„Liebet die Sünde“ – Die neue Lehre der Bischöfe von Flandern

Im Namen von Franziskus: Die Saat geht auf


Flanderns Bischöfe haben am 20. September eine Homo-Liturgie eingeführt und berufen sich dabei auf Papst Franziskus. Rechts eine Gotteslästerung im Rahmen einer Gay Pride in Brüssel.
Flanderns Bischöfe haben am 20. September eine Homo-Liturgie eingeführt und berufen sich dabei auf Papst Franziskus. Rechts eine Gotteslästerung im Rahmen einer Gay Pride.

(Brüs­sel) Flan­derns Bischö­fe, bekannt für eine noto­risch homo- und pädo­se­xu­el­le Ver­gan­gen­heit, ver­öf­fent­lich­ten gestern eine Lit­ur­gie zur Seg­nung von Homo-Paa­ren. Sie wol­len in der Kir­che eta­blie­ren, was ein Mit­bru­der, Bischof Atha­na­si­us Schnei­der, als eine Art „Wie­der­ein­füh­rung der Tem­pel­pro­sti­tu­ti­on“ bezeich­ne­te.

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„Skan­da­lös“ scheint eine Unter­trei­bung, um zu beschrei­ben, was Flan­derns Bischö­fe ein­füh­ren wol­len. Bereits 2018 dach­te Kar­di­nal Jozef De Kesel, der Erz­bi­schof von Mecheln-Brüs­sel und Pri­mas von Bel­gi­en, laut über eine „Gebets­fei­er“ zur Besie­ge­lung einer Homo-Bezie­hung nach. Nun ist die­se Abir­rung beschlos­se­ne Sache und De Kesel ist ihr ober­ster Verfechter.

Der Vor­stoß der flä­mi­schen Bischö­fe erfolgt nicht als ein Akt offe­ner Rebel­li­on, schon gar nicht gegen Papst Fran­zis­kus. Die­ser führt die Kir­che seit sei­ner Wahl ziel­stre­big auf den Weg einer Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät. Die­ses Vor­ha­ben zieht sich wie ein roter Faden durch das der­zei­ti­ge Pon­ti­fi­kat und gilt als ein Haupt­an­lie­gen desselben.

Fran­zis­kus war es, der De Kesel, damals Bischof von Brüg­ge, 2015 zum Erz­bi­schof von Mecheln-Brüs­sel ernann­te; eine Ernen­nung, die einer ideo­lo­gi­schen Abrech­nung mit Papst Bene­dikt XVI. und dem von die­sem ein­ge­setz­ten Erz­bi­schof André-Joseph Léo­nard dar­stell­te. Kar­di­nal God­fried Dan­neels, der bis 2010 Erz­bi­schof von Mecheln-Brüs­sel war und dem Geheim­zir­kel von Sankt Gal­len und dem Team Berg­o­glio ange­hör­te, die die Wahl von Papst Fran­zis­kus maß­geb­lich geför­dert hat­ten, und selbst im Ver­dacht der Homo­se­xua­li­tät stand, hat­te bereits De Kesel als sei­nen Nach­fol­ger vor­ge­schla­gen. Bene­dikt XVI. war die­sem Vor­schlag aber nicht gefolgt. Das ver­lang­te nach Rache, die dann auch genom­men wurde.

Und auch Fran­zis­kus war es, der Dan­neels, und damit die homo­phi­le bel­gi­sche Rie­ge, reha­bi­li­tier­te und mit der Ernen­nung De Kesels belohn­te. 2016 kre­ierte er De Kesel zum Kar­di­nal, eine Wür­de, die er dem von Bene­dikt XVI. ernann­ten Léo­nard ver­wei­gert hatte.

Am 15. März 2021 ant­wor­te­te die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on in ihrer Ant­wort (Respon­sum) auf ent­spre­chen­de Zwei­fel (Dubia) bezüg­lich einer Seg­nung von Homo-Paa­ren mit einem kla­ren Nein und erklär­te, daß sol­che Seg­nun­gen von Homo-Paa­ren laut kirch­li­cher Leh­re „nicht mög­lich“ sind. Papst Fran­zis­kus „repa­rier­te“ den Vor­stoß der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, indem er sei­ne Ver­wun­de­rung über den Text zum Aus­druck brach­te, und räch­te sich für die von ihm nicht gewünsch­te Ver­tei­di­gung der Glau­bens­leh­re, indem er die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on von den Ver­ant­wort­li­chen für das Doku­ment säu­ber­te. Zudem hat­te er laut I.MEDIA bereits weni­ge Tage nach der Ver­öf­fent­li­chung des Respon­sum einem Besu­cher, den er in Audi­enz emp­fing, mit­ge­teilt, daß er sich nicht dar­an hal­ten würde.

