(Washington) Am vorletzten Tag seiner Amtszeit ehrte US-Präsident Donald Trump Erzbischof Fulton Sheen, Höchstrichter Antonin Scalia und Nellie Gray, die Initiatorin des March for Life (Marsch für das Leben).
In einer seiner letzten Amtshandlungen als Präsident der USA erließ Donald Trump am Montag eine Durchführungsverordnung, mit der er zahlreiche Persönlichkeiten in einem zu errichtenden National Garden of American Heroes aufnahm.
Die Errichtung des „Gartens der amerikanischen Helden“ hatte Trump bereits im Juli 2020 entschieden. Es soll sich um eine große Parkanlage handeln, in der die größten Amerikaner mit Statuen geehrt werden.
Gestern bestimmte er, daß auch drei namhafte Katholiken durch eine Statue als Amerikanische Helden ausgezeichnet werden sollen. Neben dem einstigen Weihbischof von New York und bekannten Radio- und Fernsehevangelisator Erzbischof Fulton Sheen (1895–1979), dessen Seligsprechung im Gange ist, und dem Höchstrichter Antonin Scalia (1936–2016) sticht vor allem der Name von Nellie Gray heraus, der Gründerin des March for Life, der zum Vorbild aller weltweiten Lebensrechtsinitiativen wurde, die sich Marsch für das Leben nennen.
Den ersten Marsch für das Leben organisierte Nellie Gray 1974 am ersten Jahrestag des Urteils Roe gegen Wade des Obersten Gerichtshofs der USA, mit dem die Tötung ungeborener Kinder entkriminalisiert und gegen das geltende Recht bundesweit durchgesetzt wurde. Seither findet der Marsch jedes Jahr mit der Forderung statt, die Tötung ungeborener Kinder zu beenden und das Urteil zu revidieren. Der Marsch in der Bundeshauptstadt Washington führt zum Sitz des Höchstgerichts.
Als 1974 Nellie Grays erster Aufruf zu einem March for Life erging, folgten ihm 20.000 Menschen. Daraus wurden immer mehr. Schließlich waren es jedes Jahr eine halbe Million. Den größten Marsch für das Leben gab es im Jahr 2013, als zum 40. Jahrestag des Urteils Roe gegen Wade über eine Million Menschen nach Washington kam, um gegen den American Holocaust zu demonstrieren, wie US-Präsident Ronald Reagan (1981–1989), der in Kontakt mit Gray stand, das Abtreibungsmassaker nannte.
Nellie Gray wurde 1924 in Big Spring in Texas geboren. Im Zweiten Weltkrieg diente sie im Women’s Army Corps der US-Streitkräfte. Anschließend erwarb sie an der Georgetown University einen Master in Wirtschaftswissenschaften. Gleich nach Kriegsende trat sie in den Bundesdienst, während sie nebenbei ihr Studium absolvierte, und war 28 Jahre im Außen- und Arbeitsministerium tätig. Nach dem Urteil Roe gegen Wade zog sie sich aus dem Berufsleben zurück, initiierte den Marsch für das Leben und widmete sich ganz der Lebensrechtsbewegung.
Am 13. August 2012 starb Nellie Gray im Alter von 88 Jahren. Das Requiem für die Katholikin wurde in der überlieferten Form des Römischen Ritus zelebriert. Wie später die Gründerinnen des italienischen Marsches für das Leben in Rom, der Bürgerbewegung Manif pour tous in Frankreich und weiterer bedeutender Initiativen war auch Nellie Gray eine traditionsverbundene Katholikin.
Mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten kam es zur bisher engsten Verbindung zwischen dem Weißen Haus und dem Marsch für das Leben. 2017, soeben angelobt, nahm mit Michael Pence erstmals ein Vizepräsident persönlich am Marsch teil. Trump richtete in den folgenden Jahren jeweils eine Grußbotschaft an die Teilnehmer, in der er sich „voll und ganz“ zum Lebensrecht der ungeborenen Kinder bekannte und eine Delegation von Organisatoren und Teilnehmern im Weißen Haus empfing.
In wenigen Tagen sollte der 48. March for Life stattfinden. Ausgerechnet im Jahr, in dem US-Präsident Trump Nellie Gray durch die Aufnahme in den National Garden of American Heroes eine herausragende Anerkennung zuteilwerden läßt, wird der Marsch nur virtuell stattfinden. Als Grund dafür wird die Pseudo-Pandemie Covid-19 genannt, in Wirklichkeit wurde Washington nach der ebenso grotesken wie kuriosen „Erstürmung“ des Kapitols in ein Heerlager verwandelt.
Nellie Grays Marsch für das Leben fand im Laufe der Zeit weltweite Nachahmung und gehört heute zu den wichtigsten Initiativen, die der Lebensrechtsbewegung und ihrem Anliegen, dem Schutz des ungeborenen Lebens, öffentliche Sichtbarkeit verschafft.
Text: Andreas Becker
Bild: Wikicommons/RNS/MiL (Screenshot)