Zweiter romtreuer Bischof „auf Wunsch“ von Papst Franziskus zurückgetreten

Vatikan erkennt Neueinteilung der chinesischen Bistümer an


Der vom Regim zum Bischof gemachte Huang Bingzhang ist neuer Bischof von Shantou.
Der vom Regim zum Bischof gemachte Huang Bingzhang ist neuer Bischof von Shantou.

(Rom/​Peking) In der Volks­re­pu­blik Chi­na trat der zwei­te legi­ti­me, rom­treue Diö­ze­san­bi­schof zurück. Auch er macht einen vom kom­mu­ni­sti­schen Regime ernann­ten Bischof Platz. 

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Der Rück­tritt war ver­gan­ge­ne Woche von einer Dele­ga­ti­on des Vati­kans ver­langt wor­den, die sich auf einen direk­ten „Wunsch“ von Papst Fran­zis­kus berief.

Die vati­ka­ni­sche Dele­ga­ti­on ließ zwei recht­mä­ßi­ge Diö­ze­san­bi­schö­fe der Unter­grund­kir­che zu sich kom­men und über­reich­te ihnen ein Schrei­ben von Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin. Dar­in wur­den sie im Namen von Papst Fran­zis­kus „zum Wohl der Kir­che“ zum Rück­tritt auf­ge­for­dert. Damit soll ein wei­te­rer Teil der Ver­ein­ba­rung zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und der Regie­rung in Peking ver­wirk­licht werden. 

In einem ersten Schritt hob Papst Fran­zis­kus die Exkom­mu­ni­ka­ti­on von sie­ben Bischö­fen auf, die nicht vom Papst, son­dern vom kom­mu­ni­sti­schen Regime ernannt wor­den waren. Sie wur­den ohne Gegen­lei­stung wie­der in die Gemein­schaft der Kir­che auf­ge­nom­men. Die Ver­ein­ba­rung sieht aber auch vor, daß sie vom Vati­kan als legi­ti­me Ober­hir­ten an die Spit­ze von Bis­tü­mer gesetzt wer­den müs­sen. Um dies zu ermög­li­chen, muß­ten zwei rom­treue Diö­ze­san­bi­schö­fe ihre Bischofs­stüh­le räu­men. Ent­spre­chen­der Druck wur­de vom Vati­kan bereits seit Herbst 2017 ausgeübt.

88jähriger Untergrundbischof räumt das Feld

Mit einem aus­drück­li­chen Befehl von Papst Fran­zis­kus in der Hand gehorch­ten nun bei­de Bischö­fe. Der recht­mä­ßi­ge Bischof von Min­dong gab sei­nen Rück­zug bereits am ver­gan­ge­nen Frei­tag bekannt. Nun folg­te auch der Bischof von Shan­tou. Der 88 Jah­re alte, rom­treue Diö­ze­san­bi­schof von Shan­tou, Zhuang Jian­ji­an, bestä­tig­te sei­nen Rück­zug gegen­über Glo­bal Times, der regi­me­na­hen, eng­lisch­spra­chi­gen Tages­zei­tung des kom­mu­ni­sti­schen Großreiches. 

Sei­nen Platz wird Huang Bing­zhang ein­neh­men, der am Diens­tag ver­si­cher­te, als neu­er Diö­ze­san­bi­schof von Shan­tou in der Pro­vinz Guang­dong „mehr als sei­ne Pflicht“ zu erfül­len. Huang Bing­zhang wur­de vom Regime zum Bischof ernannt und war von Rom des­halb exkom­mu­ni­ziert wor­den. Im Sep­tem­ber nahm ihn Fran­zis­kus im Zuge des Geheim­ab­kom­mens wie­der in die Kir­che auf. Er ist stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung, einer 1957 von der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Chi­nas geschaf­fe­nen, schis­ma­ti­schen Par­al­lel­kir­che. Für das Regime ist sie die ein­zi­ge aner­kann­te und „offi­zi­el­le“ katho­li­sche Kir­che in der Volks­re­pu­blik China. 

