
von Wolfram Schrems*
Wie angekündigt fand am Samstag, 20. Juni 2015, in der Wiener Innenstadt der 3. „Marsch für die Familie“ statt. Organisator war die Plattform Familie unter der Initiative von Pro Vita – Verein für Menschenrecht auf Leben von Rechtsanwalt i. R. Dr. Alfons Adam. Angekündigt wurde die Veranstaltung auch durch den Newsletter des Instituts für Ehe und Familie der Österreichischen Bischofskonferenz und von Ja zum Leben/Human Life International neben anderen Initiativen und Organisationen.
Die Absicht war, für die Ehe und gegen deren Pervertierung, für die Förderung der Familie, für das Erziehungsrecht der Eltern und gegen die Verführung durch schulischen Sexualunterricht, gegen Gender Mainstreaming und für das unantastbare Lebensrecht ab der Empfängnis einzutreten.
Kundgebung am Stephansplatz
Einige hundert Personen waren am Beginn der Kundgebung um 15.00 in den von der Polizei abgesperrten Bereich versammelt. Die von der Polizei in einer OTS-Aussendung angegebene Anzahl von „ca. 200“ ist eindeutig zu niedrig gegriffen. Wie auf Filmberichten nachvollziehbar ist, waren es mindestens doppelt so viele. Gruppen aus Oberösterreich, Salzburg und Kärnten waren angereist. Letztere wurde von einem sehr verdienstvollen Priester angeführt.
Gekommen war auch eine Gruppe junger in Wien lebender Polen.
Kinder waren auch anwesend, was angesichts der Aggressivität der Gegendemonstranten natürlich nicht jedem ratsam erschien.
Die Veranstalter hatten mehrere Reden vorgesehen. Entgegen der Ankündigung waren Abg. Gabriele Tamandl (ÖVP) und Abg. Carmen Schimanek (FPÖ) nicht erschienen.
Der erste Redner war der syrisch-orthodoxe Priester und Chorepiskopos Dr. Emanuel Aydin. Er ist u. a. Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. In scharfen Worten wandte er sich gegen die Verführung der Kinder durch den schulischen Sexualunterricht und gegen die Abtreibung. Diese verglich er mit dem Kindermord durch Herodes. Mit den Worten des Apostels Paulus erinnerte er, daß „Lustknaben und Knabenschänder“ nicht in das Reich Gottes gelangen werden (1 Kor 6,9). In seiner aramäischen Muttersprache, der Sprache Jesu, segnete er alle Anwesenden.
Nationalratsabgeordneter Dr. Marcus Franz (ÖVP), im Zivilberuf Arzt, unterstützte die Anliegen im großen und ganzen. Er bekannte sich jedoch zur Fristenlösung (damit allerdings auch gegen die Ausweitung der Abtreibung durch völlige Herausnahme aus dem Strafgesetz) und zum Fortpflanzungsmedizingesetz. Dieses bezeichnete er als schmerzhaften Kompromiß, der besser sei als ein rechtsfreier Raum. Er sprach sich gegen die Manipulation der Kinder durch Sexualunterricht aus.
Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP) bezeichnete in ihrer Ansprache die inflationär stattfindenden Demonstrationen im I. Bezirk und besonders am Ring als „Mißbrauch des Demonstrationsrechtes“. Einige von ihnen seien auch rein kommerziell orientiert. „Ihre Kundgebung ist aber kein Mißbrauch des Demonstrationsrechtes“, sagte sie zu den Kundgebungsteilnehmern. Stenzel bekannte sich auf Anfrage eines Journalisten zu den Zielen des Marsches.
Die von vielen Vorträgen und Fernsehauftritten bekannte Dominikanerin und Altphilologin Sr. Dr. Katharina Deifel verteidigte als verwitwete Mutter und Ordensfrau den Schöpfungsplan der Geschlechterpolarität.
