Erzbischof Viganò: „Gegen die Kirche wird nach Plan vorgegangen“

Appell an die Bischöfe, im überlieferten Ritus zu zelebrieren


Erzbischof Carlo Maria Viganò ruft seine Mitbrüder im Bischofsamt auf, im überlieferten Ritus zu zelebrieren.
Erzbischof Carlo Maria Viganò ruft seine Mitbrüder im Bischofsamt auf, im überlieferten Ritus zu zelebrieren.

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, der ehe­ma­li­ge Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in den USA und mar­kan­ter Papst­kri­ti­ker, ruft die Bischö­fe in einem Inter­view, das er der fran­zö­si­schen Sei­te Paix Lit­ur­gi­que gab, auf, die hei­li­ge Mes­se im Ritus des hei­li­gen Pius V. zu zelebrieren.

Anzei­ge

Paix Lit­ur­gi­que: Mons­ei­gneur, war­um ist die Lit­ur­gie­fra­ge seit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil so brennend?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Die lit­ur­gi­sche Fra­ge ist von gro­ßer Bedeu­tung, weil in der hei­li­gen Hand­lung die Leh­re, die Moral, die Spi­ri­tua­li­tät und die Dis­zi­plin des kirch­li­chen Lei­bes, der sie voll­zieht, zusam­men­ge­faßt sind. So wie die katho­li­sche Mes­se ein voll­kom­me­ner und kohä­ren­ter Aus­druck des katho­li­schen Lehr­am­tes ist, ist die refor­mier­te Lit­ur­gie ein Aus­druck der kon­zi­lia­ren Abwei­chun­gen, ja sie offen­bart und bestä­tigt ohne die Zwei­deu­tig­kei­ten und das Geschwa­fel der Tex­te des Zwei­ten Vati­can­ums ihr hete­ro­do­xes Wesen. Man könn­te sagen, um ein Gleich­nis zu gebrau­chen, daß in den Adern der triden­ti­ni­schen Mes­se das gesun­de Blut des Evan­ge­li­ums fließt, wäh­rend in den Adern des neu­en Ritus das ver­seuch­te Blut der Häre­sie und des Gei­stes der Welt fließt.

Wap­pen von Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò

Paix Lit­ur­gi­que: Hat Papst Fran­zis­kus, der an der Lit­ur­gie nicht sehr inter­es­siert ist, nicht das Ver­dienst, das wirk­li­che Pro­blem ange­spro­chen zu haben, indem er sagt, daß die bei­den lit­ur­gi­schen For­men, die alte und die neue, zwei Ekkle­sio­lo­gien entsprechen?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Das ist genau das, was ich soeben gesagt habe und was die Kar­di­nä­le Otta­via­ni und Bac­ci in ihrem Bre­ve esa­me cri­ti­co, Msgr. Lefeb­v­re in sei­nen zahl­rei­chen Stel­lung­nah­men und ande­re Bischö­fe und Lit­ur­gi­ker vor mir ange­pran­gert haben. Was als „zwei lit­ur­gi­sche For­men“ eines ein­zi­gen Ritus bezeich­net wird, sind in Wirk­lich­keit zwei Riten, einer voll­stän­dig katho­lisch und einer, der die katho­li­schen Wahr­hei­ten ver­schweigt und durch den sich pro­te­stan­ti­sche und moder­ni­sti­sche Irr­tü­mer ein­schlei­chen. In die­sem Punkt hat Berg­o­glio abso­lut recht: Wer das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil und sei­ne häre­ti­sie­ren­den Ent­wick­lun­gen annimmt, kann die­se Irr­tü­mer nicht in der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie wie­der­fin­den, die durch ihre Klar­heit im Bekennt­nis des Glau­bens eine Ver­ur­tei­lung und Ver­leug­nung der mens dar­stellt, die den Novus Ordo her­vor­ge­bracht hat.

