![Eine Mahnung zur Einheit und zum gemeinsamen Handeln, um die Geltung des Motu proprio Summorum Pontificum zu verteidigen. Eine Mahnung zur Einheit und zum gemeinsamen Handeln, um die Geltung des Motu proprio Summorum Pontificum zu verteidigen.](https://katholisches.info/tawato/uploads/2021/06/Tradition-Franziskus-Einheit.png)
Die Zeichen verdichten sich, daß Papst Franziskus jenen Kreisen entgegenkommt, die – wie er selbst auch – kein Verständnis für den überlieferten Römischen Ritus hegen. In Politik und Kirche zeigen sich bedenkliche Entwicklungen. Selbst die Gewaltenteilung, der verfassungsgarantierte Schutzmechanismus des Gemeinwesens, funktioniert seit anderthalb Jahren nur mehr nominell. Es liegt Veränderung in der Luft, von der kaum jemand sagen kann, wohin die Reise geht, nicht einmal jene, die sie anstreben und glauben kontrollieren zu können. In diese angespannte Situation hinein platzte ein Konflikt, der die Gefahr in sich birgt, jene Teile der Kirche zu spalten und zu sprengen, die sich in den vergangenen Jahren, nicht zuletzt dank des Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. und der dadurch eingetretenen Entspannung, annähern konnten und es auch taten. Unter dem Pseudonym EquesFidus, „der getreue Ritter“, meldet sich eine gewichtige Stimme zu Wort, die zur Einheit mahnt und interessante Impulse gibt. Diese anonyme Mahnrede wurde vom Vatikanisten Marco Tosatti veröffentlicht und zur Verfügung gestellt:
Die Angriffe auf den überlieferten Ritus haben begonnen, noch bevor der (geschwächte) Papst etwas gesagt hat
Von EquesFidus
In diesen Tagen haben wir mehrere Tiraden erlebt bezüglich der Kontroversen, die zwischen Prof. Roberto de Mattei, Vorsitzender der Fondazione Lepanto, und Msgr. Carlo Maria Viganò, ehemaliger Apostolischer Nuntius in den USA, entstanden sind. Ich werde nicht inhaltlich darauf eingehen, sondern vielmehr darauf hinweisen, daß diese Auseinandersetzungen dem derzeitigen Pontifikat zugute kommen, aber der Einheit von uns Katholiken entgegenstehen, die wir mit der Heiligen Messe verbunden sind, die vom heiligen Papst Pius V. gefördert wurde.
Doch der Reihe nach: In den vergangenen Monaten hat das (anscheinend monolithische und unaufhaltsame) Pontifikat von Franziskus einen schweren Rückschlag erlitten, der sich insbesondere auf drei Punkte konzentriert:
- die Einschränkung des von Benedikt XVI. verkündeten Motu Proprio Summorum Pontificum, mit dem Übergang von einem permissiven zu einem indulgenten Regime;
- das deutsche Schisma mit dem fingierten Rücktritt von Kardinal Marx;
- die Beschneidung der Laienbewegungen, die seit der Nachkonzilszeit (und insbesondere seit dem Pontifikat von Johannes Paul II., der ihnen zuviel Macht einräumte) mächtige Gruppen für (oder gegen) ein Pontifikat sind.
Diese Aktionen, die zu mehr oder weniger direkten Reaktionen auch jener geführt haben, die historisch gesehen die kirchliche Revolution, die seit Mitte der 60er Jahre bis heute vorangetrieben wurde, immer gefördert haben (siehe zum Beispiel den Artikel vom 14. Juni von Alberto Melloni, einem mächtigen Vertreter der „Schule von Bologna“ und Unterstützer Bergoglios der ersten Stunde), sind klare Signale für ein Pontifikat, das nicht imstande war, Allianzen und Freundschaften zu festigen, indem es nur einen Krieg nach dem anderen führte, sondern es vielmehr geschafft hat, alle ein wenig zu enttäuschen (die Modernisten, indem nicht schnell genug mit ihnen für ihre „Reformen“ mit revolutionärem und protestantischem Geschmack marschiert wurde; alle anderen, indem die Brüder im Glauben nicht bestärkt, sondern mit vollen Händen Verwirrung und Irrtümer verbreitet wurden), ohne jemand zufriedenzustellen.
Dazu kommt noch als Sahnehäubchen das diplomatische Schreiben an das Italienische Parlament zum Gesetzentwurf Zan [zur „Bekämpfung von Homo- und Transphobie“, benannt nach dem Einbringer, dem linksradikalen Parlamentsabgeordneten und Homo-Aktivisten Alessandro Zan, der 2013 in der Abgeordnetenkammer ein Mandat über die kommunistische, grüne, ökosozialistische Partei Sinistra Ecologia Libertà SEL erhielt und 2018 über die Linksdemokraten PD], einem Gesetzentwurf, der freiheitsfeindlich und verfassungswidrig ist. Wir erleben daher heute nicht nur ein spaltendes, sondern auch ein immer gespalteneres Pontifikat mit Bergoglio, der immer mehr auch von denen verlassen ist, die ihm seit jenem berüchtigten 13. März 2013 (einige auch schon vorher) ewige Treue geschworen hatten.
