bereits gut drei Jah­ren läuft der Pro­zeß für die Selig­spre­chung und Hei­lig­spre­chung des 28. Gene­ral­obe­ren der Gesell­schaft Jesu, Pater Pedro Arru­pe y Gon­das. Der Pro­zeß wur­de am 11. Juli 2018 ange­kün­digt und am 5. Febru­ar 2019, dem 28. Jah­res­tag des Todes von P. Arru­pe, eröff­net.3

Arru­pe wur­de am 14. Novem­ber 1907 in Bilbao/​Bilbo im spa­ni­schen Bas­ken­land gebo­ren. Im Jahr 1923 begann er ein Medi­zin­stu­di­um. Bei einem drei­mo­na­ti­gen Auf­ent­halt in Lour­des wur­de er Augen­zeu­ge drei­er medi­zi­nisch uner­klär­li­cher Hei­lun­gen. Das wur­de ihm zum Beru­fungs­er­leb­nis. Er setz­te das Medi­zin­stu­di­um nicht fort, son­dern trat 1927 in die Gesell­schaft Jesu ein und absol­vier­te die ordens­üb­li­chen Stu­di­en in den Nie­der­lan­den, Bel­gi­en und den USA, wo er 1936 zum Prie­ster geweiht wurde.

Danach wur­de er nach Japan ver­setzt. Arru­pe, der bereits meh­re­re Spra­chen beherrsch­te, erlern­te das Japa­ni­sche in einer sol­chen Per­fek­ti­on, daß er meh­re­re Bücher auf japa­nisch ver­faß­te. Er wur­de den Japa­nern ein Japa­ner. Nach dem Kriegs­ein­tritt Japans 1941 wur­de er wegen Spio­na­ge­ver­dachts von der Geheim­po­li­zei einem sie­ben­und­drei­ßig­stün­di­gen Ver­hör unter­zo­gen und rech­ne­te mit sei­ner Hin­rich­tung. Er wur­de aber nach kur­zer Gefan­gen­schaft frei­ge­las­sen. In Hiro­shi­ma wur­de er im Jahr 1942 Novi­zen­mei­ster und Superior.

Das US-Kriegs­ver­bre­chen des Atom­bom­ben­ab­wurfs am 6. August 1945 über­stan­den die Jesui­ten so gut wie unbe­scha­det, weil ihre Resi­denz hin­ter einem schüt­zen­den Hügel lag.

Arru­pe war auf­grund sei­ner medi­zi­ni­schen Aus­bil­dung befä­higt, wirk­sam den Opfern sofort zu hel­fen. Er schick­te alle Unter­ge­be­nen als Sani­tä­ter aus. Die Jesui­ten­re­si­denz wur­de zum Behelfs­hos­pi­tal. Die­ser Akt der Not­hil­fe wur­de ihm und den Jesui­ten von den Japa­nern hoch angerechnet.

Arru­pe 1945 als Zeu­ge vor Jour­na­li­sten über die ver­hee­ren­den Fol­gen des Atom­bom­ben­ab­wurfs auf Hiro­shi­ma durch die USA

1958 wur­de er zum ersten Pro­vin­zi­al der japa­ni­schen Pro­vinz. Die­ses Amt übte er bis zu sei­ner Wahl zum Gene­ral­obe­ren aus.

Das wird im näch­sten Teil behandelt.

*Wolf­ram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Kate­chist, Pro-Lifer, rei­che Erfah­run­gen mit der Gesell­schaft Jesu.

Bild: Gesu­it Global/​Jesuitas/​MiL (Screen­shots)


1 Nach jesui​ten​.org, „Stand 01/​2021“. Etwas wei­ter unten ist jedoch die noch nied­ri­ge­re Zahl von 14.439 ange­ge­ben. Ein­ge­se­hen am 22.10.2022.

2 Wie sehr die Frei­mau­re­rei inner­halb der Kir­chen­hier­ar­chie erfolg­reich Zer­set­zungs­ar­beit betrie­ben hat, wird durch einen ganz aktu­el­len Arti­kel auf Life­si­tenews (20. Okto­ber) dar­ge­legt. Die­ser Auf­satz bie­tet eine Zusam­men­schau bekann­ter Indi­zi­en (Anwei­sung der Alta Ven­dita, Peco­rel­li-Liste) und Unter­su­chun­gen (Kar­di­nal Gagnon, For­schun­gen von Don Lui­gi Vil­la) die­ser Zer­set­zungs­ar­beit. Ganz aktu­ell ist auch das Inter­view, das Dr. Tay­lor Mar­shall mit dem Exor­zi­sten P. Chad Rip­per­ger führ­te (19. Okto­ber). In die­sem Gespräch sagt der Exor­zist, daß nach sei­nen Infor­ma­tio­nen ein sata­ni­sti­sches Ritu­al im Vati­kan, wie es Malachi Mar­tin in Winds­wept Hou­se dar­stellt, mit höch­ster Wahr­schein­lich­keit statt­ge­fun­den hat. Man kann ergän­zen: Nach dem Prin­zip vom zurei­chen­den Grund for­dert die gegen­wär­ti­ge Kata­stro­phe von Kir­che und Welt gera­de­zu eine bewuß­te und expli­zi­te, in einen aus­drück­li­chen Akt gegos­se­ne Auf­leh­nung gegen Gott.

3 Die fol­gen­den Aus­füh­run­gen berück­sich­ti­gen beson­ders Malachi Mar­tin, The Jesuits – The Socie­ty of Jesus and the Betra­y­al of the Roman Catho­lic Church (1987).

In der Rei­he bis­her erschienen:

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