Paix Lit­ur­gi­que: Die Doku­men­te der Offen­si­ve gegen den über­lie­fer­ten Ritus folg­ten im ver­gan­ge­nen Jahr Schlag auf Schlag: Tra­di­tio­nis cus­to­des, Respon­sa der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, Apo­sto­li­sches Schrei­ben Desi­de­rio desi­dera­vi. Kann man davon aus­ge­hen, daß der Ver­such geschei­tert ist und die alte Lit­ur­gie nicht ster­ben wird?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Die erste Täu­schung, auf die wir nicht her­ein­fal­len dür­fen, ist der sub­ver­si­ve Gebrauch von Regie­rungs- und Lehr­amts­hand­lun­gen. In die­sem Fall haben wir es mit Doku­men­ten zu tun, die nicht ver­kün­det wur­den, um die Brü­der im Glau­ben zu bestär­ken, son­dern um sie vom Glau­ben abzu­brin­gen, was in ekla­tan­tem Wider­spruch zum Motu Pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Bene­dikt XVI. steht, der hin­ge­gen die vol­len Rech­te der triden­ti­ni­schen Lit­ur­gie aner­kannt hat­te. Zwei­tens öff­nen die Unmä­ßig­kei­ten eines auto­ri­tä­ren Tyran­nen, der vom Haß auf die Kir­che Chri­sti zer­fres­sen ist, selbst den Gemä­ßigt­sten die Augen und zei­gen ihnen, daß der gesam­te kon­zi­lia­re Betrug auf einer Abnei­gung gegen die Wahr­hei­ten beruht, die in der über­lie­fer­ten Mes­se zum Aus­druck kom­men, wäh­rend laut offi­zi­el­ler Dar­stel­lung die Lit­ur­gie­re­form nur dazu die­nen soll­te, sie durch die Über­set­zung für die Gläu­bi­gen bes­ser zugäng­lich zu machen.

Paix Lit­ur­gi­que: Die Art und Wei­se, in der Tra­di­tio­nis cus­to­des ange­wandt wird, ist von Land zu Land und von Bischof zu Bischof sehr unter­schied­lich. Eini­ge haben das Doku­ment des Pap­stes aner­kannt, aber in Wirk­lich­keit nichts geän­dert. Hat man nicht das Gefühl, vor allem in Ita­li­en, daß der Nach­fol­ger von Fran­zis­kus nicht in der Lage sein wird, die­se repres­si­ve Linie beizubehalten?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Die Kir­che ist kei­ne von einem abso­lu­ten Mon­ar­chen regier­te Gesell­schaft, der frei von jeder höhe­ren Auto­ri­tät ist und sei­nen Unter­ta­nen sei­ne Lau­nen auf­zwin­gen kann. Das Haupt der Kir­che ist Chri­stus, und Chri­stus ist ihr ein­zi­ger wah­rer König und Herr, des­sen Stell­ver­tre­ter der Papst ist, so wie er Nach­fol­ger des Apo­stel­für­sten ist. Wenn man die stell­ver­tre­ten­de Macht Chri­sti miß­braucht und sich außer­halb der Suk­zes­si­on stellt, indem man hete­ro­do­xe Leh­ren ver­brei­tet oder Nor­men auf­er­legt, die sich auf sol­che bezie­hen, löst man die­ses inne­re Band mit Chri­stus, dem Haupt, und mit der Kir­che, dem mysti­schen Leib. Tat­säch­lich genießt die stell­ver­tre­ten­de Macht des Pap­stes alle Vor­rech­te der abso­lu­ten, unmit­tel­ba­ren und direk­ten Auto­ri­tät über die Kir­che nur inso­weit, als sie ihrem Haupt­ziel, dem salus ani­ma­rum, im Gefol­ge der Tra­di­ti­on und in Treue zu unse­rem Herrn ent­spricht. Dar­über hin­aus genießt der Papst bei der Aus­übung die­ser Auto­ri­tät die beson­de­ren Stan­des­gna­den immer inner­halb der genau defi­nier­ten Gren­zen die­ses Ziels, wäh­rend sie kei­ne Wir­kung haben, wenn er gegen Chri­stus und gegen die Kir­che han­delt. Aus die­sem Grund wer­den Berg­o­gli­os wüten­de Ver­su­che, so gewalt­sam und zer­stö­re­risch sie auch sein mögen, unwei­ger­lich schei­tern und mit Sicher­heit für null und nich­tig erklärt werden.