Bei all dem kann zudem nicht der vom Bischof von Dijon, Msgr. Minnerath, provozierte Eklat unbeachtet bleiben, der die Angehörigen der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) von einem Tag auf den anderen hinauswarf, sich weigerte, ihre Vertreter zu treffen, und die Anweisung erteilte, die ihnen anvertrauten Teile der Kirche bis Anfang September aufzugeben. In Wirklichkeit hat Msgr. Minnerath den Manövern von Papst Franziskus ein Vulnus zugefügt, mit denen dieser, oder wer auch immer für ihn (ich denke an einige seiner mehr oder weniger treuen Statthalter oder Klone, wie Msgr. Roche, neuer Präfekt der Gottesdienstkongregation), den Gläubigen ein neues Regime auferlegen will, die auf völlig legitime Weise den katholischen Glauben in der tridentinisch-gregorianischen Tradition leben. Tatsächlich dürfte diese Vorwegnahme auch den Zweiflern gezeigt haben, was bei einem Rückbau von Summorum Pontificum geschehen wird (das übrigens nie vollständig umgesetzt wurde, siehe zum Beispiel das Erzbistum Palermo mit Erzbischof Lorefice, um nur ein Beispiel zu nennen), wenn ganze Ordensfamilien und Institute gezwungen sein werden, eiligst das Feld zu räumen, um den Launen zu entsprechen, denen Bischöfe frönen, die eine Abneigung gegen die Messe „aller Zeiten“ haben.
Nun, die organisierte Reaktion auf eine Einschränkung von Summorum Pontificum könnte verheerend sein, vor allem jene der Katholiken in Frankreich und in den Vereinigten Staaten von Amerika, in denen sich die sogenannte „außerordentliche Form“ regelrecht explosionsartig ausgebreitet hat, viel mehr als bei uns [siehe dazu Ist blutleere Kirche Frankreichs überhaupt fähig, noch einmal gegen die Tradition in den Krieg zu ziehen?]. Andererseits könnten die Aufständischen nicht zu Unrecht sagen, wenn sich bedeutende Priester und Bischöfe immer geweigert haben, Summorum Pontificum nachzukommen, warum sollten wir dann bestimmte Anweisungen beachten?
Nicht nur das: Was hindert uns daran, falls uns verboten wird, den genuinen katholischen Glauben durch die Heilige Messe unserer Väter zu leben, dem Vatikan, der sich in einer immer größeren Finanzkrise befindet (mit einem Defizit, das Richtung 50 Millionen geht, falls nicht schon überschritten, was für einen so kleinen Staat keine Kleinigkeit ist), den Geldhahn abzudrehen? Eine konzertierte, ernsthafte und kompakte Reaktion, die darauf abzielt, nicht nur die endgültige Aufhebung des Indult-Regimes und die volle Anwendung von Summorum Pontificum zu erreichen (auch von jenen Bischöfen, die immer noch energisch dagegen sind, in ihrer Diözese auch nur eine Kirche für die Zelebration der von Pius V. promulgierten Messe zu gewähren), sondern auch auf den Übergang von einem permissiven Regime zu einer Förderung des überlieferten Ritus zu Lasten des Novus Ordo: Man stelle sich die Konsequenzen vor! Die Folgen für das Bergoglio-Pontifikat wären katastrophal: Ohne Geld, gezwungen einzugestehen, an der Spitze eines Staates zu stehen, der (viel) mehr ausgibt, als er einnimmt, und ohne die Möglichkeit, seine (ehemaligen) Freunde um Hilfe zu bitten, wäre er gezwungen, den Erpressungen von deutscher Seite nachzugeben (was das Schisma bedeutet) oder den Wünschen der „traditionellen“ Katholiken Frankreichs und (vor allem) der USA entgegenzukommen.
Daraus wird verständlich, daß eine Situation, die darauf hinausläuft, alte Ressentiments wiederzubeleben oder neue unter all den Katholiken zu schaffen, die durch das Missale von 1962 (und auch von 1955, zumindest in bestimmten Fällen wie der Karwoche vor Bugnini) vereint sind, eine entsetzliche Hilfe für eine Sache ist, die wir hoffentlich alle nicht wollen: die Beschneidung des Motu proprio Summorum Pontificum mit Blick auf seine – in Zukunft – vollständige Aufhebung; und dann, wenn die Laien und Kleriker, die diesem Ritus treu bleiben, erst einmal „irreversibel“ (wie Bergoglio gerne zu sagen pflegt) in Indult-Indianerreservaten eingeschlossen sind, zuerst die Schließung der Priesterseminare der ehemaligen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften (um die Ausbildung neuer „traditioneller“ Priester zu verhindern) und dann die endgültige Abschaffung des überlieferten Römischen Ritus!
