(Rom) Der Untersekretär der Glaubenskongregation wird Pfarrer in den Bergen der Diözese Parma. Ein ernannter Amtsleiter muß nach einem Wink der Apostolischen Nuntiatur in den USA sein Amt sofort niederlegen. An der Glaubenskongregation in Rom finden wieder Säuberungen statt.
In der Lokalausgabe Parma der Tageszeitung La Repubblica, die bekanntlich Papst Franziskus gerne liest, wurden am 16. August die Ernennungen und bevorstehenden Versetzungen im Diözesanklerus berichtet. Bischof Enrico Solmi von Parma gibt diese traditionell am 15. August bekannt. Die jüngsten Veränderungen wurden inzwischen auf der Internetseite des Bistums veröffentlicht. Sie betreffen auch Msgr. Matteo Visioli.
Visioli erwarb nach seinem Studium der Fundamentaltheologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana ein Doktorat in Kirchenrecht. Anschließend wurde er Bischofsvikar in seiner Heimatdiözese, übernahm Aufgaben für die Italienische Bischofskonferenz, war Direktor der interdiözesanen Hochschule für Religionswissenschaften und lehrte Kirchenrecht am Marcianum in Venedig. 2017 berief ihn Papst Franziskus nach Rom und ernannte ihn zum Untersekretär der Glaubenskongregation.
Nun wurde er vom Bischof von Parma zum Pfarrer von drei Pfarreien und Moderator einer vierten in den Bergen des Apennins ernannt. Was ist geschehen?
Sippenhaft
„Unsere Quellen an höchster Stelle bestätigen“, so die traditionsverbundene Seite Messa in Latino, daß die Entlassung von Msgr. Visioli deshalb erfolgte, weil er dem ebenfalls aus Rom wegbeförderten Msgr. Giacomo Morandi zugerechnet wurde.
Msgr. Morandi war 2017, zeitgleich mit Visioli, zum Sekretär der Glaubenskongregation ernannt worden. Im vergangenen Januar erfolgte seine abrupte Wegbeförderung aus Rom, indem ihn Papst Franziskus zum neuen Erzbischof von Reggio Emilia und Guastalla ernannte.
Seine Stelle wurde nicht mehr nachbesetzt, da Franziskus im Februar die Glaubenskongregation reformierte, indem er sie in zwei Sektionen zusammenfaßte und für jede einen eigenen Sekretär ernannte.
Erzbischof Morandi war wegen des Vorwurfs entlassen worden, das berühmte Responsum gegen die Segnung von Homo-Paaren vom 15. März 2021 verfaßt zu haben. Darin stellte die Glaubenskongregation die Unmöglichkeit fest, eine Form der Sünde zu segnen. Mit dieser abschlägigen Antwort stellte sich die Glaubenskongregation der Homo-Häresie (Dariusz Oko) entgegen, die vor allem von homophilen Priestern des deutschen Sprachraums, unterstützt von einigen Bischöfen, betrieben wird. Papst Franziskus ließ die eigene Glaubenskongregation dann aber im Regen stehen, um sich nicht mit der Deutschen Bischofskonferenz und der Homo-Lobby anzulegen. Santa Marta ging sofort nach seiner Veröffentlichung auf Distanz zum Responsum und Msgr. Morandi wurde ebenso schnell als möglicher Kandidat für den Bischofsstuhl von Turin genannt. Seine Tage in Rom waren gezählt.
Weil Msgr. Morandi es gewagt hatte, die päpstlichen Pläne zu durchkreuzen – sprich, nicht intuitiv erfaßt hatte, was Papst Franziskus nicht sagt, aber will –, wurde er wenige Monate später aus Rom wegbefördert – und mit ihm nun zeitverzögert auch Msgr. Visioli. Messa in Latino schreibt dazu:
„Das Klima der südamerikanischen Diktatur, das an der Römischen Kurie vorherrscht, wird immer deutlicher: Ein Verdacht oder die Nähe zu jemandem, der in Ungnade gefallen ist, reicht aus, um ohne Erklärung entlassen zu werden.“
Der überlieferte Ritus als Karriereende
Messa in Latino erwähnt in diesem Zusammenhang noch eine weitere Personalie der Glaubenskongregation, die seit der Kurienreform offiziell Dikasterium für die Glaubenslehre heißt. Der US-amerikanische Priester Tait Cameron Schroeder, der seit 2018 an der Glaubenskongregation tätig ist, war am vergangenen 7. Mai zum Amtsleiter der zweiten Sektion der Glaubenskongregation, der Disziplinarabteilung, ernannt worden.
Tait C. Schroeder ist Priester der Diözese Madison. Er studierte zunächst in Rom Sakramententheologie am Päpstlichen Athenaeum Sant’Anselmo und promovierte anschließend in Kirchenrecht an der Päpstlichen Universität Santa Croce. Seither erwarb er sich den Ruf eines fundierten Juristen. Anfang August war Schroeder noch zusammen mit Kardinal Raymond Burke Referent einer Juristentagung in Wisconsin in den USA – eine Nähe, die in Santa Marta wahrscheinlich auch nicht gerne gesehen wurde.
Die Apostolische Nuntiatur in den USA, wo nicht mehr Erzbischof Carlo Maria Viganò Nuntius ist, sondern dessen Nachfolger Erzbischof Christophe Pierre, beeilte sich daraufhin, Rom mitzuteilen, daß Schroeder sich, so Messa in Latino, „des schrecklichen Verbrechens schuldig gemacht hat, die tridentinische Heilige Messe zu zelebrieren“. Tatsächlich hatte der Priester aus den USA für Pilgergruppen, die Rom besuchten, im überlieferten Ritus zelebriert.
„Dieser Wink zwang Don Schroeder, sein soeben erhaltenes Amt niederzulegen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL