
(Rom) Im Tagesbulletin des vatikanischen Presseamtes wurde gestern mitgeteilt, daß die Mitglieder der Päpstlichen Kinderschutzkommission um ein weiteres Jahr im Amt bestätigt wurden. Bemerkenswerter ist, daß zudem die Ernennung eines neuen Mitglieds bekanntgegeben wurde, dessen Mandat vorerst drei Jahre dauern wird.
Neues Mitglied wurde der Chilene Juan Carlos Cruz. Cruz, der heute als Journalist in den USA lebt, wurde als Opfer von homosexuellem Mißbrauch durch den chilenischen Priester Fernando Karadima bekannt. Der Fall Karadima überschattete den Papstbesuch in Chile Anfang 2018. Cruz gehörte damals zu den lautstarken Kritikern des Umgangs von Papst Franziskus mit dem Karadima-Zögling Bischof Juan Barros Madrid. Franziskus, der noch auf dem Rückflug aus Lateinamerika Bischof Barros verteidigte und Kritiker als eine Art von „nützlichen Idioten“ hinstellte, mußte schließlich erkennen, daß die Angelegenheit zu einem internationalen Thema wurde und sein Ansehen Schaden nehmen könnte. Diese Wende erfolgte, nachdem auch Kardinal Sean Patrick O’Malley OFMCap, der Erzbischof von Boston und Vorsitzende der Päpstlichen Kinderschutzkommission, sich der öffentlichen Kritik angeschlossen hatte. Franziskus empfing Cruz und zwei weitere Karadima-Opfer für ein Wochenende im Vatikan.
Die Ernennung von Marie Collins
Die Ernennung von Cruz erinnert an jene von Marie Collins, einer Irin, die in den 60er Jahren Opfer sexuellen Mißbrauchs durch einen Priester geworden war. Sie setzt sich seit vielen Jahren für den Schutz von Kindern und für Gerechtigkeit für die Mißbrauchsopfer ein. Sie gründete Selbsthilfegruppen und führte in den 80er Jahren eine erste Anlaufstelle für Mißbrauchsopfer ein. Seit Jahren unterstützt sie das Erzbistum Dublin bei der Umsetzung von Kinderschutzmaßnahmen. Sie ist verheiratet und Mutter eines Sohnes. 2014 wurde sie von Papst Franziskus in die Päpstliche Kinderschutzkommission berufen, die sie allerdings 2017 unter Protest wieder verließ. Sie übte zwar keine direkte Kritik an Papst Franziskus, kritisierte jedoch, daß Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Sanktionen gegen Mißbrauchstäter verzögert wurden. Tatsache ist, daß die Verzögerungen in den bekanntesten Fällen direkt oder indirekt auf Papst Franziskus zurückgingen.

Dennoch unterscheiden sich die Ernennungen von Marie Collins und von Juan Carlos Cruz. Collins, weiblich, wurde von einem Priester mißbraucht. Sie heiratete später, wurde Mutter und engagiert sich seit vielen Jahren in der Mißbrauchsprävention und für die Mißbrauchsopfer. Cruz, männlich, wurde von einem Priester mißbraucht. Der ohnehin schon schwerwiegende Mißbrauchsfall ist noch um eine schwerwiegende Komponente erweitert, die der Homosexualität, die zu den himmelschreienden Sünden zählt. Cruz bekennt sich heute selbst als homosexuell. Ob die sexuelle Verführung durch Karadima dafür verantwortlich ist, ist nicht bekannt. Im Gegensatz zu Collins befindet er sich laut eigenem Bekenntnis im Stand der schweren Sünde. Und im Gegensatz zu Collins konzentrierte sich das öffentliche Engagement von Cruz auf einen politischen Kampf für Homo-Rechte und den der Anklage gegen Bischof Barros.
Bischof Barros wurde nicht sexueller Mißbrauch zur Last gelegt, sondern seinen Mentor Karadima gedeckt zu haben und Zeuge von dessen Mißbrauch gewesen zu sein. Als Franziskus ihn im Januar 2015 zum Bischof von Osorno ernannte, begannen die Proteste der Karadima-Opfer, für deren Anliegen Franziskus sich drei Jahre lang taub stellte. Am 11. Juni 2018 schließlich emeritierte er Barros, während der hochbetagte Karadima im September desselben Jahres aus dem Klerikerstand entlassen wurde.
Was lehrt Franziskus zur Homosexualität?
Was genau Franziskus dem Karadima-Opfer Cruz bei jenem Wochenende im April 2018 im Vatikan sagte, läßt sich ziemlich genau rekonstruieren. Daß der Papst ihm auch zu helfen versuchte, seine sexuelle Identitätsstörung zu überwinden, kann daher ausgeschlossen werden.