Falls jemand nun denkt, diese Vision sei zu pessimistisch und würde niemals umgesetzt werden, da sie letztlich Gruppen wie die Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) begünstigen könnte, deren kanonische Position zumindest unklar ist, übersieht einen Punkt: So sehr zum Beispiel die FSSPX durch solche Eingriffe auch kurzfristig begünstigt werden mag (eine große Mehrheit der Gläubigen, die mit der Messe „aller Zeiten“ verbunden ist, wird, sollte sie sich gezwungen sehen, zwischen dem Verzicht auf sie oder der Teilnahme bei den „Lefebvrianern“ entscheiden zu müssen, sicherlich letztere Möglichkeit wählen), würde in Wirklichkeit auch sie durch ein mögliches Verbot für Katholiken, am Vor-Bugnini-Ritus teilzunehmen, beschädigt. Ein (wenn auch schrittweise verhängtes) vollständiges Verbot der tridentinisch-gregorianischen Messe würde zu ihrer starken Reduzierung oder auf lange Sicht vielleicht sogar zu ihrem Verschwinden führen.
Auf der anderen Seite wäre eine konzertierte, ernsthafte und internationale Reaktion, die auch Gruppen vereint, die sich gegenseitig kaum ertragen (aber angesichts einer drohenden totalen Vernichtung nolens volens miteinander auskommen und zusammenarbeiten müssen), durch (starken) wirtschaftlichen Druck, Proteste, Kundgebungen, Petitionen und weitreichende juristische Aktionen (einschließlich umfangreicher privater und nicht-privater Ermittlungen gegen die sogenannte Mafia von Sankt Gallen, die, wie ich befürchte, etliche Knie schlottern lassen würden), das denkbar schlimmste Szenario für den „neuen Kurs des Vatikans“. Das Beste für sie ist es, die Tatsache auszunutzen, daß es vielen „Traditionalisten“ nicht das Wahre zu sein scheint, um jeden Preis Recht haben zu wollen. Nicht nur das: Die Streitsucht zwischen den verschiedenen Gruppen (die manchmal leider zu echtem Haß führt) ist der Vorbote ständiger Spaltungen, die wirklich durchschlagende, konzertierte Aktionen verhindern! Aus diesem Grund wäre es gut, daß die Auseinandersetzungen zwischen Msgr. Viganò und Prof. de Mattei so schnell wie möglich aufhören und jene, die nicht direkt involviert sind, sich enthalten, für den einen oder anderen Partei zu ergreifen, um eine Spirale neuer Spaltungen zu vermeiden, die mit Sicherheit nur Gestalten wie Andrea Grillo, Alberto Melloni und andere erfreuen.
Als einfacher Gläubiger erlaube ich mir, Prof. de Mattei und Msgr. Viganò einzuladen, sich zu versöhnen oder zumindest ihre Meinungsverschiedenheiten im Hinblick auf das Gemeinwohl beiseitezulegen: Es steht viel auf dem Spiel, und in den kommenden Monaten könnten wir alle von der Indult-Ferse erdrückt werden, wenn wir nicht zusammenarbeiten, vereint bleiben und konzertiert handeln – jeder nach seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten, die Gott uns gegeben hat, indem wir füreinander beten und fasten. Wenn Prof. de Mattei und Msgr. Viganò, die dank ihres Einflusses Zugang zu Personen und Mitteln haben, nicht gemeinsam mit allen anderen handeln, schwächen sie die Kette, die zur Aufhebung restriktiver Maßnahmen gegen die Messe „aller Zeiten“ führen könnte, für die beide so sehr gekämpft haben.
Ich fordere dazu auf, das Wohl der Kirche und der verschiedenen Gruppen zu berücksichtigen, für die Summorum Pontificum im Guten wie im Schlechten das Leben ist. Der Einsatz für die Priester und für uns Laien, die wir Gott suchen, ist wirklich hoch, und wir können uns keine nutzlosen Spaltungen leisten. Diese Fragen erscheinen angesichts des drohenden Sturms (zwischen dem Gesetzentwurf Zan und den destruktiven Stellungnahmen des Heiligen Stuhls) zumindest zweitrangig. Vielmehr (und hier spreche ich alle Laien wie mich an) können sie uns allenfalls lehren, auf Gott zu vertrauen und jenen nicht zuviel Spielraum zu lassen, die von sich sagen, sie seien die einzigen Hüter der katholischen Tradition: Nur die Kirche ist das. Versuchen wir uns gegenseitig in Nächstenliebe zu begegnen, und, wenn die Zeit gekommen ist, vereinen wir uns, indem wir die Ressentiments und persönliche Meinungsverschiedenheiten beiseite legen, die meist keine lehrmäßige Grundlage haben! Laßt uns vereint bleiben und gemeinsam kämpfen, als Brüder in Christus!
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Pixabay (Screenshot)