Erzbischof Carlo Maria Viganò, der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA und markanter Papstkritiker, ruft die Bischöfe in einem Interview, das er der französischen Seite Paix Liturgique gab, auf, die heilige Messe im Ritus des heiligen Pius V. zu zelebrieren.
Paix Liturgique: Monseigneur, warum ist die Liturgiefrage seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil so brennend?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Die liturgische Frage ist von großer Bedeutung, weil in der heiligen Handlung die Lehre, die Moral, die Spiritualität und die Disziplin des kirchlichen Leibes, der sie vollzieht, zusammengefaßt sind. So wie die katholische Messe ein vollkommener und kohärenter Ausdruck des katholischen Lehramtes ist, ist die reformierte Liturgie ein Ausdruck der konziliaren Abweichungen, ja sie offenbart und bestätigt ohne die Zweideutigkeiten und das Geschwafel der Texte des Zweiten Vaticanums ihr heterodoxes Wesen. Man könnte sagen, um ein Gleichnis zu gebrauchen, daß in den Adern der tridentinischen Messe das gesunde Blut des Evangeliums fließt, während in den Adern des neuen Ritus das verseuchte Blut der Häresie und des Geistes der Welt fließt.
Paix Liturgique: Hat Papst Franziskus, der an der Liturgie nicht sehr interessiert ist, nicht das Verdienst, das wirkliche Problem angesprochen zu haben, indem er sagt, daß die beiden liturgischen Formen, die alte und die neue, zwei Ekklesiologien entsprechen?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Das ist genau das, was ich soeben gesagt habe und was die Kardinäle Ottaviani und Bacci in ihrem Breve esame critico, Msgr. Lefebvre in seinen zahlreichen Stellungnahmen und andere Bischöfe und Liturgiker vor mir angeprangert haben. Was als „zwei liturgische Formen“ eines einzigen Ritus bezeichnet wird, sind in Wirklichkeit zwei Riten, einer vollständig katholisch und einer, der die katholischen Wahrheiten verschweigt und durch den sich protestantische und modernistische Irrtümer einschleichen. In diesem Punkt hat Bergoglio absolut recht: Wer das Zweite Vatikanische Konzil und seine häretisierenden Entwicklungen annimmt, kann diese Irrtümer nicht in der überlieferten Liturgie wiederfinden, die durch ihre Klarheit im Bekenntnis des Glaubens eine Verurteilung und Verleugnung der mens darstellt, die den Novus Ordo hervorgebracht hat.
Paix Liturgique: Die Dokumente der Offensive gegen den überlieferten Ritus folgten im vergangenen Jahr Schlag auf Schlag: Traditionis custodes, Responsa der Glaubenskongregation, Apostolisches Schreiben Desiderio desideravi. Kann man davon ausgehen, daß der Versuch gescheitert ist und die alte Liturgie nicht sterben wird?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Die erste Täuschung, auf die wir nicht hereinfallen dürfen, ist der subversive Gebrauch von Regierungs- und Lehramtshandlungen. In diesem Fall haben wir es mit Dokumenten zu tun, die nicht verkündet wurden, um die Brüder im Glauben zu bestärken, sondern um sie vom Glauben abzubringen, was in eklatantem Widerspruch zum Motu Proprio Summorum Pontificum von Benedikt XVI. steht, der hingegen die vollen Rechte der tridentinischen Liturgie anerkannt hatte. Zweitens öffnen die Unmäßigkeiten eines autoritären Tyrannen, der vom Haß auf die Kirche Christi zerfressen ist, selbst den Gemäßigtsten die Augen und zeigen ihnen, daß der gesamte konziliare Betrug auf einer Abneigung gegen die Wahrheiten beruht, die in der überlieferten Messe zum Ausdruck kommen, während laut offizieller Darstellung die Liturgiereform nur dazu dienen sollte, sie durch die Übersetzung für die Gläubigen besser zugänglich zu machen.
