
Von Msgr. Dr. Marian Eleganti*
Die Relativierung der Heilsmittlerschaft JESU CHRISTI ist auch innerhalb der katholischen Kirche ein weit verbreitetes und Besorgnis erregendes Phänomen. Das «extra ecclesiam nulla salus» (ausserhalb der Kirche kein Heil; kein Heil ohne die Kirche) wurde in unserer Zeit sehr stark relativiert. Richtig ist, dass GOTT unschuldig irrende Menschen auf Wegen, die ihm allein bekannt sind, zum Heil führen kann. Das ist richtig, weil GOTT jedem Menschen das Angebot des Heils macht und will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Die Menschen, die nie etwas von CHRISTUS gehört haben oder Ihn nicht wirklich kennen aus welchen Gründen auch immer, bilden nicht einfach eine «massa damnata» (eine Masse von Menschen, die das ewige Heil nie erlangen werden). Zu denken ist auch an die unzähligen unschuldigen Kinder, die schon im Mutterschoss getötet werden. Alle diesbezüglichen, notwendigen Differenzierungen relativieren nicht die absolute Heilsnotwendigkeit der Mittlerschaft JESU CHRISTI und Seines Heilswerkzeuges par excellence: die Kirche! Denn es ist den Menschen kein anderer Name gegeben, in dem sie das Heil erben sollen ausser dem Namen JESU, vor dem jedes Knie sich beugen wird (im Himmel, auf Erden und unter der Erde). Und die Kirche ist Seine Gründung und Sein Mittel in der Zeit, zu den Menschen zu kommen und durch die Geschichte zu gehen.
Der universale und inklusive Heilswille GOTTES, jeden Menschen zu retten und zur Erkenntnis der Wahrheit zu führen, steht also auch in einem Zusammenhang mit dem unabdingbaren Missionsauftrag der Kirche. Die Kirche muss bei anderen Religionen nicht in die Schule gehen, sondern das lehren, was sie von CHRISTUS empfangen hat. Mit anderen Worten: Sie muss nach dem Missionsbefehl des Auferstandenen hinausgehen und alle Völker zu Seinen Jüngern machen und taufen. Das ist Wort GOTTES! Die Kirche ist «Mater et Magistra» /»Mutter und Lehrerin» der Völker. Sie bewahrt die von GOTT ergangene Offenbarung in der Zeit und trägt sie unverfälscht zu allen Menschen. Ihre Sakramente sind das übernatürliche Lebenselixier, an welchem jeder Mensch gesunden soll, denn CHRISTUS schenkt Sich in den Sakramenten. In der Hl. Eucharistie schlägt uns die Liebe CHRISTI direkt entgegen. Was gibt es Grösseres als die eucharistische Vereinigung mit IHM? «Oh erhabene Demut, oh demütige Erhabenheit, dass GOTT und GOTTES SOHN sich uns unter der unscheinbaren Gestalt der Hostie hingeben (vgl. Franz von Assisi)! Alternative Gottesdienstformen können die Hl. Eucharistie («Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens») nicht im Geringsten ersetzen. Wehe, wenn sie es versuchen, schon gar nicht, um die Bedeutung der Laien in der Kirche zu unterstreichen. In Wirklichkeit würde der Laie dadurch klerikalisiert und der Priester entsakralisiert. Dieser Verdrängungsprozess des Priesters durch Laien an seiner Stelle lässt sich überall beobachten bis hinauf in die Spitzen der Hierarchie. Derjenige, der ursprünglich dem Priester assistieren sollte (der Pastoralassistent war die nachkonziliare Errungenschaft schlechthin der 70er Jahre) assistiert nun nicht mehr dem Priester, sondern ersetzt ihn. Sogar Bischöfe werden ihm zur Seite gestellt statt umgekehrt. Das ist in der Tat eine Verkehrung der sakramentalen Realität der Kirche. Es bleibt trotzdem wahr: Ohne den Priester wird es keine Kirche geben. Wo er verschwindet oder marginalisiert wird, liegt die Kirche in den letzten Zügen. Das hängt mit der Zentralität der Hl. Eucharistie zusammen, die es ohne den Priester nicht gibt.