Paix Lit­ur­gi­que: Was raten Sie den ver­zwei­fel­ten Lai­en in die­ser Situation?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Die Lai­en sind leben­di­ge Glie­der des mysti­schen Lei­bes und haben als sol­che das ange­bo­re­ne Recht zu ver­lan­gen, daß die sicht­ba­re Auto­ri­tät des Lei­bes gemäß dem Auf­trag han­delt und Geset­ze erläßt, den sie von Chri­stus erhal­ten hat. Wenn die­se irdi­sche Auto­ri­tät mit Erlaub­nis der Vor­se­hung gegen den Wil­len Chri­sti han­delt und Geset­ze erläßt, müs­sen die Gläu­bi­gen zual­ler­erst ver­ste­hen, daß die­se Prü­fung ein von der Vor­se­hung zuge­las­se­nes Mit­tel ist, um ihnen die Augen zu öff­nen, nach­dem sie jahr­zehn­te­lang von Abwei­chun­gen und Heu­che­lei­en über­wäl­tigt wur­den, an die sich vie­le in gutem Glau­ben gehal­ten haben, gera­de weil sie der Hier­ar­chie gehor­sam waren und sich des Betrugs, der an ihnen began­gen wur­de, nicht bewußt waren. Wenn sie sich des­sen bewußt wer­den, wer­den sie erken­nen, um wel­chen Schatz sie von denen betro­gen wur­den, die ihn hät­ten bewah­ren und den künf­ti­gen Gene­ra­tio­nen über­ge­ben sol­len, anstatt ihn zu ver­stecken, nach­dem sie ihn ent­wer­tet hat­ten, um ihn durch eine mise­ra­ble Fäl­schung zu erset­zen. Sie wer­den dann die Maje­stät Got­tes anfle­hen, die Zeit der Prü­fung zu ver­kür­zen und der Kir­che einen Ober­hir­ten zu schen­ken, der Chri­stus gehorcht, der zu Ihm gehört, der Ihn liebt und der Ihm den voll­kom­me­nen Kul­tus erweist.

Paix Lit­ur­gi­que: Die Diö­ze­san­prie­ster schei­nen das Ziel und die Haupt­op­fer der römi­schen Maß­nah­men gegen die über­lie­fer­te Lit­ur­gie zu sein: Wel­chen Rat wür­den Sie ihnen geben?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: In den Jahr­zehn­ten vor dem Kon­zil war sich die Kir­chen­füh­rung der wach­sen­den Bedro­hung durch die auf­rüh­re­ri­sche Arbeit moder­ni­sti­scher Unter­wan­de­rer bewußt. Aus die­sem Grund muß­te Pius XII. die Macht zen­tra­li­sie­ren, aber sei­ne Ent­schei­dung – die ver­ständ­lich ist – hat­te zur Fol­ge, daß dem Kle­rus ein­ge­impft wur­de, daß die Auto­ri­tät in der Kir­che unan­fecht­bar ist, wäh­rend die Dok­trin uns lehrt, daß die unkri­ti­sche Akzep­tanz jeg­li­cher Ord­nung Unter­wür­fig­keit und nicht wah­ren Gehor­sam bedeu­tet. Die­se Hal­tung des Gehor­sams, die die Bischö­fe und Prie­ster zur Zeit des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils an den Tag leg­ten, wur­de von jenen genutzt, die den Umsturz durch­führ­ten, um etwas durch­zu­set­zen, was bis dahin nicht denk­bar war. Par­al­lel dazu taten die Indok­tri­na­ti­ons­ar­beit der Nach­kon­zils­zeit und die rück­sichts­lo­se Säu­be­rung der weni­gen Abweich­ler ihr Übri­ges. In den fol­gen­den Jahr­zehn­ten wur­de das Nar­ra­tiv über die angeb­li­chen Schrecken der „alten Mes­se“ zur ein­zi­gen offi­zi­el­len Ver­si­on, die in Semi­na­ren und päpst­li­chen Uni­ver­si­tä­ten gelehrt wurde.