Der letzte Redner war der ehemalige slowakische Justizminister und Ministerpräsident Dr. Ján ÄŒarnogurskà½, der in den späten 80er Jahren als katholischer Aktivist Häftling des kommunistischen Regimes und mit vielen Gleichgesinnten am Umsturz 1989 maßgeblich beteiligt gewesen war. Er verglich die totalitäre Homo-Propaganda heutzutage mit der kommunistischen Propaganda in seiner Heimat vor 30 Jahren. Wie letztere verschwunden sei, so werde auch erstere bald verschwinden. Im übrigen werden es die Kinder und Enkel der gläubigen Christen sein, die für die kinderlosen Homosexuellen und linken Aktivisten die Rente zahlen werden.
Während der Kundgebung konnte man beobachten, wie die Einsatzleitung der Polizei Druck machte, die Veranstaltung abzukürzen und den Marsch vorzeitig anzutreten. Diesem Druck, der sehr wahrscheinlich auf politische Vorgaben zurückzuführen ist, widerstanden die Veranstalter jedoch.
Demonstrationszug – die üblichen Provokationen
Allerdings konnte die ursprüngliche Demonstrationsroute aufgrund einer nicht genehmigten Gegendemonstration nicht realisiert werden.
Dafür kam es am Graben, Ecke Tuchlauben, zu einem „äußerst aggressiven“ Angriff auf die Polizei, die Pfefferspray einsetzen mußte. Laut Polizeiangaben kam es zu zwei vorübergehenden Festnahmen, eine dritte Person war am Samstag noch in Haft. Mehrere Anzeigen wurden gemäß dem Verwaltungs- bzw. dem Strafgesetz erstattet.
Gegendemonstranten und Provokateure kamen immer wieder nahe an den Demonstrationszug heran. Unfaßbarer Haß wurde dabei sichtbar. In Sprechchören wurden Verwünschungen aller Art ausgestoßen („Abtreiben sollte man euch“).
Abschlußkundgebung am Minoritenplatz
Der Sprecher des Wiener Akademikerbundes, Mag. Christian Zeitz, wies in seiner sehr emotionalen Rede auf die Perversion hin, daß ausgerechnet das (am Minoritenplatz befindliche und mit einer Regenbogenfahne beflaggte) Unterrichtsministerium die Pläne zur sexuellen Manipulation der Kinder und Jugendlichen erarbeitet. Gleichzeitig ist die Ministerin selbst kinderlos, wird also niemals die Sorgen der Eltern nachvollziehen können.
Auch wenn die Veranstaltung nicht als religiöse intendiert war, sondern im Einsatz für naturrechtliche Werte bestand, war der Anteil christlicher Aktivisten natürlich sehr groß. Einige Geistliche, Priesteramtsanwärter und Ordensschwestern waren sichtbar, ein Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. spendete am Minoritenplatz den Segen.
Damit endete die Veranstaltung um etwa 17.30.
Dank der „menschengemachten Klimaerwärmung“ kam die Temperatur über 15 Grad bei häufigem Regen nicht hinaus. Das hatte die erfreuliche Nebenwirkung, daß sich die Schamlosigkeit bei der gleichzeitig stattfindenden orgiastischen Parade über den Ring in Grenzen hielt.
Ein Blick über die Grenzen Österreichs
Hier ist durchaus Erfreuliches zu vermelden:
Gleichzeitig zum Wiener Marsch für die Familie versammelten sich nämlich in Rom etwa eine Million Menschen zum Family Day vor dem Lateran gegen die Pervertierung der Ehe („Öffnung“ für Homosexuelle) und gegen die politischen Kräfte, „die die Familie massakrieren wollen“ (so Ex-Minister Maurizio Gasparri). Aufgerufen zu der Veranstaltung hatten katholische Verbände. Unterstützt wurden sie von laizistischen Kräften und Oppositionsparteien.
Am folgenden Tag, dem Sonntag, 21. Juni, waren im selben Anliegen des Schutzes der Kinder über 4500 Menschen in der Stuttgarter Innenstadt versammelt. Angesichts des massiven Terrors der allgegenwärtigen Gegendemonstranten ist das ein beachtliches Aufgebot.