In ihrer Tradition hat die Kirche das Glaubensgut unverfälscht bewahrt und weitergegeben. Sie tut dies auch heute. Referenzpunkt bleibt der Katechismus der Katholischen Kirche, der von den Bischöfen der Universalkirche in einem erstaunlichen Prozess der Redaktion geschrieben und vom Papst autorisiert wurde. Die Kirche braucht keine Ausleger, die die Hl. Schrift mit Berufung auf «neue» Erkenntnisse der Humanwissenschaften umschreiben wollen, Erkenntnisse, die schon morgen wieder revidiert werden. Denn darin besteht die Wissenschaft, nicht aber die Offenbarung. Wenn selbst Ansichten und Verhaltensweisen Jesu für zeitbedingt und korrekturbedürftig erklärt werden, ist die Schmerzgrenze definitiv erreicht.
Die Taufe bzw. der Glaube der Kirche sind heilsnotwendig. Durch sie werden wir ermächtigt, Kinder GOTTES zu sein. Das bedeutet auch, dass wir es nicht ohne Weiteres und von Natur aus bereits sind, noch dazu egal, wie wir leben, oder was wir glauben. Wie können jene, welche die Mittlerschaft JESU ausdrücklich ablehnen und bekämpfen, den VATER haben? Wie können sie «Kinder GOTTES» sein im Vollsinn des Wortes? Nach den Worten JESU hat den VATER nur, wer den SOHN hat und umgekehrt. Es führt also kein Weg zu GOTT an JESUS vorbei. In IHM und mit IHM und durch IHN sind wir Kinder GOTTES und wenden wir uns an den VATER. Relativierungen sind hier nicht angebracht und lähmen den missionarischen Eifer der Kirche. Sie sind eine Irrlehre. Missionare wie der Hl. Franz Xaver nahmen unglaubliche persönliche Opfer auf sich, um Menschen für das ewige Leben zu retten durch den Glauben und die Taufe. Sie waren nicht auf dem Holzweg, sondern wir sind es, wenn wir meinen, wir könnten daran Abstriche machen und darauf verzichten, da angeblich jeder auch durch seine eigene Religion selig werde. Vielmehr wird er es trotz Irrtümer in seinem Glauben. Warum ist GOTT Mensch geworden? Warum hat ER Sich in Seinem SOHN offenbart und uns in IHM die volle Wahrheit über Sich offenbart? Warum hat ER eine Kirche gegründet? Damit die Nichtchristen bei ihrer herkömmlichen religiösen Sozialisation bleiben? Ist JESUS nicht eine absolute Singularität, nämlich der Mensch gewordene SOHN GOTTES, den es nur einmal gibt, und der alle Menschen angeht? Bringt ER etwa in Bezug auf GOTT keinen Erkenntnisgewinn gegenüber anderen, wie immer sie heissen? «Philippus, wer MICH sieht, sieht den VATER!
Ja, GOTT ist barmherzig. Aber Er verletzt in Seinem Werk, die Menschen zu retten, nie Wahrheit und Gerechtigkeit. Davon aber spricht JESUS in vielen Gerichtsgleichnissen. Es führt kein Weg an Wahrheit und Gerechtigkeit vorbei. Es gibt keinen Himmel, ohne durch diese Türen zu schreiten. Wer den Test nicht besteht wie am Flughafen bei den Metalldetektoren, wird zurückgewiesen. Er muss die Hindernisse, die ihn am Durchkommen hindern, ablegen bzw. loswerden. Ein Begriff für diese Realität ist in der kirchlichen Verkündigung das sog. «Fegfeuer», ein «Ort» der göttlichen Barmherzigkeit. Und dann gibt es nach dem Zeugnis der Hl. Schrift auch jene, die sich absolut weigern, durch die Tür zu gehen, die JESUS CHRISTUS selbst ist. Auf jeden Fall spricht der HERR von einer Zweiteilung im Ausgang des Gerichts und fordert seine Jünger auf: «Bemüht Euch mit aller Kraft, hineinzugelangen!» Zu dieser Anstrengung gehört die Anstrengung der Kirche, allen Menschen das Evangelium vom Heil zu verkünden und die Sakramente des Heils zu bringen! Nichts anderes ist ihr prioritärer Auftrag, nicht Soziales, so sehr sie auch letzteres immer getan hat. Die Sünde ist real, und ihre Folgen für unser Leben aus GOTT sind hinderlich und tödlich. Werden sie nicht bereut, führen sie zum Verlust der Gnade und des ewigen Heils. Wir sollten wieder lernen, die Sünde zu verabscheuen. Auf keinen Fall sollten wir sie auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn die Barmherzigkeit GOTTES in jedem Fall grösser ist als die Sünde. Der Sünder muss sie einsehen und bereuen, um die Barmherzigkeit GOTTES mit all ihren heilsamen Wirkungen aufnehmen zu können. Auch das meint Jesus mit der «Wiedergeburt» von oben aus GEIST und Wahrheit.