Die heu­ti­ge Situa­ti­on erlaubt es uns, die nach­kon­zi­lia­ren Ereig­nis­se mit grö­ße­rer Objek­ti­vi­tät zu betrach­ten, nicht zuletzt, weil die Ergeb­nis­se des „kon­zi­lia­ren Früh­lings“ für alle sicht­bar sind, von der Kri­se bei den Beru­fun­gen bis zum Ein­bruch der Teil­nah­me der Gläu­bi­gen an den Sakra­men­ten. Die Frei­ga­be der über­lie­fer­ten Mes­se durch Bene­dikt XVI. hat vie­le Prie­ster dazu gebracht, die unschätz­ba­ren Reich­tü­mer der wah­ren Lit­ur­gie zu ent­decken, die ihnen völ­lig unbe­kannt waren, und sie haben in die­ser Mes­se die Opfer­di­men­si­on ihres Prie­ster­tums wie­der­ent­deckt, die den Zele­bran­ten zum alter Chri­stus macht und ihn zutiefst ver­wan­delt. Die­je­ni­gen, die die­ses „Wun­der“ der Gna­de erlebt haben, sind nicht mehr bereit, auf sie zu ver­zich­ten. Des­halb lade ich alle mei­ne Mit­brü­der ein, die Mes­se des hei­li­gen Pius V. zu zele­brie­ren und zuzu­las­sen, daß Chri­stus, Prie­ster und Opfer, in ihrer prie­ster­li­chen See­le wirkt und ihrem Dienst einen festen über­na­tür­li­chen Sinn gibt.

Mein Rat an die­se Prie­ster lau­tet, zu wider­ste­hen und Stand­haf­tig­keit zu zei­gen ange­sichts einer Rei­he von Miß­bräu­chen, die schon viel zu lan­ge andau­ern. Es wür­de ihnen hel­fen zu ver­ste­hen, daß es nicht mög­lich ist, die Apo­sto­li­sche Mes­se und die von Bug­nini erfun­de­ne Mes­se auf die­sel­be Stu­fe zu stel­len, weil in der erste­ren die Wahr­heit ein­deu­tig bekräf­tigt wird, um Gott die Ehre zu geben und die See­len zu ret­ten, wäh­rend in der letz­te­ren die Wahr­heit auf betrü­ge­ri­sche Wei­se unter­schla­gen und oft geleug­net wird, um dem Geist der Welt zu gefal­len und die See­len in Irr­tum und Sün­de zu las­sen. Wenn man dies ver­stan­den hat, stellt sich die Fra­ge nach der Wahl zwi­schen den bei­den Riten gar nicht, denn die Ver­nunft und der von der Näch­sten­lie­be beseel­te Glau­be zei­gen uns, wel­cher von ihnen dem Wil­len Got­tes ent­spricht und wel­cher davon abweicht. Eine See­le, die den Herrn liebt, dul­det kei­ne Kom­pro­mis­se und ist bereit, ihr Leben hin­zu­ge­ben, um dem gött­li­chen Bräu­ti­gam treu zu bleiben.

Paix Lit­ur­gi­que: Eini­ge mei­nen, wir soll­ten die­se Kri­se nut­zen, um den künf­ti­gen Papst zu bit­ten, nicht zu Sum­morum Pon­ti­fi­cum zurück­zu­keh­ren, son­dern der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie vol­le Frei­heit zu geben. Ist das möglich?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Die tra­di­tio­nel­le Lit­ur­gie genießt bereits de jure vol­le Frei­heit und vol­le Rech­te auf­grund ihres ehr­wür­di­gen Alters, der Bul­le Quo pri­mum des hei­li­gen Pius V. und der Rati­fi­zie­rung durch den kirch­li­chen Leib seit zwei­tau­send Jah­ren. Daß die­se Frei­heit nicht aus­ge­übt wird, geht auf die „Vor­sicht“ der Die­ner Got­tes zurück, die unkri­tisch jeder Ent­schei­dung der kirch­li­chen Auto­ri­tät gehor­sam waren und damit die Sün­de der Unter­wür­fig­keit began­gen haben, anstatt Gott zu gehor­chen, der der Ursprung und das letz­te Ziel die­ser Auto­ri­tät ist. Die vol­le Frei­heit für die über­lie­fer­te Lit­ur­gie wird sicher­lich auch de fac­to wie­der­her­ge­stellt wer­den, aber zusam­men mit die­ser Wie­der­her­stel­lung wird es not­wen­di­ger­wei­se not­wen­dig sein, den neu­en Ritus abzu­schaf­fen, der sich als Ursa­che für die lehr­mä­ßi­ge, mora­li­sche und lit­ur­gi­sche Auf­lö­sung des Vol­kes Got­tes erwie­sen hat. Es wird die Zeit kom­men, in der die Miß­ver­ständ­nis­se und Irr­tü­mer des Kon­zils ver­ur­teilt wer­den, und mit ihnen ihr kul­ti­scher Ausdruck.