Paix Liturgique: Die Art und Weise, in der Traditionis custodes angewandt wird, ist von Land zu Land und von Bischof zu Bischof sehr unterschiedlich. Einige haben das Dokument des Papstes anerkannt, aber in Wirklichkeit nichts geändert. Hat man nicht das Gefühl, vor allem in Italien, daß der Nachfolger von Franziskus nicht in der Lage sein wird, diese repressive Linie beizubehalten?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Die Kirche ist keine von einem absoluten Monarchen regierte Gesellschaft, der frei von jeder höheren Autorität ist und seinen Untertanen seine Launen aufzwingen kann. Das Haupt der Kirche ist Christus, und Christus ist ihr einziger wahrer König und Herr, dessen Stellvertreter der Papst ist, so wie er Nachfolger des Apostelfürsten ist. Wenn man die stellvertretende Macht Christi mißbraucht und sich außerhalb der Sukzession stellt, indem man heterodoxe Lehren verbreitet oder Normen auferlegt, die sich auf solche beziehen, löst man dieses innere Band mit Christus, dem Haupt, und mit der Kirche, dem mystischen Leib. Tatsächlich genießt die stellvertretende Macht des Papstes alle Vorrechte der absoluten, unmittelbaren und direkten Autorität über die Kirche nur insoweit, als sie ihrem Hauptziel, dem salus animarum, im Gefolge der Tradition und in Treue zu unserem Herrn entspricht. Darüber hinaus genießt der Papst bei der Ausübung dieser Autorität die besonderen Standesgnaden immer innerhalb der genau definierten Grenzen dieses Ziels, während sie keine Wirkung haben, wenn er gegen Christus und gegen die Kirche handelt. Aus diesem Grund werden Bergoglios wütende Versuche, so gewaltsam und zerstörerisch sie auch sein mögen, unweigerlich scheitern und mit Sicherheit für null und nichtig erklärt werden.
Paix Liturgique: Was raten Sie den verzweifelten Laien in dieser Situation?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Die Laien sind lebendige Glieder des mystischen Leibes und haben als solche das angeborene Recht zu verlangen, daß die sichtbare Autorität des Leibes gemäß dem Auftrag handelt und Gesetze erläßt, den sie von Christus erhalten hat. Wenn diese irdische Autorität mit Erlaubnis der Vorsehung gegen den Willen Christi handelt und Gesetze erläßt, müssen die Gläubigen zuallererst verstehen, daß diese Prüfung ein von der Vorsehung zugelassenes Mittel ist, um ihnen die Augen zu öffnen, nachdem sie jahrzehntelang von Abweichungen und Heucheleien überwältigt wurden, an die sich viele in gutem Glauben gehalten haben, gerade weil sie der Hierarchie gehorsam waren und sich des Betrugs, der an ihnen begangen wurde, nicht bewußt waren. Wenn sie sich dessen bewußt werden, werden sie erkennen, um welchen Schatz sie von denen betrogen wurden, die ihn hätten bewahren und den künftigen Generationen übergeben sollen, anstatt ihn zu verstecken, nachdem sie ihn entwertet hatten, um ihn durch eine miserable Fälschung zu ersetzen. Sie werden dann die Majestät Gottes anflehen, die Zeit der Prüfung zu verkürzen und der Kirche einen Oberhirten zu schenken, der Christus gehorcht, der zu Ihm gehört, der Ihn liebt und der Ihm den vollkommenen Kultus erweist.
Paix Liturgique: Die Diözesanpriester scheinen das Ziel und die Hauptopfer der römischen Maßnahmen gegen die überlieferte Liturgie zu sein: Welchen Rat würden Sie ihnen geben?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: In den Jahrzehnten vor dem Konzil war sich die Kirchenführung der wachsenden Bedrohung durch die aufrührerische Arbeit modernistischer Unterwanderer bewußt. Aus diesem Grund mußte Pius XII. die Macht zentralisieren, aber seine Entscheidung – die verständlich ist – hatte zur Folge, daß dem Klerus eingeimpft wurde, daß die Autorität in der Kirche unanfechtbar ist, während die Doktrin uns lehrt, daß die unkritische Akzeptanz jeglicher Ordnung Unterwürfigkeit und nicht wahren Gehorsam bedeutet. Diese Haltung des Gehorsams, die die Bischöfe und Priester zur Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils an den Tag legten, wurde von jenen genutzt, die den Umsturz durchführten, um etwas durchzusetzen, was bis dahin nicht denkbar war. Parallel dazu taten die Indoktrinationsarbeit der Nachkonzilszeit und die rücksichtslose Säuberung der wenigen Abweichler ihr Übriges. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Narrativ über die angeblichen Schrecken der „alten Messe“ zur einzigen offiziellen Version, die in Seminaren und päpstlichen Universitäten gelehrt wurde.