Keine Rebellion, sondern „Antwort“ auf eine Aufforderung von Franziskus

Die Bischö­fe von Flan­dern han­deln nicht eigen­mäch­tig oder rebel­lisch, son­dern nut­zen die Türen, die ihnen Fran­zis­kus seit 2013 auf­ge­sto­ßen hat. Dazu gehört auch und nicht zuletzt die groß­an­ge­leg­te Ver­tu­schung der Homo­se­xua­li­tät als Haupt­ur­sa­che des sexu­el­len Miß­brauchs­skan­dals durch Kle­ri­ker. Die­se Ver­tu­schung wird von Papst Fran­zis­kus unter­stützt und maß­geb­lich betrie­ben. Nach­dem er, getrie­ben von der New York Times, sei­nen Freund und Bera­ter, den päd­era­stisch-homo­se­xu­el­len Kar­di­nal Theo­do­re McCar­ri­ck, ent­las­sen hat­te müs­sen, berief Fran­zis­kus einen Miß­brauchs­gip­fel in den Vati­kan ein, bei dem es zustan­de­ge­bracht wur­de, das The­ma Homo­se­xua­li­tät – ver­ant­wort­lich für min­de­stens 80 Pro­zent der sexu­el­len Miß­brauchs­fäl­le in der Kir­che – nicht ein­mal anzusprechen.

Die Rie­ge homo­se­xu­el­ler und homo­phi­ler Amts­trä­ger der Kir­che sieht daher mehr denn je die Chan­ce, ihr Laster „rein­zu­wa­schen“ und offi­zi­ell zu eta­blie­ren. Dem­entspre­chend stark drängt es sie danach. Und eben­so wenig ver­wun­dert es, daß sie ihr Vor­ge­hen mit dem umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia von Papst Fran­zis­kus begrün­den. In die­sem Text aus dem Jahr 2015 erklärt der Papst, daß alle Men­schen, unab­hän­gig von ihrer sexu­el­len Ori­en­tie­rung, „in ihrer Wür­de geach­tet und mit Respekt auf­ge­nom­men wer­den müs­sen“ (AL, 250). Amo­ris lae­ti­tia ent­hält noch weit mehr an „Öff­nung“ gegen­über der Homo­se­xua­li­tät, was all­ge­mein kaum the­ma­ti­siert, von inter­es­sier­ten homo­phi­len Kir­chen­krei­sen aber auf­merk­sam regi­striert wurde.

Das Respon­sum der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on wird von ihnen hin­ge­gen, dank päpst­li­cher Rücken­deckung, ignoriert.

Homo-Verbindungen können „Quelle des Friedens sein“

Der Vor­schlag der flä­mi­schen Bischö­fe im Umfang von drei Sei­ten ent­hält eine struk­tu­rier­te Lit­ur­gie und zwei Gebe­te für „ver­hei­ra­te­te“ Homo-Paa­re und die Gemein­schaft. In der Erklä­rung der Bischö­fe wird ein Moment des Gebets vor­ge­schla­gen, des­sen „Inhalt und Form“ in Abspra­che mit einem Seel­sor­ger, der das Homo-Paar beglei­tet, geän­dert wer­den können.

Die­se Lit­ur­gie beginnt mit einem Ein­gangs­wort, gefolgt von einem ein­lei­ten­den Gebet, einer Schrift­le­sung und zwei wei­te­ren Gebe­ten. Das erste ist für Homo­se­xu­el­le, die „ihr Enga­ge­ment für­ein­an­der“ zum Aus­druck brin­gen wol­len. Die zwei­te ist für die Gemein­schaft, die die bei­den Paa­re umgibt, die „dafür beten, daß Got­tes Gna­de in ihnen wirkt und sie für­ein­an­der sorgen“.