Paix Lit­ur­gi­que: Was ist Ihrer Mei­nung nach der Haupt­man­gel der neu­en Messe?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Ich den­ke, daß drei kri­ti­sche Punk­te erwähnt wer­den soll­ten, die auf ein ein­zi­ges Ver­ständ­nis­pro­blem der katho­li­schen Lit­ur­gie zurück­zu­füh­ren sind.

Der erste Man­gel des neu­en Ritus besteht dar­in, daß er mit der zyni­schen Käl­te eines Büro­kra­ten ver­faßt wur­de, wäh­rend die Lit­ur­gie ein har­mo­ni­scher Cor­pus ist, der sich im Lau­fe der Jahr­hun­der­te orga­nisch ent­wickelt hat und sein Immun­sy­stem sozu­sa­gen zur Abwehr der Viren jeder Zeit ange­paßt hat. Die Annah­me, man kön­ne einem erwach­se­nen Kör­per die „ursprüng­li­che Ein­fach­heit“ wie­der­ge­ben, indem man ihn zwingt, in die Kind­heit zurück­zu­keh­ren, ist ein unna­tür­li­cher Vor­gang, der die bös­wil­li­ge Absicht jener offen­bart, die die­sen Weg mit der ein­zi­gen Absicht beschrit­ten haben, die Kir­che anfäl­li­ger für die Angrif­fe des Fein­des zu machen. Jene, die die­sen Betrug aus­heck­ten, wuß­ten sehr wohl, daß sie ihre Irr­tü­mer nur dadurch ver­mit­teln konn­ten, daß sie jene Mes­se aus­schal­te­ten, die sie mit jeder Geste, jeder Zere­mo­nie, jedem Wort ver­ur­teilt und des­avou­iert. Es war kei­ne gute Absicht in jenen, die die­ses lit­ur­gi­sche Mon­strum ins Leben geru­fen haben, um den abar­tig­sten und sakri­le­gisch­sten Abwei­chun­gen frei­en Lauf zu lassen.

Der zwei­te Man­gel ist die Täu­schung, mit der der Novus Ordo der Kir­che prä­sen­tiert und auf­ge­zwun­gen wur­de: die Behaup­tung, er sei eine blo­ße Über­set­zung des alten Ritus. In Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um geneh­mig­ten die Kon­zils­vä­ter die Über­set­zung der Lesun­gen und der didak­ti­schen Tei­le der Mes­se in die Volks­spra­che, wobei sie vor­schrie­ben, daß der Kanon in latei­ni­scher Spra­che und mit lei­ser Stim­me bei­be­hal­ten wer­den soll­te. Was uns durch das Con­si­li­um ad exse­quen­dam berei­tet wur­de, ist etwas ganz ande­res, ein Ritus, der skla­visch aus Cran­mers Book of Com­mon Pray­er von 1549 kopiert zu sein scheint und der per­fekt dem ideo­lo­gi­schen Ansatz sei­ner Ver­fas­ser entspricht.

Der drit­te Man­gel besteht dar­in, daß der Haupt­ge­gen­stand des Got­tes­dien­stes, die Hei­li­ge Drei­fal­tig­keit, absicht­lich durch die mit dem Zele­bran­ten ver­sam­mel­te Gemein­de ersetzt wur­de, die zum Dreh- und Angel­punkt der gesam­ten Lit­ur­gie, zum Bezugs­punkt der hei­li­gen Hand­lung gewor­den ist. Die Visi­on des Prie­sters als „Ver­samm­lungs­vor­sit­zen­den“, der Ver­lust der Sakra­li­tät zugun­sten der Impro­vi­sa­ti­on, die Erset­zung des Opfer­al­tars durch einen gesel­li­gen Tisch sind die Fol­gen eines lehr­mä­ßi­gen Irr­tums, der das Wesen der Mes­se leug­net, in der das Opfer Chri­sti am Kreuz in unblu­ti­ger Form dem Vater dar­ge­bracht wird.

Ein auf Lüge und Betrug beru­hen­der Ritus, der von einem moder­ni­sti­schen Frei­mau­rer erdacht und durch die Abschaf­fung eines zwei Jahr­tau­sen­de alten Ritus gewalt­sam durch­ge­setzt wur­de, ver­dient es nicht ein­mal, in all sei­nen kri­ti­schen Aspek­ten ana­ly­siert zu wer­den: Er muß ein­fach aus­ge­löscht werden.