Die heutige Situation erlaubt es uns, die nachkonziliaren Ereignisse mit größerer Objektivität zu betrachten, nicht zuletzt, weil die Ergebnisse des „konziliaren Frühlings“ für alle sichtbar sind, von der Krise bei den Berufungen bis zum Einbruch der Teilnahme der Gläubigen an den Sakramenten. Die Freigabe der überlieferten Messe durch Benedikt XVI. hat viele Priester dazu gebracht, die unschätzbaren Reichtümer der wahren Liturgie zu entdecken, die ihnen völlig unbekannt waren, und sie haben in dieser Messe die Opferdimension ihres Priestertums wiederentdeckt, die den Zelebranten zum alter Christus macht und ihn zutiefst verwandelt. Diejenigen, die dieses „Wunder“ der Gnade erlebt haben, sind nicht mehr bereit, auf sie zu verzichten. Deshalb lade ich alle meine Mitbrüder ein, die Messe des heiligen Pius V. zu zelebrieren und zuzulassen, daß Christus, Priester und Opfer, in ihrer priesterlichen Seele wirkt und ihrem Dienst einen festen übernatürlichen Sinn gibt.
Mein Rat an diese Priester lautet, zu widerstehen und Standhaftigkeit zu zeigen angesichts einer Reihe von Mißbräuchen, die schon viel zu lange andauern. Es würde ihnen helfen zu verstehen, daß es nicht möglich ist, die Apostolische Messe und die von Bugnini erfundene Messe auf dieselbe Stufe zu stellen, weil in der ersteren die Wahrheit eindeutig bekräftigt wird, um Gott die Ehre zu geben und die Seelen zu retten, während in der letzteren die Wahrheit auf betrügerische Weise unterschlagen und oft geleugnet wird, um dem Geist der Welt zu gefallen und die Seelen in Irrtum und Sünde zu lassen. Wenn man dies verstanden hat, stellt sich die Frage nach der Wahl zwischen den beiden Riten gar nicht, denn die Vernunft und der von der Nächstenliebe beseelte Glaube zeigen uns, welcher von ihnen dem Willen Gottes entspricht und welcher davon abweicht. Eine Seele, die den Herrn liebt, duldet keine Kompromisse und ist bereit, ihr Leben hinzugeben, um dem göttlichen Bräutigam treu zu bleiben.
Paix Liturgique: Einige meinen, wir sollten diese Krise nutzen, um den künftigen Papst zu bitten, nicht zu Summorum Pontificum zurückzukehren, sondern der überlieferten Liturgie volle Freiheit zu geben. Ist das möglich?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Die traditionelle Liturgie genießt bereits de jure volle Freiheit und volle Rechte aufgrund ihres ehrwürdigen Alters, der Bulle Quo primum des heiligen Pius V. und der Ratifizierung durch den kirchlichen Leib seit zweitausend Jahren. Daß diese Freiheit nicht ausgeübt wird, geht auf die „Vorsicht“ der Diener Gottes zurück, die unkritisch jeder Entscheidung der kirchlichen Autorität gehorsam waren und damit die Sünde der Unterwürfigkeit begangen haben, anstatt Gott zu gehorchen, der der Ursprung und das letzte Ziel dieser Autorität ist. Die volle Freiheit für die überlieferte Liturgie wird sicherlich auch de facto wiederhergestellt werden, aber zusammen mit dieser Wiederherstellung wird es notwendigerweise notwendig sein, den neuen Ritus abzuschaffen, der sich als Ursache für die lehrmäßige, moralische und liturgische Auflösung des Volkes Gottes erwiesen hat. Es wird die Zeit kommen, in der die Mißverständnisse und Irrtümer des Konzils verurteilt werden, und mit ihnen ihr kultischer Ausdruck.
Paix Liturgique: Was ist Ihrer Meinung nach der Hauptmangel der neuen Messe?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Ich denke, daß drei kritische Punkte erwähnt werden sollten, die auf ein einziges Verständnisproblem der katholischen Liturgie zurückzuführen sind.