Drei Tage nachdem der ehemalige Apostolische Nuntius für die USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, sein Dossier zum Fall McCarrick vorgelegt und den Rücktritt von Papst Franziskus verlangt hatte, wurde Juan Carlos Cruz von der New York Times zur Verteidigung von Franziskus in Stellung gebracht. Das linksliberale Weltleitmedium zitierte Cruz mit einem bis dahin unbekannten Detail. Bei jenem Wochenende im Vatikan habe Franziskus ihm gesagt, daß der damalige Nuntius in Washington, Msgr. Carlo Maria Viganò, den Papst-Besuch in den USA durch die Einladung von Kim Davis „sabotiert“ habe. Franziskus habe wörtlich gesagt:

„Ich wußte nicht, wer diese Frau ist, und er hat sie eingeschmuggelt, damit sie Hallo zu mir sagt – und natürlich hat sie draußen dann eine große Publicity daraus gemacht.“
Doch damit nicht genug. Der Papst sagte weiter:
„Ich war entsetzt und habe den Nuntius entlassen“.
Tatsächlich wurde Msgr. Viganò kurze Zeit nach dem Besuch des Papstes in den USA pensioniert. Die New York Times erzählte die Cruz-Geschichte, um diskreditierend behaupten zu können, Erzbischof Viganò suche mit seinem aufsehenerregenden Memorandum lediglich persönliche Vergeltung.
Der Besuch von Kim Davis, einer County-Beamtin, die verhaftet und eingesperrt worden war, weil sie sich geweigert hatte, die Schließung einer „Homo-Ehe“ zu unterstützen und zu einem Symbol der Gewissensfreiheit wurde, stand in direktem Zusammenhang mit der Homo-Frage. Die Katholiken in den USA warteten auf eine Orientierungshilfe durch den Papst. Dieser beabsichtigte aber durch einen Empfang „mit großer Publicity“ für einen homosexuellen ehemaligen Schüler und dessen homosexuellen Partner die Homo-Agenda zu unterstützen. Durch den Besuch von Davis konnte diese päpstliche Absicht teilweise durchkreuzt werden, was den Ärger darüber von Santa Marta erklärt.
Die Schilderung, mit der Franziskus gegenüber Cruz aufwartete, deutet nicht daraufhin, daß Franziskus Kritik an der Homosexualität geübt haben könnte. Den Beweis, daß dem tatsächlich so war, lieferte ebenfalls Cruz selbst.
Am vergangenen Sonntag zitierte das Vatikanisten-Ehepaar Elisabetta Piqué und Gerard O’Connell im Zusammenhang mit der jüngsten Klarstellung der Glaubenskongregation, daß eine Segnung homosexueller Verbindungen nicht möglich ist, „weil Gott die Sünde nicht segnen kann“, die Schilderung von Juan Carlos Cruz, mit der er das Wochenende bei Franziskus zusammenfaßte:
„Der Papst sagte mir: ‚Juan Carlos, die Tatsache, daß Du homosexuell bist, spielt keine Rolle. Gott hat Dich so gemacht und er will Dich so, der Papst liebt Dich so und Du mußt Dich selbst lieben‘.“
Vom Heiligen Stuhl wurde Cruz nicht widersprochen.
Franziskus handelt in der Frage indirekt, aber implizit und konsequent homophil. Er setzt direkte Gesten zugunsten von Homosexuellen und indirekte zur Anerkennung der Homosexualität, ohne die Homosexualität je zu kritisieren oder gar als Sünde zu verurteilen. Die Liste der Beispiele ist lang: von seiner Distanzierung von der kirchlichen Homo-Kritik gleich im ersten Interview seines Pontifikats über seinen Auftritt mit einem Homo-Star auf der Papstbühne im Madison Square Garden bis zum willkürlichen Ausblenden der Homosexualität in der päpstlichen Anti-Mißbrauchs-Strategie (siehe dazu auch Die Masken fallen: Der angekündigte Paradigmenwechsel zur Homosexualität – Eine Chronologie).
Die Ernennung von Cruz ist aufsehenerregend und sicher öffentlichkeitswirksam. Die Frage darf dennoch gestellt werden, ob die Ernennung eines Homo-Aktivisten zum Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission sinnvoll, zielführend und angemessen ist.
Noch drängender beschäftigt glaubenstreue Kirchenkreise die Frage, wer und wie die Homo-Agenda von Franziskus gestoppt werden kann.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Religion Digital (Screenshot)