Kommunistisches China zerstört zwei Marienheiligtümer

Wenige Wochen nach dem Abkommen mit Papst Franziskus


Das Marienheiligtum Unserer Lieben Frau vom Berg in Anlong vor der Zerstörung.
Das Marienheiligtum Unserer Lieben Frau vom Berg in Anlong vor der Zerstörung.

(Peking) In der Volks­re­pu­blik Chi­na wur­den von den staat­li­chen Behör­den zwei Mari­en­wall­fahrts­or­te zer­stört. Es han­delt sich um das Mari­en­hei­lig­tum Unse­rer Lie­ben Frau von den Sie­ben Schmer­zen in Don­ger­gou (Shanxi) und das Mari­en­hei­lig­tum Unse­rer Lie­ben Frau der Selig­prei­sun­gen in Anlong (Guiz­hou), das auch als Wall­fahrts­ort zu Unse­rer Lie­ben Frau vom Berg bekannt ist.

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Je einer der Wall­fahrts­or­te wur­de von der regi­me­hö­ri­gen Kir­che, der Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung, und einer von der rom­treu­en Unter­grund­kir­che betreut. Bei­de wur­den in den ver­gan­ge­nen Tagen zer­stört, wie Asia­News berich­te­te. Die Zer­stö­rung erfolg­te nur weni­ge Wochen nach Unter­zeich­nung des umstrit­te­nen Abkom­mens zwi­schen dem Vati­kan und dem kom­mu­ni­sti­schen Regime in Peking über die Bischofsernennungen.

Das Marienheiligtum von Along
Das Mari­en­hei­lig­tum von Along

Der genaue Inhalt des Abkom­mens ist geheim, doch Papst Fran­zis­kus erklär­te im Rah­men sei­ner Bal­ti­kum-Rei­se, daß er das Abkom­men woll­te und über­nahm dafür die gan­ze Ver­ant­wor­tung.

Seit­her gebe es laut Vati­kan nur mehr eine Kir­che in der Volks­re­pu­blik Chi­na. Das vom kom­mu­ni­sti­schen Regime erzwun­ge­ne Schis­ma von 1957 sei über­wun­den. Die­se Aus­sa­ge stimmt bis­her aller­dings nur inso­fern, daß in die­sen Tagen bei­de Tei­le der Kir­che glei­cher­ma­ßen von Ver­fol­gung getrof­fen wurden.

Gestern wur­den Fotos und Vide­os von der Zer­stö­rung des Hei­lig­tums Unse­rer Lie­ben Frau von den Sie­ben Schmer­zen ver­öf­fent­licht. Die Zer­stö­rung soll gestern erfolgt sein. Das Chri­sten­tum in der Gegend geht auf das Jahr 1633 zurück. Das Hei­lig­tum stammt aus dem frü­hen 20. Jahr­hun­dert, als die von der Land­wirt­schaft abhän­gi­ge Gegend inner­halb weni­ger Jah­re von schwe­ren Hagel­schä­den betrof­fen war. Der Pfar­rer zog mit dem Kreuz vor­an und den christ­li­chen Bau­ern auf den Hügel hin­auf, um die Got­tes­mut­ter Maria um ihre Für­spra­che zum Schutz der Ern­te zu bit­ten. Der Ort blieb seit­her ver­schont. Der Got­tes­mut­ter wur­de zum Dank das Hei­lig­tum errich­tet. Wäh­rend der mao­isti­schen Kul­tur­re­vo­lu­ti­on wur­de es ein erstes Mal zer­stört. 1992 wur­de mit dem Wie­der­auf­bau begonnen.

Chine­si­sche Gläu­bi­ge berich­te­ten, so Asia­News, daß die Zer­stö­run­gen „im Namen der Sini­sie­rung“ statt­fan­den. Als Begrün­dung nann­ten die Behör­den, daß der Ort „zu vie­le Kreu­ze“ auf­wei­se. Des­halb sei er zu besei­ti­gen. Auf dem Kurz­vi­deo sieht man einen Abriß­bag­ger, der die Fas­sa­de der Kir­che zer­stört und den Lärm von Preßluftbohrern.