Der erste Mangel des neuen Ritus besteht darin, daß er mit der zynischen Kälte eines Bürokraten verfaßt wurde, während die Liturgie ein harmonischer Corpus ist, der sich im Laufe der Jahrhunderte organisch entwickelt hat und sein Immunsystem sozusagen zur Abwehr der Viren jeder Zeit angepaßt hat. Die Annahme, man könne einem erwachsenen Körper die „ursprüngliche Einfachheit“ wiedergeben, indem man ihn zwingt, in die Kindheit zurückzukehren, ist ein unnatürlicher Vorgang, der die böswillige Absicht jener offenbart, die diesen Weg mit der einzigen Absicht beschritten haben, die Kirche anfälliger für die Angriffe des Feindes zu machen. Jene, die diesen Betrug ausheckten, wußten sehr wohl, daß sie ihre Irrtümer nur dadurch vermitteln konnten, daß sie jene Messe ausschalteten, die sie mit jeder Geste, jeder Zeremonie, jedem Wort verurteilt und desavouiert. Es war keine gute Absicht in jenen, die dieses liturgische Monstrum ins Leben gerufen haben, um den abartigsten und sakrilegischsten Abweichungen freien Lauf zu lassen.
Der zweite Mangel ist die Täuschung, mit der der Novus Ordo der Kirche präsentiert und aufgezwungen wurde: die Behauptung, er sei eine bloße Übersetzung des alten Ritus. In Sacrosanctum Concilium genehmigten die Konzilsväter die Übersetzung der Lesungen und der didaktischen Teile der Messe in die Volkssprache, wobei sie vorschrieben, daß der Kanon in lateinischer Sprache und mit leiser Stimme beibehalten werden sollte. Was uns durch das Consilium ad exsequendam bereitet wurde, ist etwas ganz anderes, ein Ritus, der sklavisch aus Cranmers Book of Common Prayer von 1549 kopiert zu sein scheint und der perfekt dem ideologischen Ansatz seiner Verfasser entspricht.
Der dritte Mangel besteht darin, daß der Hauptgegenstand des Gottesdienstes, die Heilige Dreifaltigkeit, absichtlich durch die mit dem Zelebranten versammelte Gemeinde ersetzt wurde, die zum Dreh- und Angelpunkt der gesamten Liturgie, zum Bezugspunkt der heiligen Handlung geworden ist. Die Vision des Priesters als „Versammlungsvorsitzenden“, der Verlust der Sakralität zugunsten der Improvisation, die Ersetzung des Opferaltars durch einen geselligen Tisch sind die Folgen eines lehrmäßigen Irrtums, der das Wesen der Messe leugnet, in der das Opfer Christi am Kreuz in unblutiger Form dem Vater dargebracht wird.
Ein auf Lüge und Betrug beruhender Ritus, der von einem modernistischen Freimaurer erdacht und durch die Abschaffung eines zwei Jahrtausende alten Ritus gewaltsam durchgesetzt wurde, verdient es nicht einmal, in all seinen kritischen Aspekten analysiert zu werden: Er muß einfach ausgelöscht werden.
Paix Liturgique: Warum steht der Papst dem amerikanischen Episkopat so ablehnend gegenüber?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Mehr noch als gegenüber dem amerikanischen Episkopat ist Bergoglio gegenüber den Gläubigen der Vereinigten Staaten besonders feindselig eingestellt. Dies hat seinen Grund in der Mentalität dieser Nation, die im Wesentlichen liberal ist, in der aber – gerade wegen des Zusammenlebens verschiedener und heterogener Religionen und Kulturen – auch Konservative und Traditionalisten zu Wort kommen, die in der Tat einen zahlenmäßig bedeutenden, glühenden und engagierten Teil darstellen. Amerikanische Pfarreien, Bewegungen und traditionelle Gruppen zeigen, wie sehr die tridentinische Liturgie und die unverkürzte katholische Lehre von den Gläubigen wiederentdeckt und geschätzt werden, während die Kirchen, in denen der montinianische Ritus gefeiert wird, unaufhaltsam Gläubige, Berufungen und – was nicht zu unterschätzen ist – finanzielle Mittel verlieren.