Paix Lit­ur­gi­que: War­um steht der Papst dem ame­ri­ka­ni­schen Epi­sko­pat so ableh­nend gegen­über?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Mehr noch als gegen­über dem ame­ri­ka­ni­schen Epi­sko­pat ist Berg­o­glio gegen­über den Gläu­bi­gen der Ver­ei­nig­ten Staa­ten beson­ders feind­se­lig ein­ge­stellt. Dies hat sei­nen Grund in der Men­ta­li­tät die­ser Nati­on, die im Wesent­li­chen libe­ral ist, in der aber – gera­de wegen des Zusam­men­le­bens ver­schie­de­ner und hete­ro­ge­ner Reli­gio­nen und Kul­tu­ren – auch Kon­ser­va­ti­ve und Tra­di­tio­na­li­sten zu Wort kom­men, die in der Tat einen zah­len­mä­ßig bedeu­ten­den, glü­hen­den und enga­gier­ten Teil dar­stel­len. Ame­ri­ka­ni­sche Pfar­rei­en, Bewe­gun­gen und tra­di­tio­nel­le Grup­pen zei­gen, wie sehr die triden­ti­ni­sche Lit­ur­gie und die unver­kürz­te katho­li­sche Leh­re von den Gläu­bi­gen wie­der­ent­deckt und geschätzt wer­den, wäh­rend die Kir­chen, in denen der mon­ti­nia­ni­sche Ritus gefei­ert wird, unauf­halt­sam Gläu­bi­ge, Beru­fun­gen und – was nicht zu unter­schät­zen ist – finan­zi­el­le Mit­tel verlieren.

Die blo­ße Mög­lich­keit, daß man die triden­ti­ni­sche Mes­se „unge­straft“ und ohne sozia­les Stig­ma besu­chen kann, ist für Berg­o­glio uner­hört und inak­zep­ta­bel, denn die Bewei­se für den Erfolg der soge­nann­ten „tra­di­tio­nel­len Opti­on“ unter­gra­ben die jahr­zehn­te­lan­gen Pro­kla­ma­tio­nen und Selbst­be­weih­räu­che­run­gen der Pro­gres­si­ven. Wenn man sieht, wie Tau­sen­de von Gläu­bi­gen, jun­ge Men­schen, Fami­li­en mit Kin­dern, in der alten Mes­se ver­sam­melt sind und ihre Tau­fe kon­se­quent leben – wäh­rend auf der ande­ren Sei­te die Finanz- und Sex­skan­da­le des Kle­rus und selbst­er­nann­ter katho­li­scher Poli­ti­ker die Kir­chen lee­ren und den Kon­sens in der Zivil­ge­sell­schaft ver­lie­ren –, dann ist das jene lästi­ge „Kon­troll­grup­pe“, die in der Medi­zin die Unwirk­sam­keit einer The­ra­pie beweist, gera­de weil die­je­ni­gen, die sich ihr nicht unter­zo­gen haben, gesund sind. So wie die Imp­fung mit einem expe­ri­men­tel­len Gen­se­rum allen auf­ge­zwun­gen wer­den muß, damit man nicht sieht, daß die Neben­wir­kun­gen und Todes­fäl­le nur die Geimpf­ten betref­fen, so darf es auch im lit­ur­gi­schen Bereich kei­ne Gemein­schaft geben, die das Schei­tern die­ser Mas­sen­imp­fung des Moder­nis­mus zeigt, die das Zwei­te Vati­ca­num war.