Ein kurzer Kommentar
1. Offensichtlich ist vielen Eltern die Tragweite des moralischen Anschlages auf ihre Kinder noch nicht bewußt, denn sonst hätte ein x‑faches an Kundgebungsteilnehmern erscheinen müssen.
2. Es ist unverständlich und skandalös, daß die katholische Hierarchie im Prinzip kein Interesse am Schutz der ihr anvertrauten Gläubigen zeigt. Auch die Ökumene erwies sich wieder einmal als unbrauchbar. Wo sind die Hirten, wenn man sie braucht? Lediglich Chorepiskopos Aydin rettete – neben den teilnehmenden katholischen Priestern – die Ehre der Geistlichkeit.
3. Es war eine positive Überraschung, daß sich Politiker der ÖVP mit den Zielen des Marsches identifizierten. Besonders auch die Teilnahme von Bezirksvorsteherin Stenzel wurde als erfreulich empfunden. Man kann nur hoffen, daß es auch in der Parteispitze zu einem Umdenken kommt.
4. Es zeigte sich zum wiederholten Male, wie sehr die linksradikalen und „anarchistischen“ Demonstranten der von oben verordneten politischen Agenda zuarbeiten. Dabei erstaunt deren Grad an Indoktrinierung, Haß und – paradoxerweise – Selbstverachtung immer wieder. Letztere wird etwa in dem oft skandierten Spruch „Eure Kinder werden so wie wir“ erkennbar. Offenbar haben diese irregeleiteten Leute, meist in ihrem dritten oder vierten Lebensjahrzehnt, keine hohe Meinung von sich, wenn sie sich selbst als Negativbeispiel hinstellen. Man fragt sich also mit erheblichem Zorn, wem es gelungen ist, aus jungen Leuten solche würdelosen Zombies zu machen. Besonders unwürdig sind diese Leute, die ja bekanntlich immer gegen „Bullen“ schreien, wenn selbst nach der Polizei rufen. Da viele der Schreier mit bundesdeutschem Akzent schreien, muß man mit Entsetzen feststellen, wie erfolgreich die „Charakterwäsche“ bzw. die „reeducation“ in der mittlerweile dritten Generation gelungen ist.
5. Mit dem Straßenterror in Verbindung steht das Verhalten der Polizei: Auch wenn die einzelnen Beamten in der Regel durchaus korrekt agieren und durch ihren Einsatz die Ausübung des Kundgebungsrechtes ermöglichen, so sind doch ideologisch gefärbte politische Weisungen an die Polizeileitung spürbar. Es ist klar, daß im „roten Wien“ politisch mißliebige Kundgebungen einen schweren Stand haben.
Resümee
Dank und Anerkennung an Veranstalter, Mitveranstalter und Teilnehmer. Es hat sich gelohnt. Und es wird weitergehen!
*MMag. Wolfram Schrems, Linz und Wien, katholischer Theologe und Philosoph, kirchlich gesendeter Katechist, langjährige Erfahrung im Lebensschutz
Bild: Plattform Familie
Dank und Anerkennung der Initiatoren welche diese Veranstaltungen möglich gemacht haben.
Wenn auch die Teilnehmergruppe relativ klein war, so zeigt es doch, dass es Widerstand gibt und
Christen gegen unchristliche Gesetze aufstehen. Gerade auch in Österreich, wo der katholische Glaube sich in der Auflösung befindet, ist das mehr als Bemerkenswert. Ein Journalist hat bei ei-
ner anderen Gelegenheit gesagt : So wie Österreich durch den Rosenkranz als erstes Land von
der Besatzung befreit wurde, so wird Österreich durch die Abtreibung und Homo-Kultur als erstes
Land das ehemalige Schicksal erleiden !
Vergelt’s Gott für den Artikel. Und für die Kundgebungsteilnehmer frei nach Nehemia (5,19): Gedenke, Gott, ihnen zum Guten, an all das, was sie für ihr Volk getan haben.
Besten Dank und Hut ab, Hr. Schrems !