Es gibt eine Wahrheit. Sie wird manchmal die «harte Wahrheit» genannt, weil sie auf unsere Stimmung, Zustimmung und Gefühlslage keine Rücksicht nimmt. Sie gilt unabhängig davon. Auch bleibt sie als Wahrheit unveränderlich, unabhängig vom Kommen und Gehen der Generationen und ihrer falschen Ansichten über sie. Unsere Zeit hat den Sinn für Objektivität verloren. Jeder erschafft sich seine eigene Welt, seine «Wahrheit», die nur für ihn stimmt, aber von GOTT nicht anerkannt wird. Wenn etwas wahr ist, bleibt es per definitionem wahr für alle, sonst ist es keine Wahrheit. Zu dieser im Übrigen offenbarten Wahrheit gehört, dass GOTT den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat und der Leib uns als solche definiert.
Je mehr das Evangelium und der Glaube der Kirche uns herausfordern, unser eigenes Mindset zu übersteigen, umso besser. Mit dem Glauben der Kirche sind nicht persönliche Ansichten gemeint, die wir bei irgendwelchen Gelegenheiten äussern, sondern gemeint ist das, was die Kirche von Anfang an gelehrt hat und für alle Generationen bewahrt. Die Wahrheit bzw. die Worte JESU sind unumstösslich und bleiben nach seinem eigenen Zeugnis in Ewigkeit. Die Härte der Wahrheit kommt nicht von jenen, die die Wahrheit des Glaubens hochhalten und lehren. Die Härte kommt von der Verschlossenheit des Herzens, auf welches die Wahrheit trifft. Dasselbe gilt für die Scheidung der Geister um der Wahrheit willen. Jesus sprach in diesem Zusammenhang von einem Schwert, das um Seinetwillen auch Familien in ihren Ansichten über IHN spalten wird. Dieser Aspekt darf in der Verkündigung nicht fehlen. Der HERR ist kein «Softie». Er ist gütig und demütig von Herzen. Aber ER bleibt die anspruchsvolle und situativ unbequeme Wahrheit ohne Abstrich.
JESUS CHRISTUS ist der WEG, die WAHRHEIT und das LEBEN. ER ist der Derselbe, gestern, heute und morgen. In diesem Sinn kann es in der Kirche, die den Bräutigam kennt, keinen Paradigmen-Shift geben, keine neue Lehre, keine Erleuchtung, die alle bisherige Erkenntnis übersteigt oder in den Schatten stellt. Es gibt diesbezüglich keine revolutionären Erkenntnisse, die noch ausstehen oder jüngsten Datums sind. Es gibt auch keine neue, andere Kirche im Sinne von: «Das Frühere ist vergangen; Neues ist geworden.» Wir kennen heute JESUS nicht besser als die Gläubigen vor uns. Wir haben heute nicht tiefere Einsichten in die übernatürliche Wahrheit als die Heiligen in früheren Zeiten bzw. als die Kirche der Apostel. Wer die Apostelbriefe liest, kann sich schnell davon überzeugen. Technologischer Fortschritt hat uns nicht moralisch auf einen höheren Level gehievt. Philosophisch und moralisch gesehen sind wir vielleicht früheren Generationen gegenüber sogar Tiefflieger und Ignoranten eigenen Zuschnitts. Der Glaube der Kirche, den sie uns weitergegeben haben, ist jedenfalls nicht revisionsbedürftig. Wir sind es.