Die vor­ge­schla­ge­ne lit­ur­gi­sche Abfol­ge setzt sich fort mit einem Für­bitt­ge­bet, einem Vater­un­ser, einem Schluß­ge­bet und einem „Segen“ zum Abschluß. Die­se Fei­er, so Wil­ly Bom­beek, lang­jäh­ri­ger Pres­se­spre­cher des katho­li­schen Schul­we­sens, Laie und selbst homo­se­xu­ell, dem die flä­mi­schen Bischö­fe die Auf­ga­be der Homo-Pasto­ral anver­traut haben, soll „ihre Ver­ei­ni­gung, die­se Lie­be, die­se Treue segnen“.

Die neue Lit­ur­gie wur­de, so ein Spre­cher der Bel­gi­schen Bischofs­kon­fe­renz, von Wil­ly Bom­beek „und einem Team des inter­diö­ze­sa­nen Fami­li­en­pa­sto­ral­dien­stes“ ausgearbeitet.

Liebet die Sünde

Ein eher­nes Gesetz der Kir­che lau­tet: Ver­ab­scheue die Sün­de, aber lie­be den Sün­der. In der neu­en Ver­zer­rung wird unter Ver­weis auf die Lie­be zum Sün­der das Ver­ab­scheu­en der Sün­de aus­ge­löscht. Ent­spre­chend erklär­ten die flä­mi­schen Bischö­fe, der Seel­sor­ge an Homo­se­xu­el­len mit dem Ziel, „ihre Ori­en­tie­rung anzu­er­ken­nen, zu akzep­tie­ren und posi­tiv zu leben“, einen „struk­tu­rier­te­ren Cha­rak­ter“ ver­lei­hen zu wollen.

Die Beto­nung, daß eine lang­fri­sti­ge Homo-Bezie­hung „kei­ne reli­giö­se Ehe“ sei, erweckt nur den Ein­druck des­sen, was es ist: eine lee­re tak­ti­sche Flos­kel. Ihr Begehr ver­deut­li­chen die Bischö­fe mit der Aus­sa­ge, daß Homo-Bezie­hun­gen „eine Quel­le des Frie­dens und des gemein­sa­men Glücks“ sein können.

Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on hat­te in ihrem Respon­sum hin­ge­gen klar­ge­stellt, daß es für die Kir­che unmög­lich ist, die Sün­de zu segnen.

Die neue Lit­ur­gie sei „kei­ne Aus­sa­ge gegen den Vati­kan“, wie ein Ver­tre­ter der Bischofs­kon­fe­renz beton­te. „Es ist eine Ant­wort auf die Auf­for­de­rung von Papst Fran­zis­kus in Amo­ris lae­ti­tia“ und die­ses habe nach Mei­nung der flä­mi­schen Bischö­fe als Apo­sto­li­sches Schrei­ben, das „von einer Syn­ode aus­geht“, mehr Gewicht „als eine Erklä­rung eines Dikasteriums“.

Abge­se­hen davon, so die Bischofs­kon­fe­renz, sei die neue Lit­ur­gie eigent­lich nichts Neu­es, denn vor kur­zem hat­te die Diö­ze­se Lüt­tich in Wal­lo­ni­en (fran­zö­sisch­spra­chi­ger Teil Bel­gi­ens) For­meln für Homo-Paa­re ver­öf­fent­licht, „die ihren Weg Gott anver­trau­en wollen“.

Wei­ters recht­fer­tig­ten Flan­derns Bischö­fe ihren Vor­stoß in einer Pres­se­mit­tei­lung, weil es zwar eine „wach­sen­de sozia­le Aner­ken­nung von Homo­se­xu­el­len“ in der Gesell­schaft und in der Kir­che gebe, aber immer noch „homo­pho­be Gewalt“ fort­be­stehe. Die Lit­ur­gie die­ne der „Inte­gra­ti­on homo­se­xu­el­ler Men­schen in die Glaubensgemeinschaft“.

Indem die Bischö­fe die Homo-Pasto­ral einem Lai­en und Homo­se­xu­el­len anver­trau­ten, lie­ßen sie alle Hül­len fal­len. Sie bestä­ti­gen, was Kri­ti­ker schon lan­ge bearg­wöhn­ten: Die Homo-Seel­sor­ge dient in den mei­sten Fäl­len nicht der Abkehr von der Sün­de, son­dern der Aner­ken­nung der­sel­ben in der Kirche.

Wel­cher Segen aber soll auf dem Leib der Kir­che lie­gen, wenn die­ser selbst eine him­mel­schrei­en­de Sün­de (Gen 4,10 und 18,20; Ex 3,7 und 22,23), eine Tod­sün­de, aner­kennt und fördert?

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL/​Twitter (Screen­shot)

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