Die Akzep­tanz und Offen­heit eini­ger ame­ri­ka­ni­scher Bischö­fe gegen­über der tra­di­tio­nel­len Gemein­schaft und ihr Ein­tre­ten für die Kohä­renz der Katho­li­ken, die poli­tisch aktiv sind, bringt Berg­o­glio in Rage und ver­lei­tet ihn zu impul­si­vem Ver­hal­ten und unbe­herrsch­ten Reak­tio­nen, die sei­nen schlech­ten Glau­ben und die völ­li­ge Falsch­heit sei­ner Appel­le an Par­r­he­sia, Barm­her­zig­keit und Inklu­si­vi­tät offen­ba­ren. Ande­rer­seits scheint mir, daß nach Jahr­zehn­ten öku­me­ni­scher Appel­le, „das Ver­bin­den­de und nicht das Tren­nen­de zu suchen“ und „Brücken und kei­ne Mau­ern zu bau­en“, die Anschul­di­gun­gen des neu­ernann­ten Kar­di­nals Roche – der für sei­ne Treue gegen­über dem Satra­pen mit dem Pur­pur aus­ge­zeich­net wur­de –, mit denen er tra­di­tio­nel­le Katho­li­ken als „Pro­te­stan­ten“ bezeich­ne­te, zeu­gen von einer grund­sätz­li­chen Heu­che­lei, denn wäh­rend für Pro­te­stan­ten die Kir­chen offen sind und ihnen sogar die com­mu­ni­ca­tio in sacris in Anwe­sen­heit von Prä­la­ten und Kar­di­nä­len gewährt wird, wer­den tra­di­tio­nel­le Katho­li­ken von Moder­ni­sten als exkom­mu­ni­zier­te vitan­di behan­delt. Es scheint mir klar zu sein, daß die Bewer­tung der intel­lek­tu­el­len Unred­lich­keit der Befür­wor­ter der jüng­sten Ein­schrän­kun­gen in lit­ur­gi­schen Fra­gen – alle­samt Abge­sand­te Berg­o­gli­os – uner­bitt­lich nega­tiv aus­fällt, allein schon unter dem mensch­li­chen Aspekt: Sie sind weder auf­rich­tig, noch sind sie bereit, die Grün­de ihres Gesprächs­part­ners zu ver­ste­hen. Sie zeu­gen von einem rück­sichts­lo­sen Auto­ri­ta­ris­mus, einem pha­ri­sä­er­haf­ten For­ma­lis­mus, einer Vor­lie­be für Simu­la­tio­nen und Lügen, die nicht die Vor­aus­set­zung für irgend­ei­ne gerech­te Lösung sein können.

Paix Lit­ur­gi­que: Washing­ton, Chi­ca­go, Arling­ton, Sav­an­nah: War­um haben die Bischö­fe die­ser vier Diö­ze­sen der über­lie­fer­ten Mes­se den Krieg erklärt?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Die­se Diö­ze­sen – mit Sicher­heit Washing­ton und Chi­ca­go, ganz zu schwei­gen von San Die­go und Newark – wer­den von Bischö­fen gelei­tet, die Teil von Berg­o­gli­os Magic Cir­cle und McCar­ri­cks Laven­del­ma­fia sind. Ihre Bezie­hun­gen der gegen­sei­ti­gen Kom­pli­zen­schaft, ihre Ver­tu­schung von Skan­da­len, ihre Bezie­hun­gen zum Deep Sta­te [Tie­fen Staat, „avec l’État pro­fond“] und zur Demo­kra­ti­schen Par­tei fin­den ein bezeich­nen­des Kom­pen­di­um in der Wert­schät­zung, die ihnen von Berg­o­glio ent­ge­gen­ge­bracht wird, der sie för­dert und ihre Erklä­run­gen und kata­stro­pha­len Regie­rungs­maß­nah­men bestätigt.