Die bloße Möglichkeit, daß man die tridentinische Messe „ungestraft“ und ohne soziales Stigma besuchen kann, ist für Bergoglio unerhört und inakzeptabel, denn die Beweise für den Erfolg der sogenannten „traditionellen Option“ untergraben die jahrzehntelangen Proklamationen und Selbstbeweihräucherungen der Progressiven. Wenn man sieht, wie Tausende von Gläubigen, junge Menschen, Familien mit Kindern, in der alten Messe versammelt sind und ihre Taufe konsequent leben – während auf der anderen Seite die Finanz- und Sexskandale des Klerus und selbsternannter katholischer Politiker die Kirchen leeren und den Konsens in der Zivilgesellschaft verlieren –, dann ist das jene lästige „Kontrollgruppe“, die in der Medizin die Unwirksamkeit einer Therapie beweist, gerade weil diejenigen, die sich ihr nicht unterzogen haben, gesund sind. So wie die Impfung mit einem experimentellen Genserum allen aufgezwungen werden muß, damit man nicht sieht, daß die Nebenwirkungen und Todesfälle nur die Geimpften betreffen, so darf es auch im liturgischen Bereich keine Gemeinschaft geben, die das Scheitern dieser Massenimpfung des Modernismus zeigt, die das Zweite Vaticanum war.
Die Akzeptanz und Offenheit einiger amerikanischer Bischöfe gegenüber der traditionellen Gemeinschaft und ihr Eintreten für die Kohärenz der Katholiken, die politisch aktiv sind, bringt Bergoglio in Rage und verleitet ihn zu impulsivem Verhalten und unbeherrschten Reaktionen, die seinen schlechten Glauben und die völlige Falschheit seiner Appelle an Parrhesia, Barmherzigkeit und Inklusivität offenbaren. Andererseits scheint mir, daß nach Jahrzehnten ökumenischer Appelle, „das Verbindende und nicht das Trennende zu suchen“ und „Brücken und keine Mauern zu bauen“, die Anschuldigungen des neuernannten Kardinals Roche – der für seine Treue gegenüber dem Satrapen mit dem Purpur ausgezeichnet wurde –, mit denen er traditionelle Katholiken als „Protestanten“ bezeichnete, zeugen von einer grundsätzlichen Heuchelei, denn während für Protestanten die Kirchen offen sind und ihnen sogar die communicatio in sacris in Anwesenheit von Prälaten und Kardinälen gewährt wird, werden traditionelle Katholiken von Modernisten als exkommunizierte vitandi behandelt. Es scheint mir klar zu sein, daß die Bewertung der intellektuellen Unredlichkeit der Befürworter der jüngsten Einschränkungen in liturgischen Fragen – allesamt Abgesandte Bergoglios – unerbittlich negativ ausfällt, allein schon unter dem menschlichen Aspekt: Sie sind weder aufrichtig, noch sind sie bereit, die Gründe ihres Gesprächspartners zu verstehen. Sie zeugen von einem rücksichtslosen Autoritarismus, einem pharisäerhaften Formalismus, einer Vorliebe für Simulationen und Lügen, die nicht die Voraussetzung für irgendeine gerechte Lösung sein können.
Paix Liturgique: Washington, Chicago, Arlington, Savannah: Warum haben die Bischöfe dieser vier Diözesen der überlieferten Messe den Krieg erklärt?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Diese Diözesen – mit Sicherheit Washington und Chicago, ganz zu schweigen von San Diego und Newark – werden von Bischöfen geleitet, die Teil von Bergoglios Magic Circle und McCarricks Lavendelmafia sind. Ihre Beziehungen der gegenseitigen Komplizenschaft, ihre Vertuschung von Skandalen, ihre Beziehungen zum Deep State [Tiefen Staat, „avec l’État profond“] und zur Demokratischen Partei finden ein bezeichnendes Kompendium in der Wertschätzung, die ihnen von Bergoglio entgegengebracht wird, der sie fördert und ihre Erklärungen und katastrophalen Regierungsmaßnahmen bestätigt.
Paix Liturgique: Sehen Sie hinter all diesen scheinbar unzusammenhängenden Entscheidungen (Pachamama, Krieg gegen Spitzen und die traditionelle Liturgie, Rückzug in Moralfragen usw.) die Umsetzung einer Strategie oder einen präzisen Plan?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Es ist klar, daß diese Aktion des uneingeschränkten Krieges gegen die traditionellen Katholiken eine Strategie und eine Taktik beinhaltet und daß sie einem vor Jahrzehnten ausgeheckten Plan entspricht, die Kirche Christi zu zerstören und sie durch ihr ökumenisches, globalistisches und abtrünniges Gegenstück zu ersetzen. Es wäre töricht zu glauben, daß sie ohne Ziel und ohne Organisation handeln. Sogar die Wahl Bergoglios im Konklave 2013 war geplant: Vergessen wir nicht die E‑Mails zwischen John Podesta und Hillary Clinton über die Notwendigkeit, einen „Frühling der Kirche“ zu fördern, in dem ein progressiver Papst deren Lehre und Moral ändern würde, indem er sie der Ideologie der Neuen Weltordnung unterwirft. Es wurden Maßnahmen gegen Benedikt XVI. geplant, um ihn zum Rücktritt zu bewegen. Ebenso war die subversive Arbeit der Neuerer im Konzil geplant. Das Vorgehen der Bergoglio-treuen Progressiven in den Synoden, in den Dikasteriensitzungen an der Kurie und in den Konsistorien ist geplant. Andererseits versteckt sich Satan immer hinter den Feinden Christi und der Kirche, mit seinen Intrigen, seinen Täuschungen, seinen Lügen.