Das Mari­en­hei­lig­tum Unse­rer Lie­ben Frau vom Berg von Along wur­de mit der Begrün­dung zer­stört, daß es nicht über die nöti­gen staat­li­chen Bewil­li­gun­gen ver­fü­ge. Das Gna­den­bild ist eine Fels­ma­le­rei, die ein vor­bei­kom­men­der Prie­ster nach einer Mari­en­vi­si­on hin­ter­las­sen habe. Als Zeit­punkt wird die vori­ge Jahr­hun­dert­wen­de genannt. 1975 soll­te die Grot­te auf behörd­li­che Anwei­sung gesprengt wer­den. In der Nacht zuvor hat­te eine Katho­li­kin, die am Fuß des Hei­lig­tums leb­te, näch­stens einen Traum. Die Got­tes­mut­ter sag­te ihr: „Du hast ein Zuhau­se, ich könn­te mor­gen kei­nes mehr haben“. Am näch­sten Mor­gen schütz­ten die katho­li­schen Dorf­be­woh­ner das Hei­lig­tum mit sol­cher Ent­schlos­sen­heit, daß der Bau­trupp, der die Spren­gung durch­füh­ren soll­te, wie­der abzog.

Vor einer Woche hat­ten die Gläu­bi­gen von Anlong die Katho­li­ken der gan­zen Welt ersucht, dafür zu beten, daß das Hei­lig­tum nicht zer­stört wird. Die Bit­te erreich­te die Gläu­bi­gen außer­halb Chi­nas aber kaum.

Die Sini­sie­rungs-Kam­pa­gne wur­de vom kom­mu­ni­sti­schen Regime im ver­gan­ge­nen Febru­ar gestar­tet. Sie geht Hand in Hand mit den neu­en, har­ten Bestim­mun­gen für reli­giö­se Akti­vi­tä­ten. Der Ent­wurf dazu geht bereits auf das Jahr 2016 zurück. Die Zer­stö­run­gen von Kir­chen, Kreu­zen und ande­ren christ­li­chen Sym­bo­len fin­den bereits seit bald fünf Jah­ren statt. Sie nah­men ihren Aus­gang in Hen­an, Xin­jiang und der Inne­ren Mon­go­lei. Seit­her wur­den sie auf wei­te­re Pro­vin­zen, dar­un­ter Zhe­jiang und Jian­gxi, ausgeweitet.

Kaum war das Abkom­men zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und der Volks­re­pu­blik Chi­na unter­zeich­net, nah­men die Zer­stö­run­gen durch die Kom­mu­ni­sten zu. Wäh­rend für die Öffent­lich­keit sicht­bar in Rom die Anwe­sen­heit der ersten bei­den chi­ne­si­schen Bischö­fe bei einer Bischofs­syn­ode als posi­ti­ve Aus­wir­kung des Abkom­mens gefei­ert wur­de, ver­stär­ken die Behör­den in Chi­na, für die Öffent­lich­keit unsicht­bar, ihre Zerstörungspolitik.

„Laut ver­schie­de­nen Beob­ach­tern haben die Patrio­ti­sche Ver­ei­ni­gung und die Ein­heits­front, die für die reli­giö­sen Akti­vi­tä­ten zustän­dig sind, eine regel­rech­te Kam­pa­gne gestar­tet, um das Abkom­men schei­tern zu las­sen“, so Asia­News.

Asia­News, eine vom Vati­kan abhän­gi­ge, katho­li­sche Pres­se­agen­tur, die sich vor der Unter­zeich­nung sehr kri­tisch zum Abkom­men äußer­te, kann zu dem von Papst Fran­zis­kus gewoll­ten Abkom­men nicht anders schrei­ben. Tat­säch­lich legt die Zer­stö­rungs­kam­pa­gne noch eine ande­re Les­art nahe: Die kom­mu­ni­sti­schen Macht­ha­ber, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren, seit Xi Jin­ping neu­er Staats- und Par­tei­chef ist, kei­nen Zwei­fel lie­ßen, die reli­giö­sen Akti­vi­tä­ten im kom­mu­ni­sti­schen Groß­reich ein­schrän­ken und einer strik­ten staat­li­chen Kon­trol­le unter­wer­fen zu wol­len, schei­nen sich durch das Abkom­men mit Rom gestärkt zu füh­len und die Kir­che noch unge­nier­ter dem Regime gefü­gig machen zu wollen.

Vor einer sol­chen Ent­wick­lung hat­ten Chi­nas rom­treue Katho­li­ken gewarnt, allen vor­an Kar­di­nal Joseph Zen, die graue Emi­nenz der Unter­grund­kir­che. In Rom fan­den er und ande­re aber kein Gehör. Papst Fran­zis­kus nann­te sie „Unglücks­pro­phe­ten“, von denen er eben­so­we­nig hören wol­le, wie schon Johan­nes XXIII. vor ihm.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: AsiaNews

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