Paix Lit­ur­gi­que: Sehen Sie hin­ter all die­sen schein­bar unzu­sam­men­hän­gen­den Ent­schei­dun­gen (Pacha­ma­ma, Krieg gegen Spit­zen und die tra­di­tio­nel­le Lit­ur­gie, Rück­zug in Moral­fra­gen usw.) die Umset­zung einer Stra­te­gie oder einen prä­zi­sen Plan?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Es ist klar, daß die­se Akti­on des unein­ge­schränk­ten Krie­ges gegen die tra­di­tio­nel­len Katho­li­ken eine Stra­te­gie und eine Tak­tik beinhal­tet und daß sie einem vor Jahr­zehn­ten aus­ge­heck­ten Plan ent­spricht, die Kir­che Chri­sti zu zer­stö­ren und sie durch ihr öku­me­ni­sches, glo­ba­li­sti­sches und abtrün­ni­ges Gegen­stück zu erset­zen. Es wäre töricht zu glau­ben, daß sie ohne Ziel und ohne Orga­ni­sa­ti­on han­deln. Sogar die Wahl Berg­o­gli­os im Kon­kla­ve 2013 war geplant: Ver­ges­sen wir nicht die E‑Mails zwi­schen John Pode­sta und Hil­la­ry Clin­ton über die Not­wen­dig­keit, einen „Früh­ling der Kir­che“ zu för­dern, in dem ein pro­gres­si­ver Papst deren Leh­re und Moral ändern wür­de, indem er sie der Ideo­lo­gie der Neu­en Welt­ord­nung unter­wirft. Es wur­den Maß­nah­men gegen Bene­dikt XVI. geplant, um ihn zum Rück­tritt zu bewe­gen. Eben­so war die sub­ver­si­ve Arbeit der Neue­rer im Kon­zil geplant. Das Vor­ge­hen der Berg­o­glio-treu­en Pro­gres­si­ven in den Syn­oden, in den Dik­aste­ri­en­sit­zun­gen an der Kurie und in den Kon­si­sto­ri­en ist geplant. Ande­rer­seits ver­steckt sich Satan immer hin­ter den Fein­den Chri­sti und der Kir­che, mit sei­nen Intri­gen, sei­nen Täu­schun­gen, sei­nen Lügen.

Paix Lit­ur­gi­que: Wie sehen Sie die Zukunft der Kirche?

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò: Ich glau­be, daß die Kir­che kurz­fri­stig mit den von Berg­o­glio und sei­ner gleich­ge­sinn­ten Ver­ei­ni­gung von Kor­rup­ten ver­ur­sach­ten Kata­stro­phen rech­nen muß. Der Scha­den die­ses „Pon­ti­fi­kats“ ist unab­seh­bar und wird inzwi­schen auch von ein­fa­chen Men­schen ver­stan­den, denen der sen­sus fidei die abso­lu­te Unver­ein­bar­keit der gegen­wär­ti­gen Hier­ar­chie mit dem kirch­li­chen Leib vor Augen führt. Die Ent­frem­dung, die wir im welt­li­chen Bereich zwi­schen der poli­ti­schen Klas­se und den Bür­gern beob­ach­ten, ist ein Spie­gel­bild der sich ver­tie­fen­den Ent­frem­dung zwi­schen der kirch­li­chen Auto­ri­tät und den Gläubigen.

Lang­fri­stig glau­be ich jedoch, daß die­se tie­fe Glau­bens­kri­se die Kir­che dazu anspor­nen wird, sich zu erneu­ern und zu läu­tern, indem sie sich end­gül­tig von jener zutiefst libe­ra­len Hal­tung ver­ab­schie­det, die bis­her Gott und Mam­mon, Chri­stus und Beli­al, Pius V. und Berg­o­glio in einen Topf gewor­fen hat. Wir haben das ent­stell­te und ent­setz­li­che Gesicht des Fein­des gese­hen, dem es gelun­gen ist, bis ins Aller­hei­lig­ste vor­zu­drin­gen, indem er an die Kom­pro­miß­be­reit­schaft, die Mit­tel­mä­ßig­keit der Kle­ri­ker, die Ehr­furcht vor Men­schen und die Ängst­lich­keit der Hier­ar­chie appel­lier­te. Wir haben die Hei­lig­keit und Demut so vie­ler guter Prie­ster, Ordens­leu­te und Gläu­bi­ger vor Augen, die aus ihrer Erstar­rung erwa­chen und den epo­cha­len Kampf ver­ste­hen, der vor ihnen liegt. Gleich­zei­tig sehen wir die Ver­derb­nis, die Unehr­lich­keit, die Unmo­ral und die Rebel­li­on gegen Gott jener, die sich als die wah­ren Ver­wal­ter der Auto­ri­tät Chri­sti dar­stel­len, die sie statt­des­sen mit Bos­heit an sich rei­ßen und mit Gewalt aus­üben. Schon ein Kind ver­steht, auf wel­cher Sei­te es zu ste­hen, wem es zuzu­hö­ren und von wem es sich zu distan­zie­ren hat. Des­halb sind die Wor­te unse­res Herrn heu­te so gül­tig: Wenn ihr euch nicht bekehrt und wie die Kin­der wer­det, wer­det ihr nicht in das Him­mel­reich kom­men (Mat­thä­us 18,3).

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Stilum Curiae

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