Paix Liturgique: Wie sehen Sie die Zukunft der Kirche?
Erzbischof Carlo Maria Viganò: Ich glaube, daß die Kirche kurzfristig mit den von Bergoglio und seiner gleichgesinnten Vereinigung von Korrupten verursachten Katastrophen rechnen muß. Der Schaden dieses „Pontifikats“ ist unabsehbar und wird inzwischen auch von einfachen Menschen verstanden, denen der sensus fidei die absolute Unvereinbarkeit der gegenwärtigen Hierarchie mit dem kirchlichen Leib vor Augen führt. Die Entfremdung, die wir im weltlichen Bereich zwischen der politischen Klasse und den Bürgern beobachten, ist ein Spiegelbild der sich vertiefenden Entfremdung zwischen der kirchlichen Autorität und den Gläubigen.
Langfristig glaube ich jedoch, daß diese tiefe Glaubenskrise die Kirche dazu anspornen wird, sich zu erneuern und zu läutern, indem sie sich endgültig von jener zutiefst liberalen Haltung verabschiedet, die bisher Gott und Mammon, Christus und Belial, Pius V. und Bergoglio in einen Topf geworfen hat. Wir haben das entstellte und entsetzliche Gesicht des Feindes gesehen, dem es gelungen ist, bis ins Allerheiligste vorzudringen, indem er an die Kompromißbereitschaft, die Mittelmäßigkeit der Kleriker, die Ehrfurcht vor Menschen und die Ängstlichkeit der Hierarchie appellierte. Wir haben die Heiligkeit und Demut so vieler guter Priester, Ordensleute und Gläubiger vor Augen, die aus ihrer Erstarrung erwachen und den epochalen Kampf verstehen, der vor ihnen liegt. Gleichzeitig sehen wir die Verderbnis, die Unehrlichkeit, die Unmoral und die Rebellion gegen Gott jener, die sich als die wahren Verwalter der Autorität Christi darstellen, die sie stattdessen mit Bosheit an sich reißen und mit Gewalt ausüben. Schon ein Kind versteht, auf welcher Seite es zu stehen, wem es zuzuhören und von wem es sich zu distanzieren hat. Deshalb sind die Worte unseres Herrn heute so gültig: Wenn ihr euch nicht bekehrt und wie die Kinder werdet, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen (Matthäus 18,3).
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Stilum Curiae
Auf Deutschland lastet der Geist Martin Luthers.
Als Johannes XXIII. das Konzil ankündigte, entstand eine Euphorie, viele rieben sich die Hände in Erwartung der erhofften Möglichkeiten, ihr Wunschdenken umgesetzt sehen zu können. Der Hl. Geist bewahrte das Konzil zwar vor verheerenden Texten, aber der Geist des Konzils bestimmte das Weitere. In 7 Jahren halbierte sich die Zahl der Meßbesucher am Sonntag. Bereits 1968 erklärte mit der Ablehnung von Humanae Vitae das ZdK und fast alle Anderen den Unwillen, das Katholische in die Welt zu tragen, indem es die „Pillenenzyklika“ angriff.
Diese Zeit gab aber ganz andere Möglichkeiten, die jämmerlich übrsehen wurden.
Professor Rötzer hatte erforscht, daß der Zyklus der Frauen erkennbare Signale gibt, die die fruchtbaren Tage erkennen lassen. All die anderen Tage hätten die Eheleute unbesorgt miteinander verkehren können. Spermidin gibt es sündteuer aus Weizenkeimen?
Die Neukatholischen haben Arm in Arm mit den 68ern nicht nur der Kirche, sondern auch dem Staat schwerste Schäden zugefügt.