Wäh­rend der bis­he­ri­ge Bischof Zhuang Jian­ji­an sich alters­be­dingt ganz zurück­zieht, wird der bis­he­ri­ge Bischof von Min­dong, Msgr. Guo Xijin, zum Weih­bi­schof sei­nes bis­he­ri­gen Bis­tums. Das Regime stell­te damit die Hier­ar­chie klar mit dem Ziel, die Unter­grund­kir­che, der bis zu 90 Pro­zent der Gläu­bi­gen ange­hö­ren, unter die Kon­trol­le der regi­me­hö­ri­gen Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung zu brin­gen. Mit Hil­fe des Vati­kans ist die­ses Ziel zum 60. Grün­dungs­ju­bi­lä­um der schis­ma­ti­schen Par­al­lel­kir­che in greif­ba­re Nähe gerückt.

Die Ent­täu­schung in der Unter­grund­kir­che ist enorm. Den aus­drück­li­chen Befehl des Pap­stes kön­ne sich aber kein Bischof ver­wei­gern, hat­te am Wochen­en­de Kar­di­nal Joseph Zen, die graue Emi­nenz der chi­ne­si­schen Unter­grund­kir­che erklärt. Das bischöf­li­che Man­dat erfolg­te durch Ernen­nung des Pap­stes, er kön­ne also auch den Rück­tritt ver­lan­gen. Kar­di­nal Zen, der in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren mit dem größ­ten per­sön­li­chen Ein­satz den Vati­kan vor einer neu­en Ost­po­li­tik warn­te, sieht sich damit geschei­tert und kün­dig­te an, künf­tig zu schwei­gen.

Vatikan erkennt Neueinteilung der Bistümer durch das Regime an

Bei den 60-Jahr­fei­ern zur Grün­dung der Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung kün­dig­te der neue Diö­ze­san­bi­schof von Min­dong und Vor­sit­zen­de des regi­me­hö­ri­gen Bischofs­rats, Zhan Silu, an, daß bis zu zwei Drit­tel aller Bis­tü­mer in der Volks­re­pu­blik Chi­na dem­nächst neu besetzt wer­den müßten. 

Ein wei­te­rer, bis­her schis­ma­ti­scher Bischof, Guo Jin­cai, wur­de vom Vati­kan als recht­mä­ßi­ger Diö­ze­san­bi­schof des Bis­tums Cheng­de aner­kannt. Damit erkann­te Rom zugleich die Neu­ein­tei­lung der Diö­ze­san­gren­zen an. In Chi­na exi­stier­ten bis­her für den Hei­li­gen Stuhl 137 Bis­tü­mer. Das kom­mu­ni­sti­sche Regime zog die Gren­zen jedoch neu und redu­zier­te die Diö­ze­sen auf 96. Von die­sen 96 Bis­tü­mer hat­te Zhan Silu gesprochen. 

Die Aner­ken­nung von Jin­cai als Bischof von Cheng­de zeigt, daß das Geheim­ab­kom­men nicht nur die Bischofs­er­nen­nun­gen, son­dern die gesam­te Orga­ni­sa­ti­on der Kir­che in der Volks­re­pu­blik betrifft.

Unter­des­sen geht trotz Abkom­men die Ver­fol­gung der Unter­grund­kir­che wei­ter. Seit der Unter­zeich­nung wur­den zwei Mari­en­hei­lig­tü­mer zer­stört und ein Unter­grund­bi­schof ver­haf­tet. Par­al­lel wird ver­sucht, die Gläu­bi­gen von der Kir­che fern­zu­hal­ten durch die Akti­on Glück­li­che Sonn­ta­ge und ein Kir­chen­ver­bot für Min­der­jäh­ri­ge.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Info­Va­ti­ca­na

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