*Msgr. Marian Eleganti OSB, promovierter Theologe, war von 1999 bis 2009 Abt der Benediktinerabtei St. Otmarsberg im Kanton Sankt Gallen, dann von 2009 bis 2021 Weihbischof der Diözese Chur. Bischof Eleganti betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Wikicommons
Die bisherigen Klarstellungen von Bischof Eleganti:
- Klarstellungen 13: Die nicht mehr verliebte Braut. Gedenken zum Heiligen Jahr 2025
- Klarstellungen 12: Die Dekonstruktion des Priesters und der Frau
- Klarstellungen 11: Synodalität ist keine neue Offenbarung
- Klarstellungen 10: Wäre ein Ehrenprimat des römischen Pontifex ein echter ökumenischer Fortschritt?
- Klarstellungen 9: Kein Zugang zum VATER ohne JESUS CHRISTUS. Mission ist ein Auftrag Jesu
- Klarstellungen 8: Ihr könnt uns kein Schlangenöl verkaufen!
- Klarstellungen 7: Überlegungen zur Ökumene seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil
- Klarstellungen 6: Patriarch des Westens?
- Klarstellungen 5: Eine erste Reaktion zum Neuen Dokument über die Ausübung des Petrusamtes
- Klarstellungen 4: Anmerkungen zu den neuen Normen für den Umgang mit Privatoffenbarungen
- Klarstellungen 3: Unendliche oder unantastbare Würde?
- Klarstellungen 2: Der sakramentale Lockdown der Kirche war ein Kniefall vor der Politik
- Klarstellungen 1: Synodalismus und Gremienkatholizismus
Was ich hier schreibe, werden Sie wohl nicht als Kommentar veröffentlichen. Dann sehen Sie es als Info. Von einer Konzilskatholikin, die jedoch keine Anhängerin des Synodalen Weges ist (Homosex., Abtreibung). Bischof Eleganti, der ja, wie ich sehe, zu den traditionsverbundenen, sehr konservativen Bischöfen zählt, wurde gerade in den vergangenen 3–4 Monaten instrumentalisiert. Per Fotos u. per Berichte. Und zwar von einem – deutschlandweit bekannten – katholischen, homosexuellen Theologen, der ihn hochjubelte u. sich quasi als sein Freund bzw. Anhänger, auch auf gemeinsamen Fotos, präsentierte.
Der jedoch, entgegen seiner permanenten Beteuerung ein treuer Katholik zu sein u. sich „dem Erlöser u. seiner Mutter nahe“ zu fühlen, in gleicher Weise permanent sein Schwul-Sein auf dem Silbertablett vor sich herträgt u. seinen Lesern auf PP immer wieder Artikel aufoktroyiert wie „AfD bei schwulen Männern beliebteste Partei“ usw. (inzwischen offenbar herausgenommen). Eine unglaublich „wichtige“ Erkenntnis für einen kath. Theologen! Der als Theologe nicht einmal darüber nachdenkt, ob sein Lebenswandel mit einem Mann/einer Männin den biblischen Geboten entspricht. Diese Heuchelei ist unerträglich.
Der auch aus seiner Zeit im Vatikan nichts Besseres zu berichten wusste, als dass „wir schwul…waren…, was das Zeug hielt“ (Interview Dez. 2024 auf PP, das Video war nach 2–3 Tagen bereits gelöscht. Den zitierten Satz aber merkte ich mir wörtlich u. notierte ihn damals auch umgehend, so widerlich wie ich ihn fand).
Ich bin weit davon entfernt, homosexuell Veranlagte zu verurteilen. Ich hatte in München sehr nette homosex. Kollegen (ich bin Kunsthistorikerin). Das waren feine, zurückhaltende Männer. Sie stellten auch keine Ansprüche an die Kirche. Und predigten nicht von Gott u. Christus. Hier liegt der Unterschied.
Was den Vatikan betrifft, kannte ich einige dort arbeitende Leute (ich lebte eine Weile in Rom, kannte auch zahlreiche Kleriker). Es sind nicht wenige Heuchler u. auch Homosexuelle unter ihnen. Christus hatte die Theologen seiner Zeit ja auch am Wickel u. titulierte sie häufig als Heuchler.
Nichts für ungut… Wie man sagt. Aber zu diesem „Spezialfreund“ von Bischof Eleganti, der mit ihm nicht selten schon hausieren ging, musste ich mich nun einfach mal äußern.